Presse - Infomationen:

Presseinformation 72-24
 
Bayerns Vögel brüten noch: Hecken erst im Oktober schneiden
Wachstumsphase bei Pflanzen und Vögeln noch in vollem Gang – Hecken bieten Lebensraum und sorgen für gutes Stadtklima
 

 

Hilpoltstein, 18.07.2024 – Vor dem nächsten Grillabend oder dem Sommerfest möchten so manche bayerische Gartenbesitzende ihre Hecken noch in Form bringen. Doch wer zu schnell und unbedacht schneidet, erlebt mitunter eine traurige Überraschung: Amselküken, die im Dickicht der Hecke auf ihre Vogeleltern warten, sind nach dem Schnitt ungeschützt der Witterung ausgesetzt oder werden in kürzester Zeit von einem Nesträuber gefressen. Damit das nicht passiert, bittet der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) alle Gärtnerinnen und Gärtner um Geduld. „Noch bis Ende Juli brüten viele Singvögel wie Amsel, Rotkehlchen und Zaunkönig im Schutz des dichten Laubes in Gärten, Friedhöfen und Parks. Heckenschnitte können die Vögel jetzt so stark stören, dass sie ihre Brut aufgeben“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Erst ab dem 1. Oktober, wenn die Brutzeit vorbei ist und die Vögel ihre Reviere im Garten aufgeben, dürfen laut Bundesnaturschutzgesetz Hecken und Bäume wieder geschnitten werden.
Der LBV erhält aktuell wieder Anrufe von Bürgerinnen und Bürger, die zum Teil radikale Heckenschnitte während der Brutzeit der bayerischen Gartenvögel melden. Die Besorgten berichten immer wieder von tot aufgefundenen Jungvögeln unter frisch gestutzten Hecken. „Schonende Form- oder Zuwachsschnitte an Hecken sind zurzeit erlaubt. Aber auch dabei sollte man vorher genau prüfen, ob fütternde Vogeleltern im Gebüsch ein und aus fliegen oder laut rufen, wenn man sich der Hecke nähert. Das deutet darauf hin, dass Jungvögel im Dickicht sitzen“, so die LBV-Biologin.

Jede und jeder ist gesetzlich verpflichtet, beim Heckenschnitt darauf zu achten, dass Vögel und andere Wildtiere nicht mutwillig gestört und ihre Lebensstätten nicht zerstört werden. „Oft genügt es, einzelne Äste, die weit in den Weg ragen, abzuschneiden. Einen radikalen Schnitt, wie das auf den Stock setzen, sollte man erst am Ende der Wachstumsperiode im Oktober vornehmen“, empfiehlt Nelson.

Später Heckenschnitt spart Arbeit
Hecken sind wertvolle Lebensräume und bieten vielen Vögeln und Säugetieren optimale Rückzugsmöglichkeiten. Die Tiere ziehen hier ihren Nachwuchs auf und finden gute Versteckmöglichkeiten und sichere Schlafplätze. Manche Singvögel brüten im Sommer ein zweites Mal und werden durch einen zu frühen Heckenschnitt erheblich gestört. Auch aus botanischer Sicht ist Geduld gefragt. Oft erleben die Pflanzen einen zweiten Wachstumsschub. „Wer zu früh zur Heckenschere greift, muss meist ein zweites Mal schneiden und hat dabei mehr Arbeit. Am besten schneidet man Hecken in der laubfreien Zeit im Herbst“, so Angelika Nelson.

„Private Gärten und öffentliche Grünflächen sind enorm wichtige Lebensräume im urbanen Raum, besonders wenn sie naturnah mit heimischen Hecken und Sträuchern gestaltet sind. Diese Flächen tragen sowohl zur Artenvielfalt als auch zu einem angenehmen Stadtklima bei“, ergänzt die Biologin. Im Sinne des Klimaschutzes sollten kleinräumige Grünflächen in ihrer Strukturvielfalt in Bayerns Städten entsprechend geschützt werden.

Hintergrund
Nach § 39 Abs. 5 Bundesnaturschutzgesetz dürfen Bäume außerhalb des Waldes, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September nicht geschnitten, auf den Stock gesetzt oder beseitigt werden; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Entfernung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung der Bäume.
Presseeinladung: Volksbegehren Artenvielfalt
 
Schon Bienen gerettet?
Wissenschaftliche Bilanz nach fünf Jahren Volksbegehren Artenvielfalt
 

 

Datum: Montag, 15. Juli 2024
Zeit: 10:30 Uhr
Ort
: München, Bayerischer Landtag, Raum S501 oder online unter
https://us06web.zoom.us/j/83643736411?pwd=KWEdtraaZ7KcDE6Hd7q2agI8uaq7mX.1

Anwesend: Ludwig Hartmann, Vizepräsident des Bayerischen Landtags (Bündnis 90/Die Grünen)
                      Agnes Becker, ÖDP-Landesvorsitzende
                      Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV
                      Claus Obermeier, Vorstand Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS)
                      Prof. Roman Lenz, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen

 

 

Erstmalig seit der Annahme des Volksbegehrens Artenvielfalt – "Rettet die Bienen!" am 17. Juli 2019 durch den Bayerischen Landtag zieht der Trägerkreis des Volksbegehrens nun nach fünf Jahren eine umfassende wissenschaftliche Bilanz. Zum ersten Mal hat dafür das Team von unabhängigen Wissenschaftler*innen der Hochschule Nürtingen-Geislingen alle Indikatoren des entwickelten Monitorings überprüft. Mindestens genauso viel Bedeutung wie die Ergebnisse haben in diesem Zusammenhang eine Analyse der Qualität und eine Betrachtung der Wirkungskraft des Erreichten für den Erhalt der Artenvielfalt durch den Trägerkreis aus ÖDP, LBV, Bündnis 90/Die Grünen und GLUS. Zudem werden die Ziele und deren Umsetzung in den Kontext internationaler Entwicklungen eingeordnet.
Im Rahmen einer Präsenz- und Online-Pressekonferenz werden die wissenschaftlich Auswertung des Monitorings zur Umsetzung der Volksbegehrensziele von Prof. Roman Lenz vorgestellt. Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums ziehen die Sprecher des Trägerkreises Agnes Becker (ÖDP), Dr. Norbert Schäffer (LBV), Ludwig Hartmann (Grüne) und Claus Obermeier (Gregor Louisoder Umweltstiftung) erstmalig eine Gesamtbilanz, interpretieren die Ergebnisse und zeigen Erfolge wie Misserfolge bei der Umsetzung der Maßnahmen auf.
An der Pressekonferenz können Sie sowohl im Raum S501 des Bayerischen Landtags als auch wahlweise online teilnehmen: https://us06web.zoom.us/j/83643736411?pwd=KWEdtraaZ7KcDE6Hd7q2agI8uaq7mX.1
Wichtiger Hinweis:
Im Anschluss werden Agnes Becker und Prof. Roman Lenz nach einem kurzen Eingangsvortag von Dr. Norbert Schäffer um 11:30 Uhr die vorgestellten Ergebnisse im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit den zuständigen Minister*innen für Landwirtschaft, Michaela Kaniber, und Umwelt, Thorsten Glauber, im Senatssaal des Bayerischen Landtags diskutieren. Sie sind zur Podiumsdiskussion ebenfalls herzlich eingeladen.
Wir bitten um kurze Anmeldung zur Pressekonferenz unter presse@gruene-fraktion-bayern.de.
 
Presseinformation 69-24
 
Falter im Fokus: Wo flattert der Schwalbenschwanz?
Der Juli steht im Zeichen des auffälligen Ritterfalters – LBV ruft Bürgerinnen und Bürger zum Melden auf
 

 

Hilpoltstein, 27.06.2024 – Das neue Mitmachprojekt „Falter im Fokus“ geht in die zweite Runde. Den ganzen Juli über ruft der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) Bürgerinnen und Bürger dazu auf, nach dem Schwalbenschwanz Ausschau zu halten und jede Sichtung des auffälligen Schmetterlings zu melden. „Verschiedene Faktoren, wie beispielsweise die intensive Nutzung unserer Landschaft oder der Klimawandel, beeinflussen, wie es dem Tagfalter geht. Mit der Hilfe der Bevölkerung wollen wir die Art bayernweit im Blick behalten und mehr über ihn und seine Verbreitung erfahren“, erklärt die LBV-Schmetterlingsexpertin Elisa Treffehn. Wer einen Schwalbenschwanz beobachtet hat, kann die Sichtung hier melden: www.lbv.de/falter-im-fokus.
Der Schwalbenschwanz gehört zu den größten Schmetterlingen Deutschlands. Darüber hinaus ist er nicht nur auffällig schwarz-gelb gefärbt – auch seine namensgebenden Flügelfortsätze, die an den Schwanz einer Schwalbe erinnern, machen ihn zu einem echten Hingucker. Der Schwalbenschwanz kann schnell und weit fliegen und so leicht neue Lebensräume aller Art besiedeln. Trotzdem nehmen seine Bestandszahlen wie bei vielen heimischen Schmetterlingen ab. Das kann verschiedene Ursachen, wie beispielsweise die intensive Nutzung der Landschaft haben. „Werden Wiesen zu häufig gemäht und gemulcht oder kommen vermehrt Pestizide und Dünger zum Einsatz, kommen dabei oft die Raupen, Eier und Puppen des Schwalbenschwanzes zu Schaden, die sich häufig auf Pflanzen an Wegesrändern befinden“, erklärt Elisa Treffehn. „Aber auch der Klimawandel könnte Einfluss auf die Populationsentwicklung, insbesondere den Fortpflanzungserfolg der Art, nehmen.“

Jetzt im Juli, während seiner Hauptflugzeit, ist der Schwalbenschwanz besonders gut zu beobachten. Mitmachen und melden können alle, die im Laufe des Monats ein oder mehrere Exemplare entdecken – egal ob beim Trinken an einer Blüte im Garten oder im Vorbeiflug. Im Garten an Dill, Pastinake oder Möhrengrün lohnt es sich außerdem, nach den großen, grün-orangenen Raupen Ausschau zu halten. Auch diese dürfen gemeldet werden. „Wer den Schwalbenschwanz im eigenen Garten unterstützen will, sollte beispielsweise Wilde Möhre, Kleine Bibernelle, Berg-Haarstrang oder Diptam pflanzen. Diese Pflanzen nutzen die Raupen des Schwalbenschwanzes gerne als Nahrung“, so die Schmetterlingsexpertin. Außerdem sollten Gartenbesitzende auf Pestizide und Dünger verzichte.

Ergebnisse aus dem Fokusmonat März
Im März waren die Bürgerinnen und Bürger in Bayern dazu aufgerufen, dem LBV ihre Sichtungen des Admirals zu melden, um herauszufinden, ob dieser als Folge des Klimawandels vermehrt in Bayern überwintert. Insgesamt gingen dabei 120 Meldungen ein, Meldehöhepunkt war der 3. März mit 16 Meldungen an nur einem Tag. Dieser Tag war sehr sonnig, was die Aktivität der Falter beeinflusst haben könnte. „Unsere gesammelten Daten scheinen die Tendenz zu bestätigen, dass Admirale seit den 1990er Jahren die Winter vermehrt bei uns verbringen, anstatt in ihre Überwinterungsgebiete zu fliegen“, erklärt Elisa Treffehn. Wo und wann Schmetterlinge gesichtet wurden, kann auf einer Live-Karte nachgesehen werden.

 

Zum Projekt
Um herauszufinden, wie sich insbesondere der Klimawandel auf unsere heimischen Falter auswirkt, hat der LBV das neue Mitmach-Projekt „Falter im Fokus“ gestartet. In drei Monaten im Jahr blickt der Verband gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern in Bayern auf drei unterschiedliche Schmetterlings-Arten. Im März liegt der Fokus auf dem Admiral, im Juli auf dem Schwalbenschwanz und im September sollen Naturbegeisterte besonders auf das Taubenschwänzchen achten. Der LBV wertet die im Projekt gesammelten Daten aus und veröffentlicht sie zeitnah. Wer möchte kann seine Sichtungen aller heimischen Falter auch außerhalb der Zählzeiträume über das Online-Formular unter www.lbv.de/falter-im-fokus an den LBV übermitteln. Alle Schmetterlingsdaten werden anschließen an „Schmetterlinge in Bayern“ der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen e.V. (ABE) weitergeleitet, um sie bestehenden Daten zuzuführen und eine weitere Verwendung zu gewährleisten. Mehr Infos unter www.schmetterlingebayern.de.
Gemeinsame Presseinformation
 
Bartgeier Vinzenz hebt ab zum Jungfernflug
Weiterer Erfolg im Gemeinschaftsprojekt von LBV und Nationalpark Berchtesgaden – Offizielle Bartgeier-Führungen buchbar
 

 

Berchtesgaden/Hilpoltstein, 26.06.2024 – Aufbruchsstimmung in Bayerns Bartgeier-Nische: Geier Vinzenz ist gestern um 6.40 Uhr mit ein paar kräftigen Flügelschlägen in die Lüfte gestartet und elegant aus der eingezäunten Felsnische gesegelt. Damit ist bereits der siebte Vogel dieser bedrohten Art im Gemeinschaftsprojekt vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden ausgeflogen. Vor knapp vier Wochen am 29. Mai wurden die beiden Bartgeier-Burschen Wiggerl und Vinzenz vom Projektteam im Klausbachtal ausgewildert. Artgenosse Wiggerl wird voraussichtlich in den nächsten Tagen ebenfalls die Auswilderungsnische verlassen. Auch diesen Erstflug kann jede und jeder mit etwas Glück live per Webcam auf der Webseite des LBV oder des Nationalparks Berchtesgaden mitverfolgen.
Im Vergleich zum Alter der meisten anderen ausgewilderten jungen Bartgeier im europäischen Wiederansiedelungsprogramm war Vinzenz mit 115 Tagen beim ersten Flug relativ jung. Im Durchschnitt fliegen junge Bartgeier im Alter von 120 Tagen aus. „Dass dieses Jahr Vinzenz der erste unserer beiden Geier sein würde, der die Lüfte erobert, hatten wir bereits kurz nach der Auswilderung erwartet. Er war von Anfang an extrem engagiert beim Üben seiner Flügelschläge, führte täglich dreimal so viele Schläge wie Wiggerl aus und brachte es kurz vor seinem Ausflug auf über 400 Flügelschläge pro Tag“, sagt LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider.

Ihrem Instinkt folgend haben die beide Bartgeier in den vergangenen Wochen von Tag zu Tag mehr Übungsflügelschläge absolviert. Hunderte solcher Schläge und täglicher Flattersprünge wirken wie ein intensives Training der Flugmuskulatur als Vorbereitung für den Erstflug. „Beide Geier haben ähnlich viel geübt wie die sechs bereits ausgewilderten Vögel. Dabei legte Vinzenz von Anfang an gut vor: Mit 304 Schlägen an einem Tag innerhalb der ersten Woche überholte er sogar die bisherige Spitzenreiterin Recka, die damals nach 4 Tagen stolze 262 mit den Flügeln schlug“, sagt Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.

Die ersten Wochen in der Felsnische waren geprägt von teilweise sintflutartigem Dauerregen, sodass die Nische nicht immer trocken war. Auch wenn der Regen Einfluss auf die Aktivität der beiden Jungvögel hatte, macht er ihnen nicht übermäßig viel aus. „Bartgeier kommen problemlos mit Nässe und kälteren Temperaturen zurecht. Das Konturgefieder lässt einen Großteil des Wassers abperlen und die darunterliegenden, wollartigen Daunenfedern halten sie gut warm“, erklärt Toni Wegscheider.

In den vier Wochen lebten die beiden Bartgeier-Männchen weitgehend friedlich zusammen, sind dabei aber deutlich distanzierter als die Jungvögel aus den Vorjahren. So gab es immer mal wieder kleine Streitigkeiten um die schönsten Futterhappen. Auch der unfreiwillige Sturz von Wiggerl aus der Nische nach einer Auseinandersetzung mit Vinzenz vor zwei Wochen führte zu keinerlei Verletzungen. „Alles in allem handelt es sich um ein recht moderates Verhalten zweier Jungvögel untereinander, vor allem im Vergleich mit den ersten beiden Projektjahren. Die Größe der Nische und die ausreichende Nahrungsversorgung sind zwei Schlüsselgrößen, die sich ganz allgemein positiv auf die Beziehungen auswirken dürften“, so Ulrich Brendel.

Offizielle Bartgeier-Führungen
Am offiziellen Bartgeier-Infostand im Nationalpark an der Halsalm, der auf einer Wanderroute liegt, können sich in den kommenden Wochen alle Besuchenden täglich bei den Projektmitarbeitenden erkundigen, wo genau sich Wiggerl und Vinzenz gerade aufhalten und wo man sie beim Beobachten am wenigsten stört. Sowohl der LBV als auch der Nationalpark Berchtesgaden bieten jeden Dienstag und Donnerstag kostenlose Bartgeier-Führungen an, für die jedoch eine Anmeldung erforderlich ist. Informationen gibt es unter www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de im Bereich Veranstaltungen sowie unter bartgeier@lbv.de.

Futter in der Umgebung ist ausgelegt
In Vorbereitung auf den ersten Ausflug hat das Bartgeier-Team von Nationalpark und LBV einen Futterplatz unterhalb der Nische bereits vor einigen Tagen bestückt. Der Platz ist fußläufig für Vinzenz erreichbar, da seine die Flugfähigkeit in den ersten Tagen noch sehr eingeschränkt ist. Projektmitarbeitende werden auch in den kommenden Wochen immer vor Ort sein und das Verhalten der beiden jungen Bartgeier weiterhin genauso intensiv überwachen wie bisher.

Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.

 

 
Presseinformation 67-24
 
Auf der Mauer, auf der Lauer
Insektensommer-Entdeckungsfrage hilft beim Bestimmen von Feuerwanzen – LBV ruft im August erneut zum Zählen auf
 

 

Hilpoltstein, 20.06.2024 – Wanze oder keine Wanze? Manchmal ist genau das die Frage. Um das herauszufinden, nimmt der Insektensommer des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und seinem bundesweiten Partner NABU in diesem Jahr die Feuerwanze genauer unter die Lupe. Die wird nämlich gern auch mal Feuer- oder Schusterkäfer genannt, obwohl sie kein Käfer ist. „Die Entdeckungsfrage soll dabei helfen, den Unterschied zwischen Wanzen und Käfern zu erkennen – anhand markanter Merkmale wie dem großen dreieckigen Schildchen auf dem Rücken, dem Saugrüssel oder den zur Hälfte verhärteten Flügeln“, erklärt die LBV-Insektenexpertin Tarja Richter. Als kleine Gartenhelfer sind Feuerwanzen nützlich: So stehen neben Pflanzensamen auch Insekten- und Schneckeneier auf ihrem Speiseplan, damit helfen sie dabei, die Anzahl gefräßiger Gartenbewohner in Schach zu halten. Mehr Infos zum Insektensommer und zur Entdeckungsfrage unter www.lbv.de/insektensommer.
„Uns ist es wichtig, mit der Aktion auch die Artenkenntnis zu Insekten zu fördern. Mit der Entdeckungsrage wollen wir es Neueinsteigern leichter machen, bei der Aktion mitzumachen. Denn für den Anfang kann es hilfreich sein, sich zunächst auf eine Art zu konzentrieren”, so Tarja Richter. Die Welt der Insekten ist überwältigend in ihrer Vielfalt: Rund 34.000 Arten gibt es in Deutschland. „Die auffällig gezeichnete Feuerwanze haben vermutlich schon viele irgendwo einmal gesehen oder erinnern sich aus ihren Kindertagen an sie. Wenn man sie jetzt gezielt erkennen kann, wagt man sich vielleicht auch an andere Insektengruppen“, erläutert die Insektenexpertin weiter.

In Bayern wurde die Feuerwanze im ersten Zählzeitraum (31. Mai bis 9. Juni) auch am häufigsten gemeldet, gefolgt von der Steinhummel und der Hainschwebfliege auf Platz drei. Aufgrund des Hochwassers in weiten Teilen des Freistaats wurden insgesamt weniger Insekten gemeldet als in den Vorjahren. „Für den zweiten Zählzeitraum im August hoffen wir auf besseres Wetter. Bei Dauerregen und kühlen Temperaturen, wie in weiten Teilen Deutschlands fliegen auch Insekten nicht gern, sondern sitzen still oder verstecken sich. Bei windstillem und sonnigem Wetter hingegen tummeln sie sich gern und lassen sich auch an ungewöhnlichen Orten beobachten und zählen wie am Badesee oder beim Warten auf den Bus“, weiß Tarja Richter.

Zweiter Zählzeitraum im August

Vom 2. bis 11. August sind alle großen und kleinen Insektenfans erneut aufgerufen, bis zu einer Stunde draußen in der Natur zu verbringen und sich zu notieren, wie viele Feuerwanzen und andere Sechsbeiner krabbeln, summen und brummen – und das fast überall: Garten, Balkon, Park, Wiese, Wald, Feld, Teich oder Bach. Das Beobachtungsgebiet sollte nicht größer als etwa zehn Meter in jede Richtung vom eigenen Standpunkt aus sein. Gemeldet werden die Beobachtungen per Online-Formular unter www.lbv.de/insektensommer.

Zur Aktion Insektensommer

Die gemeinsame Aktion von LBV und seinem bundesweiten Partner NABU ist die größte Insektenzählaktion in Deutschland. Bereits seit sieben Jahren werden im Juni und August tausende Menschen zu Hobbyforschenden. Die Daten zur Zählaktion werden in Zusammenarbeit mit der Plattform www.naturgucker.de erfasst, von LBV und NABU ausgewertet und zeitnah veröffentlicht.


Weitere Informationen:

Pressebilder und weitere Informationen: www.lbv.de/insektensommer-presse

Mitmachen und Zählung melden unter www.lbv.de/insektensommer

Mithilfe des Insektentrainers lassen sich die Krabbeltiere ganz einfach erkennen und unterscheiden: www.insektentrainer.de
Gemeinsame Presseinformation
 
Letzte Ruhestätte mit Folgen: Haustierbestattungen als Gefahr für Greifvögel
In der Tiermedizin zum Einschläfern verwendetes Mittel ist auch für Wildtiere tödlich
 

 

Hilpoltstein, 13.06.2024 – Wenn das eigene Haustier stirbt, ist der Schmerz bei vielen Menschen groß. Um dem treuen Begleiter einen würdevollen Abschied zu gestalten, beerdigen Herrchen oder Frauchen das Tier häufig selbst. Doch das kann in einigen Fällen tödliche Folgen für Wildtiere haben. Im Rahmen ihres gemeinsamen Projekts "Tatort Natur" verzeichneten der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und die Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS) erst kürzlich wieder zwei Fälle, in denen Greifvögel an einer Vergiftung mit Pentobarbital starben. Der Arzneistoff wird in der Tiermedizin zum Einschläfern verwendet. "Bei Vergiftungen mit Pentobarbital gehen wir meistens nicht von einem Vorsatz aus. Werden eingeschläferte Haustiere in einem flachen Grab beigesetzt, werden sie häufig von Aasfressern ausgegraben, die dann einer Sekundärvergiftung erliegen", erklärt Dr. Andreas von Lindeiner, Landesfachbeauftragter Naturschutz beim LBV. LBV und GLUS bitten deshalb gemeinsam mit dem Landesverband praktizierender Tierärzte Bayern (lpt) alle Haustierbesitzer und -besitzerinnen, einige wichtige Regeln bei der Beerdigung ihrer pelzigen Freunde zu beachten.
Im Landkreis Ansbach entdeckte eine Spaziergängerin im Februar beim Gassi gehen mit ihrem Hund einen toten Habicht. Der Vogel lag direkt neben dem verwesenden Kadaver eines kleinen Haustieres. Einen Tag später wurde auch im Landkreis Oberallgäu ein toter Rotmilan an einem Wegrand entdeckt. Die nun vorliegenden Ergebnisse toxikologischer Untersuchungen zeigen: Beide starben an einer Vergiftung mit Pentobarbital. "Dabei handelt es sich um einen Wirkstoff, der früher in der Humanmedizin als Schlafmittel verwendet wurde. Heute wird er in Deutschland nur noch in der Veterinärmedizin zum Einschläfern von Groß- und Kleintieren verwendet. Die intravenöse Verabreichung führt dabei zu einem schnellen, schmerzlosen Tod durch Herz- und Atemstillstand", erklärt Andreas Tröschel vom Landesverband praktizierender Tierärzte Bayern.

Seit Projektbeginn im Jahr 2019 konnten insgesamt zehn Pentobarbital-Vergiftungen an Greifvögeln nachgewiesen werden. Wie bei anderen Vergiftungen bleiben aber auch hier die meisten Fälle vermutlich unentdeckt. Ein Vorsatz steckt hinter Vergiftungen mit dem Euthanasiemittel in der Regel wohl nicht. Wenn das geliebte Haustier eingeschläfert werden muss, wollen viele Besitzer und Besitzerinnen es anschließend beisetzen. Im eigenen Garten ist das in Deutschland grundsätzlich erlaubt. Laut Tierkörperbeseitigungsgesetz muss das Grab ein bis zwei Meter von der Grundstücksgrenze entfernt liegen und mindestens 50 Zentimeter tief sein. Aasfresser wie Dachs und Fuchs sind sehr geschickt im Graben und können diese Tiefe problemlos überwinden. "Einmal ausgegraben, ist der Körper des geliebten Haustiers auch für alle anderen Aasfresser zugänglich. Auch die meisten heimischen Greifvögel ernähren sich zumindest gelegentlich von Aas. Das zum Einschläfern verwendete Pentobarbital ist dabei immer noch in tödlichen Mengen in dem Kadaver vorhanden. Greifvögel reagieren besonders empfindlich auf Schadstoffe, weshalb sie häufig direkt an Ort und Stelle ums Leben kommen", erklärt Dr. Andreas von Lindeiner, Landesfachbeauftragter Naturschutz beim LBV.

Die meisten Greifvögel, bei denen eine Vergiftung mit Pentobarbital festgestellt werden konnte, wurden zudem nicht in der Nähe von Privatgrundstücken, sondern im Wald oder auf Feldern gefunden. Die drei Verbände erinnern deshalb daran, dass es gesetzlich untersagt ist, Haustiere einfach in der freien Natur oder auf öffentlichem Grund zu beerdigen.

Um Greifvögel und andere heimische Wildtiere zu schützen, bitten LBV, GLUS und lpt Haustierbesitzer und -besitzerinnen, über Alternativen zur Erdbestattung im eigenen Umfeld nachzudenken. "Auf Nummer sicher geht man, wenn man den Körper der Tierkörperbeseitigung überlässt, ihn kremieren lässt oder einen Tierfriedhof nutzt", so Tierarzt Andreas Tröschel vom lpt.

 

Gemeinsames Projekt: "Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!"
Ein Großteil der Fälle von Naturschutzkriminalität bleibt ungeklärt und für die Täter folgenlos, was sich dringend ändern muss. LBV und GLUS starten deshalb 2019 das gemeinsame Projekt "Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!". In einer bayernweiten Datenbank sollen alle (Verdachts-)Fälle von Naturschutzkriminalität gespeichert werden. Als erste Anlaufstelle für betroffene Behörden und die Öffentlichkeit soll die Datenbank fachliche Unterstützung bieten und als Melde- und Informationsplattform dienen. Mit ihrer Hilfe soll außerdem die langfristige Weiterverfolgung einzelner Fälle sichergestellt werden. Mit dem Projekt soll auch die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt und Fortbildungsangebote bereitgestellt werden. Projektleiter und Ansprechpartner sind die Biologen Franziska Baur (GLUS) und Dr. Andreas von Lindeiner (LBV).
Die Dokumentation von Fällen illegaler Verfolgung von Vögeln durch den LBV wird seit 2021 durch das Bayerische Landesamt für Umwelt mit Mitteln des Umweltministeriums finanziert.
Presseinformation 65-24
 
LBV: Bayern braucht konkreten Plan für weniger Pestizide
Landwirtschaftsministerium legt nun Bericht zu Pestiziden vor – Ziel des Volksbegehrens Artenvielfalt: Pestizideinsatz bis 2028 halbieren
 

 

Hilpoltstein, 18.06.2024 – Seit dem Volksbegehren Artenvielfalt – „Rettet die Bienen!“ besteht in Bayern das Ziel, den Pestizideinsatz bis zum Jahr 2028 zu halbieren. Bis zuletzt gab es jedoch keine Daten dazu für Bayern. Somit fehlten messbare Ziele und die Grundlage für ein Reduktionsprogramm. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) hatte deshalb bereits 2022 einen Pestizidbericht für Bayern vorgelegt. Nun zieht das Bayerische Landwirtschaftsministerium mit dem „Bericht zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln in Bayern“ nach. „Der Bericht ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Er muss aber dringend durch einen aussagekräftigen Indikator ergänzt werden, der die Gefährlichkeit der Wirkstoffe besser berücksichtigt. Auch fehlt ein konkreter Plan für eine gezielte Pestizidreduktion“, sagt Franziska Wenger, LBV-Referentin Volksbegehren Artenvielfalt. Aus ökologischer Sicht sind Reduktionsziele am sinnvollsten, bei denen möglichst große Flächen pestizidfrei bewirtschaftet werden. Der LBV schlägt darüber hinaus vor, bestimmte Kulturen wie Weizen, Mais oder Wintergerste durch verschiedene Maßnahmen komplett pestizidfrei zu bewirtschaften: Weitere Fruchtfolgen, Streifenanbau, robustere Sorten, Blühstreifen und mechanische Beikrautkontrollen sind Wege zu weniger Pestiziden in der Landwirtschaft.
Der Bericht sagt, dass sich der Einsatz von Pestiziden in Bayern für das Jahr 2022 um 19 Prozent im Vergleich zum fünfjährigen Mittel der Jahre 2014 bis 2018 verringert hat. Diese Aussage bezieht sich jedoch auf die reine Wirkstoffmenge. Für eine sinnvolle Bewertung reicht diese Angabe nicht aus. Aussagekräftig sind nur Daten, die die Gefährlichkeit der Wirkstoffe in Relation zur Fläche setzen, auf der Pestizide ausgebracht werden. „Für das Risiko der Pestizidanwendung wird im Bericht der sogenannte „HRI 1“ Risikoindikator verwendet. Dieser besagt, dass das Risiko durch die eingesetzten Wirkstoffe in Bayern im Jahr 2021 um 51 Prozent niedriger liegt als im fünfjährigen Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2018. Dieser Indikator ist jedoch für eine Risikobewertung ungeeignet, da er hochwirksame und giftige Pestizide kaum berücksichtigt und stark durch die sinkenden Verkaufszahlen nicht mehr zugelassener Stoffe beeinflusst wird“, erklärt Franziska Wenger. Auch das Umweltbundesamt hat diesen Indikator bereits scharf kritisiert.

Die im Bericht beschriebenen Maßnahmen zur Pestizidreduktion zeigen, dass die Bayerische Staatsregierung das Ziel, den Pestizideinsatz im Freistaat bis zum Jahr 2028 zu halbieren, vorantreiben will. Aus Sicht des LBV fehlt jedoch ein konkreter Plan, wie die Reduktion zielgerichtet und zügig vorangebracht werden soll.

Hintergrund
Die Daten für den Bericht des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums wurden vor allem vom Marktforschungsunternehmen Kynetec bezogen und werden durch Interviews mit landwirtschaftlichen Betrieben erhoben. Sie stellen also eine Hochrechnung für Bayern dar und liefern keine absoluten Daten zum Pestizideinsatz. Wie im Bericht dargelegt, werden einzelne Parameter unterschätzt wie beispielsweise der Einsatz von Glyphosat. Es ist daher sehr zu begrüßen, dass die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft ein eigenes Betriebsmessnetz aufbaut, das zukünftig verlässlichere Daten liefern wird.
Presseinformation 60-24
 
Kleine Krabbler ganz groß: Auf geht’s zum Insektensommer 2024
Neue Entdeckungsfrage rückt in diesem Jahr Feuerwanzen in den Fokus – LBV ruft vom 31. Mai bis zum 9. Juni zum Zählen auf
 

 

Hilpoltstein, 29.05.2024 – Auf der Mauer, auf der Lauer sitz ne kleine Wanze – aber welche eigentlich? Immerhin gibt es in Deutschland rund 9.000 verschiedene Wanzenarten! Eine der bekanntesten ist die rot-schwarze Feuerwanze. Auf sie sollen Naturfreundinnen und Naturfreunde in Bayern beim diesjährigen "Insektensommer" besonders achten. "Die Feuerwanze zieht mit ihrer markanten Färbung die Blicke auf sich und hält so potenzielle Feinde auf Distanz. Als kleine Gartenhelfer räumen die Insekten auf. So stehen neben Pflanzensamen auch Insekten- und Schneckeneier auf ihrem Speiseplan. Damit helfen sie dabei, gefräßige Gartenbewohner in Schach zu halten", erklärt Insektenexpertin Tarja Richter. Die Mitmachaktion des bayerischen Naturschutzverbandes LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und seines bundesweiten Partners NABU findet in diesem Jahr vom 31. Mai bis 9. Juni und vom 2. bis 11. August statt. Prinzip ist es, sich innerhalb der Zählzeiträume eine Stunde Zeit zu nehmen, um draußen Insekten zu zählen und anschließend online zu melden unter www.lbv.de/insektensommer.
Insekten beobachten, an einer bundesweiten Aktion teilnehmen und dabei noch die Natur vor der eigenen Haustür besser kennenlernen – all das vereint der Insektensommer. Mitmachen ist ganz einfach. Es reicht, an einem sonnigen, eher windstillen Tag einen schönen Platz zu suchen. Der kann im Garten, im Wald, auf einer Wiese oder am Wasser liegen. Dann heißt es: Eine Stunde lang Sechsbeiner zählen. "Die Zählaktion soll vor allem die Freude am Entdecken der Natur fördern und so auch zu einem größeren Bewusstsein für unsere faszinierende Insektenwelt beitragen", so Tarja Richter.

Leider zeigen Studien, dass die Insektenbestände in Deutschland deutlich zurück gehen. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und der Verlust von Strukturen wie Hecken und Saumbiotopen in der Landschaft sind nur einige Gründe dafür. Dabei sind die kleinen Krabbler für Mensch und Natur enorm wichtig. Fast alle Pflanzen werden von Insekten bestäubt. Zudem sind sie eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Reptilien, Amphibien und kleine Säuger. "Es ist enorm wichtig zu verstehen, welche Rolle Insekten in unseren Ökosystemen spielen", sagt Tarja Richter. "Für ein natürliches Gleichgewicht im Garten beispielsweise braucht es auch eine große Vielfalt an Insekten."

Feurige Entdeckungsfrage
Wer neu in der Insektenbeobachtung ist, braucht keine Angst zu haben, dass ein Insekt entwischt, bevor es erkannt oder bestimmt werden konnte. Jedes Jahr gibt es im Rahmen der Entdeckungsfrage die Möglichkeit, sich auf eine Art oder Artengruppe zu fokussieren und nur diese zu melden. "Dieses Mal dreht sich alles um die Feuerwanze und ihre Lebensweise. Kaum zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen im Garten, sind sie zur Stelle - und zwar als eingespieltes Team", erklärt die LBV-Insektenexpertin. "Zu erkennen sind sie besonders an ihrer rot-schwarzen Warntracht."

Fortgeschrittene können mit der LBV-Zählhilfe losziehen, die unter www.lbv.de/insektensommer zum Download bereit steht. Darauf abgebildet sind acht Arten, die im jeweiligen Zählzeitraum häufig zu beobachten sind. Im Juni zählen dazu Tagpfauenauge, Admiral, Steinhummel, Hainschwebfliege, Asiatischer Marienkäfer, Blutzikade, Florfliege und Lederwanze. "Bei über 30.000 heimischen Insektenarten ist es unmöglich alle von ihnen zu kennen. Unsere acht Kernarten sind aber so häufig, dass sich ein Kennenlernen lohnt", meint Tarja Richter. Mit der Zählhilfe können Teilnehmende ihre Beobachtung bildlich abgleichen und darunter eintragen, wie viele Sie von der jeweiligen Art gesehen haben. Natürlich ist es auch möglich auf eigene Faust zu zählen und die Beobachtungen mit Hilfe einer Lupe und eines Bestimmungsbuch frei zu notieren.

Egal in welchem Modus gezählt wird – um möglichst aussagekräftige Zählergebnisse zu erhalten, ist es wichtig, auf einige Regeln zu achten: So sollte das Beobachtungsgebiet nicht größer als etwa zehn Meter in jede Richtung vom eigenen Standort aus sein. "Das sind immerhin gut 300 Quadratmeter und damit genügend Raum für viele spannende Einblicke in die Welt der Insekten. Schauen Sie ruhig auch einmal in ihre Blumentöpfe, an Bäume oder unter Steinen", so Tarja Richter. Gezählt wird eine Stunde lang, und zwar von jeder Art die größte gleichzeitig anwesende Zahl von Tieren.

Zur Aktion Insektensommer
Die gemeinsame Aktion von LBV und seinem bundesweiten Partner NABU ist die größte Insektenzählaktion in Deutschland. Bereits seit sieben Jahren werden im Juni und August tausende Menschen zu Hobbyforschenden. Die Daten zur Zählaktion werden in Zusammenarbeit mit der Plattform www.naturgucker.de erfasst, von LBV und NABU ausgewertet und zeitnah veröffentlicht. Mehr Infos unter www.lbv.de/insektensommer.

Weitere Informationen:

Pressebilder und weitere Informationen: www.lbv.de/insektensommer-presse
Mitmachen und Zählung melden unter www.lbv.de/insektensommer
Mithilfe des Insektentrainers lassen sich die Krabbeltiere ganz einfach erkennen und unterscheiden: www.insektentrainer.de
Gemeinsame Presseinformation
 
Erstmals zwei Bartgeier-Burschen für Bayern: „Wiggerl“ und „Vinzenz“ erobern die Alpen
LBV und Nationalpark Berchtesgaden wildern zum vierten Mal zwei junge Bartgeier aus – ab sofort Geier in der Felsnische per Live-Webcam beobachten
 

 

Berchtesgaden/Hilpoltstein, 29.05.2024 – Die Geier sind wieder los. Zum vierten Mal haben der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und der Nationalpark Berchtesgaden heute zwei junge, noch nicht flugfähige Bartgeier in einer Felsnische im Klausbachtal erfolgreich ausgewildert. Das Besondere in diesem Jahr: Zum ersten Mal konnten zwei Männchen aus dem europäischen Bartgeier-Zuchtnetzwerk für die deutsche Auswilderung zur Verfügung gestellt werden. Bei einem Festakt verkündete der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder feierlich die Namen der beiden Vögel „Wiggerl“ und „Vinzenz“. Seit 2021 konnten nun bereits acht Bartgeier ausgewildert werden. 140 Jahre nachdem der Mensch sie ausgerottet hat, fliegen die gefährdeten Giganten nun wieder durch die Lüfte der deutschen Alpen. Das Gemeinschaftsprojekt ist auf mindestens zehn Jahre angelegt und soll die zentraleuropäische, alpine Population und dabei vor allem die Wiederansiedlung dieser seltenen Vogelart in den Ostalpen entscheidend unterstützen.
In den drei ersten Projektjahren wurden bereits fünf Bartgeier-Damen und ein Männchen ausgewildert. „Wir freuen uns, dass wir nun erstmals gleichzeitig zwei Männchen vom internationalen Bartgeierzuchtprogramm für unsere Auswilderung erhalten haben, nachdem wir bisher fast ausschließlich Weibchen in den Nationalpark entlassen haben. Es ist bemerkenswert, mit welchem Einsatz Naturschützerinnen und Naturschützer aus verschiedenen Ländern sich dafür einsetzen, dass der Bartgeier in Europa wieder heimisch wird“, betont der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Der finnische „Wiggerl“ ist im Zoo von Helsinki geboren und „Vinzenz“ stammt aus der Richard-Faust-Bartgeier-Zuchtstation im österreichischen Haringsee.

Mit Bavaria, dem 2021 ausgewilderten Bartgeier, ist bereits ein Vogel des Projekts ganz in der Nähe des Nationalparks sesshaft geworden. Sie hat dort möglicherweise bereits ein Revier gegründet, in dem fremde Weibchen bald nicht mehr geduldet werden. Potenzielle Brutpartner sind entscheidend für den Erfolg des Wiederansiedlungsprojekts. „Die Projektvögel können auf ihren Flügen durch den europäischen Alpenraum auch andere wildlebende Bartgeier kennenlernen und sich mit ihnen verpaaren. Bartgeier sind erst mit 5 bis 7 Jahren geschlechtsreif. Meist dauert es auch einige Jahre bis eine Brut glückt. Vor 2030 rechnen wir deshalb noch nicht mit Bruterfolg in den deutschen Alpen“, sagt der Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.

Beim offiziellen Festakt, bei dem Bartgeier-Fans aus ganz Deutschland und aus weiten Teilen der Alpenregionen versammelt waren, gratulierte im Kreis der geladenen Gäste auch der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder. „Die Bewahrung der Schöpfung und der Artenschutz sind unsere Verpflichtung. Die Auswilderung von Bartgeiern ist ein einzigartiges Naturschutzprojekt. Bartgeier sind faszinierende Tiere. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren sie in den Alpen ausgerottet, heute beläuft sich die Population auf 300 Exemplare. Die Taufe von „Wiggerl“ und „Vinzenz“ war ein ganz besonderer Moment der Freude und Demut. Herzlichen Dank an den LBV und alle Ehrenamtlichen für das großartige Engagement und die Leidenschaft. Komme immer sehr gern in den wunderschönen Nationalpark Berchtesgaden“, sagt Ministerpräsident Dr. Markus Söder.

Bayerische Namen für die neuen Bartgeier
Der finnische Vogel wurde per Luftfracht nach Wien transportiert. Am Vortag der Auswilderung ging es dann gemeinsam mit dem Bartgeier aus der nahegelegenen Zuchtstation Haringsee per Auto weiter nach Berchtesgaden. Heute wurden beide Greifvögel von den Expertinnen und Experten des Nationalparks und des LBV erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Der österreichische Bartgeier erhielt den Namen „Vinzenz“. Dieser Name wurde von der Nationalparkverwaltung für die Gemeinde Ramsau vergeben – nach dem Schutzpatron der Nationalparkgemeinde, den sie auch im Wappen trägt. Der in Finnland geborene Junggeier trägt nun den Namen „Wiggerl“, die Koseform von Ludwig. Er wurde von Familie Kainz aus München vergeben, die langjährige und großzügige Spender des LBV sind. Da seit dem Vorjahr bereits eine „Sisi“ in den Alpen segelt, soll sich nun ein „Ludwig“ zu ihr gesellen. Der Name orientiert an der bayerischen Geschichte. So war Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn die Großcousine des Märchenkönigs Ludwig II. von Bayern.

Aufstieg in die Auswilderungsnische
Anschließend setzten die Nationalpark- und LBV-Mitarbeitenden die beiden noch nicht flugfähigen Junggeier in Tragekisten und trugen sie auf Kraxen den Berg zur Auswilderungsnische hinauf. „Nach dem geglückten Aufstieg haben wir unsere beiden neuen Schützlinge in zuvor vorbereitete Nester aus Fichtenzweigen und Schafwolle gesetzt. Anschließend wurden den Vögeln die GPS-Sender angelegt, sie wurden noch einmal untersucht und erstes Futter aus Rehknochen in der Nähe platziert. Direkt danach haben wir uns zurückgezogen, um den beiden Geiern eine gute Eingewöhnung in ihre neue Heimat zu ermöglichen“, erklärt LBV-Projektleiter und Bartgeierexperte Toni Wegscheider.

In der Felsnische auf 1.300 Metern Höhe werden die 88 und 89 Tage alten Bartgeier von nun an ohne menschlichen Kontakt weiter aufwachsen und ihre Flügel trainieren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden die Vögel in den kommenden Monaten rund um die Uhr von einem nahegelegenen Beobachtungsplatz aus und durch installierte Infrarotkameras und einen Livestream überwachen. „Die durchgehende Beobachtung ermöglicht uns, Unregelmäßigkeiten sofort zu erkennen. So können wir den beiden Vögeln einen optimalen Schutz bieten“, so Toni Wegscheider. Das Auslegen von Futter ohne direkten menschlichen Kontakt erfolgt je nach Bedarf im Abstand von mehreren Tagen.

Jungfernflug in den nächsten Wochen
Der selbständige erste Ausflug der beiden Vögel dürfte nach ausgiebigen Flugübungen in etwa vier Wochen stattfinden. „Dann sind ihre Flügel stark genug, um mit einer Spannweite von bis zu 2,90 Metern ihre rund fünf Kilo Körpergewicht in die Luft zu heben“, sagt Ulrich Brendel. Danach werden sie noch bis in den Spätsommer in der näheren Umgebung der Felsnische im Nationalpark anzutreffen sein, bevor sie dann endgültig aufbrechen, um den europäischen Alpenraum zu erkunden. Bis dahin legt das Team bei Bedarf weiterhin Nahrung aus und überwacht die Bartgeier.

Live-Webcam in Felsnische
Wie sich die beiden Bartgeier-Jungs entwickeln und wie sie ihre ersten Flugübungen machen, kann jede und jeder im Internet verfolgen. Über die weltweit einzige Bartgeier-Live-Webcam werden die Geschehnisse in der Auswilderungsnische auf der Webseite des LBV unter www.lbv.de/bartgeier-webcam sowie unter www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de übertragen. In den darauffolgenden Monaten und Jahren kann auch der weitere Lebensweg der beiden Vögel mitverfolgt werden. Dank der GPS-Sender auf den Rücken der Vögel können Interessierte auf einer Karte unter www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen beobachten, wo die Bartgeier künftig unterwegs sind.

Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.

 

 
Presseinformation 59-24
Gefährdete Vielfalt: Stunde der Gartenvögel zeigt alarmierende Entwicklungen
Erste Bilanz aus 20 Jahren bürgerwissenschaftlicher Zählung: Vogelbestände gehen auch in Bayerns Gärten zurück

Hilpoltstein, 23.05.2024 – Zum 20. Mal haben Bürgerinnen und Bürger in Bayern heuer im Rahmen der „Stunde der Gartenvögel“ die gefiederten Gäste im Garten, Park oder auf dem Balkon gezählt und dem bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gemeldet. Rund 10.800 Menschen aus dem Freistaat haben sich an der Mitmachaktion beteiligt, die der LBV gemeinsam mit seinem bundesweiten Partner NABU durchführt. „In den 20 Jahren haben sich unsere Landschaft und unsere Gesellschaft verändert und politische Entscheidungen den Naturschutz positiv wie negativ beeinflusst. Eines ist aber gleichgeblieben: Tausende Menschen begeistern sich für unsere heimische Vogelwelt. Das zeigt unsere Aktion jedes Jahr aufs Neue und treibt uns an“, erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Dass der Schutz unserer Gartenvögel nach wie vor relevant ist, zeigt auch in diesem Jahr ein trauriger Negativrekord: Gerade einmal 27 Vögel meldeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Durchschnitt von den unterschiedlichsten Zählstellen. Das sind so wenige Vögel wie noch nie in der 20-jährigen Geschichte der Aktion. Wer wissen möchte, wie es um die Vogelwelt im eigenen Regierungsbezirk oder Landkreis bestellt ist, findet die regionalen Ergebnisse zur Stunde der Gartenvögel hier: sdg.lbv.de.

Bei der diesjährigen Stunde der Gartenvögel wurden an jedem Zählort durchschnittlich fünf Vögel weniger gezählt als vor 20 Jahren. In der Summe aller Gärten ist das eine große Zahl. „Viele Vögel gehen derzeit ihrem Brutgeschäft nach und halten sich gut versteckt, während sie im Nistkasten auf den Eiern sitzen oder sich in der Hecke um den Nachwuchs kümmern“, erklärt Angelika Nelson. „Das ist aber nicht der Hauptgrund für die geringe Zahl. Eine negative Bestandsentwicklung ist nicht mehr von der Hand zu weisen.“ Seit Beginn der Aktion haben Anzahl und Vielfalt der Vögel in Bayerns Gärten von Jahr zu Jahr abgenommen. Es scheint, dass sich die drastische, wissenschaftlich belegte Abnahme vieler Vogelarten auf Wiesen und Feldern auch bei den Vogelarten in Bayerns Städten und Dörfern fortsetzt. „Vogelbegeisterte, die seit vielen Jahren an der Aktion teilnehmen, sehen diese Entwicklung vor ihrer Haustür, machen sich Sorgen und wollen etwas dagegen tun“, so die LBV-Ornithologin.

Der LBV nimmt diese Sorgen sehr ernst und versucht, diesem besorgniserregenden Trend entgegenzuwirken. „Wichtig für unsere Gartenvögel ist ein geeigneter Lebensraum, der Nahrung und Nistmöglichkeiten bietet. Wenn man sich anschaut, wie sich die Gartengestaltung in den letzten 20 Jahren entwickelt hat, sieht man heute viel mehr Schottergärten und auch Mähroboter kommen zum Einsatz. Das sind keine insekten- oder vogelfreundlichen Trends“, erklärt Angelika Nelson. Spätestens seit die Krefelder Studie 2017 das Bewusstsein für das Insektensterben geschärft hat, gibt es aber eine Gegenbewegung. Immer mehr Menschen lassen im eigenen Garten Wildnis zu und gestalten ihr grünes Refugium nicht nur für sich, sondern auch für Vögel, Insekten und andere Tierarten. „Dazu möchten wir noch mehr Menschen ermutigen, denn der ökologische Wert von Gärten ist aufgrund ihrer Fläche enorm", so Nelson. Im Rahmen des Projekts ‚Vogelfreundlicher Garten‘ zeichnet der LBV deshalb seit 2022 gemeinsam mit dem Bayerischen Artenschutzzentrum strukturreiche und vielfältige Gärten aus.

Wer im eigenen Garten einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten möchte, sollte auf samentragende Wildblumen, Beerensträucher, Hecken und Totholz setzen. Auch auf dem Balkon in der Stadt lässt sich mit heimischen Wildblumensamen in Töpfen und Blumenkästen ein kleines Vogelparadies schaffen. „Ein strukturreicher Garten ersetzt zwar kein Naturschutzgebiet, kann aber ein wichtiger Lebens- und Rückzugsraum für verschiedene Pflanzen und Tiere im Siedlungsraum sein“, betont die LBV-Ornithologin.

Der Haussperling zwischen Jubel und Schwund
Einer, der trotz des alljährlichen Jubels leidet, ist der Haussperling. „Konstant wie jedes Jahr seit Beginn der Zählaktion ist der Spatz auch in diesem Jahr der am häufigsten gemeldete Gartenvogel. Doch der Schein trügt. Gerade in Großstädten wie München gibt es immer weniger Spatzen, die die Tische in Biergärten und Cafés nach Krümeln absuchen“, erklärt Angelika Nelson. Ein Grund: Der Spatz leidet unter akuter Wohnungsnot. Er brütet in Nischen und Mauerspalten, die er an glatten Neubaufassaden nicht findet. Außerdem brauchen Spatzen Hecken und Sträucher, in denen sie sich in großen Trupps verstecken können.

Die Top 10 der Gartenvögel

Hinter dem Haussperling auf Rang 2 landet die Amsel, wie auch in den meisten Jahren zuvor. Sie ist außerdem der Gartenvogel, der in fast allen Gärten vorkommt – und das seit Beginn der Aktion. Allerdings zeigt sich auch hier, dass die Amsel mit der Zeit prozentual aus immer weniger Gärten gemeldet wird. Den dritten Platz auf dem Siegertreppchen sichert sich der Star. Hinter ihm auf Rang 4 flattert in diesem Jahr der Feldsperling auf seinen altgewohnten Platz und verweist die Kohlmeise auf Rang 5. Die Blaumeise schnappt sich Platz 6. Hinter ihr sichert sich die Elster bereits das 14. Jahr in Folge ihren Stammplatz (7). Hatte er es letztes Jahr nur knapp in die Top Ten geschafft, reicht es beim Mauersegler für Platz 8. Die Rabenkrähe ist in diesem Jahr auf Platz 9. Die Mehlschwalbe segelt auf Rang 10.

Ungewöhnliche Sichtungen und Alltagszauber vor der Haustür

Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer schickten dem LBV Berichte und Fotos von ihren spannenden Beobachtungen. So konnten wir Sichtungen von seltenen oder ungewöhnlichen Vögeln wie Turteltaube, Eisvogel, Wendehals und sogar einem Schwarzstorch im Garten bestätigen. „Aber auch die üblichen gefiederten Gäste können die Zählstunde zu einem unvergesslichen Erlebnis machen: Fütternde Meiseneltern oder badende Spatzen zeigen, welch faszinierende Verhaltensweisen unsere Gartenvögel an den Tag legen“, weiß Angelika Nelson.

Am Zählwochenende berichteten viele Teilnehmende außerdem von einem intensiven Vogelkonzert. „Manche Vogelarten sind viel leichter zu hören als zu sehen. Es lohnt sich also, auch auf die Vogelstimmen zu achten”, so die LBV-Biologin. Besonders viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer hörten in diesem Jahr den charakteristischen Ruf des Kuckucks. Einige hatten auch das Glück, den flötenden Didlioh-Ruf des Pirols oder den Gesang einer Nachtigall zu hören. Sie bewohnen große Laubbäume oder dichtes Gebüsch und repräsentieren damit vor allem alte, naturnahe Gärten.

Vogelkonzert genießen und aufnehmen: Dawn Chorus
Im Rahmen der Aktion Dawn Chorus ruft der LBV als Projektpartner von Naturkundemuseum Bayern/BIOTOPIA Lab Menschen auch dieses Jahr weltweit dazu auf, noch bis 31. Mai mit der kostenlosen Dawn Chorus App den morgendlichen Vogelgesang vor ihrer Haustür aufzunehmen. Das Citizen Science und Kunst-Projekt soll regionale Unterschiede des Morgenkonzertes dokumentieren und so einen wichtigen Beitrag für die Biodiversitätsforschung leisten. Seit diesem Jahr hilft eine automatische Vogelstimmenerkennung durch die Unterstützung von Künstliche Intelligenz (KI) außerdem zu erfahren, welche Vögel in der eigenen Umgebung singen. Mehr Infos zum Projekt unter: www.dawn-chorus.org.

Pressebilder: 
www.lbv.de/sdg-presse

Tipps für einen vogelfreundlichen Garten: 
www.lbv.de/garten
 
Gemeinsame Presseinformation
 
Mit KI die Vogelwelt erforschen:
Dawn Chorus ruft zur Stadt vs. Land-Challenge auf
Egal ob auf dem Land oder in der Stadt: Am 19. Mai Vogelstimmen aufnehmen für die Wissenschaft
 

 

München/Hilpoltstein, 14.05.2024 – Ob in der Stadt oder auf dem Land – am 19. Mai heißt es für alle Naturbegeisterten: Raus aus den Federn und Ohren gespitzt. Denn dann rufen der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und das Naturkundemuseum Bayern/BIOTOPIA Lab im Rahmen des Citizen-Science-Projekts "Dawn Chorus" wieder zur beliebten "Stadt vs. Land-Challenge" auf. Ziel ist es, an diesem Tag besonders viele Aufnahmen des morgendlichen Vogelkonzerts für die wissenschaftliche Vergleichbarkeit zu sammeln. Von wo kommen in diesem Jahr die meisten Aufnahmen – vom Land oder aus der Stadt? Mitmachen können alle Bürgerinnen und Bürger, egal ob Vogelstimmenprofi oder Neuling in Sachen Artenkenntnis. Dank KI-gestützter Vogelstimmenerkennung in der Dawn Chorus App ist es jetzt ganz einfach herauszufinden, wer im eigenen Umfeld zwitschert, singt und trällert.

Seit Beginn des diesjährigen Hauptsammelzeitraums am 1. Mai haben Naturbegeisterte bereits mehr als 9000 Vogelkonzerte über die Dawn Chorus App oder die Website www.dawn-chorus.org hochgeladen. Für die Stadt vs. Land Challenge am 19. Mai sind nun alle Vogelfans noch einmal gleichzeitig gefragt: An diesem Tag sollen so viele Aufnahmen wie möglich gesammelt werden. "Mit Stadt verbinden wir oft Betonwüsten, mit dem Land blühende Natur. Tatsächlich nimmt die Artenvielfalt auf dem Land aber vielerorts ab und viele Vogelarten ziehen sich immer mehr in die Städte zurück. Um diese Entwicklung genauer zu untersuchen, bitten wir die Menschen, an diesem Tag sowohl aus ländlichen als auch aus städtischen Gebieten Aufnahmen hochzuladen", erklärt Dr. Lisa Gill, Projektleitung Dawn Chorus beim LBV. Diejenigen, die bereits in den vergangenen Jahren teilgenommen haben, können einen besonders wertvollen Beitrag leisten, indem sie an denselben Ort zurückkehren und etwa zur selben Zeit aufnehmen. So können die Teilnehmenden selbst erforschen, ob sich der Klang dort verändert hat und wichtige Vergleichsdaten für die Wissenschaft liefern. Auf einer digitalen Soundmap können Interessierte die aufgenommenen Vogelkonzerte erkunden, miteinander vergleichen und so herausfinden, wie unterschiedliche Lebensräume klingen.

Neu in der App: KI hilft beim Erkennen von Vogelstimmen
In diesem Jahr gibt es erstmals auch die Möglichkeit, eine in die App integrierte Vogelstimmenerkennung zu nutzen. Diese soll den Teilnehmenden dabei helfen herauszufinden, welche Vogelarten auf ihren Aufnahmen zu hören sind. Auch die wissenschaftliche Auswertung der Daten soll so in Zukunft erleichtert werden. "Dank der integrierten Künstlichen Intelligenz in der Dawn Chorus App ist es jetzt einfacher denn je, die Geheimnisse des morgendlichen Vogelkonzerts zu entschlüsseln. Mit dieser neuen Funktion möchten wir es den Teilnehmenden ermöglichen, mehr über ihre eigene Aufnahme zu erfahren und so auch ihr Wissen über die Vögel in ihrer Umgebung und deren Gesänge zu erweitern", erklärt Dr. Susanne Schmitt, Projektleitung Dawn Chorus an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Umfangreiches Lernmaterial zum Thema Vogelstimmen, auch für Schulen, steht online unter dawn-chorus.org/lernen zur Verfügung.
Gemeinsame Presseinformation
 
Von den Seen in die Berge: Ein finnischer Bartgeier für Berchtesgaden
LBV und Nationalpark Berchtesgaden wildern Ende Mai zum vierten Mal zwei junge Bartgeier aus – Vögel stammen aus Österreich und Finnland
 

 

Hilpoltstein/Berchtesgaden, 07.05.2024 – Dichte Wälder, tausende Seen und heiße Saunen: Das glücklichste Land der Welt hat viel zu bieten. Aus Finnland kommt in diesem Jahr auch gefiederter Zuwachs für Deutschlands Bartgeierprojekt. Auch 2024 wildern der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und der Nationalpark Berchtesgaden wieder zwei junge Bartgeier in Bayern aus. „Erstmals stammt einer unserer kleinen Bartgeier aus dem Zoo von Helsinki. Die Verstärkung aus Finnland für die alpine Geierpopulation zeigt, wie groß der Aufwand und wie beeindruckend die Vernetzung im europäischen Bartgeier-Zuchtnetzwerk der Vulture Conservation Foundation ist“, sagt der LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider. Der zweite Bartgeier stammt aus dem Richard-Faust-Zentrum im österreichischen Haringsee, in dem auch schon der 2023 ausgewilderte „Nepomuk“ geschlüpft ist. Ende Mai wird das gemeinsame Projekt-Team die beiden Jungvögel in die bewährte Felsnische im Nationalpark Berchtesgaden setzen.
Das Küken des nördlichsten Bartgeierzuchtpaars Europas ist am 2. März zur Welt gekommen. „Wir kennen das Schlupfgewicht und das Geschlecht des Kükens bisher noch nicht. Da es in Helsinki meist sehr kalt ist, wollten die dortigen Experten den Jungvogel nicht aus dem warmen Nest der Eltern nehmen, um ihn zu untersuchen und eine Blutprobe zur Geschlechtsbestimmung zu entnehmen“, berichtet Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Der kleine Partakorppikotka, wie die finnische Bezeichnung für Bartgeier lautet, wird erst im Alter von etwa 90 Tagen genau in Augenschein genommen. Dann wird er für den Transport nach Berchtesgaden aus der elterlichen Voliere geholt und per Frachtflug von Helsinki nach Wien gebracht. Seine älteren Geschwister aus den Vorjahren wurden in Andalusien und auf Korsika ausgewildert.

Das am 3. März im Richard-Faust-Zentrum in Haringsee, der ältesten Bartgeierzuchtstation der Welt, geschlüpfte Küken, ist mit beeindruckenden 178 Gramm bisher der schwerste Jungvogel im bayerischen Wiederansiedlungsprojekt. „Eine frisch geschlüpfte Amsel wiegt gerade einmal sechs Gramm. Dieser Vergleich macht die gewaltigen Dimensionen eines Bartgeiers – sogar schon als Küken – deutlich“, staunt Toni Wegscheider. Der österreichische Junggeier wird nicht von seinen leiblichen Eltern, sondern von einem Ammenpaar aufgezogen. Seine biologischen Eltern kümmern sich schon um ein weiteres, zuvor geschlüpftes Bartgeierküken. Da Geschwisterküken bei Bartgeiern von Natur aus sehr aggressiv gegeneinander sind und immer nur das Stärkere überlebt, wurde das zweite Küken einem Paar ohne eigenen Nachwuchs untergeschoben. „Diese Adoptionen sind im Erhaltungszuchtprogramm üblich und sehr erfolgreich. Für dieses Ammenpaar ist es allerdings das erste Küken, entsprechend aufgeregt sind sowohl die Zieheltern als auch das Pflegepersonal vor Ort“, erklärt Ulrich Brendel. Bisher verläuft die Aufzucht reibungslos, sodass erwartet wird, dass der Jungvogel erfolgreich aufwächst.

Ende Mai werden die beiden neuen jungen Bartgeier in derselben Felsnische im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert, in der bereits in den vergangenen Jahren ihre Artgenossen in die Wildnis der Ostalpen entlassen wurden. „Ab dem Sommer werden sie selbständig das Fliegen lernen und die Weiten der Alpen erobern, um dort in einigen Jahren hoffentlich zu brüten. So soll die zentraleuropäische, alpine Population dieser stark gefährdeten Vogelart gestärkt werden“, so Toni Wegscheider.

Neuer Rekord in Europa: 44 Bartgeier-Küken geschlüpft
Die ersten vier Bartgeier im Gemeinschaftsprojekt von LBV und Nationalpark Berchtesgaden stammten aus Spanien. Im Vorjahr kamen „Sisi“ und „Nepomuk“ in Österreich zur Welt. Mehr als 40 Zoos und spezialisierte Zuchtstationen haben sich der Nachzucht des früher in Europa weitestgehend ausgerotteten Bartgeiers verschrieben. Im Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wurden dieses Jahr 44 Küken ausgebrütet, ein neuer Rekord. Von diesen sind 25 für zehn verschiedene Auswilderungsplätze etwa in Spanien, Frankreich, der Schweiz und Berchtesgaden eingeplant. Die restlichen Vögel verbleiben zur weiteren Nachzucht im EEP.

Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.

 

 
 
Pressestatement des LBV-Vorsitzenden Dr. Norbert Schäffer zum Pressetermin „Tag der Streuobstwiese“ mit Ministerpräsident Dr. Söder und den Staatsministern Kaniber und Glauber
LBV: Bayerns Streuobstwiesen stark machen gegen die Folgen der Klimakrise

 

LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer:

„Mit dem Bayerischen Streuobstpakt haben wir seit Oktober 2021 beeindruckende Fortschritte erzielt. Die Fördersätze für Pflanzung und Pflege von Streuobstbäumen wurden deutlich verbessert, die bayerischen Baumschulen produzieren mehr Hochstamm-Obstbäume und es werden mehr Ausbildungsplätze für Streuobst-Baumpfleger geschaffen. Bayernweit sind 27 Streuobstmanagerinnen und -manager im Einsatz, die vor Ort Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema Streuobst sind. Der aktuelle Wetterumschwung zeigt jedoch eines der größten Probleme für die heimischen Streuobstwiesen. Spätfröste und trockene Sommer werden in der Klimakrise immer häufiger und bedrohen diesen wertvollen Lebensraum. Ebenfalls durch den Klimawandel bedingt, breitet sich die Mistel innerhalb Bayerns immer weiter Richtung Süden aus. Dadurch sterben geschwächte Bäumen ab. Der Bayerische Streuobstpakt muss für diese Probleme Lösungen finden.“

 
Presseinformation 46-24
 
Frühlingserwachen: Igel sind wieder in Bayerns Gärten unterwegs
Durchgänge in Zäunen ermöglichen Wanderschaft der „Heckenschweine“ – Naturnahe Gärten sind der beste Igelschutz
 
 

Hilpoltstein, 17.04.2024 – Bei frühlingshaften Temperaturen über 10 Grad Celsius sind die ersten Igel in Bayern aus ihrem fast sechsmonatigen Winterschlaf erwacht. Auch wenn es aktuell wieder kühler und regnerischer im Freistaat ist, durchstreifen die Igel trotzdem nachts die Gärten und Parks auf der Suche nach Nahrung und einer Partnerin. „Im Garten sind Igel ein wichtiger Teil des Ökosystems und auch bei vielen Gärtnerinnen und Gärtnern sind sie gerne gesehen. Sie vertilgen nämlich unter anderem Schnecken und verschiedene Insekten und unterstützen so beim Anbau von Obst und Gemüse“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Doch der Igel findet im Siedlungsraum nicht immer geeignete Lebensbedingungen: Pestizide verringern seine Nahrungsquellen, es mangelt an Hecken oder Sträuchern zum Verstecken und vollständig eingezäunte Gärten verhindern das Wandern durch die Nachbarschaft. „Naturnahe Gärten sind der beste Igelschutz. Wer auf Vielfalt und Unordnung im eigenen Garten setzt, unterstützt den Igel und hat vielleicht sogar das Glück das nachtaktive Säugetier in der Dämmerung beobachten zu können“, so Nelson. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt Tipps, wie jede und jeder den eigenen Garten besonders igelfreundlich gestalten kann.

Dem LBV wurden im März bereits knapp 200 Igel über das LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ gemeldet. Das entspricht der Aktivität der Vorjahre. Die Männchen wachen im Frühling meist vor den Weibchen auf, denn sie gehen im Herbst auch früher in den Winterschlaf. „Gleich nach der Paarungszeit ab September können sich die Männchen die erforderlichen Fettreserven für den Winter anfressen. Die Weibchen benötigen dagegen etwas länger, um nach Geburt und Aufzucht der Jungen das nötige Gewicht zu erreichen“, sagt Angelika Nelson.

Wer etwas für den Igel im eigenen Garten tun möchte, sollte Naturelemente wie Hecke, Teich, Obstbaum, Steinmauer oder Wiese schaffen. So findet der Igel auch mehr Nahrung wie Käfer, Raupen von Nachtfaltern und Larven anderer Insekten, Regenwürmer, Ohrwürmer sowie Spinnen. Auf Mineraldünger und chemische Bekämpfungsmittel sollte unbedingt verzichtet werden, weil sie die Artenvielfalt reduzieren und damit wichtige Akteure im ökologischen Kreislauf entfernen. „Wer den Rasen nicht regelmäßig mäht und düngt, die Hecke nur selten schneidet, nicht jedes Kräutlein jätet und jedes Laubblatt absaugt, kann sich an einer bunten Vielfalt im Garten erfreuen“, empfiehlt die LBV-Biologin. Alternativ kommen ökologische Methoden der Bodenbearbeitung, Düngung und Kompostierung zum Einsatz. So stellt sich ein natürliches Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ein. In Reisig- und Laubhaufen, Unterschlüpfen unter Gartenhäuschen und Baumwurzeln in ungestörten Gartenecken findet der Igel ein gutes Zuhause. Sein englischer Name „Hedgehog“, das Heckenschwein, ist bezeichnend für seinen Lebensraum: Hecken bieten ihm Nistplatz und Versteck zugleich.

Im Frühjahr sind Igelmännchen viel unterwegs auf der Suche nach einer Partnerin. Dabei durchstreifen sie oft große Gebiete von bis zu 400 Hektar, das entspricht 500 Fußballfeldern. Jede und jeder kann mithelfen, damit der Igel die Grenzen zwischen mehreren Gärten in Stadt und Dorf gut überwinden kann. „Gartenbesitzerinnen und -besitzer können ein ‚Igel-Tor‘ in ihren Zaun

einbauen oder etwas Abstand zum Boden lassen. Damit ein ausgewachsener Igel gefahrlos hindurchschlüpfen kann, sollte das Loch mindestens 10 Zentimeter hoch und breit sein. Bei schmaleren Lücken bleibt ein ausgewachsener Igel sonst mit seinem Stachelkleid stecken“, erklärt die Biologin.

Einfach spitze: Stacheln schützen Igel vor Feinden

Schon kleine Igel werden mit weißen, weichen Stacheln geboren. Sie haben aber nur einen Bruchteil der Anzahl an Stacheln, die erwachsene Tiere mit bis zu 8.000 hohlen Stacheln tragen. Jeder Stachel kann mit Hilfe eines eigenen kleinen Muskels bewegt werden. So rollt sich der Igel bei Gefahr zu einer Kugel zusammen, in der alle Weichteile des Tieres vor natürlichen Fressfeinden geschützt sind. Nur Uhu und Dachs schaffen es diese Abwehr des Igels zu überwinden.

LBV-Projekt „Igel in Bayern“

Mit dem LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ möchten die Naturschützerinnen und Naturschützer noch mehr über den heimischen Gartenbewohner erfahren und Wissen über diese Tierart vermitteln. „Jedes Jahr erhalten wir bayernweit über 12.000 Beobachtungen von lebenden und leider auch toten Igeln. Wir freuen uns, dass die Menschen auf die Wildtiere achten und dabei auch etwas über ihre Lebensweise erfahren“, sagt die LBV-Igelexpertin Dr. Angelika Nelson. Obwohl der Igel flexibel, anpassungsfähig und ein echter Überlebenskünstler ist, steht er mittlerweile auf der Vorwarnliste gefährdeter Säugetiere in Bayern. Mitmachen ist ganz einfach: Jeden lebenden oder toten Igel melden unter www.igel-in-bayern.de.

LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen

Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.

 

Presseinformation 45-24

 

Im Namen des Kiebitzes: LBV zeichnet landwirtschaftliche Betriebe aus

Bayerischer Naturschutzverband würdigt Engagement für den Vogel des Jahres 2024 

Bewerbungen ab sofort möglich

 

Hilpoltstein, 11.04.2024 – Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024 und in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Regionen Bayerns selten geworden. Die intensive Grünlandbewirtschaftung macht ihm zu schaffen, weshalb er vielerorts auf Äcker ausweicht. Doch auch dort kann sich der Kiebitz nur halten, wenn Landwirtinnen und Landwirte Rücksicht auf den Bodenbrüter nehmen, seine Gelege bei der Bewirtschaftung aussparen und im Idealfall den Lebensraum für ihn mitgestalten. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) möchte deshalb landwirtschaftliche Betriebe auszeichnen, die sich bereits für den Kiebitz engagieren. „Wir wollen den Landwirtinnen und Landwirten danken, die sich für bedrohte Arten wie den Kiebitz einsetzen und zeigen, dass die Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft gelingen kann“, erklärt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Alle bayerischen Betriebe können sich ab sofort bis zum 16. Juni online bewerben.

Wer sich bewerben will, muss lediglich einige Fragen zu durchgeführten Maßnahmen in einem Onlineformular beantworten: Werden beispielsweise Gelege geschützt oder der Mais später ausgesät? Oder wurden bereits feuchte Stellen für Kiebitzküken angelegt? „Außerdem werten wir es positiv, wenn landwirtschaftliche Betriebe mit dem Naturschutz zusammenarbeiten – sei es mit Behörden, Verbänden oder ehrenamtlichen Wiesenbrüterberatern und -beraterinnen. Auch wenn jemand Öffentlichkeitsarbeit zu den eigenen Maßnahmen betreibt, fließt das positiv ein“, erklärt LBV-Landwirtschaftsreferent Matthias Luy.

Jeder teilnehmende Betrieb erhält als Dankeschön eine Plakette mit einem Kiebitz-Motiv und der Anerkennung des LBV, die am Hofeingang oder an Betriebsgebäuden angebracht werden kann, um auf das Engagement für den Artenschutz aufmerksam zu machen. Einige Landwirtinnen und Landwirte, die sich besonders für den Vogel des Jahres 2024 einsetzen, werden zudem im September bei einem Festakt geehrt. „Diese engagierten Betriebe sind für den Erhalt der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft unverzichtbar“, macht Matthias Luy klar. Unterstützt wird die Initiative von der Post Code Lotterie.

Landwirtschaftliche Betriebe könne sich bis zum 16. Juni 2024 online bewerben unter lbv.de/auszeichnung-feldvoegel. Bei Rückfragen können sich interessierte Betriebe an den LBV-Landwirtschaftsreferenten Matthias Luy per E-Mail an matthias.luy@lbv.de wenden.

Kiebitz: Vogel des Jahres 2024

Der „Vogel des Jahres“ wird vom LBV und seinem bundesweiten Partner NABU seit 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Im Jahr 2024 trägt der Kiebitz den Titel. Mit 27,8 Prozent der Stimmen hat er sich gegen vier andere Kandidaten durchgesetzt. Nach 1996 ist der Kiebitz bereits zum zweiten Mal der Vogel des Jahres und steht als solcher für die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Sein Bestand hat in Bayern und ganz Deutschland in den letzten Jahrzehnten katastrophal abgenommen, 90 Prozent der Brutpaare gingen verloren. Vor allem die Entwässerung und der Verlust von Feuchtwiesen machen ihm schwer zu schaffen. Darum war der Kiebitz bei der Vogelwahl mit dem Slogan „Wasser marsch!“ angetreten.

Presseinformation 43-24
 
Weniger Vogelschlag in Bayern: LBV vergibt neue Plakette „Vogelfreundliche Glasfläche“
Naturschutzverband zeichnet Gebäude aus, die wirksame Schutzmaßnahmen umsetzen – Greifvogelsilhouetten helfen nicht
 

 

Hilpoltstein, 08.04.2024 – Über 100 Millionen Vögel in Deutschland kollidieren jedes Jahr tödlich mit Glasfassaden. Nicht immer sterben die Vögel sofort daran, sondern verenden erst später an inneren Verletzungen. Damit ist Vogelschlag nach dem Verlust natürlicher Lebensräume die zweithäufigste Todesursache in der heimischen Vogelwelt. Deshalb klärt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ Bauherren, Behörden und Architekten aktiv über die Problematik auf. „Wenn mehr als vier Vögel pro Jahr auf 100 Meter Fassade an Glaskollisionen verenden, sind die Gebäudeeigentümer laut einem Beschluss des Bayerischen Landesamts für Umwelt in der Pflicht, mit wirksamen Schutzmaßnahmen nachzurüsten. Folien und Aufkleber mit Mustern, die als ‚hochwirksam‘ getestet wurden, reduzieren das Risiko von Vogelschlag um 90 Prozent“, sagt der LBV-Projektmanager Peter Stimmler. Der LBV zeichnet nun Vorzeigeprojekte in Bayern mit der Plakette „Vogelfreundliche Glasfläche“ aus, die ihre Gebäude vogelsicher machen und damit einen wichtigen Beitrag für den Naturschutz leisten.

Seit Jahren kleben Greifvogelsilhouetten an vielen Fenstern. Doch die schwarzen Aufkleber haben sich als nahezu wirkungslos erwiesen. Die Silhouetten werden von den Vögeln nicht als potenzielle Feinde wahrgenommen, sondern bestenfalls als punktuelle Hindernisse, denen die Vögel nur kleinräumig ausweichen. Dies zeigen Aufprallspuren direkt neben den Aufklebern. Auch die beliebten, unauffälligen UV-Markierungen können Vogelschlag nicht effektiv verhindern, weil viele Vögel kein UV-Licht sehen können. „Um Glasflächen dauerhaft und wirksam für Vögel sichtbar zu machen, sollten Gebäudebesitzer Fensterfronten über die gesamte Fläche mit Mustern aus Linien oder Punkten markieren. Hierbei gilt die Faustregel, dass unmarkierte Glasflächen nicht größer als eine Handfläche sein sollten“, so Peter Stimmler. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl dekorativer, aber auch dezenter Musterfolien, die von Vögeln sehr gut wahrgenommen werden.

Die Auszeichnung des LBV richtet sich an öffentliche und private Einrichtungen, die ihre Glasfassaden großflächig mit wirksamen Mustern vor Vogelschlag schützen. Mögliche Empfänger sind Städte und Kommunen, Hochschulen und Schulen, Unternehmen sowie öffentliche Verkehrsbetriebe. „Privatpersonen sind von der Verleihung ausgeschlossen, da nachweislich zwei Drittel der Vogelschläge in Deutschland an großen Gebäuden wie Sporthallen, Bürogebäuden oder Lärmschutzwänden passieren“, erklärt der LBV-Ökologe. Gebäudeeigentümer und Mieter können sich online um die Plakette bewerben oder von Dritten vorgeschlagen werden unter www.lbv.de/vogelschlag-plakette. Dazu müssen Kontaktdaten sowie Fotos und eine Beschreibung der Schutzmaßnahmen beim LBV eingereicht werden. „Anhand eines Kriterienkatalogs wird beurteilt, ob die Glasfläche für eine Auszeichnung in Frage kommt. Voraussetzung ist, dass nur wirksame Schutzmaßnahmen eingesetzt werden“, sagt Peter Stimmler. Die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen wird von der biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf geprüft.

Bereits ausgezeichnet: Sicher für Vögel
Erste Auszeichnungen hat der LBV bereits vergeben. So erhielten die Gemeinde Bischofsgrün und die Stadt Altdorf die Plakette für die Nachrüstung von Buswartehäuschen mit individuell gestalteten Musterfolien. Die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg wurde für die Installation von bedruckten Scheiben in einem verglasten Durchgang ausgezeichnet. Auch der LBV hat eigene Gebäuden nachgerüstet und unter anderem an der Umweltstation Rothsee hochwirksame Musterfolien installiert.

Wirksamer Vogelschutz an Glasflächen für Privatpersonen
Egal ob Wintergarten oder deckenhohe Fenster: Wer Vogelschlag bei sich zuhause reduzieren möchte, findet wirksame Produkte im LBV-Naturshop. Um Vögel besser zu schützen, hat das Schweizer Unternehmen SEEN AG gemeinsam mit dem LBV, der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und BirdLife Schweiz eine innovative und kostengünstige Lösung zur nachträglichen Markierung von Glasflächen entwickelt. Die Vogelschutzmarkierung SEEN Elements macht Glas für Vögel hochwirksam sichtbar und bedeckt dabei weniger als 1 Prozent der Scheibenoberfläche. Die Aluminium-Punkte auf Bandrolle sind für private Glasflächen geeignet und einfach anzubringen. Die Markierungen können erworben werden unter www.lbv-shop.de/vogelschutz.

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