Presse - Infomationen:

Presseinformation 68-25
 
Wie viele Gänsesäger müssen noch sinnlos sterben?
Genug ist genug: LBV kritisiert nutzlose Fortführung der Jagd auf den Entenvogel scharf und protestiert erneut
 

 

Ismaning/Hilpoltstein, 13.08.2025 – Mit einem Protestbanner haben sich heute erneut Aktive des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) an einem Flussabschnitt der Mittleren Isar bei Ismaning gegen die Verlängerung der Jagd auf den Gänsesäger gestellt. „Ab dem 16. August beginnt hier wieder ein wahlloses, sinnloses Abschießen ohne klares Ziel unter dem Deckmantel eines wissenschaftlich fragwürdigen Projekts“, kritisiert LBV-Geschäftsführer Helmut Beran. „Eine nutzlose Fortführung des weiterhin sinnlosen Massenabschusses des Gänsesägers ist für den LBV absolut inakzeptabel. Wie viele Vögel sollen denn noch sterben? Ganz zu schweigen von den nicht zu vermeidenden negativen Auswirkungen auf die übrige Vogelwelt an Isar und Alz durch die massiven Störungen.“
Der LBV hatte die wissenschaftlichen Mängel des Projekts der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zur Bejagung von Gänsesägern in der Vergangenheit klar identifiziert und deshalb mehrfach bei der Projektleitung protestiert. Als Konsequenz stieg der LBV letztes Jahr zusammen mit anderen Naturschutzverbänden aus der begleitenden Arbeitsgruppe aus. „Aus unserer Sicht sind dieses Projekt und seine Fortführung nur ein billiger Vorwand, um eine dauerhafte bayernweite Bejagung des Gänsesägers vorzubereiten“, so Helmut Beran.

Kürzlich hatte die projektbegleitende Arbeitsgruppe entschieden, dass ab Mitte August an der Mittleren Isar und an der Alz weitere Abschüsse von Gänsesägern erfolgen sollen. Der Landtag hatte zuvor hingegen lediglich beschlossen, dass ‚fehlende und abschließende Fischbestandserhebungen nachgeholt und die Auswertung der Ergebnisse fortgeführt werden sollen‘, wobei von einem weiteren Abschuss von Gänsesägern nicht die Rede war (siehe auch PM-53-25).

Im Rahmen des LfL-Projektes wurden bislang 653 Gänsesäger geschossen, davon 239 an der Mittleren Isar und 119 an der Alz. Nach Auskunft der Projektleitung liegen bisher die Analysen von Mageninhalten von 105 Vögeln vor, weitere 179 Mageninhalte sollen noch ausgewertet werden, um herauszufinden, wie sich die Nahrung der Vögel genau zusammensetzt. „Fachlich ist es für uns überhaupt nicht nachvollziehbar, warum weitere Gänsesäger getötet werden müssen, obwohl bisher nur weniger als die Hälfte der bereits geschossenen Vögel untersucht wurden“, kritisiert der Leiter der LBV-Geschäftsstelle München, Dr. Heinz Sedlmeier.

Aus den insgesamt 653 Abschüssen der vergangenen beiden Jahre an sechs Flüssen lassen sich keine wissenschaftlich begründbaren Rückschlüsse für das aktuelle Handeln und mögliche Umsetzungen in der Zukunft ziehen. So konnten an den Projektgewässern auch kaum positive Effekte auf Fischarten wie die Äsche beobachtet werden. „Dies belegt aus unserer Sicht, wie ungeeignet und wenig zielführend die Maßnahme eines massenhaften Abschusses tatsächlich ist“, so Helmut Beran.

Hintergrund
Um Lösungen für einen nachhaltigen Schutz von Gänsesägern und bedrohten Fischarten zu finden, wurde nach einem Landtags-Beschluss 2019 ein Projekt inklusive einer Arbeitsgruppe mit Behörden- und Verbandsvertretern aus Fischerei, Naturschutz und Wissenschaft gestartet. Dies wird vom Institut für Fischerei an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) geleitet und mit 800.000 € vom Landwirtschaftsministerium unterstützt. Im Rahmen des Projekts wurden in den vergangen beiden Jahren 653 Gänsesäger außerhalb der Brutsaison von August bis März an bayerischen Alpenflüssen, insbesondere der Isar, von Jägern geschossen. LBV, BN und die Ornithologische Gesellschaft waren aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Aussagekraft der bisherigen Maßnahmen im Juni 2024 unter Protest aus der projektbegleitenden Arbeitsgruppe ausgetreten (siehe PM-68-24).

 

Presseinformation 67-25
 
Tödliche Verwechslung: Weißstörche halten Haushaltsgummis für Regenwürmer
Störche verhungern mit Magen voller Gummibänder – bereits mehrere Todesfälle in Bayern – Zum Schutz der Vögel: LBV bittet Bevölkerung um richtige Mülltrennung
 

 

Hilpoltstein, 12.08.2025 – Gummibänder sind praktisch und aus den meisten Haushalten nicht wegzudenken. Doch so hilfreich sie für den Menschen sind, so gefährlich können sie für Vögel sein – zum Beispiel für den Weißstorch. Dem bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) werden aktuell immer wieder neue Fälle gemeldet, bei denen sich verschlungene Gummibänder im Magen toter Weißstörche befinden. „Die Vögel halten die elastischen Gummibänder wegen Form und Konsistenz für Regenwürmer, eine ihrer Leibspeisen. Das hat fatale Folgen: Weißstörche fressen die Bänder oder verfüttern sie an ihre Jungen. Die Tiere sind dabei nicht in der Lage, den Irrtum am Geschmack zu erkennen“, sagt die LBV-Weißstorchexpertin Oda Wieding. Die verschluckten Gummibänder blockieren die Verdauung, sodass die Vögel verhungern.
Radieschen, Frühlingszwiebeln und Schnittblumen: Gummibänder halten vieles zusammen. Werden sie aber gemeinsam mit dem Bio-Abfall entsorgt, landen die Haushaltsgummis im Kompost und können so in den Garten oder aufs Feld gelangen. „Gummibänder, aber auch sonstiger Plastikmüll, finden immer öfter den Weg in die Natur. Wir müssen davon ausgehen, dass viele Vogelarten vom Rotmilan bis zur Blaumeise dadurch gefährdet sind, weil sie den Müll verschlucken oder sich darin verheddern“, sagt die LBV-Weißstorchexpertin.

Was die Gummibänder im Körper der Vögel anrichten, lässt sich nur nachweisen, wenn die Tiere medizinisch untersucht werden. Das passiert nur in Einzelfällen. Deshalb geht der LBV von einer großen Dunkelziffer von Vögeln aus, die durch Gummiringe sterben. So wurde Ende Juni in Langengeisling (Lkr. Erding) ein geschwächter Jungstorch auf der Straße gefunden, der noch auf dem Weg zur Tierklinik verstarb. Die pathologische Untersuchung zeigte: Mit großer Wahrscheinlichkeit war ein Geflecht aus verknoteten Haushaltsgummis für den Tod verantwortlich, das den ganzen Magen ausfüllte.

Der LBV bittet Verbraucherinnen und Verbraucher deshalb dringend darum, Gummibänder nicht mit dem Kompost, sondern im Restmüll – am besten in einer Tüte gesammelt – zu entsorgen. „Mit der richtigen Mülltrennung kann jede und jeder mithelfen, die Gefahren für unsere heimischen Vögel zu verringern. Wer zusätzlich noch darauf achtet, weniger Plastikmüll zu produzieren, schützt nicht nur die Tierwelt, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag im Umweltschutz“, betont Oda Wieding.

 

Presseinformation 66-25
 
Recht für die Natur: LBV kritisiert Pläne die Verbandsklage abzuschaffen scharf
Bayerische Staatsregierung möchte Naturschutzverbände schwächen – Erfolgreiche Klagen konnten Bayerns Natur schon oft vor der Zerstörung bewahren
 

 

Hilpoltstein, 12.08.2025 – Gewerbegebiet im Klimaschutzwald, Straßenbau durchs Naturschutzgebiet oder Wasserkraftanlage im Alpenwildfluss: Auch in der Natur kann Unrecht und Schaden entstehen. Doch wer zieht für sie vor Gericht und verteidigt ihre Rechte? Hier greift die umweltrechtliche Verbandsklage. Doch diese ist akut bedroht. Ende Juli hat Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger gefordert, dieses Recht bundesweit auszusetzen. Auch Ministerpräsident Dr. Markus Söder plädiert in einer Regierungserklärung für eine Abschaffung. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) kritisiert diese nicht enden wollende Diskussion scharf. „Die Verbandsklage ist ein zentrales Instrument in unserem Rechtsstaat. Der LBV und andere Naturschutzorganisationen können mit diesem Werkzeug zum Anwalt der Natur werden und so für Ihre Rechte einstehen. Denn nur mit diesem Rechtsmittel kann unabhängig überprüft werden, ob Entscheidungen von Behörden auch rechtmäßig sind“, erklärt LBV-Geschäftsführer Helmut Beran.
Würde die Verbandsklage abgeschafft werden, hätte das weitreichende Folgen für Bayerns Natur. Naturschutzrechtswidrige Genehmigungen könnten zukünftig nicht mehr überprüft werden. „Die Verbandsklage ist eine besondere Errungenschaft unserer demokratischen Gesellschaft zum Schutz der Natur und zur Stärkung der Zivilgesellschaft. Das Klagerecht von Verbänden und Organisationen gibt der Natur eine Stimme, die für sich selbst nicht vor Gericht ziehen kann“, betont LBV-Geschäftsführer Helmut Beran.

Verbandsklage muss vollständig erhalten bleiben

Aus Sicht des LBV würde eine Abschaffung der Verbandsklage die Stellung der Naturschutzverbände entscheidend schwächen. „Der LBV ist stehts um Kooperation und Zusammenarbeit mit allen Interessensvertretern in Bayern bemüht. Wir klagen nur in Fällen, in denen wir den Schutz der Natur ernsthaft bedroht sehen“, so der LBV-Geschäftsführer. „Die geplanten Einschränkungen des Klagerechts bedrohen unsere Naturschutzarbeit. Unseren über 117.000 Unterstützerinnen und Unterstützern sind wir verpflichtet die Rechte der Natur in Bayern zu verteidigen und dafür einzustehen, dass die wertvolle Artenvielfalt im Freistaat auch in Zukunft geschützt wird.“

Immer wieder wird Naturschutzverbänden vorgeworfen, mit ihren Klagen Infrastruktur- oder Entwicklungsprojekte zu behindern. Dabei sorgt das Verbandsklagerecht lediglich dafür, dass bestehende Gesetze eingehalten werden – es schafft keine neuen Regelungen. Bau- und Genehmigungsverfahren können von Umweltverbänden nur dann gestoppt werden, wenn diese rechtswidrig durchgeführt wurden. Verzögerungen entstehen also nicht durch den Naturschutz, sondern durch mangelhafte Prüfungen oder das Unterlassen gesetzlich vorgeschriebener Schutzmaßnahmen. „Wenn Verfahren ins Stocken geraten, liegt das nicht an den Verbänden, sondern an fehlerhaften Entscheidungen der zuständigen Behörden. Doch anstatt die eigenen Versäumnisse einzugestehen, wird die Verantwortung allzu oft den Naturschutzorganisationen zugeschoben“, sagt Helmut Beran.

Wie Klagen die Natur vor Zerstörung bewahren
Besonders fatal ist es, wenn Behörden auf politischen Druck hin rechtswidrige Entscheidungen erlassen. Ein Beispiel hierfür ist die 2017 geplante Wasserkraftanlage Älpele am Naturdenkmal Eisenbreche im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen: Trotz klarer rechtlicher Vorgaben, ablehnender Fachgutachten und mehrfachen Schutzstatus des Gebiets hatte der damalige CSU-Landrat Anton Klotz die zuständige Untere Naturschutzbehörde angewiesen, den umstrittenen Bau zu genehmigen. Durch die Klage am Verwaltungsgericht Augsburg konnte dieses Vorgehen gestoppt und eine der letzten naturnahen Alpenwildflusslandschaften gerettet werden.

Der LBV erwartet, dass Behörden rechtssichere Bescheide erlassen. Leider zeigen auch andere rechtliche Überprüfung wie beim Gewerbegebiet Teublitz (Lkr. Schwandorf) oder der Ortsumgehung Mantel (Lkr. Neustadt/Waldnaab), dass das in der Vergangenheit nicht immer der Fall war. Doch auch hier konnten Erfolge für die Natur erreicht werden: 2021 rettete der LBV 20 Hektar artenreichen Klimaschutzwald bei Teublitz im Landkreis Schwandorf vor der Abholzung für ein geplantes Gewerbegebiet. Im oberpfälzischen Mantel wurden heuer ausreichend Schutzmaßnahmen für die Natur beschlossen, die den Bau der Ortsumgehung ausgleichen werden. So zog der LBV auch seine Klage zurück.

Hintergrund
2007 ratifizierte Deutschland die sogenannte Aarhus-Konvention, ein internationales Abkommen, welches die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsprozessen und den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten einfordert. Der LBV ist eine der bayerischen Umweltorganisationen, denen nach dem Bundesnaturschutzgesetz sowie dem Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz das bayernweite Verbandsklagerecht zusteht.

 

Pressemitteilung: Volksbegehren Artenvielfalt
 
Verhinderung statt Modernisierung
Gesetzentwurf der Bayerischen Staatsregierung ist ein Angriff auf das Volksbegehren „Rettet die Bienen!“
 

 

Hilpoltstein/München, 11.08.2025 – Am 12. August endet die Frist für Stellungnahmen der Verbände zum sogenannten 4. Modernisierungsgesetz. Unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus sollen darin erstmals Vorgaben aus dem Volksbegehren Artenvielfalt - „Rettet die Bienen!“ gestrichen werden. Essentielle Informationsquellen wie die Berichte zum Biotopverbund, zur Biolandwirtschaft und zum Zustand der Natur in Bayern wären davon betroffen. Der Trägerkreis des Volksbegehrens aus ÖDP, LBV, Bündnis 90/Die Grünen und der Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLSU) sieht darin einen klaren Angriff auf den Willen der mehr als 1,7 Millionen Bürgerinnen und Bürgern, die 2019 für mehr Schutz der Artenvielfalt in Bayern unterschrieben haben. Aus Sicht des Trägerkreises ist der Vorschlag der Regierung kein sogenanntes Modernisierungs-, sondern vielmehr ein Naturschutz-Verhinderungs-Gesetz. Der Naturschutz steht aktuell in vielen Bereichen unter politischem Druck, dabei ist die Biodiversitätskrise dringender denn je und auch das Artensterben in Bayern längst nicht gestoppt.
Agnes Becker, Beauftragte des Volksbegehrens und ÖDP-Landesvorsitzende:
„Das sogenannte Modernisierungsgesetz ist ein Angriff auf das Volksbegehren, den wir nicht akzeptieren können. Der Wunsch von 1,7 Millionen Bürgerinnen und Bürgern nach einem konsequenten Schutz von Natur und Artenvielfalt darf nicht einfach übergangen werden. Wir sehen hier einen Präzedenzfall, der weitere Änderungen und Schwächungen des Naturschutzrechts nach sich ziehen kann. Das werden wir nicht hinnehmen.“

Dr. Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender:
„Den Aufwand an Berichtspflichten als unzumutbar darzustellen, ist eine aktuell weit verbreitete Strategie, um den Abbau von gesetzlichen Standards zu erreichen. Doch genauso unverzichtbar wie das Fieberthermometer beim Arzt sind auch die Berichte und Zahlen für den Naturschutz. Nur mit einer klaren Diagnose lassen sich Probleme effektiv angehen und beheben. Wo es echte Potenziale für Bürokratieabbau gibt, sollten diese genutzt werden. Beim Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlage und der Artenvielfalt dürfen jedoch keine Abstriche gemacht werden.“

Ludwig Hartmann, Vizepräsident des Bayerischen Landtags (Bündnis 90/Die Grünen):
„Die jährlichen Berichte zum Biotopverbund oder zur Biolandwirtschaft sind kein bürokratischer Ballast, sondern zentrale Gradmesser für den Zustand der Natur in Bayern. Sie zeigen, ob die Staatsregierung ihre Versprechen aus dem Volksbegehren einhält – oder nicht. Wir fordern dabei keine ausufernden Berichte, sondern einfache und aussagekräftige Darstellungen der aktuellen Zahlen, Maßnahmen und Entwicklungen. Es muss nachvollziehbar bleiben, ob Versprechen eingehalten und der Wille der Bevölkerung geachtet wird.“

Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS):
„Auch auf europäischer Ebene sollen im Rahmen des sogenannten ‚Omnibus-Verfahrens‘ Berichtspflichten abgeschafft werden. Hier stellt sich die bayerische Regierung gegen wichtige Naturschutzgesetze wie die EU-Wiederherstellungsverordnung (WVO). Diese fordert in vielen Bereichen nur die Einhaltung von Zielen, die Bayern sich längst gesetzt hat. Wenn die Staatsregierung zu ihren Versprechen steht, muss die WVO umgesetzt werden. Die geplanten Streichungen im Naturschutzgesetz gehen über einen sinnvollen und notwendigen Bürokratieabbau hinaus. Es sollen unter dessen Deckmantel Informationsrechte für die Bürgerinnen und Bürger ausgehöhlt werden.“

 

Gemeinsame Pressemitteilung
 
Gletscher-Gipfel: Breiter Zusammenschluss drängt auf entschlossene Maßnahmen für Bayerns Bergwelt
Auf der Zugspitze haben sich Akteure aus Politik, Wissenschaft, Bergsport und Naturschutz zusammengeschlossen und gemeinsam die Resolution "Unsere Gletscher, unsere Berge: Heimat bewahren!“ verabschiedet. Sie fordern konsequenten Schutz für Artenvielfalt und Bergwälder sowie ein klares Bekenntnis zum Ziel "klimaneutrales Bayern 2040“.
 

 

Zugspitze (07.08.2025) Auf dem Gipfel von Deutschlands höchstem Berg stehen Vertreterinnen und Vertreter von Wissenschaft, Bergsport, Naturschutz und Politik Schulter an Schulter, um eine deutliche Botschaft zu senden: Bayerns Berge und das Voralpenland brauchen Schutz – und zwar jetzt!
In den vergangenen Wochen haben verschiedenste Bündnispartner unter dem Motto "Rettet die Berge“ bereits vor der Staatskanzlei und am Marienplatz bunt und lautstark gemahnt, dass die Zeit des Aufschiebens vorbei ist. Nun hat diese Mahnung die Zugspitze erreicht.

Die heute bei einer Pressekonferenz vorgestellte Resolution "Unsere Gletscher, unsere Berge: Heimat bewahren!“ ist mehr als ein Papier. Sie ist ein Weckruf! Denn klar ist: Der Rückzug der letzten bayerischen Gletscher ist nicht aufzuhalten – aber die Folgen für Mensch und Natur, Wasserhaushalt und Artenvielfalt, Bergsport und Tourismus können wir noch abmildern, wenn wir sofort entschieden handeln.

Die Initiatoren der Resolution fordern daher die Staatsregierung u.a. auf:
  • das Ziel "klimaneutrales Bayern 2040“ endlich mit konkreten Schritten zu hinterlegen,
  • Bergwälder und Wasserressourcen besser zu schützen,
  • naturverträglichen Tourismus zu entwickeln,
  • Ehrenamtliche in der Bergrettung abzusichern und
  • konsequenten Artenschutz umzusetzen.

"Die Gletscher schmelzen – und mit ihnen darf nicht auch unser Wille zum Handeln dahinschmelzen“, so der Tenor der beteiligten Verbände und Organisationen.

Die Resolution macht deutlich: Klimaschutz ist kein abstraktes Zukunftsthema. Er betrifft Menschen direkt – vom Bergsportler bis zur Familie im Voralpenland, von Reisenden bis zu Wissenschaftlern und Menschen, die Wasser aus alpinen Bächen beziehen.

Die Unterzeichner der Resolution sind (alphabetisch nach Institution):

BayernSPD
BUND Naturschutz
Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Bayerischen Landtag
CIPRA Deutschland
Prof. Dr. Wilfried Hagg, Glaziologe Hochschule München
LBV – Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern
Mountain Wilderness Deutschland
Thomas Müller, Trainer Nordische Kombination, Olympiasieger im Team 1988
NaturFreunde Bayern e.V.
ÖDP Bayern
Protect our Winters (POW) Germany


Statements (alphabetische Auflistung nach Institution):

Die einzelnen Statements finden sie HIER im PDF

 

Pressestatement
 
Pressestatement des LBV-Vorsitzenden Dr. Norbert Schäffer zur Hauptalmbegehung 2025
Widerspruch: Rückgang der Wölfe spricht gegen ‚günstigen Erhaltungszustand‘

 

LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer:
„Dass Ministerin Kaniber und die Minister Glauber und Aiwanger trotz rückläufiger Wolfszahlen in Bayern vehement an ihrer Forderung nach einem ‚günstigen Erhaltungszustand‘ und somit nach einem erleichterten Abschuss festhalten, ist aus Sicht des LBV fachlich nicht nachvollziehbar. 2024 wurden nur noch fünf Wolfsrudel im Freistaat gezählt – zuvor waren es sieben. Besonders besorgniserregend: Etliche der 2023 besetzten Gebiete wurden vollständig aufgegeben. In diesem Ausmaß lassen sich solche Rückgänge kaum durch natürliche Ursachen erklären. Angesichts dieser Entwicklung von einem ‚günstigen Erhaltungszustand‘ zu sprechen, hat keine fachliche Grundlage. Die Forderungen nach erleichterten Abschüssen stehen im klaren Widerspruch zur tatsächlichen Entwicklung. Der LBV fordert daher, den gemeinsam entwickelten bayerischen Aktionsplan Wolf konsequent umzusetzen, statt durch erleichterten Abschuss den Artenschutz zu untergraben. Nur konsequenter Herdenschutz sowie faktenbasierte und rechtskonforme Maßnahmen in Konfliktfällen schaffen langfristige Akzeptanz und echte Lösungen im Zusammenleben von Mensch, Weidetier und Wolf.“

Hintergrund:
Jahrelange Erfahrung von Weidetierhaltenden im Herdenschutz zeigt, dass Abschüsse keine nachhaltige Lösung darstellen. Sie führen nachweislich nicht zu einem Rückgang von Wolfsrissen – im Gegenteil: In Regionen mit konsequent umgesetztem Herdenschutz konnte trotz steigender Wolfspopulation ein Rückgang an Übergriffen festgestellt werden.

 

Presseinformation 63-25
 
Bayerns Vögel brüten noch: Hecken erst im Oktober schneiden
Wachstumsphase bei Pflanzen und Vögeln noch in vollem Gang – Hecken bieten Lebensraum und sorgen für gutes Stadtklima
 

 

Hilpoltstein, 30.07.2025 – Vor dem nächsten Grillabend oder dem Sommerfest möchten so manche bayerische Gartenbesitzende ihre Hecken noch in Form bringen. Doch wer zu schnell und unbedacht schneidet, erlebt mitunter eine traurige Überraschung: Amselküken, die im Dickicht der Hecke auf ihre Vogeleltern warten, sind nach dem Schnitt ungeschützt der Witterung ausgesetzt oder werden in kürzester Zeit von einem Nesträuber gefressen. Damit das nicht passiert, bittet der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) alle Gärtnerinnen und Gärtner um Geduld. „Noch bis Ende Juli brüten viele Singvögel wie Amsel, Rotkehlchen und Zaunkönig im Schutz des dichten Laubes in Gärten, Friedhöfen und Parks. Heckenschnitte können die Vögel jetzt so stark stören, dass sie ihre Brut aufgeben“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Erst ab dem 1. Oktober, wenn die Brutzeit vorbei ist und die Vögel ihre Reviere im Garten aufgeben, dürfen laut Bundesnaturschutzgesetz Hecken und Bäume wieder geschnitten werden.
Der LBV erhält aktuell wieder Anrufe von Bürgerinnen und Bürger, die zum Teil radikale Heckenschnitte während der Brutzeit der bayerischen Gartenvögel melden. Die Besorgten berichten immer wieder von tot aufgefundenen Jungvögeln unter frisch gestutzten Hecken. „Schonende Form- oder Zuwachsschnitte an Hecken sind zurzeit erlaubt. Aber auch dabei sollte man vorher genau prüfen, ob fütternde Vogeleltern im Gebüsch ein und aus fliegen oder laut rufen, wenn man sich der Hecke nähert. Das deutet darauf hin, dass Jungvögel im Dickicht sitzen“, so die LBV-Biologin.

Jede und jeder ist gesetzlich verpflichtet, beim Heckenschnitt darauf zu achten, dass Vögel und andere Wildtiere nicht mutwillig gestört und ihre Lebensstätten nicht zerstört werden. „Oft genügt es, einzelne Äste, die weit in den Weg ragen, abzuschneiden. Einen radikalen Schnitt, wie das auf den Stock setzen, sollte man erst am Ende der Wachstumsperiode im Oktober vornehmen“, empfiehlt Nelson.

Später Heckenschnitt spart Arbeit
Hecken sind wertvolle Lebensräume und bieten vielen Vögeln und Säugetieren optimale Rückzugsmöglichkeiten. Die Tiere ziehen hier ihren Nachwuchs auf und finden gute Versteckmöglichkeiten und sichere Schlafplätze. Manche Singvögel brüten im Sommer ein zweites Mal und werden durch einen zu frühen Heckenschnitt erheblich gestört. Auch aus botanischer Sicht ist Geduld gefragt. Oft erleben die Pflanzen einen zweiten Wachstumsschub. „Wer zu früh zur Heckenschere greift, muss meist ein zweites Mal schneiden und hat dabei mehr Arbeit. Am besten schneidet man Hecken in der laubfreien Zeit im Herbst“, so Angelika Nelson.

„Private Gärten und öffentliche Grünflächen sind enorm wichtige Lebensräume im urbanen Raum, besonders wenn sie naturnah mit heimischen Hecken und Sträuchern gestaltet sind. Diese Flächen tragen sowohl zur Artenvielfalt als auch zu einem angenehmen Stadtklima bei“, ergänzt die Biologin. Im Sinne des Klimaschutzes sollten kleinräumige Grünflächen in ihrer Strukturvielfalt in Bayerns Städten entsprechend geschützt werden.

Hintergrund
Nach § 39 Abs. 5 Bundesnaturschutzgesetz dürfen Bäume außerhalb des Waldes, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September nicht geschnitten, auf den Stock gesetzt oder beseitigt werden; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Entfernung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung der Bäume.

 

Pressemitteilung: Volksbegehren Artenvielfalt
 
Naturschutz mit angezogener Handbremse – Lippenbekenntnisse statt echter Umsetzung
Bekenntnis zum Natur- und Artenschutz muss sich im kommenden Haushalt und messbaren Erfolgen in der Natur widerspiegeln

Pressestatements der vier Sprecher des Trägerkreises zur Pressekonferenz des Bayerischen Kabinetts vom 29.07.2025

 

 

Agnes Becker, Beauftragte des Volksbegehrens und ÖDP-Landesvorsitzende:
„Was Ministerpräsident Söder und Umweltminister Glauber heute zum Stand der Umsetzung des Volksbegehrens abgeliefert haben, ist im höchsten Maße absurd. Einerseits haben sie sich unverblümt mit fremden Federn geschmückt, denn nur durch das Volksbegehren wurde das Thema Artensterben überhaupt auf die Agenda gesetzt. Andererseits wurde hemmungslose Schönrederei betrieben. Das wissenschaftliche Monitoring zur Umsetzung der Ziele des Volksbegehrens zeigt deutlich, dass die Umsetzung in entscheidenden Punkten lahmt wie ein alter Gaul: Bei der Schaffung eines Biotopverbunds oder dem Ausbau des Ökolandbaus sind die Defizite der Regierung für alle sichtbar. Wer dann behauptet, knapp 90 Prozent seien umgesetzt, missachtet die über 1,7 Millionen Menschen, die für das Volksbegehren unterschrieben haben.“

Dr. Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender:
„Die Behauptung, dass bereits 13 Prozent des Biotopverbunds umgesetzt seien, verblüfft uns. Wer sich draußen in Bayern umschaut, sieht doch sofort, dass sich kaum etwas getan hat. Ein ernsthaft umgesetzter Biotopverbund hätte die bayerische Landschaft nämlich sichtbar verändert. Uns fehlen jegliche Belege für eine Verbesserung des Biotopverbunds. Der aktuelle Bericht zum Biotopverbund ist noch nicht erschienen, daher können wir nicht nachvollziehen, auf welcher Grundlage diese Berechnung erfolgt sein soll. Die im sogenannten vierten Modernisierungsgesetz geplante Abschaffung des Berichts zum Biotopverbund würde eine Nachvollziehbarkeit auch in Zukunft verhindern und ein leichtes Schönrechnen des Ziels ermöglichen.“

Ludwig Hartmann, Vizepräsident des Bayerischen Landtags (Bündnis 90/Die Grünen):
„Ein Bekenntnis der Staatsregierung zum Natur- und Artenschutz ist nicht viel wert, wenn gleichzeitig über die Hintertür unter dem Deckmäntelchen Bürokratieabbau und Verfahrensbeschleunigung versucht wird, Umweltstandards zu senken. Wir brauchen einen wirksamen gesetzlichen Rahmen, der Umweltschutz und Naturerhalt garantiert. Freiwilligkeit in der Umsetzung ist zwar gut und wichtig, funktioniert aber nur zuverlässig bei ausreichender Finanzierung, die derzeit nicht garantiert ist. Die von Söder zur Schau gestellte Ablehnung des Wiederherstellungsgesetzes, ignoriert wissentlich alle Bedrohungen durch Klimaüberhitzung und immer häufigere Extremwetter zu Lasten der Menschen in Bayern.“

Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS):
„Mit dem Streuobstpakt und den dazugehörigen Förderprogrammen wie den Landschaftspflegerichtlinien und dem KULAP hat Bayern Maßstäbe gesetzt. Erste positive Schritte des langfristig angelegten Pakets sind bereits erfolgt. Wenn jetzt jedoch nicht alle Punkte versprochen langfristig und vollständig durchfinanziert werden, droht ein extremer Vertrauensverlust bei Landwirten, Baumschulen, Landschaftspflegeverbänden und beteiligten Kommunen. Alle geplanten Maßnahmen und die Baumpflanzungen beruhen rein auf Freiwilligkeit und partnerschaftlicher Zusammenarbeit. Ohne die zugesagten Finanzmittel werden sie scheitern.“


 

Pressekontakt:
Markus Erlwein
Pressesprecher Volksbegehren Artenvielfalt
c/o LBV (Landesbund für Vogelschutz in Bayern)
Mobil: 0172-6873773
E-Mail: presse@volksbegehren-artenvielfalt.de

 

Pressestatement
 
Pressestatement des LBV-Vorsitzenden Norbert Schäffer zur Pressekonferenz des Bayerischen Kabinetts vom 29.07.2025
Vom Bienenretter zum Bienengegner

 

LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer:
„Bayern wird vom Bienenretter zum Bienengegner. Es ist unverständlich, warum aus Bayern - dem Bundesland, das mit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen!“ zum Vorreiter im deutschen und europäischen Naturschutz wurde - nun die lautesten Stimmen gegen die EU-Wiederherstellungsverordnung (WVO) kommen, die als europäisches „Rettet die Bienen“ gilt. Viele Ziele des bayerischen Volksbegehrens zahlen direkt auf die WVO ein. Wenn bayerische Politikerinnen und Politiker nun Ziele torpedieren, die in Bayern ohnehin umgesetzt werden sollen, ist das ein klarer Widerspruch. Dadurch wird die Ernsthaftigkeit der bayerischen Staatsregierung bei der Umsetzung der Ziele des Volksbegehrens infrage gestellt.

Die Behauptung, die Wiederherstellungsverordnung stelle einen massiven Eingriff in das Eigentum dar und sei eine Belastung für die Landwirtschaft und die Eigentümer, ist falsch. Bayern kann die Umsetzung des Gesetzes selbst steuern und dafür sorgen, dass es nicht zu einer solchen Belastung kommt. Das Ambitionsniveau der WVO entspricht dem, was Bund und Länder seit Jahrzehnten in Strategien und Aktionsplänen festlegen – und dann ignorieren.

Das hat auch nichts mit zusätzlicher Bürokratie zu tun. Viele der geforderten Berichte und Indikatoren werden bereits erhoben und müssen nur noch zusammengeführt und angeglichen werden. Bayern sollte ein Motor im europäischen Naturschutz sein und sich nicht zum Bremsklotz entwickeln. Wir erwarten von der Bayerischen Staatsregierung, dass sie sich im Sinne des bayerischen Volksbegehrens „Rettet die Bienen!“ auch hinter das europäische Gesetz stellt und für eine praktikable und rasche Umsetzung der Verordnung in Bayern sorgt.“

Hintergrund
Mit der EU-Wiederherstellungsverordnung soll der Zustand der Natur in Europa verbessert werden. Es soll eine Trendumkehr beim Verlust unserer Arten erreicht werden, geschädigte Ökosysteme wieder in einen guten Zustand versetzt werden, Naturkatastrophen wie Dürren und Hochwasserereignisse abgefedert werden und Städte und Landschaften gekühlt werden. Die WVO ist ein effizientes und modernes Gesetz, das den Mitgliedsstaaten viel Flexibilität und Freiheit lässt. Die Bundesländer können in Deutschland selbst entscheiden welche Maßnahmen sie zur Umsetzung ergreifen.

 

Presseinformation 60-25
 
Jetzt neu! Das Seepferdchen des Artenschutzes ist da
NAJU Bayern des LBV führt das „Heupferdchen“-Abzeichen ein – Artenkenntnis bei Kindern und Jugendlichen stärken
 

 

Hilpoltstein, 28.07.2025 – Wer das Schwimmen lernt, wird mit dem Seepferdchen belohnt. Wer Bayerns Tiere richtig erkennt, mit dem Heupferdchen. Mit diesem neuen Abzeichen will die NAJU Bayern, Jugendorganisation des LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), Kinder und Jugendliche für die Natur begeistern und ihr Wissen über heimische Arten fördern. „Das Abzeichen Heupferdchen auf Kleidung, Rucksack oder Cap zeigt gut sichtbar: ‚Ich bin Artenkenner*in‘. In Anlehnung an das bekannte ‚Seepferdchen‘ beim Schwimmen bescheinigt es, dass Kinder und Jugendliche grundlegende Kenntnisse der Artenvielfalt und ökologischer Zusammenhänge besitzen“, sagt der NAJU-Geschäftsführer Haluk Soyoğlu. Um den weiß-grünen Aufnäher zu erhalten, müssen die Naturforschenden erfolgreich eine Prüfung ablegen. Bereits 600 Kinder aus NAJU-Gruppen oder Schulklassen haben das Heupferdchen seit Projektauftakt im Februar bestanden. Entwickelt wurde es von Dr. Jonathan Hense, Biologe an der Universität Bonn, und wird nun in Zusammenarbeit mit der NAJU Bayern landesweit eingeführt.
Studien haben gezeigt: Immer weniger Menschen kennen die Tiere, Pflanzen oder Pilze vor ihrer eigenen Haustür. Dabei ist Artenkenntnis eine entscheidende Grundlage, um Natur überhaupt wahrzunehmen, wertzuschätzen und schließlich auch zu schützen. „Das ‚Heupferdchen‘ soll Kindern schon früh Freude und Wissen im Umgang mit der Natur vermitteln“, erklärt Haluk Soyoğlu. Wer sich mit Artenvielfalt auseinandersetzt, schärft seine Wahrnehmung der Umwelt, fördert die Konzentration und baut mentale Resilienz auf. „Zu Beginn sehen viele Kinder nur eine grüne Wiese. Doch dann öffnet sich plötzlich eine völlig neue Welt voller Wildbienen, Käfer und Schmetterlinge. Artenkenntnis ist Erkenntnis“, betont Soyoğlu.

Das Zertifikat besteht aus einer Urkunde und einem Aufnäher mit der Insektenart Grünes Heupferd, den die Kinder mit Stolz bei Exkursionen oder in der Freizeit tragen können. Es würdigt nicht nur die Fähigkeit, heimische Tiere, Pflanzen oder Pilze zu erkennen, sondern auch typische Arbeitsweisen von Forschenden. Dazu gehören etwa Fangtechniken zum Sammeln von Insekten oder Spinnen, der schonende Umgang mit Lebewesen und die Nutzung von Bestimmungshilfen, Lupen und Pinzette. „Ich habe beim Heupferdchen so viel gelernt und es hat total Spaß gemacht. Ich kann jetzt verschiedene Schmetterlinge erkennen und unterscheiden. Ich bin richtig stolz über das Abzeichen, was jetzt an meinem Rucksack hängt“, sagt die dreizehnjährige Mina.

„Heupferdchen“ bestehen
Das Zertifikat bestärkt Kinder auch darin, komplexe ökologische Zusammenhänge eigenständig zu erforschen und zu verstehen. Sie lernen so, welche Bedeutung die Umwelt auch für den Menschen hat. „Viele Kinder bringen von sich aus eine große Begeisterung für die Natur mit. Das ‚Heupferdchen‘ greift dieses Interesse auf und fördert es nachhaltig“, so Franziska Tank, Projektleiterin Heupferdchen. Während einer Naturexkursion im Wald, auf der Wiese oder am Bach müssen die Teilnehmenden Arten bestimmen, Fangtechniken korrekt durchführen und ihre Funde dokumentieren. Die Anforderungen sind hierbei einstiegsfreundlich, aber dennoch anspruchsvoll – auch Erwachsende können das Heupferdchen ablegen.

Wie mitmachen:

Damit das Zertifikat möglichst viele junge Naturentdeckerinnen und -entdecker erreicht, wird die NAJU Bayern künftig Schulungen für Gruppenleitungen und Umweltbildnerinnen und -bildner anbieten. Diese lernen dort, wie das „Heupferdchen“ sinnvoll eingesetzt und vergeben werden kann. Zum Einsatz kommt es anschließend in Kindergruppen, Schulen und weiteren Bildungsprojekten. Wer das Heupferdchen für sich oder seine Kinder absolvieren möchte, kann sich per E-Mail an heupferdchen@lbv.de anmelden.

 

Pressestatement
 
Statement des Stellv. LBV-Vorsitzenden und LBV-Kreisvorsitzenden Main-Spessart Hartwig Brönner zur Ablehnung der Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg für einen Antrag zur Biospähre
Staatsregierung muss Prozess um Biosphärenreservat im Spessart endlich beschleunigen

 

Stellvertretender LBV-Vorsitzender Hartwig Brönner:
"Die aktuelle Ablehnung der beiden Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg für einen Antrag zum Biosphärenreservat im Spessart, haben zwar für den Prozess erst mal die Pause-Taste gedrückt, eine endgültige Entscheidung ist dadurch allerdings noch nicht gefallen. Im bisherigen Prozess wurde die mehrheitliche Bereitschaft einer Beteiligung und das überwiegende Interesse der Spessartkommunen an einer Biosphärenregion und somit an einer langfristigen Entwicklung dieser Region deutlich. Jetzt muss die bayerische Staatsregierung handeln und endlich den Prozess wieder beschleunigen. Dies ließe sich ganz einfach über eine Erhöhung des Anteils an Staatswald an dem derzeit umstrittenen Kernzonenanteil lösen. Es ist mir unverständlich, warum diese Chance an drei Prozent Kernzone scheitern soll und warum die Staatsregierung hier so zögerlich reagiert, haben doch die Kommunen im Spessart bisher sogar mehr Flächen dafür angeboten als die Kommunen damals für das Biosphärenreservat Bayerische Rhön. Der LBV erwartet deshalb von der Staatsregierung einen vernünftigen Vorschlag, um das Streitthema Kernzone schnell zu beenden und damit den Weg frei für eine Biosphärenregion Spessart zu machen. 97 Prozent der Flächen für eine nachhaltige Aufwertung und Entwicklung der Spessartregion sollte Motivation genug sein.“

 

Presseinformation 58-25
 
LBV ringt vergeblich: Gericht ebnet Weg für umstrittenen Hochwasserschutz bei Staubing
Große Chance, Bewohner und Natur effektiv zu schützen, wurde vertan
 

 

Hilpoltstein, 22.07.2025 – Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat die Klage des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gegen einen geplanten Hochwasserschutzdamm an der Donau bei Staubing im Landkreis Kelheim abgewiesen. „Wir sind enttäuscht über das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs. Damit ist die große Chance vertan, einen effektiven Hochwasserschutz für die Bewohnenden von Staubing zu erreichen und gleichzeitig einen ökologisch einzigartigen Lebensraum in der Donau zu schützen“, erklärt LBV-Geschäftsführer Helmut Beran. „Wenn der geplante Schutzdamm nun so gebaut wird, besteht nach unserer Auffassung die Gefahr, dass die stärkere Strömung die letzte flussmittige Kiesbank der Donau in Deutschland langfristig zerstört - ein einzigartiger Lebensraum für Fischarten wie Barbe und Nase.“
„Selbstverständlich respektieren wir das Urteil. Für unsere heimische Natur, insbesondere für die Donau und die dort lebenden Tierarten, ist es dennoch eine schwere Niederlage. Dabei wäre es möglich gewesen, den Schutz der Anwohnenden bei Hochwasser zu gewährleisten und gleichzeitig das Recht der Natur auf Schutz zu berücksichtigen“, verdeutlicht Beran. „Sobald uns die schriftliche Urteilsbegründung vorliegt, werden wir diese prüfen und über unser weiteres Vorgehen entscheiden.“

Der LBV appelliert trotz des Richterspruches an alle Beteiligten, die Pläne für einen Hochwasserdamm noch einmal zu überdenken. „Der nun geplante Hochwasserdamm suggeriert eine Sicherheit, die es angesichts zunehmender Starkregenereignisse nicht mehr gibt. Echten Schutz für die betroffenen Anwohner von Staubing bietet nur eine Absiedlung. Dies ist, unserer Einschätzung nach, die beste und auch kostengünstigste Lösung“, betont LBV-Geschäftsführer Helmut Beran. Voraussetzung für die Zustimmung der Anwohnenden für eine Absiedlung wäre ein angemessener finanzieller Ausgleich sowie die Möglichkeit auf einen Bauplatz in Ortsnähe.

Eine zweite Alternative zum geplanten Hochwasserschutzdeich wäre aus Sicht des LBV eine Schutzwand in Ortsnähe. Diese würde dem Fluss mehr Raum geben, den Wasserabfluss verlangsamen und die Anwohnenden flussabwärts nicht zusätzlich belasten. Diese modernen Hochwasserschutzmaßnahmen werden inzwischen bayernweit umgesetzt.

Hintergrund
Der geplante Hochwasserschutzdeich für den nordwestlichen Ortrand von Staubing (Lkr. Kelheim) mit wenigen betroffenen Anwesen ist seit Jahrzehnten in Planung. Der ersten Klage des LBV wurde 2021 stattgegeben, das Gericht hat damals weitere Untersuchungen und eine Prüfung von Alternativen gefordert. Nachdem diese Auflagen des Gerichts aus Sicht des LBV nur unzureichend umgesetzt wurden, hat der LBV erneut Klage eingereicht. Zwischenzeitlich hat der LBV ein eigenes Gutachten zu den naturschutzfachlichen Auswirkungen des Deichbaus in Auftrag gegeben.

Das Gutachten von Prof. Helmut Habersack vom Institut für Wasserbau von der Universität für Bodenkultur Wien belegt, dass in verschiedenen Bereichen der Planung Defizite bestehen. So fehlen zum Beispiel direkte Messungen des Geschiebetransports. Ebenso wird festgestellt, dass die eingesetzte 2D-Modellierung zur Beurteilung der Auswirkungen des Eingriffes nicht ausreichend ist. Stattdessen wäre eine sogenannte 3-D-Modellierung für eine belastbare Datenbasis unabdingbar. Der LBV sieht die Gefahr eines unwiederbringlichen Verlusts der im deutschen Donauraum einmaligen Kiesbank.

Der LBV als Kläger wurde inhaltlich vom Bund Naturschutz, dem Kreisfischereiverein und der Fischereigenossenschaft Kelheim unterstützt.

 

Gemeinsame Presseinformation
 
Wo es zwitschert und blüht: Über 5.800 Gärten in Bayern sind bereits offiziell „vogelfreundlich“
Naturnahe Gartengestaltung besonders bei Hitze und Trockenheit wichtig
 

 

Augsburg/Hilpoltstein, 21.07.2025 – Heimische Sträucher, bunte Blumen und wilde Ecken: Wer seinen Garten naturnah und vogelfreundlich gestaltet, kann sich seit 2022 um die Auszeichnung „Vogelfreundlicher Garten“ bewerben. Wegen der großen Nachfrage nach der Plakette, wurde die Aktion, die unter Schirmherrschaft von Umweltminister Thorsten Glauber steht, zu Beginn des Jahres um weitere drei Jahre verlängert. Eine Zwischenbilanz zur Halbzeit der laufenden Bewertungssaison zeigt: Allein in diesem Jahr haben der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und das Bayerische Artenschutzzentrum im Landesamt für Umwelt (LfU) bereits 800 Plaketten verliehen. Damit wurden insgesamt schon mehr als 5.800 Gärten in ganz Bayern offiziell als „vogelfreundlich“ ausgezeichnet. Wer Vögeln, Insekten & Co. im eigenen Garten einen Lebensraum bietet, kann sich weiterhin unter www.vogelfreundlichergarten.de für eine Zertifizierung anmelden.

Im Rahmen eines Aktionswochenendes haben zahlreiche Ehrenamtliche der LBV-Gartenjury am vergangenen Wochenende viele Gärten in ganz Bayern begutachtet und ausgezeichnet. „Idee unseres sogenannten Schwarmwochenendes ist es, innerhalb kürzester Zeit so viele Gärten wie möglich auszuzeichnen. Jeder dieser vogelfreundlichen Gärten ist ein kleiner Beitrag, um unsere heimische Vogelwelt zu unterstützen und die Artenvielfalt auch in Siedlungsgebieten lebendig zu halten“, erklärt Anke Brüchert, Projektleiterin beim LBV. Damit wächst die Gesamtzahl an vogelfreundlichen Gärten in Bayern auf über 5.800. Noch bis Anfang Oktober ist die Jury unterwegs, um Gärten zu zertifizieren. Weil die Nachfrage in machen Landkreisen sehr hoch ist und die Bewertung allein von Ehrenamtlichen in ihrer Freizeit durchgeführt wird, bitten der LBV und das Bayerische Artenschutzzentrum um Verständnis, wenn es zu Verzögerungen kommt.

Tipps für den vogelfreundlichen Garten im Sommer
Besonders jetzt im Sommer, bei großer Hitze und Trockenheit, sind naturnah gestaltete Gärten ein Geschenk für Vögel, Insekten und andere Tiere. Ein Gartenteich, Wildblumenwiesen und Bäume, die Schatten spenden, sorgen für eine spürbar kühlere Umgebung und liefern zudem genug Wasser und Nahrung. „Artenreiche Wildblumenwiesen müssen nur ein- bis dreimal im Jahr gemäht werden und bieten für Insekten über viele Wochen ein reiches Nahrungsangebot. Wer zudem unterschiedliche Bereiche im Wechsel mäht, bietet den Insekten jederzeit einen Ausweichlebensraum und pflegt den eigenen Garten insektenschonend“, empfiehlt Maria Hußlein, Leiterin des Bayerischen Artenschutzzentrums. Wer den Vögeln zusätzlich unter die Flügel greifen will, kann außerdem Vogeltränken aufstellen. Dazu einfach eine flache Schüssel oder ein Blumentopf-Untersetzer mit Wasser befüllen und regelmäßig wechseln. Darüber freuen sich auch weitere tierische Gartenbesucher.

Anmeldungen für die Bewertung des eigenen, privaten Gartens sind weiterhin möglich unter www.vogelfreundlichergarten.de. Dort gibt es auch zahlreiche Tipps zur Gestaltung eines naturnahen Gartens.

Über das Projekt:
Die von LBV und LfU verliehene, kostenlose Gartenplakette „Vogelfreundlicher Garten“ ist eine Wertschätzung und Auszeichnung von besonders vogelfreundlichen und artenreichen Gärten, egal ob groß oder klein. Mit der Auszeichnung wollen wir ein Umdenken in Gang setzen und die Akzeptanz für etwas mehr Wildnis vor der eigenen Haustür erhöhen. Die Bewertung erfolgt durch ein ehrenamtliches Team der LBV-Gartenjury nach einem festgelegten Kriterienkatalog. Werden genügend Kriterien erfüllt, erhält der Garten die Plakette, mit der öffentlich gezeigt wird, dass dieser vogelfreundlich ist. Die Aktion findet im Rahmen des Projekts gArtenvielfalt des LfU statt. Umweltminister Thorsten Glauber ist der Schirmherr. Alle Infos dazu unter www.vogelfreundlichergarten.de.

 

Presseinformation 57-25
 
Chance für den Spessart nicht verspielen
LBV warnt vor Aus für die Biosphärenregion Spessart – Überzogener Streit um Kernfläche lähmt den Prozess
 

 

Hilpoltstein, 18.07.2025 – Nach den Spekulationen über ein mögliches Ende der Planungen für eine Biosphärenregion im Spessart zeigt sich der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) tief besorgt darüber, dass der bisher vielversprechende Prozess durch politische Kurzschlussaktionen gefährdet werden könnte. So war zuletzt von einigen Politikern vielfach polemisch über die benötigten drei Prozent nutzungsfreie Kernfläche diskutiert worden. „Besonders irritieren uns die wiederholten abwertenden Äußerungen von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Damit reißt er Gräben auf, statt zu vereinen. Mit zugespitzten und verkürzten Aussagen ist der Debatte nicht geholfen“, moniert der LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer. Der LBV erwartet, dass bei den anstehenden politischen Entscheidungen, wie am 21. Juli im Kreistag von Aschaffenburg, eine Fortführung des Prozesses zur Biosphärenregion beschlossen wird.
Aus Sicht des LBV müsse die Landespolitik den Prozess vor Ort konstruktiv und positiv begleiten. „Da ist es schon erstaunlich, wie man hundert Prozent der Zeit über gerade mal drei Prozent der Fläche sprechen kann“, so der LBV-Vorsitzender. „Wir sind überzeugt, dass es auch für die Kernfläche Lösungen gibt, sofern der politische Wille dazu vorhanden ist“, sagt Schäffer weiter. Der LBV kritisiert, dass von verschiedenen Seiten immer wieder ein falsches Bedrohungsszenario an die Wand gemalt werde. Dadurch könnte der irreführende Eindruck entstehen, dass eine Holznutzung im Spessart zukünftig nicht mehr möglich wäre.

Zentraler Punkt der Spekulationen über ein vorzeitiges Ende der Bemühungen ist die Frage, ob ausreichend Flächen für die drei Prozent nutzungsfreie Kernzone des Gebiets zur Verfügung gestellt werden können. Diese Thematik hat bereits in den vergangenen Monaten den gesamten Diskurs über die Biosphärenregion dominiert. Dabei liegt die Lösung auf der Hand: „Die Staatsforsten könnten einfach ihrerseits noch genauso viel Fläche zur Verfügung stellen wie bisher die Kommunen, um so ganz schnell die Kernzone der Biosphäre zu erreichen“, schlägt Norbert Schäffer vor. „Das Signal aus der Region ist doch eindeutig. Zahlreiche Kommunen haben sich bereits für das Projekt ausgesprochen und sie repräsentieren die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger vor Ort“, so der LBV-Vorsitzende weiter.

Der LBV hofft, dass die Kommunalpolitik diese einmalige Chance ergreift und dem Spessart neue Zukunftsperspektiven eröffnet. „Eine Biosphärenregion ist eine einzigartige Entwicklungschance für den Spessart, die neue Perspektiven für Menschen, Natur, Wirtschaft und nachhaltigen Tourismus schafft“, sagt Schäffer.

Hintergrund
UNESCO-Biosphärenreservate sind eine besondere Schutzkategorie, in der die nachhaltige Entwicklung der Region im Vordergrund steht. Sie müssen bestimmte Kriterien erfüllen und bestehen aus einer nutzungsfreien Kernzone (mindestens drei Prozent), einer Pflegezone mit schonender Nutzung sowie einer Entwicklungszone, in der das Wirtschaften gestattet ist. Auf dem überwiegenden Teil des Gebiets steht eine nachhaltige Nutzung im Vordergrund, die ausdrücklich erwünscht ist, um beispielsweise die Eigenarten der Kulturlandschaft zu erhalten. Der Mensch und die Wirtschaft spielen in den meisten Teilen der Biosphärenregion eine zentrale Rolle – daher auch die UNESCO-Bezeichnung „Mensch und Biosphäre“. Damit unterscheidet sich eine Biosphärenregion klar von anderen Schutzgebieten wie Nationalparks. In Biosphärenregionen geht es auch um die Stärkung der heimischen Wirtschaft durch Regionalvermarktung und kurze Lieferketten.

 

Presseinformation 56-25
 
Igel in Bayern: Meldungen aus zehn Jahren bestätigen häufigste Gefahren
LBV fordert Nachfahrverbot für Mähroboter – Meldeaktion zeigt: Füttern kann auch negative Folgen haben
 

 

Hilpoltstein, 16.07.2025 – Sie schnaufen, schmatzen und rollen sich bei Gefahr zusammen: Igel gehören für viele Menschen zu den liebsten Gartenbesuchern. Im Projekt „Igel in Bayern“ ruft der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) jedes Jahr Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihre Beobachtungen online zu melden. Seit 2015 wurden so rund 128.000 lebende und tote Igel im Freistaat gemeldet. „Vor allem in städtischen Grünanlagen und privaten Gärten sind Igel häufig unterwegs. Unsere Daten bestätigen, dass sie dort oft Opfer des Straßenverkehrs oder Mähroboters werden“, berichtet LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Auffällig ist auch, dass Futterstellen mehr Igel als gewöhnlich in die Gärten locken. „Mehrere Igel regelmäßig oder sogar ganzjährig zu füttern, ist nicht sinnvoll. Igel sind Einzelgänger, die weder Futter noch Unterschlupf gerne teilen und diese manchmal vehement gegen Artgenossen verteidigen“, so Nelson. Tipps, wie jede und jeder den Igel im eigenen Garten schützen kann, gibt der LVB unter www.igel-in-bayern.de.
Zehn Jahre „Igel in Bayern“ zeigen, dass der Igel ein beliebter Bewohner in Bayerns Gärten ist. Das bestätigt die große Anzahl von Meldungen mit rund 91.400 lebenden und 36.600 toten Igeln im Siedlungsbereich, die den LBV im Rahmen des Projektes erreicht haben. „Da das stachelige Säugetier nachaktiv ist, werden ab der Abenddämmerung bis spät in die Nacht die meisten lebenden Igel beobachtet. Im Jahresverlauf gehen die meisten Meldungen im Herbst ein, wenn viele Jungigel für den bevorstehenden Winterschlaf auf Futtersuche sind“, berichtet die LBV-Biologin.

Straßenverkehr als häufigste Todesursache
Gut ein Drittel aller Meldungen sind Totfunde. Denn im Siedlungsraum lauern viele Gefahren für den kleinen Stachelritter. „Am häufigsten fällt der Igel dem Verkehr zum Opfer, denn Straßen und versiegelte Flächen zerschneiden seinen Lebensraum. Besonders während der Paarungszeit ab Mai legen Igel große Distanzen zurück. Sie durchstreifen ein Gebiet von bis zu 15 Hektar und müssen dabei oft Straßen überqueren. Hierbei wird es für sie gefährlich“, sagt Angelika Nelson. Deshalb appelliert der LBV an Autofahrerinnen und Autofahrer – gerade in der Abend- und Morgendämmerung sowie nachts – besonders vorsichtig und vorausschauend zu fahren.

Mähroboter: Unterschätzte Gefahr im Garten
Eine weitere Gefahr für den Igel fährt durch seinen Hauptlebensraum, den Garten. Der zunehmende Einsatz von Mährobotern - aber auch anderen elektrischen Gartengeräten wie Freischneidern - fügt den nachtaktiven Säugetieren oft schwere Verletzungen zu, an denen sie qualvoll verenden. Die Igel sind den Maschinen schutzlos ausgeliefert, weil sie bei Gefahr nicht davonlaufen, sondern sich zu einer Stachelkugel zusammenrollen. Da die Anzahl der Mähroboter in Bayerns Gärten über die letzten Jahre zugenommen hat, wird deren Einsatz jetzt auch speziell als Todesursache im Projekt abgefragt. Doch um den Igel zu schützen, braucht es noch mehr. „Ein flächendeckendes Nachtfahrverbot für Mähroboter, wie es immer mehr Gemeinden in Deutschland einführen, wäre hier ein erster wichtiger Schritt“, betont Angelika Nelson. Dies forderte vor Kurzem auch die Landtagsfraktion der Grünen in einem Gesetzesentwurf. Gerade zur kommenden Urlaubszeit hat der LBV einen dringenden Appell: Wer jetzt wegfährt, sollte seinen Mähroboter vor der Reise vollständig abschalten und auf keinen Fall unbeaufsichtigt laufen lassen.

Futterstellen für Igel: Gut gemeint, oft gefährlich
Die Daten der Meldeaktion zeigen auch, dass meist einzelne Igel gesichtet werden – ganz typisch für ihre natürliche Lebensweise als Einzelgänger, die nur zur Paarungszeit Artgenossen aufsuchen. In Gärten gehen Igel auf Nahrungssuche nach Käfern, Nachtfaltern und deren Larven, die leider immer schwieriger zu finden sind. Falsch verstandene Tierliebe kann Igeln hierbei mehr schaden als nützen: Wird regelmäßig Futter angeboten, lockt dies Igel aus einem großen Umkreis an. „Im Schnitt werden aus Gärten mit Futterstellen dreieinhalb Mal mehr Igel gemeldet als in solchen ohne. Der Rekord lag bei 22 Tieren auf einmal“, berichtet Angelika Nelson.

Die Folgen können gravierend sein: Der enge Kontakt vieler Igel kann dazu führen, dass Krankheiten leicht übertragen werden. Auch erhöht sich das Stress- und Konfliktpotenzial. Falsches Futter und mangelnde Hygiene an Futterstellen können für den Igel schlimmstenfalls sogar tödlich sein. „Der Igel ist ein Wildtier. Eine Zufütterung soll nur in Notsituationen erfolgen, zum Beispiel wenn die Tiere schwach oder kurz vor und nach der Winterschlafzeit untergewichtig sind“, erklärt die LBV-Biologin. Am besten hilft dem Igel ein naturnaher Garten mit ausreichend Insektennahrung und sicheren Verstecken.

Tipps für einen igelfreundlichen Garten:

www.lbv.de/garten
www.igel-in-bayern.de

 

Presseinformation 55-25
 
Modernisierungsgesetz der Staatsregierung bedroht den Artenschutz in den Alpen
Rettet die Tiere der Berge! – LBV: Umweltstandards nicht unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus absenken
 

 

Hilpoltstein, 15.07.2025 – Mit dem Dritten Modernisierungsgesetz plant die Bayerische Staatsregierung beim Bau von Seilbahnen, Skipisten und Skiinfrastruktur die Umweltstandards abzubauen. Als Teil des Bündnisses „Rettet die Berge“ unterstützt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) die aktuelle Petition gegen das Gesetz. Die Alpen sind ein Lebensraum für eine Vielzahl hochbedrohter Tier- und Pflanzenarten, die durch den Klimawandel besonders gefährdet sind. „Unter dem Deckmantel der Entbürokratisierung wird gerade versucht Umweltstandards abzusenken, um Eingriffe in den sensiblen Alpenraum zu erleichtern. Doch Bayern hat eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Arten, die deutschlandweit nur in den Alpen vorkommen, wie zum Beispiel das Birkhuhn. Wir müssen deshalb die Tiere und Pflanzen der Berge vor diesem Gesetz retten“, betont der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.
Erst eine Umweltprüfung kann im Vorfeld eines möglichen Bauvorhabens zeigen, welcher Schaden in der Natur durch geplante Eingriffe entstehen würde. Auch für derartige Fälle erfassen die Expertinnen und Experten des LBV in den Alpen zum Beispiel die Populationen von seltenen Raufußhühnern wie Birkhuhn, Auerhuhn und Schneehuhn oder von gefährdeten Schmetterlingsarten. „Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf soll verhindert werden, dass negative Auswirkungen von Baumaßnahmen auf bedrohte Arten wie das Birkhuhn noch berücksichtigt werden müssen. Das Umweltrecht wäre geschwächt. Die Tiere der Berge würden somit noch stärker unter Druck geraten als ohnehin schon. Dabei brauchen wir in dem sensiblen Naturraum Alpen nicht weniger, sondern sogar noch mehr Naturschutz“, fordert der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Aktuellstes Beispiel für eine Baumaßnahme in den bayerischen Bergen, bei der zukünftig keine Umweltverträglichkeitsprüfung mehr durchgeführt werden müsste, ist der Abriss und Neubau der Kreuzwanklbahn am Hausberg in Garmisch-Partenkirchen. Hier zeigte die Umweltprüfung, dass die Bauarbeiten im Kreuzwanklgebiet erhebliche Auswirkungen für mehrere geschützte Tierarten haben. So ist der Blauschillernde Feuerfalter betroffen, eine Schmetterlingsart, die in diesem Gebiet das einzige dauerhafte Vorkommen Bayerns und Deutschlands in den Alpen hat. „Die Flächen, auf denen der Blauschillernde Feuerfalter lebt, grenzen direkt an die geplante Baustelle. Ohne einen verantwortungsvollen Umgang beim Bau der Talstation und der Lagerung von Material, könnte das letzte Vorkommen der seltenen Schmetterlingsart zerstört werden“, erklärt Schäffer.

Durch die angestrebten Änderungen des Dritten Modernisierungsgesetz würde auch beim geplanten Ausbau der Kampenwandbahn im Landkreis Rosenheim zukünftig eine Umweltverträglichkeitsprüfung entfallen. Das wäre aus Sicht das LBV fatal, weil eine höhere Beförderung von Touristen zu deutlich mehr Störungen im Kerngebiet des Birkhuhns führen würden. Negative Auswirkungen der Baumaßnahme auf die in diesem Bereich vorkommenden Birkhühner würden also gar nicht erfasst werden. „Birkhühner reagieren ausgesprochen sensibel auf Störungen, daher sind Auswirkungen von Baumaßnahmen immer sorgfältig zu prüfen. Da das Birkhuhn in Bayern vom Aussterben bedroht ist und jeder weitere Rückgang seines Lebensraums die Situation des Vogels verschärft, sind Verluste dieser Art durch Baumaßnahmen ohne Umweltprüfungen vorprogrammiert“, befürchtet Schäffer.

Hintergrund
Am 22. Juli soll im Landtag über den Entwurf für das Dritten Modernisierungsgesetz der bayerischen Staatsregierung abgestimmt werden. Dieser sieht Einschränkungen des bisherigen naturbeachtenden Vorgehens beim Bau von Skigebieten vor. Dafür will die Bayerische Staatsregierung das Wassergesetz, das Eisenbahn- und Seilbahngesetz und das Naturschutzgesetz ändern. Dagegen hat ein Bündnis aus Parteien und Verbänden die Petition „Rettet die Berge“ gestartet, die bisher über 30.000-mal unterzeichnet wurde.

Die Umweltverträglichkeitsprüfung soll dann bei neuen oder erweiterten Beschneiungsanlagen nicht mehr ab einer Kunstschnee-Fläche von 15 Hektar, sondern erst ab 20 Hektar gelten. In Schutzgebieten gilt dies erst ab zehn Hektar statt ab fünf Hektar wie bisher. Vergleichbare angehobene Grenzen sollen auch für Skipisten gelten. Beim Neu- oder Ausbau von Seilbahnen und Schleppliften soll die Schwelle für eine Umweltverträglichkeitsprüfung erst ab drei Kilometer Länge gelten. In Bayern gibt es kaum Seilbahnen mit dieser Länge.

 

Pressemitteilung: Volksbegehren Artenvielfalt
 
Umsetzung des Volksbegehrens am Scheideweg
Bayerns Artenvielfalt darf nicht aufgegeben werden - Naturschutz braucht verlässliche Finanzierung - Ziele relativieren löst keine Probleme
 

 

München/Hilpoltstein, 14.07.2025 – Seit sechs Jahren gilt in Bayern ein neues Naturschutzgesetz. Das am 17. Juli 2019 vom Bayerischen Landtag verabschiedete Volksbegehren Artenvielfalt – „Rettet die Bienen!“ ist eine wesentliche Grundlage für den Schutz der Natur im Freistaat. Es bildet aber auch eine Einkommensbasis für bayerische Landwirtinnen und Landwirte. Der Trägerkreis des Volksbegehrens, bestehend aus ÖDP, LBV, Bündnis 90/Die Grünen und der Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS), hat auch in diesem Jahr Bilanz gezogen. Fazit: Damit die Biodiversität in Bayern wieder zunimmt, ist ein Dreiklang aus freiwilligen Maßnahmen, einer angemessenen Finanzierung und einem verbindlichen gesetzlichen Rahmen notwendig. Die großen Herausforderungen wie der Ausbau des Biotopverbundes und der Biolandwirtschaft sowie die Reduktion von Pestiziden können nur Hand in Hand mit Landwirtschaft und Politik gemeistert werden. Die Ziele als zu ambitioniert in Frage zu stellen, weil es anstrengend ist, den gesetzlichen Auftrag zu erfüllen, geht nicht und ist nur eine Scheinlösung. Der Trägerkreis fordert deshalb von der bayerischen Staatsregierung ein klares Bekenntnis zum Natur- und Artenschutz sowohl inhaltlich, aber auch finanziell sowie ein mutiges und vorausschauendes Handeln bei der Umsetzung der gesteckten Ziele.
Agnes Becker, Beauftragte des Volksbegehrens und ÖDP-Landesvorsitzende:
„Wir fordern von Landwirtschaftsministerin Kaniber jetzt einen Fünf-Punkte-Plan für die Biolandwirtschaft: Endlich eine verbindliche 30-Prozent-Bio-Quote für die Außer-Haus-Verpflegung, mindestens 30 Prozent der Forschungsgelder für den Ökolandbau, eine Verstetigung der Ökomodellregionen, eine Garantie der Gentechnikfreiheit Bayerns und mindestens 30 Prozent Bio auf staatlichen Landwirtschaftsflächen so wie es das Gesetz bereits seit 2020 einfordert. Das Zwischenziel, 20 Prozent Biolandwirtschaft bis Ende 2025, wird mit Sicherheit verfehlt. Wir haben jetzt noch fünf Jahre, um das Ruder herumzureißen und zumindest in die Nähe der gesetzlichen Zielvorgabe von 30 Prozent Biolandwirtschaft bis 2030 zu kommen.“

Die Kantine des Landwirtschaftsministeriums ist dabei zu loben, dort liegt der Anteil an Bio-Lebensmitteln bei über 50 Prozent. „Leider ist sie damit allein auf weiter Flur. Dabei könnte das auf alle öffentlichen Kantinen übertragen werden und würde innerhalb kurzer Zeit Planungssicherheit für bayerische Bauern schaffen. Wir sprechen hier immerhin über rund eine Million Essen pro Tag. Auch bei der Bewirtschaftung staatlicher Landwirtschaftsflächen muss endlich ein Umdenken her. Der Rückgang des Bio-Anteils ist hier völlig unverständlich, denn diese Flächen gehören uns allen“, so Becker weiter.

Dr. Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender:
„Seit dem Volksbegehren hat sich die finanzielle und personelle Ausstattung im Naturschutz verbessert. Unsere Hochrechnungen ergeben, dass für Maßnahmen, die der Umsetzung des Volksbegehrens dienen, deutlich über 100 Millionen Euro mehr ausgegeben werden. Dabei kommen die Beratungsleistungen und die zusätzlich bereitgestellten finanziellen Mittel vor allem Landwirtinnen und Landwirten zugute. Die Förderung der Biodiversität ist für viele von ihnen ein finanzielles Standbein geworden. Lücken in der Naturschutzfinanzierung treffen daher nicht nur Naturschützerinnen und Naturschützer, sondern auch Landwirtinnen und Landwirte. Um die Ziele des Volksbegehrens überwiegend auf freiwilligem kooperativem Weg zu erreichen, ist eine langfristige und verlässliche Finanzierung zwingend erforderlich. Wir brauchen im kommenden Doppelhaushalt ein finanzielles Bekenntnis der bayerischen Staatsregierung zum Natur- und Artenschutz.“

Ludwig Hartmann, Vizepräsident des Bayerischen Landtags (Bündnis 90/Die Grünen):
„Zielvorgaben wie die 30-Prozent-Bio-Quote bis 2030 als zu ambitioniert abzutun, nur weil die Staatsregierung ihre Hausaufgaben nicht macht, ist bequem – aber fatal. Genau dieses Muster lässt sich derzeit vielerorts beobachten: Überall dort, wo Naturschutz unbequem wird, werden Ziele als utopisch, Umsetzungen als Bürokratiemonster und selbst verhältnismäßig geringe Mittel als unrealistisch dargestellt. So wird nicht nur verzögert, sondern die Umsetzung von Naturschutzzielen grundsätzlich infrage gestellt und blockiert.

Statt die EU-Wiederherstellungsverordnung pauschal abzulehnen, kann Bayern vorangehen und zeigen, dass sich mit der Umsetzung des Volksbegehrens viele Ziele der EU-Verordnung erreichen lassen. Naturschutz braucht Entschlossenheit und Weitsicht – genau das erwarten die vielen Menschen, die das erfolgreichste Volksbegehren Bayerns, ‚Rettet die Bienen!‘, getragen haben, jetzt von der Bayerischen Staatsregierung.“

Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS):
„Mit der Annahme des Volksbegehrens hat die Bayerische Staatsregierung 2019 beschlossen, den Pestizideinsatz im Freistaat bis 2028 zu halbieren. Der Handlungsbedarf ist hier sehr hoch, Notfallzulassungen – wie aktuell für Insektizide gegen die Schilf-Glasflügelzikade – sind keine dauerhafte Lösung. Aktuelle medizinische und wissenschaftliche Bewertungen wie die Einstufung des ‘Parkinson-Syndroms durch Pestizide‘ als Berufskrankheit bei Landwirtinnen und Landwirten zeigen immer wieder nachdrücklich, dass die negativen Auswirkungen von Pestiziden auf Menschen, Arten, Ökosysteme und Gewässer dramatisch sind. Wir brauchen daher eine Landwirtschaft, die weniger abhängig von Pestiziden ist - Lösungsansätze gibt es viele, wie die Biolandwirtschaft täglich beweist.“

Prof. Roman Lenz, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen:
„Von den bewerteten Indikatoren sind fünf Indikatoren im grünen Bereich, zwei im gelben und vier im roten Bereich. Während die Datenlage bei einzelnen Indikatoren weiterhin mangelhaft ist, liefern die Angaben zur Finanzierung von Agrarumwelt-Maßnahmen zuverlässige Grundlagen. Hierbei ist festzustellen, dass bei Gewässern und Blühstreifen die Förderbeträge und -flächen in den letzten beiden Jahren rückläufig sind. Die zuständigen Behörden müssen die Ursachen für den Rückgang ermitteln und gegensteuern. Denn bei entsprechender Gestaltung können Agrarumweltmaßnahmen erwiesenermaßen einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt leisten.“

 

Gänsesäger und Silberreiher im Visier von CSU und Freien Wählern
 

 

Hilpoltstein, 07.07.2025 – Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) kritisiert den Beschluss des bayerischen Landtags, das Gänsesägerprojekt der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Südbayern zu verlängern.

Dr. Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter: „Wir befürchten, dass durch den Beschluss des Landtags, das Gänsesägerprojekt der LfL in Südbayern zu verlängern, erneut weitere unnötige Abschüsse der Vögel beschlossen werden, die keinen weiteren Erkenntnisgewinn bringen. Da bereits viel zu viele der Vögel geschossen wurden und die Untersuchungsergebnisse keine zielführenden Daten geliefert haben, haben wir uns als LBV bereits im vergangenen Jahr aus der projektbegleitenden Arbeitsgruppe zurückgezogen.“ Von Lindeiner zeigte sich beunruhigt, dass das LfL die bisherigen Daten nicht wie angekündigt mit dem LBV geteilt habe. Die jetzt beschlossene Projektverlängerung mit der Option auf weitere Abschüsse werde die Qualität der bisherigen Daten nicht steigern, so der LBV-Experte: „Es entsteht zunehmend der Eindruck, dass Gänsesäger und andere Tierarten, die sich von Fisch ernähren, zu den Hauptschuldigen für den schlechten Erhaltungszustand bestimmter Fischarten gemacht werden.“

Dieser Eindruck werde durch weitere Zusatzbeschlüsse des Landtags zu einer intensiveren Datenzusammenstellung zu Gänsesäger und Silberreiher bestärkt. Es sei zu befürchten, dass daraus neue Allgemeinverfügungen zum Abschuss weiterer fischfressender Arten vorbereitet werden. „Den Abschuss immer häufiger als bevorzugte Lösung bei Spannungen mit Managementarten anzustreben, ist jedoch der absolut falsche Weg“, so von Lindeiner.

 

Presseinformation 52-25
 
Trockenheit und Hitze – Bayerns Bäche brauchen dringend Unterstützung
Lebenswichtige Abkühlung für Mensch und Natur: LBV fordert Bachrenaturierungen mit naturnahem Uferbewuchs
 

 

Hilpoltstein, 02.07.2025 – Wo sich einst klare, kühle Bachläufe durch die Landschaft schlängelten, bleiben heute vielerorts trockene Rinnen zurück – Der Klimawandel setzt Bayerns Bächen massiv zu. Immer häufigere Trockenperioden und Starkregenereignisse treffen auf versiegelte Flächen, begradigte Bachläufe und fehlenden Schatten – und bringen das Gewässernetz an seine Belastungsgrenze. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) fordert daher umfassende Bachrenaturierungen. „Unsere kleinen Fließgewässer sind entscheidend für den ökologischen Zustand ganzer Flusslandschaften – und sie sind akut gefährdet“, warnt LBV-Gewässerexpertin Malvina Hoppe. „Nur wenn wir natürliche Bachläufe und breite, vielfältig bewachsene Uferstreifen fördern, können Bäche ihre Funktionen als Wasserspeicher, Lebensraum und Schutzschild gegen Extremwetter erfüllen.“.
Mit rund 90.000 Kilometern Länge bilden Bäche einen wichtigen Teil des Gewässernetzes im Freistaat. Doch nur rund 19 Prozent der Fließgewässer befinden sich aktuell in einem guten ökologischen Zustand. Begradigt, in Rohre gezwängt oder fast ganz ausgetrocknet, verlieren viele Bäche ihre natürliche Dynamik. Dabei sind strukturreiche, beschattete Gewässer unverzichtbar. „Ein naturnaher Bach wirkt wie eine natürliche Klimaanlage: Durch Verdunstung kühlt er seine Umgebung – eine immer wichtigere Funktion in Zeiten zunehmender Hitzewellen“, erklärt die LBV-Gewässerexpertin Malvina Hoppe. „Besonders in Städten können Menschen und Natur gleichermaßen vom kühlenden Mikroklima profitieren.“

Hotspots biologischer Vielfalt
Bäche beheimaten eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Viele Fische, wie die Bachforelle, nutzen sie als Kinderstube und sind auf kühles, sauberes Wasser und einen durchgängigen Bachlauf angewiesen, um bachauf- und -abwärts zu schwimmen. Durch den Klimawandel und insbesondere bei anhaltenden Hitzeperioden haben viele Gewässer mit zu hohen Wassertemperaturen zu kämpfen. „Das Absenken der Wassertemperatur ist in den kommenden Jahren eine zentrale Herausforderung für gesunde Gewässerökosysteme“, betont Hoppe. „Bereits ein 400 Meter langer beschatteter Bachabschnitt kann das Wasser um bis zu zwei Grad abkühlen und so das Überleben vieler Tiere sichern.“

Instrument dank Volksbegehren
Durch das Volksbegehren Artenvielfalt – „Rettet die Bienen!” wurden 2019 in Bayern Gewässerrandstreifen auf fünf Metern Breite entlang Gewässern dritter Ordnung Pflicht. Sie wirken als natürliche Filter von Düngemitteln und Pestiziden von Ackerflächen und verhindern den Eintrag von Sedimenten ins Gewässer. Eine acker- und gartenbauliche Nutzung ist darauf nicht erlaubt. Jedoch ist eine intensive Grünland-Nutzung nicht ausgeschlossen. Der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer fordert deshalb: „Wir brauchen Gewässerrandstreifen mit naturnahem Uferbewuchs, Büschen und Bäumen, damit diese eine kühlende Funktion für die Gewässer entwickeln. Wenn auf ihnen blühende Hochstaudenfluren oder Gehölze wachsen dürfen, bieten sie zudem Lebensraum für Vögel, Spinnen, Amphibien und zahlreiche Insekten und leisten einen Beitrag zum Biotopverbund.”

Staatliche Unterstützung notwendig
Für die Gewässer Dritter Ordnung sind in Bayern die Kommunen zuständig – doch viele fühlen sich mit dieser Aufgabe allein gelassen. Mit der Broschüre „Lebendige Bäche in Bayern“ bietet der LBV Kommunen konkrete Hilfestellungen und Beispiele für erfolgreiche Renaturierungen. Doch das reich nicht aus: Der LBV hält an seiner Forderung nach flächendeckender Renaturierung fest. „Die bayerische Staatsregierung sollte die Bäche im Freistaat endlich großflächig renaturieren – um damit Grundwasser-, Hochwasser- und Artenschutz gleichzeitig zu fördern“, so Schäffer abschließend.

 

Über den LBV
1909 gegründet ist der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. - der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell 117.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.

 

Presseinformation 51-25
 
Klebefallen im Garten werden zur tödlichen Gefahr für Fledermäuse und Vögel
LBV appelliert an Bürgerinnen und Bürger: Im Garten und auf dem Balkon unbedingt auf Gelbtafeln verzichten
 

 

Hilpoltstein, 30.06.2025 – Klebefallen, auch Gelbtafeln genannt, werden oft als giftfreie Alternative zur Bekämpfung von Insekten wie Kirschfruchtfliegen oder Trauermücken eingesetzt – auch in privaten Gärten oder auf Balkonen werden sie häufig genutzt. Ein aktueller Vorfall verdeutlicht die oft unterschätzten Gefahren von Gelbtafeln im Garten: Ein besorgter Gartenbesitzer meldete dem bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), dass sich ein Vogel in einer Gelbtafel verfangen hatte. Zum Glück konnte der Vogel rechtzeitig befreit werden und überlebte. Solche Vorfälle sind im Sommer jedoch keine Seltenheit. „Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge, aber auch Vögel und Fledermäuse können an den Fallen kleben bleiben“, kritisiert LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Der LBV bittet deshalb Bürgerinnen und Bürger dringend, in der Natur auf Klebefallen zu verzichten und stattdessen insektenfressende Arten zu fördern, die das biologische Gleichgewicht erhalten.
Gelbtafeln sind klebrige, gelbe Papp- oder Kunststofftafeln, die hauptsächlich zur Bekämpfung von Blattläusen oder verschiedenen Fliegenarten wie Fruchtfliegen verwendet werden. Die leuchtend gelbe Farbe wirkt anziehend auf Insekten, die an der klebrigen Oberfläche haften bleiben. In Obstgärten oder Lebensmittelbetrieben kommen sie oft großflächig zum Einsatz. Im Außenbereich locken sie jedoch nicht nur ungebetene Gäste an: „Fledermäuse werden angelockt, weil sie versuchen, die mit den Flügeln summenden, aber klebenden Insekten zu erbeuten. Mit ihren dünnen Flughäuten oder großen Ohren, kleben sie bei ihrem Jagdversuch oft so stark und schnell an den Gelbtafeln fest, dass sie keine Chance mehr haben, zu entkommen. Bei ihren Befreiungsversuchen ziehen sie sich oft starke Hautverletzungen zu”, erklärt Angelika Nelson. Auch Vögel reißen sich beim Kontakt mit Klebefallen Federn aus oder verkleben ihr Gefieder so stark, dass sie nicht mehr fliegen können und leichte Beute für Katzen und Marder werden.

Um andere Tiere vor der klebrigen Oberfläche zu schützen, werden im Handel Schutzgitter angeboten, die um die Falle herum angebracht werden. Diese schützen allerdings nur Säugetiere und Vögel. Für im Garten gerne gesehene Insekten wie Bienen und Schmetterlinge stellen Gelbtafeln auch dann noch eine Gefahr dar, da sie ebenfalls angezogen und gefangen werden. „Das kann die Bestäubung und damit die Pflanzenvielfalt im eigenen Garten beeinträchtigen und das empfindliche Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen“, so die Biologin. Daher rät der LBV grundsätzlich, im Freien auf Klebefallen zu verzichten und auf naturfreundliche Alternativen zu setzen. Dazu gehört vor allem ein naturnaher, strukturreicher Garten mit einer Vielfalt an Pflanzen und Tieren. „Wer in seinem Garten auch insektenfressenden Tieren einen Lebensraum bietet, hat weniger Probleme mit den vermeintlich lästigen Gartenbewohnern“, sagt Angelika Nelson.

Weitere Tipps zur naturnahen Gartengestaltung unter: www.lbv.de/garten.

 

Gemeinsame Presseinformation
 
Bartgeier-Odyssee beendet: Vinzenz kehrt in die Alpen zurück
Nach 1.600 Kilometern Ausflug: Vinzenz wieder im Nationalpark Berchtesgaden – Bartgeier Luisa erfolgreich ausgeflogen
 

 

Berchtesgaden/Hilpoltstein, 28.06.2025 – Der junge Bartgeier Vinzenz ist nach einem außergewöhnlichen Abstecher in den hohen Norden wieder zurück in seiner Heimatregion: Im Nationalpark Berchtesgaden konnte er nun erneut erfolgreich in die Freiheit entlassen werden. Im Hagengebirge nahe der österreichischen Grenze holten die Projektverantwortlichen des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und des Nationalparks Berchtesgaden Vinzenz heute Morgen aus seiner Transportbox. Nach dem Öffnen der Türen dauerte es nur wenige Sekunden, bis Vinzenz die Box selbstständig verlies und sich zielsicher in seiner vertrauten alpinen Umgebung in die Lüfte schwang. Auch die Ende Mai ausgewilderte Bartgeierdame Luisa sorgt für Freude: Sie flog bereits vergangenen Sonntag, 22. Juni zum ersten Mal erfolgreich aus der Felsnische aus.

Zuvor hatte Vinzenz über mehrere Wochen für Aufregung gesorgt: Der 2024 im Rahmen des Wiederansiedlungsprojekts ausgewilderte Bartgeier hatte sich überraschend auf einen über 1.600 Kilometer langen Flug begeben – von den bayerischen Alpen über Süddeutschland bis in die Niederlande und schließlich an die Nordseeküste bei Oldenburg. Dort wurde er Mitte Juni an einer Landstraße eingefangen und in die auf Greifvögel spezialisierte Wildtierauffangstation in Rastede gebracht. „Vinzenz hatte auf seinem Flug rund zehn Prozent seines Körpergewichts verloren, war aber glücklicherweise unverletzt“, erklärt Toni Wegscheider, Projektleiter beim LBV. „Er wurde in Rastede bestens versorgt, gründlich untersucht und schonend wieder aufgepäppelt.“ Neben der erhofften Gewichtszunahme wurden auch medizinische Checks, insbesondere zur Abklärung von Bleibelastung, durchgeführt – alle Befunde waren unauffällig.

Nachdem sich Vinzenz vollständig erholt hatte, erfolgte nun sein Rücktransport mit einem spezialisierten Tiertransportunternehmen zurück in den Nationalpark Berchtesgaden. „Seine seit dem letzten Jahr gewonnenen Erfahrungen machen uns zuversichtlich, dass Vinzenz sich wieder gut in den Alpen zurechtfinden wird“, so Ulrich Brendel, Projektleiter im Nationalpark. Der junge Bartgeier trägt weiterhin einen GPS-Sender, über den seine künftigen Wege beobachtet werden können. „Wir hoffen, dass Vinzenz in Zukunft wieder vorwiegend in alpinen Regionen unterwegs ist – die Risiken im Flachland sind für diese Vogelart einfach zu groß“, betont Brendel.

Auch Bartgeier Luisa erobert die Lüfte
Für weitere schöne Nachrichten sorgt die in diesem Jahr ausgewilderte Bartgeierdame Luisa. Am Sonntag, 22. Juni absolvierte nun auch sie im Alter von 117 Tagen erfolgreich ihren Erstflug aus der Felsnische im Klausbachtal. Im Gegensatz zu ihrer Artgenossin Generl, die bereits zehn Tage zuvor und damit außergewöhnlich früh in die Lüfte gestartet war, ließ sich Luisa ausreichend Zeit für das Training der Flügelschläge. Sie zeigte einen bemerkenswerten Steilflug und landete etwas ruppig in der Wiese neben der Auswilderungsnische. „Möglicherweise wurde Luisa neben den gelegentlichen Übungsflügen von Generl auch von der Präsenz des 2023 ausgewilderten Nepomuk animiert. Dieser hatte sich einen Tag zuvor zu einem Besuch in der Halsgrube eingefunden und hielt sich über mehrere Tage friedlich in der Nähe der beiden Junggeier auf“, berichtet Toni Wegscheider. Das Bartgeier-Team konnte auch beobachten, dass Nepomuk das im Gebiet ansässige Steinadlerpaar aus der Halsgrube vertrieben hat und somit konnte er den noch nicht so versierten Junggeiern etwas den Rücken freihalten. Das Projektteam hofft, dass sich die beiden Anfängerinnen vom erfahrenen Flieger möglichst viele Tricks abschauen, um schon bald ebenso souverän wie er durch den Nationalpark zu segeln.

Bartgeier auf Reisen
Die beeindruckende Flugroute von Vinzenz durch Deutschland und die Niederlande sowie seine nächsten Flüge können auf der Webseite des LBV mitverfolgt werden unter www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen. Dort lassen sich auch die aktuellen Flugrouten der sechs anderen mit Sendern ausgestatteten Bartgeier sowie die kommenden Ausflüge von Generl und Luisa, sobald sie im Spätsommer das Klausbachtal verlassen haben, entdecken.

 

Presseinformation 50-25
 
Falter im Fokus: Wer flattert wo?
Augen auf für Admiral, Schwalbenschwanz und Taubenschwänzchen – LBV ruft zum Melden auf
 

 

Hilpoltstein, 26.06.2025 – Sommer ist Schmetterlingszeit: Wer derzeit aufmerksam an Waldrändern und Wiesen entlang geht oder einen naturnahen Garten hat, kann allerlei bunte Falter dabei beobachten, wie sie von Blüte zu Blüte tänzeln. Darunter auch Admiral, Schwalbenschwanz und Taubenschwänzchen, auf die der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) im Rahmen des Mitmach-Projekts „Falter im Fokus“ ein besonderes Augenmerk legt. „Im Juni, Juli und August haben viele heimischen Falter ihre Hauptflugzeit. Wer uns seine Beobachtungen meldet, hilft uns mehr darüber herauszufinden, wie es der bayerischen Schmetterlingswelt und insbesondere den drei Fokusarten geht“, erklärt Thomas Aumer, Leiter der Referats Artenschutz beim LBV. Meldungen sind möglich unter www.lbv.de/falter-im-fokus.

Der Admiral zählt zu den bekanntesten Wanderfaltern und ist vom Frühjahr bis in den Spätsommer hinein in Gärten, an Waldrändern, auf Obstwiesen oder entlang von Feldwegen unterwegs. Mit seiner gezackten roten Binde und den weißen Flecken an den Flügelspitzen ist er leicht zu erkennen. Schon im April und Mai legen die ersten Tiere ihre Eier einzeln auf Brennnesseln ab. Daraus schlüpfen stachelige Raupen mit gelblichen Flecken, die sich nach rund drei bis vier Wochen in eingerollten Blättern verpuppen. Zwei Wochen später schlüpfen die Falter der Sommergeneration, die bis in den Herbst fliegen und für weiteren Nachwuchs sorgen. „Damit sich die nächste Admiral-Generation entwickeln kann, sollten Brennnesseln jetzt im Sommer unbedingt stehen gelassen werden – dort könnten sich Eier oder Raupen befinden“, betont Thomas Aumer vom LBV.

Auch der Schwalbenschwanz ist derzeit gut zu beobachten. Mit seiner auffälligen schwarz-gelben Zeichnung und den namensgebenden Schwanzfortsätzen an den Flügeln gehört er zu den imposantesten Schmetterlingen in Bayern. Im Garten lohnt sich ein Blick auf Dill, Pastinake oder Möhrengrün – dort findet man nun möglicherwiese die grün-orangenen Raupen der zweiten Generation. „Wer dem Schwalbenschwanz helfen möchte, kann gezielt Futterpflanzen wie Wilde Möhre, Kleine Bibernelle oder Diptam im Garten ansiedeln – sie dienen den Raupen als wichtige Nahrungsquelle“, so Aumer.

Das Taubenschwänzchen wiederum wird oft mit einem Kolibri verwechselt. Der kleine Wanderfalter mit dem grau-weißen Haarbüschel am Hinterleib schwirrt im Flug rasant von Blüte zu Blüte und steht dabei wie ein Kolibri in der Luft. In warmen Sommern vermehren sich die aus dem Mittelmeerraum eingewanderten Tiere stark und sind dann auch an Balkonkästen mit Phlox oder Geranien zu sehen. Die Raupen des Taubenschwänzchens fressen bevorzugt an Labkräutern wie Echtem oder Kletten-Labkraut. „Wer diese Pflanzen mit heimischen Nektarquellen kombiniert, schafft ideale Bedingungen und motiviert Weibchen mit etwas Glück sogar zur Eiablage“, erklärt Aumer.

Schmetterlinge als Fieberthermometer der Natur: Jede Meldung zählt!
Jede Beobachtung der drei Fokusarten bittet der LBV hier zu melden: www.lbv.de/falter-im-fokus. Auch Sichtungen anderer heimischer Falter können dort an den LBV übermittelt werden. Mit dem Projekt möchte der LBV nicht nur für den Schutz heimischer Schmetterlinge sensibilisieren, sondern vor allem auch mehr über ihr Vorkommen und ihre aktuellen Lebensbedingungen erfahren. Denn Schmetterlinge gelten als wichtige Bioindikatoren – ihr Rückgang zeigt, wie stark sich unsere Landschaft verändert hat. Besonders die empfindlichen Raupen reagieren sensibel auf Pestizide und benötigen ganz bestimmte Pflanzen zum Überleben. Gleichzeitig verschwinden ihre Lebensräume zunehmend durch den übermäßigen Nährstoffeintrag aus Landwirtschaft und Verkehr. „Nur wenn wir wissen, wo unsere Schmetterlinge noch vorkommen, können wir sie gezielt schützen“, so Thomas Aumer vom LBV.

Alle Schmetterlingsdaten werden anschließen an „Schmetterlinge in Bayern“ der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen e.V. (ABE) weitergeleitet, um sie bestehenden Daten zuzuführen und eine weitere Verwendung zu gewährleisten. Mehr Infos unter www.schmetterlingebayern.de .

 

Presseinformation 49-25
 
Unangebrachte Kritik an der EU-Renaturierungsverordnung
LBV äußert Unverständnis über die Kritik von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber
 

 

Hilpoltstein, 24.06.2025 – Im vergangenen Jahr hatte die Europäische Union die Renaturierungsverordnung (Nature Restoration Law) verabschiedet. In zwei Schreiben an die EU-Kommission sowie den Bundesminister für Landwirtschaft fordern die Agrarminister der 16 Bundesländer, darunter auch die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die Verordnung vollständig aufzuheben. Mit ihr sollen zerstörte Ökosysteme wiederhergestellt werden, um die Artenvielfalt zu stärken und so auch die Landwirtschaft widerstandsfähiger zu machen. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) weist die Forderungen von Ministerin Kaniber entschieden zurück und betont die Notwendigkeit der Verordnung. „Vieles, was beim Schutz der bayerischen Natur und Artenvielfalt ohnehin schon Ziel und Gesetz ist, zahlt unmittelbar auf das EU-Renaturierungsverordnung ein“, stellt LBV-Geschäftsführer Helmut Beran fest. „Umso unverständlicher ist uns der große Widerstand der Ministerin.“
Der Freistaat ist bei der Umsetzung dieser Verordnung in einigen Bereichen schon auf einem guten Weg. „Für Bayern muss das Motto jetzt heißen: nicht stehenbleiben, sondern weitermachen! Denn der erste Schritt zum Erhalt der Artenvielfalt ist mit dem Volksbegehren ‚Rettet die Bienen!‘ ja bereits getan“, ergänzt Beran

Im Rahmen des Volksbegehrens Artenvielfalt sowie mit den selbst gesteckten Zielen beim Moorschutz hat sich Bayern in den vergangenen Jahren in Deutschland als Vorreiter im Naturschutz präsentiert. In anderen Bereichen besteht im Freistaat jedoch großer Handlungsbedarf, allen voran bei der Umsetzung des europäischen Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000. So ist insbesondere der gesetzlich verpflichtende Schutz artenreicher Blumenwiesen auch in Bayern nur mangelhaft umgesetzt, weshalb Deutschland sogar von der EU-Kommission verklagt und aktuell vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) verurteilt wurde. „Die Renaturierungsverordnung ist nichts komplett Neues. Sie bekräftigt viele bereits bestehende Ziele der bayerischen Staatsregierung und der EU. Wir brauchen deshalb einen konstruktiven Dialog zwischen Regierung, Nutzer- und Naturschutzverbänden. Dann können wir wesentliche Verbesserungen nicht nur für die Natur, sondern auch für eine zukunftsfähige Landwirtschaft erzielen. Wir fordern von der Staatsregierung jetzt: Mehr Tempo und mehr Entschlossenheit bei der Umsetzung der Verordnung, kein Ausbremsen!“, so Helmut Beran.

Wenn es nach den Vorgaben der EU-Kommission geht, hat Bayern seine Hausaufgaben beim Schutz von Natur- und Artenvielfalt noch nicht gemacht. Der vorgeschriebene „günstige Erhaltungszustand“ artenreicher Lebensraumtypen ist noch lange nicht erreicht. Insbesondere die artenreichen Blumenwiesen, Moorlebensräume und alpine Flüsse verschwinden nach wie vor aus der Landschaft oder sind in ihrer ökologischen Funktion gestört. „Hier besteht ein dringender Handlungsbedarf!“, mahnt der LBV-Geschäftsführer.

Eine Vorreiterrolle hatte Bayern hingegen 2019 mit der Annahme des Volksbegehrens Artenvielfalt - „Rettet die Bienen!“ eingenommen. Auch der Dialog von Interessensvertretern aus Naturschutz und Landwirtschaft im Rahmen eines Runden Tisches kann als Vorbild dienen. „Bayern muss an den selbstgesteckten Zielen bei der Umsetzung des Volksbegehrens festhalten und bei der Umsetzung der Renaturierungsverordnung mit gutem Beispiel vorangehen, anstatt weiter zu bremsen“, so Beran. „Die EU-Kommission hat den Mitgliedstaaten bewusst keinen starren Umsetzungsrahmen vorgeschrieben, sondern in der Verordnung Flexibilität für konkrete Maßnahmen eingeräumt. Ministerin Kaniber sollte diese Chance nutzen und ihren Beitrag dazu leisten, die Verordnung wirkungsvoll für Natur und Landwirtschaft auszugestalten.“

 

Gemeinsame Presseinformation
 
Bartgeier Vinzenz auf spektakulärer Deutschlandreise
Zum ersten Mal fliegt einer der in Berchtesgaden ausgewilderten Vögel bis an die Nordseeküste – Zwischenstopp in den Niederlanden
 

 

Berchtesgaden/Hilpoltstein/Oldenburg, 17.06.2025 – Der 2024 in den bayerischen Alpen ausgewilderte Bartgeier Vinzenz hat einen spektakulären Ausflug hinter sich: Nach einem über 1.600 Kilometer langen Flug durch Bayern, ganz Westdeutschland und die Niederlande konnte er gestern Abend in der Nähe von Oldenburg eingefangen werden. Die Projektverantwortlichen des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und des Nationalparks Berchtesgaden zeigten sich über den sicheren Ausgang der außergewöhnlichen Deutschlandreise erleichtert. Da der eigentliche Lebensraum der Bartgeier das Hochgebirge ist, verirren sich die majestätischen Greifvögel nur äußert selten in flachere Regionen. Vinzenz hat bei seinem ausgedehnten Streifzug rund zehn Prozent seines Körpergewichts verloren, befindet sich aber in stabiler Verfassung und wird nun erst mal in einer auf Greifvögel spezialisierten Auffangstation versorgt, um dann wieder in die Alpen zurückkehren zu können.
Von den bisher zehn im Zuge des Projekts im Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderten jungen Bartgeiern ist es das Projektteam eher gewöhnt, dass die Greifvögel teils ausgedehnte Ausflüge in andere Alpenregionen wie die Schweiz, Italien oder Österreich unternehmen. „Dass ein kleiner Teil der jungen Bartgeier gelegentlich weite Ausflüge nach Norden unternimmt, ist zwar bekannt, aber natürlich wird man schon leicht nervös, wenn man plötzlich zum ersten Mal solche GPS-Daten eines besenderten Vogels aus dem eigenen Projekt erhält“, berichtet LBV-Projektleiter Toni Wegscheider.

Projektleiter Ulrich Brendel vom Nationalpark Berchtesgaden erklärt: „Solche Suchflüge nach potenziellen Lebensräumen sind für junge Bartgeier nicht ungewöhnlich – es gibt bereits Nachweise darüber aus Polen, Großbritannien und den Niederlanden. Aber sie sind immer riskant.“ Besonders die dichte Verteilung von Windkraftanlagen stellt lokal und vor allem an den Küsten eine ernsthafte Gefahr dar. In einem sehr ähnlichen Fall wurde in den Niederlanden vor wenigen Jahren ein junger Bartgeier tödlich verletzt, ein anderer von einem Zug erfasst.

Nachdem Vinzenz am Freitag von der Bergregion um Garmisch zunächst bis in die Oberpfalz geflogen war, drehte er zunächst wieder nach Süden um, um dann aber bei München nach Westen abzubiegen und in der Folge weite Teile Westdeutschlands zu überfliegen. So führt die Route seiner Deutschlandreise über Heilbronn, Mannheim, Mainz und Dortmund, bis er schließlich nördlich von Nordhorn die Niederlande erreichte. „In Holland wurde seine Anwesenheit von der lokalen Ornithologen-Szene mit immensem Interesse verfolgt. Zahlreiche Vogelkundler dokumentierten dort seine Rastplätze und teils versammelten sich dutzende Birdwatcher gleichzeitig an den Bäumen, in denen Vinzenz seine Pausen auf dem Weg über Groningen bis an die Nordseeküste einlegte. Er wurde vielfach auf niederländischen Plattformen für Vogelsichtungen gemeldet und schaffte es sogar in die dortigen Nachrichten“, berichtet Toni Wegscheider.

Von den Niederlanden aus überquerte Vinzenz bei Emden die Grenze zurück nach Deutschland und landete bei Oldenburg unerwartet direkt an einer Landstraße. Da seine Position über den GPS-Tracker genau bekannt war und der Vogel bereits seit Tagen von ehrenamtlichen Helfern des Bartgeierprojekts im Auto verfolgt wurde, konnte die günstige Gelegenheit genutzt werden, um den nach seiner langen Reise etwas entkräftet wirkenden Vogel problemlos einzufangen. „Aufgrund unserer intensiven nationalen und internationalen Vernetzung hatten wir glücklicherweise auf fast jeder Station von Vinzenz‘ Flug engagierte Fachleute, die wir, ausgestattet mit den jeweils neuesten GPS-Daten, gezielt zu den aktuellen Aufenthaltsorten losten konnten“, zeigt sich Toni Wegscheider erleichtert. „So konnte der Geier bei Oldenburg durch den beherzten Einsatz zweier Greifvogelspezialisten in einem dichten Gebüsch neben der Straße ohne Risiko eingefangen werden.“

Anschließend wurde Vinzenz tierärztlichen versorgt, wobei erste Untersuchungen keinen Hinweis auf Verletzungen, aber einen deutlichen Gewichtsverlust ergaben. Neben der Fütterung werden nun gezielte medizinische Checks durchgeführt, insbesondere eine Blutuntersuchung auf Blei. Da die Aufnahme bleihaltiger Munitionsreste in Überresten von Jagdwild flächendeckend zu den größten Gefahren für Greifvögel gehört, setzt sich der LBV schon lange für ein allgemeines Verbot bleihaltiger Jagdmunition ein.

„Sobald Vinzenz sein Normalgewicht wieder erreicht und alle medizinischen Werte stabil sind, ist eine Rückführung in die Alpen vorgesehen. Über Ort und Zeitpunkt wird in enger Abstimmung mit den zuständigen Fachstellen entschieden“, kündigt Ulrich Brendel an.

Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden gemeinsam initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen.
Mehr Informationen zum Projekt unter
www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.

 

Presseinformation 48-25
 
Wenn jeder Tropfen zählt: Vögel bei Trockenheit unterstützen
Mit Vogeltränken und Lehmpfützen helfen – LBV gibt Tipps und erklärt wichtige Grundregeln
 

 

Hilpoltstein, 18.06.2025 – Sommer, Sonne und kein Regen in Sicht – ganz Bayern genießt aktuell das Badewetter. Doch während sich die Menschen über die Sonne freuen, leiden viele Tiere unter der langanhaltenden Hitze. Sie trifft auch unsere heimischen Gartenvögel: Viele natürliche Wasserstellen wie Pfützen und Gräben, auf die sie zum Trinken, Baden oder den Nestbau angewiesen sind, trocknen bei anhaltend sonnigem Wetter rasch aus. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) rät deshalb, jetzt Vogeltränken aufzustellen und erklärt, was es dabei zu beachten gibt. "Nicht nur Vögel freuen sich über das kühle Nass: Auch andere Tiere wie Igel, Eichhörnchen oder Insekten nutzen die Tränken“, erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson.
Eine Wasserstelle einzurichten, ist ganz einfach: eine flache Schüssel oder ein Blumentopf-Untersetzer genügt. Wichtig ist es jedoch, dabei auf Hygiene zu achten. "Vor allem bei großer Hitze muss das Wasser unbedingt täglich gewechselt und die Tränke gereinigt werden, da sich sonst schnell Krankheitserreger vermehren, die tödlich sein können“, warnt Angelika Nelson. Chemische Reinigungsmittel sind dabei tabu. Es reicht, die Tränke mit kochendem Wasser und einer Bürste zu reinigen. Wer zwei Wasserschalen abwechselnd benutzt, kann die eine Tränke 24 Stunden in der Sonne trocknen – auch das tötet eventuelle Parasiten. Die regelmäßige Reinigung und frisches Wasser verhindern zudem, dass Stechmücken angelockt werden und ihre Eier im Wasser ablegen, darunter auch die Tigermücke, die Krankheiten übertragen kann.

So einfach lässt sich eine Tränke einrichten

Vögel nehmen eine Tränke nur an, wenn sie sich dort sicher fühlen. "Vögel sind beim Baden und bei der Gefiederpflege sehr abgelenkt und können leicht zur Beute für anschleichende Katzen und andere Raubtiere werden. Ideal ist deshalb ein für Vögel gut einsehbarer, erhöhter Platz mit nahegelegenen Büschen und Bäumen, in die sich die Vögel bei Gefahr schnell flüchten können“, rät die LBV-Biologin. Weiters nutzen Vögel die Wasserstelle auch zum Trinken. Eine Tränke mit flachem Schalenrand und rauem Boden bietet den Vögeln sicheren Halt. Übrigens baden manche Vögel auch gerne im Sand, um ihr Gefieder von Parasiten zu befreien. Wer keine offene Sandstelle im Garten hat, kann ganz einfach ein Sandbad in einer flachen Schale einrichten.

Und die Insekten?
Auch Hummeln, Bienen und Käfer brauchen in der Trockenperiode dringend Wasser. "Insekten benötigen das Wasser nicht nur als Durstlöscher, sondern auch zum Bau ihrer Nester. Manche Wildbienen nutzen zum Beispiel feuchten Lehm, um Brutzellen und Nesteingänge zu mauern. Das kann man auch großartig an einem Insektenhotel selbst beobachten“, so Nelson. In einer flachen Schale mit Landeplätzen aus Steinen, Stöcken und etwas Moos können Insekten das Wasser sicher erreichen. Auch hier gilt: Das Wasser regelmäßig wechseln, um die Bildung von Krankheitserregern zu verhindern.

Jetzt für Plakette "Vogelfreundlicher Garten“ bewerben
Naturnahe Gärten mit einem Gartenteich, Wildblumenwiesen und Bäumen, die Schatten spenden, sorgen für eine kühle, grüne Oase in Zeiten anhaltender Hitze – Sie sind ein wahrer Schatz für die Tierwelt. Der LBV vergibt gemeinsam mit dem Bayerischen Artenschutzzentrum am Landesamt für Umwelt (LfU) die Gartenplakette "Vogelfreundlicher Garten“. Jetzt bewerben unter: www.vogelfreundlichergarten.de.

 

Presseinformation 47-25
 
Bayerns Romantiker sind los: Glühwürmchen jetzt beobachten
Naturschauspiel in der Dämmerung erleben - LBV: Was den kleinen Leuchtkäfern gut tut
 

 

Hilpoltstein, 16.06.2025 – Warme Sommernächte locken nicht nur uns Menschen nach draußen, auch Glühwürmchen lieben diese Nächte. Meist nur fünf bis zehn Tage im Zeitraum von Mitte Juni bis Anfang Juli fliegen sie mit Einbruch der Dämmerung los und gehen auf Brautschau. Entlang von Waldrändern, im Gebüsch oder auch im Park, zudem meist in Wassernähe, sind sie dann zu hunderten unterwegs und funkeln durch die Nacht – ein bezauberndes Naturschauspiel. "Leider werden von Jahr zu Jahr weniger Glühwürmchen beobachtet. Die hohe Lichtverschmutzung und fehlende Gehölzstrukturen in Wassernähe machen auch diesem faszinierenden Insekt das Überleben immer schwerer“, sagt Tarja Richter, Insektenexpertin beim bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). Doch der LBV gibt Tipps, wie man den Leuchtkäfern helfen kann.
Bei den in Bayern fliegenden Exemplaren handelt es sich zumeist um den Kleinen Leuchtkäfer, bei dem sowohl Männchen als auch Weibchen leuchten. Dabei sitzt das flügellose Weibchen auf Ästen im Gebüsch oder auch auf hohen Grashalmen und lockt mit ihrem leuchtenden Hinterleib vorbeifliegende Männchen an. "Das Licht wird in so genannten Leuchtzellen erzeugt. Hier wandelt der Käfer chemische Energie in elektrische Energie um – und das sehr effizient“, erklärt Tarja Richter. Warm wird den Tieren dabei nicht, denn das auf diese Weise erzeugte Licht bleibt kalt. Sein Zweck: Einzig und allein die Fortpflanzung. Nach Paarung und Eiablage sind die Lebensenergien der Käfer allerdings rasch erschöpft, denn in ihrem Lebensabschnitt über dem Erdboden nehmen sie keine Nahrung mehr zu sich.

Den größten Teil ihres Lebens verbringen die Käfer zuvor unterirdisch als Larve. Drei Jahre währt das Larvenstadium, in dem die Käferlarve Unmengen an kleinen Schnecken verputzt. Das freut auch Gärtnerinnen und Gärtner. Um Glühwürmchen zu helfen, sollte man im Garten nach Möglichkeit kleinere heimische Laubbäume und Sträucher anpflanzen, Laub- und Reisighaufen liegen lassen, einen Teich oder ein Hochstaudenbeet anlegen. Die LBV-Insektenexpertin rät: "Gartenbesitzende sollten außerdem auf nächtliche Beleuchtung verzichten. So finden sich Männchen und Weibchen leichter und die nächste Generation Glühwürmchen ist gesichert.“

 

Gemeinsame Presseinformation
 
Frühstarterin erobert die Lüfte: Bartgeier Generl hebt ab
LBV und Nationalpark Berchtesgaden feiern geglückten Jungfernflug – 2024 ausgewilderter Bartgeier Vinzenz macht Ausflüge bis nach Rheinland-Pfalz
 

 

Berchtesgaden/Hilpoltstein, 13.06.2025 – Überraschend früh hat der erste der beiden in diesem Jahr ausgewilderten Bartgeier seinen Jungfernflug absolviert. Denn erst vor 16 Tagen haben der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und der Nationalpark Berchtesgaden die beiden Junggeier „Generl“ und „Luisa“ in eine Felsnische im Klausbachtal entlassen. „Am Donnerstagmorgen ist Generl im Alter von nur 107 Tagen bei idealen Bedingungen abgehoben, deutlich vor den üblichen 120 Tagen solcher Nestlinge“, berichtet LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider. Beide Vögel hatten in den vergangenen zwei Wochen seit ihrer Auswilderung mit intensiven Flügelschlägen und Flattersprüngen ihre Flugmuskulatur gestärkt. „Ein sauberer, sicherer Flug – das hat das ganze Team verblüfft. Wir hatten nicht mit Generls früher Startbereitschaft gerechnet“, sagt Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Mit dem erfolgreichen Abflug ist ein weiteres Kapitel in der Wiederansiedlung des imposanten Alpenvogels aufgeschlagen.

Luisa, die zwar gleich alt, aber deutlich kleiner und leichter als Generl ist, macht bisher keine Anstalten ihrer Nestgenossin zu folgen. Bis auf kleine Auseinandersetzungen haben sich beide Vögel in der Nische gut vertragen, trotzdem sind sie sich oft erkennbar aus dem Weg gegangen. Daher erwarten die Expertinnen und Experten vor Ort auch keinen „Zugeffekt“ wie bei Nepomuk, der 2023 ebenfalls im Alter von 107 Tagen gestartet ist. „Unser ‚Mukl‘ hatte eine äußerst enge Bindung an die ältere Sisi und hielt es nach deren regulär verlaufenden Erstflug einfach nicht mehr allein in der Nische aus. Das Bartgeier-Monitoringteam hat vor Ort genau im Auge, wie stark der Drang von Luisa sein wird, ihrer Nestgenossin zu folgen“, so Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.

Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre geht das Bartgeier-Team von Nationalpark Berchtesgaden und LBV davon aus, dass sich die ausgeflogene Generl in den nächsten Tagen nur verhalten wieder in die Luft wagen wird. Direkt nach ihrer ersten Landung zog sie sich kletternd in ein steiles System von Felsrinnen zurück und dürfte vorerst mehr zu Fuß als auf den Schwingen unterwegs sein. Für beide Geier legt das Team nun – möglichst ohne menschlichen Kontakt – getrennt Futter aus. Wenn auch Luisa den Erstflug gewagt hat, werden die etablierten Futterplätzen außerhalb der Nische bestückt, bis die Vögel im Spätsommer das Gebiet verlassen und selbständig werden.

Bartgeier Vinzenz auf Abwegen
Als ob der Frühstart von Generl nicht schon aufregend genug für das Bartgeierteam wäre, hält auch der 2024 ausgewilderte Vinzenz die Projektleitung auf Trab. „Nach einer weitgehend normalen Entwicklung über seinen ersten Winter hinweg waren wir äußerst überrascht, als die GPS-Daten des Senders von Vinzenz sich vor wenigen Tagen plötzlich klar aus den Alpen heraus bewegten“, sagt LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider. Der junge Geier flog souverän quer über Bayern bis in die Oberpfalz, kehrte dann ein Stück nach Süden zurück und drehte unvermittelt nach Westen ab. In der Nähe von Koblenz in Rheinland-Pfalz wurde nun der letzte Datenpunkt gesendet, wobei der vitale Vinzenz wohl noch nicht an eine Rückkehr in die Berge denkt.

Regelmäßig fliegen einige junge Bartgeier aus dem Alpenraum nach Norden und wurden schon in Großbritannien, den Niederlanden und in Polen nachgewiesen. Solche Suchflüge nach neuen Lebensräumen sind daher nicht allzu ungewöhnlich, aber immer mit erheblichen Gefahren verbunden. „Schon mehrfach wurden solche Jungvögel geschwächt, verletzt oder sogar tot im Flachland gefunden“, berichtet Toni Wegscheider. Besonders das Risiko, dass die Bartgeier dort Überreste von Jagdwild finden, die Splitter aus Bleimunition enthalten, ist immens. Blei stellt für alle Wirbeltiere, wie auch den Menschen, besonders aber für Greifvögel ein starkes Nervengift dar. Deshalb fordert der LBV eine flächendeckende Umstellung auf bleifreie Jagdmunition. Bei der Wildbestandsregulierung im Nationalpark Berchtesgaden kommt bereits seit mehreren Jahren ausschließlich bleifreie Munition zum Einsatz. Anhand der vom Sender laufend übermittelten GPS- und Vitaldaten verfolgt das Bartgeierteam den Weiterflug von Vinzenz genau, um bei Auffälligkeiten sofort reagieren zu können.

Führungen und Beobachtungsmöglichkeiten
Am offiziellen Bartgeier-Infostand im Nationalpark an der Halsalm, der auf einer Wanderroute liegt, können sich in den kommenden Wochen alle Besuchenden täglich bei den Projektmitarbeitenden erkundigen, wo genau sich Generl und Luisa gerade aufhalten und wo man sie beim Beobachten am wenigsten stört. Sowohl der LBV als auch der Nationalpark Berchtesgaden bieten jeden Dienstag und Donnerstag kostenlose Bartgeier-Führungen an, für die jedoch eine Anmeldung erforderlich ist. Informationen gibt es unter www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de im Bereich Veranstaltungen sowie unter bartgeier@lbv.de. Wie sich Luisa in der Felsnische weiter entwickelt und wie sie ihre ersten Flugübungen macht, kann jede und jeder über die Bartgeier-Live-Webcam mitverfolgen unter www.lbv.de/bartgeier-webcam sowie unter www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de.

Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden gemeinsam initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen.
Mehr Informationen zum Projekt unter
www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.

 

Presseinformation 45-25
 
Mehr Wildnis wagen: Naturgärten trotzen der Trockenheit
Bayern fehlt der Regen – LBV gibt Tipps für hitzebeständige Pflanzen und sparsames Wassermanagement
 

 

Hilpoltstein, 12.05.2025 – Auch wenn in letzter Zeit wieder Regenschauer über Bayern gezogen sind, fällt der Frühling 2025 insgesamt sehr trocken aus. Die anhaltende Trockenheit hat auch Folgen für die Gärten des Freistaats: ausgedörrte Böden, braune Rasenflächen, überhitzte Schotterflächen. Damit Gärtnerinnen und Gärtner in den kommenden Sommermonaten nicht auf staubtrockenen Rasen oder verdorrte Pflanzen schauen, gibt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) praktische Tipps für blühende, klimaresiliente Gärten. „Mit einem naturnahen Garten schaffen wir nicht nur ein grünes Refugium für uns selbst, sondern auch lebenswichtige Trittstein-Biotope für viele Tierarten. Diese nutzen Gärten als Zwischenstation zum nächsten größeren Lebensraum“, erklärt LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „So entsteht ein Netzwerk aus Rückzugsräumen, das die Artenvielfalt stärkt – und wir Menschen profitieren an heißen Tagen von einer kühlen, grünen Oase.“
Ein zentraler Aspekt klimaangepassten Gärtnerns ist der Schutz des Bodens vor dem Austrocknen. Leider sieht man in privaten Gärten häufig immer noch kurz geschorenen Zierrasen. „Kurzer Rasen trocknet im Sommer rasch aus und erfordert viel Bewässerung“, sagt die LBV-Biologin. „Wesentlich nachhaltiger ist es, den Rasen höher stehen zu lassen oder – noch besser – eine artenreiche Blühwiese zuzulassen.“ Diese benötigt nur in geringem Maß Wasser. Das Grün schützt den Boden vor direkter Sonneneinstrahlung, der so besser die Feuchtigkeit speichern kann.

Schottergärten verschärfen Hitzestress
Manche Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer entscheiden sich dafür, einen Schottergarten anzulegen, der größtenteils aus Steinen und Kies besteht, oft sogar ohne Pflanzen. Der LBV warnt hier, denn diese kahle Gartengestaltung besteht nicht in Zeiten von Hitze, Trockenheit und plötzlichen Starkregenereignissen. „Der Schotter heizt sich im Sommer stark auf, Wasser kann nur sehr schwer versickern und der Boden wird verdichtet und langfristig zerstört. Insekten, Vögel und andere Gartentiere finden in diesen Steinwüsten weder Nahrung noch Lebensraum“, mahnt Angelika Nelson. Auch sind Schottergärten nicht so pflegeleicht, wie viele hoffen, denn sie müssen regelmäßig von Algen und Pflanzenaufwuchs befreit und gereinigt werden.

Wasser gezielt und sparsam einsetzen
Gerade in Dürrezeiten ist eine angepasste Bewässerung entscheidend. Am effektivsten ist es, in den kühleren Morgen- oder Abendstunden gezielt und wurzelnah zu gießen – lieber selten und ausgiebig als häufig und oberflächlich. Regenwasser aus Tonnen oder Zisternen zu nutzen, spart nicht nur Trinkwasser, sondern schont auch den Geldbeutel. Wasser lässt sich auch zur Kühlung nutzen: Ein Gartenteich verdunstet Feuchtigkeit und senkt die Umgebungstemperatur – idealerweise liegt er an einem halbschattigen, ebenen Platz. „Ein Teich ist bei Igeln, Vögeln und Libellen sehr beliebt. Wichtig sind flache Uferzonen, damit die Tiere zum Trinken leicht ans Wasser gelangen können, ohne hineinzufallen“, sagt die LBV-Biologin.

Pflegeleichte Pflanzenvielfalt

Heimische, insektenfreundliche Stauden sind unverzichtbar im klimarobusten Naturgarten. Sie sehen nicht nur hübsch aus und benötigen wenig Pflege, sondern bieten auch wertvollen Pollen und Nektar für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten. „Mit Arten wie Natternkopf, Wiesen-Flockenblume und Wiesensalbei spart man sich das Gießen und Düngen, denn viele dieser standorttypischen Pflanzen kommen mit trockenen, nährstoffarmen Böden gut zurecht. Nur bei großer Hitze ist zusätzliches Gießen nötig“, rät Angelika Nelson.

Für Schattenplätze sorgen

Naturnahe Gärten spenden nicht nur Menschen, sondern auch Tieren und Pflanzen wertvollen Schatten. „Damit sich die Pflanzen im Garten gegenseitig etwas beschatten, sollte man diese gestaffelt nach Wuchshöhe platzieren. Als größte Pflanzen eignen sich Gehölze, wie der Sommerwärme liebende Feldahorn. Vor die Bäume werden Sträucher wie Kornelkirsche und Holunder gesetzt. Die niedrigste Stufe bilden heimische Stauden wie Schafgarbe oder Fetthenne“, so ein weiterer Tipp der LBV-Biologin. Alle Pflanzen erhalten so Sonne, aber keiner wird es zu warm. Ein Bonuspunkt: Insekten und Vögel finden darin Futter sowie Unterschlupf.

Weitere Tipps für den klimarobusten Naturgarten gibt es unter www.lbv.de/garten-im-klimawandel

 

Presseinformation 43-25
 
Trockenheit in Bayern: Weißstörche werfen Küken aus dem Horst
Altstörche reduzieren bei Nahrungsmangel die Anzahl der Jungvögel – Bestandszahlen trotzdem stabil
 

 

Hilpoltstein, 04.06.2025 – Die anhaltende Trockenheit der vergangenen Monate hat zu schweren Bedingungen für junge Weißstörche in Bayern geführt. Aus mehreren Landkreisen – darunter Coburg, Ansbach und Donau-Ries – berichten die ehrenamtlichen Horstbetreuerinnen und -betreuer des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), dass einige Altvögel nicht mehr in der Lage sind, ihren gesamten Nachwuchs ausreichend mit Nahrung zu versorgen. „Wegen des ausbleibenden Regens im Frühjahr finden die Störche für sich und ihre Jungen weniger kleine Beutetiere wie Regenwürmer, Amphibien und Mäuse“, erklärt die LBV-Weißstorchexpertin Oda Wieding. „Um wenigstens ein paar Küken durchzubringen, reduzieren einige Altvögel aktiv die Zahl ihres Nachwuchses und werfen Küken aus dem Horst.“ Trotz dieser schwierigen Umstände bewertet der LBV die Gesamtsituation des Weißstorchs in Bayern weiterhin als stabil – vereinzelte Verluste junger Störche seien derzeit noch kein Anlass zur Besorgnis.
Während 2024 die heftigen und langanhaltenden Regenschauer im Mai und Juni in Südbayern dazu geführt haben, dass viele junge Weißstörche an Futtermangel und Unterkühlung gestorben sind, macht den Jungvögeln in diesem Jahr vor allem der Nahrungsmangel infolge der Trockenheit zu schaffen. Bleibt der Regen über lange Zeit aus, ziehen sich Regenwürmer in tiefere Schichten des hart werdenden Bodens zurück. Ausgetrocknete Gewässer sorgen für weniger Amphibien. Und auch Mäuse finden in trockenen Phasen weniger Nahrung – was ihre Population sinken lässt. „Wenn die Altvögel merken, dass das Futter nicht für alle Küken ausreicht, packen sie eins der Jungen – nicht unbedingt das kleinste – am Hals und werfen es aus dem Nest. So stellen sie sicher, dass zumindest die anderen genug Futter bekommen“, sagt Oda Wieding. Laut LBV sind das natürliche Prozesse, die keinen Grund zur Sorge bieten. „So traurig diese Verluste auch sind, ist das der Lauf der Natur. Im Vogel- und Naturschutz geht es darum, die Erhaltung der Art zu sichern, aber nicht einzugreifen, wenn einzelne Tiere an natürlichen Ursachen sterben“, so Oda Wieding.

Die Bestandszahlen des Weißstorchs sind mit über 1.200 brütenden Paaren in Bayern im vergangenen Jahr stabil. Die bisher bekannten Jungenabwürfe sowie der Nahrungsmangel sind für die Population des Weißstorchs noch nicht alarmierend. Störche können Verluste durch Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Trockenheit in den folgenden Jahren ausgleichen. „Wenn sich massive Wettereinflüsse allerdings häufen, wovon in Zeiten der Klimakrise auszugehen ist, wird sich das vermutlich langfristig auch auf den Weißstorchbestand auswirken. Deswegen ist es wichtig, dass wir die Bestandszahlen hier weiterhin im Blick behalten“, betont die LBV-Weißstorchexpertin. Für den Fall, das aus dem Nest geworfene Storchenküken auf Dächern oder am Boden aufgefunden werden, können diese in eine Wildvogel-Pflegestationen gebracht werden.

Auch 2025 siedeln Brutpaare an neuen Plätzen
Seit der Jahrtausendwende nimmt der Bestand der Weißstörche in Bayern kontinuierlich zu, sodass der LBV für 2025 erneut von einem Bestandsanstieg ausgeht. „Dieses Jahr gab es allein im Landkreis Ansbach über 50 Brutpaare, die sich neu angesiedelt und ein Nest gebaut haben. Vermutlich sind uns einige Nester auch noch nicht bekannt. Auch in Nord- und Ostbayern steigt der Bestand langsam an, wie zum Beispiel in Hengersberg im Landkreis Deggendorf mit gleich drei neuen Nestern”, so Oda Wieding.

Bayernkarte mit Weißstorch-Nestern
Die Weißstorchkarte des LBV zeigt eine Übersicht der aktuell besetzten Nester unter www.lbv.de/storch. „Dort kann jede und jeder nachschauen, ob das jeweilige Nest und die aktuellen Informationen zur Brut oder dem Nachwuchs schon vermerkt wurden. Ansonsten können aktuelle Daten uns gern gemeldet werden“, so die LBV-Biologin. „Wir freuen uns über jeden Weißstorchfan, der ein neues Nest für uns im Auge behält – am besten längerfristig. Das hilft uns den Bestand zu überwachen.“ Jede und jeder, dem vor Ort ein neues Storchenpaar auffällt, kann dies dem LBV per E-Mail melden an weissstorch@lbv.de

 

Presseinformation 42-25
 
Alarm aus den Alpen: Wo sind die Felsenschwalben dieses Jahr?
Weniger Beobachtungen der seltenen Schwalbenart deuten auf dramatischen Bestandsrückgang hin – LBV bittet Vogelkundige um Kontrolle bekannter Brutplätze
 

 

Hilpoltstein/Sonthofen, 03.06.2025 – Wo in den letzten Jahren kleine Schwalben pfeilschnell an Felsen entlang jagten und in luftiger Höhe ihre Nester bauten, herrscht in diesem Frühjahr auffällige Stille. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern) zeigt sich alarmiert über einen möglich Bestandseinbruch der Felsenschwalbe in Deutschland. Jüngste Daten weisen auf einen dramatischen Rückgang in diesem Jahr hin – insbesondere in Bayern, wo im Alpenraum ein Großteil der bundesweiten Population lebt. „Über die Meldeplattform ornitho.de sind heuer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weniger als ein Drittel der Beobachtungen von Felsenschwalben eingegangen“, erklärt Felix Steinmeyer, LBV-Gebietsbetreuer der Allgäuer Hochalpen. In Zusammenhang damit stehen könnte ein Starkregenereignis im vergangenen September, aufgrund dessen zahlreiche Schwalben verendeten.

Di
e wärmeliebende Felsenschwalbe galt bislang als Gewinnerin des Klimawandels. Ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, hat sie in den letzten Jahrzehnten begonnen, sich auch im bayerischen Alpenraum und Schwarzwald anzusiedeln, wo sie von den zunehmenden warmen und trocknen Sommern profitiert. Dort nutzt sie Felswände, Kirchen und Brücken als Nistplätze. Ihr Bestand wurde zuletzt auf bundesweit etwa 100 Brutpaare geschätzt – mit steigender Tendenz.

Doch 2025 scheint sich der Aufwärtstrend nicht fortzusetzen. In Bayern gingen im Frühling nur ein Drittel der Sichtungen aus dem Vorjahr auf ornitho.de, ein Meldeportal für Vogelbeobachter, ein. In Österreich zeichnet sich ein ähnlich dramatisches Bild ab. „Dieser plötzliche Rückgang zeigt, wie schnell sich scheinbar stabile Entwicklungen umkehren können“, so Felix Steinmeyer.

Wetterextreme mit Folgen
Die genaue Ursache für den Bestandseinbruch lässt sich noch nicht sicher benennen. Doch vieles deutet darauf hin, dass Extremwetterereignisse die Vögel stark getroffen haben. Im vergangenen September sorgte ein anhaltender Starkregen verbunden mit einem plötzlichen Kälteeinbruch dafür, dass in Südbayern und Österreich viele Schwalben verhungerten oder erfroren, die bereits auf dem Weg in ihre Winterquartiere waren – neben Mehl- und Rauchschwalben waren davon möglicherweise auch die seltenen Felsenschwalben betroffen. „Die jüngste Entwicklung bei den Felsenschwalben zeigt, wie trügerisch die Klimakrise sein kann: Durch die wärmeren Temperaturen hat die Art zuerst profitiert und ihren Lebensraum erweitert – doch Wetterextreme treffen sie am Rand ihres Verbreitungsgebietes nun besonders hart“, sagt Felix Steinmeyer.

LBV bittet um Mithilfe bei der Kontrolle von Brutplätzen
An erfahrene Vogelbeobachter und Vogelbeobachterinnen in der Alpenregion richtet der LBV einen Aufruf: Sie sollen auf der Plattform ornitho.de auch das Ausbleiben von Felsenschwalben dokumentieren. Wer ehemalige Brutplätze kennt, kann durch eine gezielte Kontrolle helfen, das Ausmaß des Rückgangs besser einzuschätzen.

 

Presseinformation 41-25
 
Seltener Gänsegeier stirbt an Bleivergiftung – LBV fordert flächendeckend bleifreie Jagd
Greifvogel verendet nur zwei Wochen nach erster Sichtung im Landkreis Unterallgäu – nicht der erste Fall dieser Art
 

 

Hilpoltstein, 30.05.2025 – Anfang März entdeckten Mitglieder des bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) im Unterallgäu einen Gänsegeier, der majestätisch seine Kreise zog. Die Freude war groß – seit acht Jahren war es die erste Sichtung dieser Art im Landkreis. Zwei Wochen später wurde derselbe Vogel tot aufgefunden. Der LBV informierte umgehend die Polizei, eine pathologische Untersuchung folgte. Nun steht das Ergebnis fest: Der Geier starb an einer Bleivergiftung. Beim Fressen von Aas hatte er Bleipartikel aus Jagdmunition aufgenommen. „Blei in Jagdmunition stellt eine ernsthafte Gefahr für alle Aasfresser dar – nicht nur für seltene Gäste wie den Gänsegeier, sondern auch für heimische Arten wie den Bartgeier“, erklärt Dr. Andreas von Lindeiner, Landesfachbeauftragter für Naturschutz beim LBV. Erst am Dienstag haben der LBV und der Nationalpark Berchtesgaden unter großem Aufwand wieder zwei Bartgeier ausgewildert, die Art galt in Bayern ein ganzes Jahrhundert lang als ausgestorben. „Es darf nicht sein, dass wir mühsam erarbeitete Artenschutz-Erfolge durch den Einsatz giftiger Munition aufs Spiel setzen. Deshalb fordern wir, dass auch in Bayern endlich flächendeckend auf bleifreie Munition umgestellt wird.“
Gänsegeier sind in Bayern nicht heimisch, kommen aber als Gäste aus beispielsweise Frankreich immer häufiger im gesamten Alpenraum vor. Die Freude bei den LBV-Aktiven im Landkreis Unterallgäu war groß, als am 2. März erstmals seit acht Jahren einer der großen, beeindruckenden Vögel gesichtet wurde. In den folgenden Tagen verfolgten Vogelbegeisterte mit Spannung, wie sich der imposante Vogel mit seinen 2,5 Metern Flügelspannweite in der Region bewegte – bis er plötzlich nicht mehr auftauchte. Am 16. März wurde der Gänsegeier schließlich tot aufgefunden. Ehrenamtliche des LBV informierten sofort die Polizei, die den Fundort dokumentierte. Nach einer aufwändigen pathologischen Untersuchung steht nun fest: „Der Gänsegeier starb an Organschäden an Niere, Leber und Lunge – ausgelöst durch eine Bleivergiftung. Die Analyse legt nahe, dass der Vogel beim Fressen von mit Bleimunition belastetem Aas das Schwermetall aufnahm“, so von Lindeiner.

Der aktuelle Fall erinnert an ein ähnliches Ereignis aus dem Jahr 2022: Damals wurde im Landkreis Starnberg ein toter Gänsegeier entdeckt, bei dem eine Schussverletzung festgestellt werden konnte. Auch er starb nicht direkt durch das Projektil, sondern an den Folgen einer schweren Bleivergiftung. „Dass innerhalb weniger Jahre zwei geschützte Gänsegeier durch Blei zu Tode kommen, ist ein Alarmsignal“, betont Andreas von Lindeiner. „Wir fordern deshalb, dass auch Kommunen und private Jäger endlich flächendeckend auf bleihaltige Munition verzichten“. In vielen anderen Bundesländern ist die Jagd mit bleihaltiger Munition bereits auf allen Flächen verboten. In Bayern darf lediglich im Staatswald nicht mehr mit bleihaltiger Büchsenmunition geschossen werden.

Gefahr durch bleihaltige Munition ist schon lange bekannt           
Die entsetzlichen Auswirkungen von bleihaltiger Munition vor allem auf große und oftmals seltene Greifvogelarten, wie zum Beispiel Stein- und Seeadler, Rotmilan und Mäusebussard, sind schon lange bekannt. Die Tiere nehmen das Gift über Kugelgeschossfragmente in bei der Jagd im Wald zurückgelassenem Aufbruch auf. Bereits geringe Mengen sind fatal und führen zu schwersten Vergiftungen. „Da Kadaver eine wichtige Nahrungsquelle für viele Wildtierarten ist, ist es notwendig, dass Aufbruch im Wald nach der Jagd zurückgelassen wird - aber eben bleifrei“, schildert Andras von Lindeiner
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Das hochtoxische Schwermetall wird im Körper angereichert und verursacht unter anderem Nervenschädigungen, die Beeinträchtigung der Blutbildung, die Blockierung von Enzymen und der Sauerstoffzufuhr sowie den Abbau der Brustmuskulatur. Außerdem kann eine Störung des zentralen Nervensystems zur Erblindung sowie zur Lähmung des Magen-Darm-Traktes und des Atemzentrums führen. „Die Vögel verhungern, ziehen sich durch Kollisionen mit Hindernissen schwere Verletzungen zu oder verenden qualvoll an Atemnot und Nährstoffmangel“, berichtet der Artenschützer.

 

Gemeinsame Presseinformation
 
Fünf Jahre Bartgeier-Fieber: „Generl“ und „Luisa“ bereichern die deutsche Alpenwelt
LBV und Nationalpark Berchtesgaden wildern zwei junge Bartgeier aus – ab sofort Geier in der Felsnische per Live-Webcam beobachten
 

 

Berchtesgaden/Hilpoltstein, 27.05.2025 – Das bundesweit bekannte Bartgeier-Projekt des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und des Nationalparks Berchtesgaden geht in das fünfte Jahr. Heute wurden die zwei jungen Bartgeier-Damen „Generl“ und „Luisa“ in einer Felsnische im Klausbachtal erfolgreich ausgewildert. Die aktuell noch flugunfähigen Vögel werden in den kommenden Wochen ihre Muskulatur trainieren, um dann zu ihren ersten Flügen aufzubrechen. Seit 2021 konnten somit bereits zehn Bartgeier in die Natur des Nationalparks entlassen werden. 140 Jahre nachdem der Mensch sie ausgerottet hat, fliegen die gefährdeten Giganten nun wieder durch die Lüfte der deutschen Alpen. Das Gemeinschaftsprojekt zielt darauf ab, die zentraleuropäische, alpine Population dieser seltenen Vogelart entscheidend zu unterstützen und sie vor allem in den Ostalpen wiederanzusiedeln.
Beim offiziellen Festakt, bei dem Bartgeier-Fans aus ganz Deutschland und aus weiten Teilen der Alpenregionen versammelt waren, gratulierte Dr. Christian Barth, Amtschef im Bayerischen Umweltministerium: „Mit diesen herausragenden Artenschutz- und Wiederansiedlungsprojekt bringen wir nicht nur eine einst heimische Tierart in die Bayerischen Alpen zurück. Wir stellen auch natürliche Prozesse im Ökosystem wieder her und begeistern unzählige Menschen für Natur und Artenvielfalt. Ein solches Projekt verdient unsere Anerkennung und Unterstützung“, so Dr. Barth. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) durch Zuwendungen für Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege (LNPR) gefördert.

In den vier ersten Projektjahren wurden bereits fünf Bartgeier-Weibchen und drei Männchen wiederangesiedelt. „Wir sind sehr stolz, mittlerweile zehn Bartgeier erfolgreich im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert zu haben. Diese noch vor wenigen Jahren extrem seltene Vogelart kann nun regelmäßig bei uns in der Region gesichtet werden“, sagt der Leiter des Nationalparks Berchtesgaden Dr. Roland Baier. Die diesjährigen Bartgeier-Damen haben beide am 25. Februar das Licht der Welt erblickt. „Luisa“ stammt aus der Richard-Faust-Bartgeier-Zuchtstation im österreichischen Haringsee, während „Generl“ im Zoo Ostrava in Tschechien geboren und von Ammeneltern im Schweizer Natur- und Tierpark Goldau großgezogen wurde.

Als „Lämmergeier“ sagte man dem Bartgeier früher nach, es auf Vieh, Wild und kleine Kinder abgesehen zu haben. Deshalb wurde er verfolgt und im gesamten Alpenraum zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerottet. „Dank des gemeinsamen Wiederansiedelungsprojekts von LBV und Nationalpark ist der Bartgeier in seine einstige Heimat rund um den Watzmann zurückgekehrt. Nicht wie einst mit Aberglauben und Vorurteilen verbunden, sondern mit öffentlicher Begeisterung und großem nationalen sowie internationalem Interesse“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Vikar Daniel Jägers der Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Bad Reichenhall-Berchtesgaden sowie Pfarrer Herwig Hoffmann, Leiter des Pfarrverbandes Ramsau-Unterstein, segneten das Bartgeier-Team für einen sicheren Aufstieg in die Felsnische.

Namen für die neuen Bartgeier

Der österreichische Bartgeier erhielt den Namen „Luisa“. Er wurde von einer Familie aus dem Landkreis Starnberg vergeben, die langjährige und großzügige Förderer des LBV sind. Der in Tschechien geborene Junggeier trägt nun den Namen „Generl“, nach der Ramsauer Bergsteigerin Eugenie „Generl“ Buhl, der Witwe des Weltklasse-Alpinisten und Nanga Parbat-Erstbesteigers Hermann Buhl. Die Bergwacht Ramsau hat den Namen zu Ehren von Generl Buhl vergeben, die kürzlich im Alter von 100 Jahren verstorben war.

Aufstieg in die Auswilderungsnische
Nach dem Festakt setzten die Nationalpark- und LBV-Mitarbeitenden die beiden noch nicht flugfähigen Junggeier in Tragekisten und trugen sie den Berg zur Auswilderungsnische hinauf. „Nach dem geglückten Aufstieg haben wir die beiden Geier in Nester aus Fichtenzweigen und Schafwolle gesetzt. Anschließend haben wir den Vögeln die GPS-Sender angelegt, sie noch einmal untersucht und in der Nähe erstes Futter aus Rehknochen platziert. Direkt danach haben wir uns zurückgezogen, um den Geiern eine gute Eingewöhnung in ihre neue Heimat zu ermöglichen“, erklärt LBV-Projektleiter und Bartgeierexperte Toni Wegscheider.

In der 1.300 Meter hoch gelegenen Felsnische werden die 88 Tage alten Bartgeier von nun an ohne menschlichen Kontakt weiter aufwachsen und ihre Flügel trainieren. In den kommenden Monaten werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Vögel rund um die Uhr von einem nahegelegenen Beobachtungsplatz aus sowie mithilfe in der Auswilderungsnische installierter Infrarotkameras und eines Livestreams überwachen. „Die durchgehende Beobachtung ermöglicht uns, Unregelmäßigkeiten sofort zu erkennen. So können wir den beiden Vögeln einen optimalen Schutz bieten“, sagt Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Das Auslegen von Futter ohne direkten menschlichen Kontakt erfolgt je nach Bedarf im Abstand von mehreren Tagen. Der selbständige erste Ausflug der beiden Vögel dürfte nach ausgiebigen Flugübungen in etwa drei bis vier Wochen stattfinden.

Bartgeierprojekt zeigt Wirkung: Wildvögel und Rückkehrer im Alpenraum
Die ersten der in den Vorjahren ausgewilderten Bartgeier sind von ihren langen, und für die Art typischen Wanderungen bereits in die Region des Nationalparks zurückgekehrt. Ob Nepomuk, Recka oder Bavaria: Immer wieder werden die imposanten Vögel gesichtet. Selbst wild geschlüpfte Bartgeier aus dem Alpenraum werden mittlerweile regelmäßig in den Berchtesgadener Alpen nachgewiesen. „Wir erwarten in den nächsten Jahren die Bildung von ersten Brutpaaren und die Hoffnung wächst, dass in absehbarer Zeit das erste Bartgeierküken seit über 140 Jahren in Bayern schlüpfen könnte“, so Toni Wegscheider.

Live-Webcam in Felsnische
Wie sich die beiden Bartgeier entwickeln und wie sie ihre ersten Flugübungen machen, kann jede und jeder im Internet mitverfolgen. Über die weltweit einzige Bartgeier-Live-Webcam werden die Geschehnisse in der Auswilderungsnische auf unter www.lbv.de/bartgeier-webcam sowie unter www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de übertragen. In den darauffolgenden Monaten und Jahren kann auch der weitere Lebensweg der beiden Vögel mitverfolgt werden. Dank der GPS-Sender auf den Rücken der Vögel können Interessierte auf einer Karte unter www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen beobachten, wo die Bartgeier künftig unterwegs sind.

 

 

Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden gemeinsam initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen.
Mehr Informationen zum Projekt unter
www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.
Presseinformation 40-25
 
Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel 2025: Alarm im Garten – Vielfalt braucht Schutz
Durchschnittlich nur 26 Vögel pro Garten – Sorge um Feldsperling und Grünfink, Hoffnung bei Schwalben und Hausrotschwanz
 

 

Hilpoltstein, 26.05.2025 – Alarmierende Entwicklung in Bayerns Gärten: Bei der diesjährigen "Stunde der Gartenvögel" haben die rund 11.700 Teilnehmenden so wenige Vögel gezählt wie noch nie seit Beginn der Aktion. Bereits zum 21. Mal hatten der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und sein bundesweiter Partner NABU am zweiten Mai-Wochenende dazu aufgerufen, Vögel im Siedlungsraum zu zählen und zu melden. "Bereits im vergangenen Jahr mussten wir einen Negativrekord vermelden, der heuer leider erneut gebrochen wurde: Trotz bestem Zählwetter konnten die Teilnehmenden im Durchschnitt nur 26 Vögel pro Garten beobachten. Das sind acht Vögel weniger als noch vor zehn Jahren", erläutert die LBV-Vogelexpertin Dr. Angelika Nelson. Wer wissen möchte, wie es um die Vogelwelt im eigenen Regierungsbezirk oder Landkreis steht, findet die regionalen Ergebnisse zur Stunde der Gartenvögel hier: sdg.lbv.de.
In den vergangenen zehn Jahren hat die Anzahl der Vögel in Bayerns Gärten kontinuierlich abgenommen: Im Jahr 2015 wurden noch durchschnittlich 34 Vögel pro Garten beobachtet – in diesem Jahr liegt der Wert bei nur noch 26. "Es scheint, dass sich die drastische, wissenschaftlich belegte Abnahme vieler Vogelarten auf Wiesen und Feldern auch bei den Vogelarten in Bayerns Städten und Dörfern fortsetzt", sagt die Ornithologin Angelika Nelson. Einer der Gründe: Es fehlen Verstecke und geeignete Brutplätze. Auch der Mangel an Insekten ist ein zentrales Problem, da fast alle Singvögel Insekten zur Jungenaufzucht benötigen.

Besonders betroffen: Feldsperling und Grünfink

Den Feldsperling, eigentlich ein häufiger Gartenvogel, melden die Teilnehmenden seit Jahren immer seltener. "Ihm fehlen die Samen heimischer Wildkräuter wie Melde, Knöterich oder Beifuß", so Nelson. "Auch der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft trifft diese Art."
Sorgen bereitet dem LBV außerdem der Grünfink. Vor zehn Jahren wurde er noch in der Hälfte aller Gärten beobachtet – heute ist es nur noch ein Drittel. Eine Ursache könnte der Krankheitserreger Trichomonas gallinae sein, der sich besonders im Sommer rasch verbreitet und für betroffene Vögeln tödlich ist.

Amsel bleibt in Bayern stabil
Während der NABU in vielen nördlichen Bundesländern von einem deutlichen Rückgang der Amselbeobachtungen berichtet, bleibt die Art in Bayern stabil. Grund für die Rückgänge ist wohl das Usutu-Virus, das im vergangenen Sommer vor allen Dingen in Niedersachsen und anderen nördlichen Bundesländern kursierte. "In Bayern konnten über 90 Prozent der Teilnehmenden eine oder mehrere Amseln im Garten beobachten. Sie bleibt damit der Vogel, der an den meisten Zählorten vorkommt", ordnet die Biologin ein.

Hoffnungsschimmer am Himmel: Die Schwalben
Vor der Aktion hatte der LBV die Menschen in Bayern gebeten, dieses Jahr ein besonderes Augenmerk auf Schwalben zu richten. Insbesondere Mehlschwalben waren im vergangenen Herbst auf ihrem Weg in den Süden von Starkregen überrascht worden und erfroren und verhungert. "Am Zählwochenende war es sonnig und die Schwalben ließen sich bei der Insektenjagd gut am Himmel beobachten. Es gingen deshalb nicht weniger Meldungen der Flugakrobaten ein als in den Vorjahren – das kann ein erstes gutes Indiz sein. Wichtig ist jetzt, dass die Schwalben gute Brutbedingungen vorfinden", erklärt Nelson. Wer brütende Schwalben am Haus hat, kann das dem LBV im Rahmen der Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus" mitteilen und erhält als Anerkennung eine Plakette. Alle Infos dazu gibt es hier: www.lbv.de/schwalbenhaus.

Positive Nachrichten vom Vogel des Jahres     
Mehr als 3.000 Hausrotschwänze meldeten die Teilnehmenden am Aktionswochenende. Nach einem Rückgang bis 2017 stabilisieren sich die Zahlen seither erfreulicherweise, wenn auch auf niedrigem Niveau. "In gut 20 Prozent der Gärten konnte der Vogel des Jahres gesichtet werden. Erkennbar ist er neben seinem rostroten Schwanz auch an seinem markanten Gesang, der neben melodischen Tönen auch kratzende Elemente enthält", so Nelson.


Die Top Ten der Gartenvögel

Das Siegertreppchen bleibt das fünfte Jahr in Folge unverändert: Der Haussperling sichert sich Platz 1, gefolgt von der Amsel auf Rang 2 und dem Star auf Platz 3. Direkt dahinter flattert die Kohlmeise auf Rang 4 – sie verbessert sich damit im Vergleich zum Vorjahr um eine Position und verweist den Feldsperling auf Platz 5. Die Blaumeise belegt Platz 6. Dahinter belegt die Elster auch in diesem Jahr ihren langjährigen Stammplatz: Zum 15. Mal in Folge landet sie auf Rang 7. Auf die folgenden Plätze segeln Mauersegler (8) und Mehlschwalbe (9). Komplettiert wird die Top Ten von der Rabenkrähe. Knapp außerhalb des Spitzenfelds liegt der Grünfink: Mit Platz 11 verpasst er den Einzug in die Top Ten nun bereits zum dritten Mal in Folge. Insgesamt meldeten die rund 11.700 Teilnehmenden über 215.000 Vögel.

Lebensraum schaffen im Garten und auf dem Balkon
Wer im eigenen Garten einen Lebensraum für Vögel schaffen möchte, kann mit einfachen Mitteln viel bewirken: Heimische Wildblumen, beerentragende Sträucher, dicht wachsende Hecken oder eine Ecke mit Totholz bieten zahlreichen Arten Nahrung, Unterschlupf und Brutplätze. Selbst ein Balkon lässt sich mit regionalen Wildpflanzen in Kübeln oder Kästen in ein kleines Refugium für Vögel und Insekten verwandeln: "Gärten sind zwar kein Ersatz für großflächige Schutzgebiete, können aber im Siedlungsraum eine wichtige Funktion übernehmen – als grüne Oasen für Tiere und Pflanzen", erklärt LBV-Ornithologin Dr. Angelika Nelson. In Kombination mit kommunalen Grünflächen und artenreichen Wiesenrändern in der Landwirtschaft kann so hoffentlich eine Trendumkehr beim Rückgang einiger Arten gelingen.

 

Presseinformation 39-25
 
Gespenstig, aber ungefährlich: Gespinstmotten sorgen für geisterhaftes Naturphänomen
Zahlreiche Raupen hüllen Bayerns Bäume und Sträucher in einen silbrigen Schleier – LBV gibt Entwarnung
 

 

Hilpoltstein, 21.05.2025 – Aktuell sorgen silbrig schimmernde, kahl gefressene Bäume und Sträucher an Weg-, Straßen- und Waldrändern oder in Parkanlagen in ganz Bayern für Aufsehen. Verantwortlich hierfür sind die Raupen einiger Gespinstmottenarten, die die Blätter der Pflanzen vollständig abfressen und Stämme, Äste und Zweige mit einem Gespinst überziehen. „Am häufigsten werden Traubenkirschen von der Traubenkirschen-Gespinstmotte befallen“, erklärt Tarja Richter, Insekten-Expertin des bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). „Ein milder Winter und ein trocken-warmes Frühjahr sind ideale Voraussetzung für eine Massenvermehrung der kleinen, weißen Falter.“ Doch der LBV gibt Entwarnung: Gefährlich sind die Gespinstmotten nicht und verschiedene Insekten verhindern deren ungehemmte Ausbreitung. Auch überstehen die Gehölze das meist unbeschadet.
Die Gespinstmottenarten machen sich wirtsspezifisch über die Blätter von nur ein oder zwei Baum- und Straucharten her. Neben Traubenkirschen werden so Weißdorn, Pfaffenhütchen oder Pappeln, gelegentlich auch Obstbäume befallen. „Die Motten legen ihre Eier im August in die Sträucher, wo sie als millimetergroße Räupchen überwintern. Im späten Frühling beginnt die Fraßphase, in der sie zunächst von innen heraus Blattknospen anfressen und ihr Gespinst anlegen“, erklärt Richter. „Den seidigen Schleier spinnen die kleinen Raupen, um sich vor Fressfeinden wie Vögeln oder Witterungseinflüssen wie Regen zu schützen.“ Unter dem Schleier fressen die Raupen bis Mitte Juni den Baum kahl. Dann wandern sie zum Stammfuß, wo sie sich im Schutz des Gespinstes verpuppen. Anfang Juli schlüpfen die weißen, schwarz gepunkteten Falter der Traubenkirschen-Gespinstmotte. Nach der Paarung im August legen diese ihre Eier wieder an den Knospen der Traubenkirsche ab. So beginnt der Gespinstmottenkreislauf von neuem.

Dieses geisterhafte Naturschauspiel lässt sich schon immer in jahrweise wechselnder Häufigkeit beobachten. Insbesondere der Klimawandel fördert dieses alljährliche massenhafte Auftreten der Gespinstmotten. „Milde Winter und ein trocken-warmer Frühling liefern ideale Bedingungen für die Überlebensrate der Larven. Zudem begünstigen heiße und trockene Sommer die Vermehrung der Gespinstmotten, da sich die Falter bei Temperaturen ab 12 Grad Celsius in der Nacht paaren“, so Richter. „Allerdings verhindern bis zu 80 verschiedene Insekten, darunter Schlupfwespen und Raubwanzen, sowie einige Vogelarten dauerhaft eine ungehemmte Ausbreitung der Gespinstmotten.“ Davon, die Tiere mit Gift zu vernichten, rät Richter dringend ab. „Der Eingriff von Insektengift ist in den meisten Fällen nicht erfolgreich und schadet zudem der Umwelt, da von den Giften auch die natürlichen Gegenspieler der Gespinstmotten betroffen sind.“ Hat sich das Gespinst erst einmal ausgebildet, sind die Raupen kaum noch loszuwerden. Den Bäumen oder Sträuchern schadet der Befall nicht, da sie die verlorenen Nährstoffe zu einem Großteil durch den auf den Boden fallenden Raupenkot zurückbekommen. Noch im gleichen Jahr treiben sie mit dem sogenannten Johannistrieb wieder aus und tragen keine langfristigen Schäden davon.

Bei Obstbäumen kann der Befall teilweise die Ernte verringern. Um beispielsweise Apfelbäume vor dem Befall zu bewahren, empfiehlt Richter spätestens ab April mit dem Absammeln der Tiere zu beginnen. Die Gespinste lassen sich zudem mit einem Besen entfernen oder einem Wasserschlauch herunterspritzen. Dabei sollten jedoch Gespinstreste und Larven vom Boden aufgesammelt werden, damit sie nicht zurück auf den Baum wandern können. Wer im vorigen Jahr einen Gespinstmotten-Befall hatte, kann im Winter mit einem Rück- und Pflegeschnitt einem erneuten Befall vorbeugen. Der Schnittabfall sollte auf Eier und überwinternde Larven kontrolliert und nicht auf dem Kompost, sondern am Abfallhof, entsorgt werden. Zusätzlich lohnt es sich im eigenen Garten die natürlichen Gegenspieler der Gespinstmotten zu fördern. Naturnahe Gärten bieten Lebensraum für viele Insekten und Vögel, die sich von den Raupen ernähren.

Die Gespinste haben übrigens nichts mit dem Eichenprozessionsspinner zu tun, der ausschließlich Eichen besiedelt und die Bäume niemals einspinnt. Seine Verpuppungsgespinste befinden sich am Stamm dicker Eichen und sind dort auch erst viel später im Jahr zu beobachten.

 

Presseinformation 38-25
 
Auf der Suche nach einem einzigartigen Bergbewohner: Wer sichtet den Alpensalamander?
LBV ruft zum Melden des pechschwarzen Schwanzlurches auf
 

 

Hilpoltstein, 19.05.2025 – Schwarz glänzend und ein echter Regenfreund: Der Alpensalamander ist eine außergewöhnliche Art und kommt bundesweit nur in den Bergen Süddeutschlands vor. Von April bis September kann man ihn bei feuchtem Wetter in den Höhenlagen der Alpen und des Alpenvorlands beobachten. Doch verschiedene Faktoren bedrohten den seltenen Lurch. „Der Alpensalamander ist durch die Zerschneidung seines Lebensraums gefährdet – besonders der Ausbau von Forstwegen, Straßen und die Erschließung neuer Waldgebiete setzen ihm zu. Viele Tiere werden überfahren oder auf Wanderwegen schlicht übersehen und zertreten“, erklärt Brigitte Kraft, Expertin für den Alpensalamander beim bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). Hinzu kommt der gefährliche Salamanderpilz Bsal, der für die Tiere tödlich sein kann. Um mehr über die Verbreitung des Alpensalamanders zu erfahren und ihn künftig besser schützen zu können, bittet der LBV alle Bürgerinnen und Bürger – egal ob im Urlaub in den Bergen oder in der Alpenregion zu Hause – jede Sichtung des schwarzen Schwanzlurches zu melden unter LBV.de/alpensalamander-projekt.

Aktiv ist der Alpensalamander zwischen April und September, dann haben Naturbegeisterte mit etwas Glück auch die Möglichkeit, ihn zu beobachten. Zwar ist der kleine Bergbewohner überwiegend nachtaktiv – wenn es nach längerer Trockenheit, wie sie auch aktuell herrscht, allerdings regnet oder gewittert, lässt er sich auch am Tag entdecken. Wem das gelingt, den bittet der LBV unbedingt seine Beobachtung über das Meldeformular unter LBV.de/alpensalamander-projekt mitzuteilen. „Auch Funde toter Tiere sind für uns von Bedeutung, um festzustellen, wo es womöglich besonders gefährlich für die Salamander ist“, erläutert Brigitte Kraft. „Besonders interessiert sind wir deshalb auch an genauen Angaben zum Fundort.“ Beobachterinnen und Beobachter können ihre Meldung mit einem Foto des Tieres ergänzen.

Der LBV sammelt die Beobachtungen, um einen Überblick über die tatsächliche Verbreitung des Alpensalamanders zu bekommen und anschließend geeignete Schutzmaßnahmen für den schwarzen Regenfreund einleiten zu können. Denn, obwohl der Alpensalamander aufgrund seiner giftigen Haut nur wenige natürliche Feinde hat, ist er trotzdem bedroht. „Immer mehr Wege und Straßen zerschneiden den Lebensraum des Alpensalamanders und auf Wanderschaft gerät der kleine Lurch häufig unter die Räder“, so die Alpensalamander-Expertin Brigitte Kraft. Auf Wanderwegen wird der einheitlich gefärbte Salamander außerdem übersehen und zertreten. Eine weitere Gefahr, deren Auswirkungen noch schwer absehbar sind, besteht durch den Amphibienpilz Bsal. Der Erreger kommt eigentlich aus Asien, wurde aber auch bereits in Bayern bei verschiedenen Schwanzlurcharten, wie beispielsweise dem Feuersalamander, nachgewiesen und ist tödlich für die Tiere.

Über den Alpensalamander
Der Alpensalamander fühlt sich am wohlsten in feuchten Bergwäldern. Manchmal streicht der kleine Lurch aber auch durch Wiesen oberhalb der Baumgrenze, vorausgesetzt er findet dort ein gutes Versteck. Das Hauptvorkommen des Alpensalamanders in Deutschland liegt im Alpenraum, vor allem in feuchten Bergwäldern in Höhen zwischen 590 und 2.100 Metern. Darüber hinaus gibt es Einzelnachweise aus den Tobelwäldern im Südosten von Baden-Württemberg. Sein Fortpflanzungsverhalten ist in der Amphibienwelt etwas ganz Besonderes: Im Gegensatz zu anderen Amphibien benötigt der Alpensalamander kein Gewässer zur Fortpflanzung und legt keinen Laich ab. Die ein bis zwei Jungtiere kommen lebend zur Welt. Je nach Höhenlage variiert die Tragzeit zwischen zwei und vier Jahren.

 

Presseeinladung
 
Bartgeier-Auswilderung 2025: LBV und Nationalpark Berchtesgaden setzen bundesweit bekanntes Artenschutzprojekt fort
Zum fünften Mal ziehen zwei junge Bartgeier in die Felsnische im Klausbachtal – heuer stammen die Vögel aus der Schweiz und Österreich
 

 

Datum: Dienstag, 27. Mai 2025
Zeit: 10.00 Uhr
Ort: Nationalpark-Informationsstelle Hintersee („Klausbachhaus“), Hirschbichlstraße 26, 83486 Ramsau
(Die gesamte Veranstaltung findet im Freien statt.)

Anwesend:
Dr. Roland Baier, Leiter Nationalpark Berchtesgaden
Dr. Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender
Dr. Christian Barth, Amtschef im Bayerischen Umweltministerium
Vikar Daniel Jägers, Evang.-Luth. Kirchengemeinde Bad Reichenhall-Berchtesgaden
Pfarrer Herwig Hoffmann, Leiter des Pfarrverbandes Ramsau-Unterstein
Fachexpertinnen und -experten aus dem „Bartgeier-Team“

Bereits zum fünften Mal wildern der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und der Nationalpark Berchtesgaden zwei junge Bartgeier aus. In diesem Jahr stammen die beiden Jungvögel aus Österreich und der Schweiz. Während eines Festakts erhalten die Junggeier ihre Namen und werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Anschließend setzt das Bartgeier-Team die noch nicht flugfähigen Vögel in die eingezäunte Nische einer Felswand. Von dort werden sie in etwa drei bis vier Wochen zu ihren Jungfernflügen aufbrechen. Mit dem Projekt soll die zentraleuropäische Population dieser Greifvögel gestärkt werden, die in Deutschland vor über 100 Jahren durch den Menschen ausgerottet wurden. Die Auswilderung dieser seltenen und faszinierenden Vogelart ist Teil eines internationalen Projekts zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen.

Wichtige Informationen zum Ablauf:
Nach Abschluss des offiziellen Teils der Veranstaltung mit Grußworten, Namensverkündung und Pressefotos der jungen Bartgeier, werden die Vögel gegen 11 Uhr in Transportkisten zu Fuß über den Halsalmweg in Richtung Auswilderungsnische getragen. Bis zur so genannten „Halsgrube“ (ca. 45 Minuten Gehzeit ab Klausbachhaus, steiler Bergweg) kann die Gruppe auf dem offiziellen Wegenetz begleitet werden. Ab hier steigt das Projektteam allein noch weitere ca. 45 Minuten weglos durch alpines Steilgelände zur Auswilderungsnische auf. Eine Begleitung ist ab der „Halsgrube“ aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich, da sich die Nische in alpinem, absturzgefährdetem Gelände befindet. Der abschließende Aufstieg in die Auswilderungsnische kann jedoch vor Ort vom offiziellen Bartgeier-Infostand, direkt am Wanderweg Nr. 472 zur Halsalm, durch Ferngläser und Spektive mitverfolgt werden.

Video- und Fotomaterial für Ihre Berichterstattung:
Ein von Nationalpark und LBV beauftragter Kameramann sowie ein Fotograf werden das Team bis zur Auswilderungsnische am Fuße der Reiteralm begleiten. Dort werden die jungen Bartgeier aus den Transportkisten in die exponiert gelegene und gesicherte Felsnische entlassen. Fotos (hochaufgelöste JPEG) und Filmmaterial (Newscuts: ca. 5 Minuten, Full HD) stellen wir Ihnen bis spätestens 16 Uhr zum Download und zur weiteren Verwendung für Ihre tagesaktuelle Berichterstattung zur Verfügung. Dazu werden wir Ihnen einen entsprechenden Downloadlink zukommen lassen.

Bitte teilen Sie uns bis spätestens 23. Mai unter pressestelle@npv-bgd.bayern.de oder presse@lbv.de mit, ob Sie an der Veranstaltung teilnehmen möchten und/oder an welche E-Mailadresse wir den Video- und Bilder-Link senden dürfen.

Wir freuen uns darauf, Sie am 27. Mai im Nationalpark Berchtesgaden begrüßen zu dürfen!


Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden gemeinsam initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen.
Mehr Informationen zum Projekt unter
www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.

 

Gemeinsame Presseinformation
 
Hoch hinaus für den Vogelschutz
Verbund aus Verbänden und Behörden will Wissenslücken bei Alpenvögeln schließen – Freiwillige für Monitoring gesucht
 

 

Hilpoltstein/Bonn/Berchtesgaden, 12.05.2025 – Felsenschwalben, Alpendohlen und Ringdrosseln: Die Alpen beheimaten zahlreiche Vogelarten, die hauptsächlich oder sogar nur dort in Deutschland vorkommen. Die Bestandsentwicklung dieser Vögel lässt sich derzeit nicht verlässlich darstellen. Eine neue Initiative zum Alpenvogelmonitoring soll dies künftig ändern. Dessen Koordination übernimmt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) im Verbund mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). Für das Projekt sucht der LBV ab sofort ehrenamtliche Ornithologinnen und Ornithologen, die sich im Monitoring engagieren.
„Bayern ist das einzige deutsche Bundesland mit Anteil an den Alpen und hat deswegen eine besondere Verantwortung für die dort lebenden Vogelarten, die immer stärker von der Klimakrise betroffen sind“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer anlässlich der Auftaktveranstaltung zum Programm, die am 10. Mai in Berchtesgaden stattgefunden hat.

Alpenvögel sind wahre Überlebenskünstler in einem kargen Lebensraum mit unbeständigen Bedingungen – auf den sich auch der Klimawandel immer stärker auswirkt. „Als Vogelart, die die Kälte liebt, lebt das Alpenschneehuhn oberhalb der Baumgrenze. Wenn es durch den Klimawandel immer wärmer wird, bleibt dem Vogel nur der Rückzug in höhere Lagen. Dort wird der Lebensraum allerdings immer knapper“, erklärt Simon Niederbacher, LBV-Projektkoordinator des Alpenvogelmonitorings. Schon heute wird die Zahl der Alpenschneehühner, die in den deutschen Alpen brüten, auf wenige hundert Paare geschätzt.

Ziel des nun neu eingerichteten Monitorings ist es, Bestandsdaten über die Brutvögel sowohl im Bergwald als auch an und oberhalb der Waldgrenze zu erhalten. „Wir wollen unsere heimischen Vogelarten besser schützen. Damit wir die passenden Schutzmaßnahmen ergreifen können, müssen wir bei den Alpenvögeln noch Wissenslücken schließen. Das Projekt, das vom Bundesamt für Naturschutz begleitet wird, soll dazu beitragen, eben diese Lücken zu schließen“, so Thomas Graner, Vizepräsident des Bundesamtes für Naturschutz.

Bundesweit koordiniert der Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V. das ehrenamtliche Vogelmonitoring zusammen mit seinen Mitgliedsorganisationen und bilanziert regelmäßig die Veränderungen der Vogelwelt, darunter auch die der Alpenvögel. „Wir bieten verschiedene attraktive Möglichkeiten zur Beteiligung an der Vogelbeobachtung in den Alpen: Wer möchte, kann sich auf eine Gruppe, etwa die Spechte, konzentrieren oder alle beobachteten Vögel entlang einer vorgegebenen Wegstrecke erfassen - einfach digital per Smartphone. Dadurch verbessern wir die Datenlage zu den Vögeln – sowohl in den Alpen als auch bundesweit“, sagt DDA-Vorstandsvorsitzender Dr. Tobias Erik Reiners.

Ehrenamt in den Alpen: Vögel erfassen und Bergpanorama genießen
Der LBV sucht erfahrene Vogelbeobachterinnen und Vogelbeobachter, die sich über mehrere Jahre an den Kartierungen beteiligen. „Die Vögel der Alpen zu erfassen, ist eine ganz besondere Herausforderung. Die rasch wechselnden Witterungsbedingungen und der steile Aufstieg verlangen den Kartiererinnen und Kartierern einiges ab. Dafür werden die körperlichen Anstrengungen aber mit spektakulären Naturerlebnissen belohnt“, erklärt LBV-Biologe Simon Niederbacher. Die Ehrenamtlichen müssen die Vögel optisch und akustisch sicher bestimmen können, benötigen eine gute körperliche Fitness sowie alpine Ausrüstung und ein Fernglas. Die Teilnahme am Alpenvogelmonitoring lässt sich gut mit einem Kurzurlaub in den Bergen kombinieren, denn das neue Monitoring Hochgebirgsvögel sieht nur eine jährliche Kartierung oberhalb der Waldgrenze vor. Das Specht-Monitoring erfordert zwei Begehungen pro Jahr während beim Monitoring häufiger Brutvögel in der Bergwaldstufe drei Begehungen durchzuführen sind.

Alpenvogel-Symposium
Zum Auftakt des neuen Vogelmonitorings in den Alpen hat der LBV zusammen mit DDA, BfN und LfU am 10. Mai ein Symposium im Nationalparkzentrum „Haus der Berge“ in Berchtesgaden veranstaltet. Rund 90 Teilnehmende tauschten sich über das Alpenvogelmonitoring und Beobachtungsmöglichkeiten der Alpenvögel aus. Bei einer Exkursion auf den Jenner konnten die Vogelexpertinnen und -experten das Vogelmonitoring ganz praktisch erfahren.
Bei der Tagung wurde auch die neue Publikation „Vögel in Deutschland – Alpenvögel“ vorgestellt, die über die Beteiligungsmöglichkeiten beim Alpenvogelmonitoring informiert und aktuelle Forschungsergebnisse zur Ökologie von Alpenvögeln darlegt.
Die Veröffentlichung kann heruntergeladen werden unter
https://www.dda-web.de/downloads/publications/statusreports/vid_alpenvoegel.pdf

Über das Alpenvogelmonitoring
2024 wurde das Vogelmonitoring in den deutschen Alpen neu aufgelegt. Es setzt sich aus dem Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) in der Bergwald-Stufe, dem neuen Monitoring Hochgebirgsvögel (MHg) und dem Monitoring seltener Brutvögel (MsB) zusammen. Letzteres erfasst spezielle Vogelarten wie Spechte und Kleineulen. Diese verschiedenen Erfassungsmethoden ermöglichen es, viele der Alpenvogelarten gut abzudecken.
Weitere Informationen finden sich unter www.lbv.de/monitoring-hochgebirgsvoegel sowie unter www.dda-web.de/monitoring/alpenvogelmonitoring/programm

 

Pressestatement
 
Illegale Tötung ist eine eindeutige Straftat

Pressestatement der LBV-Biologin Nicole Meier zur illegalen Tötung von vier jungen Bibern im Landkreis Garmisch-Partenkirchen


 

 

LBV-Biologin Nicole Meier:
„Wir verurteilen die illegale Tötung der vier jungen Biber im Landkreis Garmisch-Partenkirchen scharf. Biber sind nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. In Bayern ist der Umgang mit dem Biber in einem Management-Plan klar geregelt. Bei einer eigenmächtigen Nachstellung, wie in diesem Fall, handelt es sich eindeutig um eine Straftat. Wer Fälle von Naturschutzkriminalität beobachtet, sollte diese an die Polizei melden. Außerdem ist eine Meldung über www.tatort-natur.de möglich. Durch das Projekt wollen wir Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen.“

Hintergrund:
Der Biber fördert als Ökosystem-Architekt viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Sollten bei seinen Aktivitäten Probleme oder Konflikte entstehen, kann man einfach an die Unteren Naturschutzbehörden herantreten, welche Biberberatende zur Seite stellen können.

 

Gemeinsames Projekt: „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“
Ein Großteil der Fälle von Naturschutzkriminalität bleibt ungeklärt und für die Täter folgenlos, was sich dringend ändern muss. LBV und GLUS starten deshalb 2019 das gemeinsame Projekt „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“. In einer bayernweiten Datenbank sollen alle (Verdachts-)Fälle von Naturschutzkriminalität gespeichert werden. Als erste Anlaufstelle für betroffene Behörden und die Öffentlichkeit soll die Datenbank fachliche Unterstützung bieten und als Melde- und Informationsplattform dienen. Mit ihrer Hilfe soll außerdem die langfristige Weiterverfolgung einzelner Fälle sichergestellt werden. Mit dem Projekt soll auch die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt und Fortbildungsangebote bereitgestellt werden. Projektleiter und Ansprechpartner sind die Biologen Franziska Baur (GLUS) und Dr. Andreas von Lindeiner (LBV).
Fälle illegaler Verfolgung von Vögeln dokumentiert der LBV seit diesem Jahr im Auftrag des LfU/staatliche Vogelschutzwarte.

Weitere Informationen:

Mehr Infos zum Thema „Naturschutzkriminalität“ und eine Checkliste zum richtigen Verhalten bei einem Totfund mit Verdacht auf illegale Tötung können auf der Seite www.tatort-natur.de heruntergeladen werden. Dort können auch Fälle oder Verdachtsfälle von Naturschutzkriminalität gemeldet werden.
 
 
 
Ihre Ansprechpartner für weitere Informationen:
Nicole Meier, Naturschutzkriminalität, E-Mail: nicole.meier@lbv.de, Tel. 0160-95785083.

 

Pressestatement
 
Statement des LBV-Vorsitzenden Dr. Norbert Schäffer anlässlich der EU-Parlamentsentscheidung zur Herabstufung des Wolf-Schutzstatus von "streng geschützt" auf "geschützt"

Herabstufung weckt falsche Erwartungen

 

LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer:
"Teile der Politik versprechen, dass die Herabstufung des Schutzstatus den Umgang mit Wölfen erleichtern wird. In der Praxis ändert sich dadurch jedoch wenig. Wer behauptet, dass Wölfe durch diese Entscheidung einfacher abgeschossen werden dürfen, macht falsche Versprechungen. Besonders ärgerlich ist dieser symbolische Akt für Weidetierhaltende, denen damit der Eindruck vermittelt wird, dass sie bald keine Probleme mehr mit Wölfen haben werden. Fakt ist: Auch in Bayern müssen wir uns langfristig auf das Miteinander von Wolf und Weidetierhaltung einstellen. Mit dem bayerischen ‚Aktionsplan Wolf‘ haben wir schon seit Jahren ein gutes Instrument. Wir müssen ihn nur konsequent umsetzen. Dazu gehört, Landwirtinnen und Landwirte beim Herdenschutz zu unterstützen und sie fair zu entschädigen. Schon heute können so genannten ‚Problemwölfe‘ entnommen werden. Ungeachtet der Herabstufung des Schutzstatus wird sich der LBV auch weiterhin mit aller Kraft gegen jegliche illegale Aktivitäten gegen den Wolf stemmen."

 

Presseinformation 34-25
 
Gefährdeter Gartenbewohner: Jetzt Igel in Bayern melden
Igel sind während der Paarungszeit besonders gut zu beobachten – LBV ruft im Rahmen eines deutschlandweiten Projektes zur Meldung auf
 

 

Hilpoltstein, 08.05.2024 – Fauchen, Knurren und Schnaufen ist derzeit während der Dämmerung wieder in Bayerns Gärten zu hören. Mit den steigenden Temperaturen im Frühling beginnt die Paarungszeit der Igel. Doch der nachtaktive Gartenbewohner hat es immer schwerer und steht seit letztem Jahr sogar als „potenziell gefährdet“ auf der internationalen Roten Liste gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Deshalb ruft der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gemeinsam mit der Deutschen Wildtierstiftung, NABU|naturgucker und weiteren Partnern dazu auf, vom 16. bis 26. Mai bundesweit Igel zu melden. „Lebendig oder tot – Jeder gemeldete Igel in Bayern zählt, damit wir noch mehr über die Verbreitung und das Verhalten des stachelige Gartenbewohners erfahren und seinen Schutz langfristig verbessern können“, sagt die LBV-Igelexpertin Dr. Angelika Nelson. Sichtungen können dem LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ ganz einfach online gemeldet werden unter www.igel-in-bayern.de.
Gerade in der Paarungszeit sind Igel besonders aktiv und daher gut zu beobachten. „Wer einen Igel im Garten oder am Straßenrand entdeckt, kann mit einer einfachen Online-Meldung einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten“, sagt die LBV-Igelexpertin. Die gesammelten Daten werden im Rahmen eines bundesweiten Citizen-Science-Projekts, das von mehreren Naturschutzorganisationen getragen wird, ausgewertet. Das Projekt soll wertvolle Einblicke in die Lebensweise, Verbreitung und mögliche Gefährdungen der Igel geben. Denn das stachelige Tier leidet zunehmend unter Lebensraumverlust, Straßenverkehr und Nahrungsmangel.

Der heimische Braunbrustigel ist zwar in Bayern und Deutschland weit verbreitet, seine Bestände gehen jedoch vielerorts zurück. Derzeit wird der Igel sowohl in Bayern als auch bundesweit auf der Roten Liste der Säugetiere als potenziell gefährdet geführt. Die genauen Ursachen sind bislang nicht ausreichend erforscht. „Das Insektensterben, die Versiegelung von Grünflächen, das Sprühen von Gift oder Mähroboter in der Nacht – all dies gefährdet den Lebensraum des Igels“, sagt Angelika Nelson. „Es steht daher zu befürchten, dass der Igel in naher Zukunft in die Kategorie ‚Gefährdet‘ eingestuft werden muss.“

Igel in Bayern: Jede Meldung zählt
Bayerische Bürgerinnen und Bürger können ihre Beobachtungen schnell und unkompliziert melden unter www.igel-in-bayern.de. Neben Ort und Datum sind auch Angaben zum Verhalten der Tiere, zum Beispiel ob sie lebendig oder tot gefunden wurden, hilfreich. Um einen deutschlandweiten Überblick zu dieser Art zu erhalten, wird das LBV-Meldeprojekt „Igel in Bayern“ vom 16. bis zum 26. Mai Teil der bundesweiten Aktion „Deutschland sucht Igel und Maulwurf“. Der Maulwurf, ein weiterer Insektenfresser mit ähnlichen Nahrungsansprüchen wie der Igel, soll bei der deutschlandweiten Aktion ebenfalls erfasst werden.

Über das Gemeinschaftsprojekt
„Deutschland sucht Igel und Maulwurf“ ist ein gemeinsames Projekt von der Deutschen Wildtier Stiftung, NABU|naturgucker, dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V., dem NABU Bundesverband und dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV). Ziel ist, ein langfristiges Monitoring zu Verbreitung und Vorkommen von Igel und Maulwurf in Deutschland zu etablieren. Sichtungen von Igeln in Bayern werden dem LBV gemeldet, die des Maulwurfs an NABU|naturgucker. Die hieraus gewonnen Erkenntnisse erlauben zukünftig eine Bewertung der Bestandssituation von Igel und Maulwurf. Darauf aufbauend können auch gezielte Artenschutzmaßnahmen initiiert werden.

 

Presseinformation 33-25
 
Es piept in Bayern: Vogelnachwuchs unterwegs
LBV appelliert: Jungvögel brauchen selten Hilfe – Katzen jetzt zeitweise im Haus lassen
 

 

Hilpoltstein, 07.05.2025 – Zurzeit zwitschert und tschilpt es in Hecken, Sträuchern und Nistkästen in ganz Bayern. Die ersten Vogeljungen verlassen bereits das schützende Nest und sitzen scheinbar hilflos auf der Wiese oder im Geäst. So erreichen den bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) derzeit vermehrt Anfragen von besorgten Vogelfreundinnen und -freunden, die vermeintlich in Not geratenen oder verlassenen jungen Vögeln helfen wollen. Der LBV rät hier erstmal zur Vorsicht. „Die Vogeljungen sind unerfahren und im Fliegen noch ungeübt, deshalb wirken sie oft hilflos. Sie werden jedoch weiterhin von ihren Eltern versorgt und gefüttert“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Der LBV bittet daher, diese halbflüggen, bereits vollständig befiederten Vögel, so genannte Ästlinge, einfach sitzen zu lassen, solange sie sich nicht in unmittelbarer Gefahr, wie zum Beispiel durch Straßenverkehr oder Katzen, befinden. Weitere hilfreiche Tipps und ein kostenloses Faltblatt gibt es unter www.lbv.de/vogel-gefunden.
Beim Spaziergang oder im eigenen Garten entdecken Bürgerinnen und Bürger jetzt manchmal Jungvögel, die vermeintlich alleingelassen und hilflos im Gebüsch oder auf der Wiese hocken und laut piepsen. Sie rufen jedoch nicht um menschliche Hilfe, sondern halten mit diesen sogenannten Standortlauten Kontakt zu ihren Eltern, um gefüttert zu werden. Viele Vogelarten verlassen ihr Nest bereits bevor sie fliegen können. Dazu zählen nicht nur typische Nestflüchter wie viele Entenvögel, Fasane oder Kiebitze, sondern auch einige Singvogelarten, Greifvögel und Eulen. „Bitte die Jungvögel unbedingt an Ort und Stelle lassen. Greift der Mensch in dieser sensiblen Phase ein und nimmt ein Jungtier in Obhut, unterbricht er die Bindung zwischen Alt- und Jungvogel“, erklärt Angelika Nelson. Vogeleltern suchen bis zu 24 Stunden lang nach ihren verlorengegangenen Jungen. Hilfe benötigen befiederte Jungvögel nur, wenn sie nach zwei bis drei Stunden immer noch nicht von einem Altvogel gefüttert wurden oder äußerlich verletzt sind.

Droht den flauschigen Federbällen unmittelbare Gefahr, zum Beispiel durch Katzen oder Straßenverkehr, können sie ohne Probleme kurz aufgenommen und an einem geschützten Ort in direkter Nähe des Fundortes, in Hörweite zu den Vogeleltern, abgesetzt werden. Am besten setzt man sie in eine Astgabel oder einen Busch. „Anders als bei, zum Beispiel, Rehkitzen nehmen Vogeleltern ihre Jungen wieder an, wenn diese von einem Menschen berührt wurden“, sagt die LBV-Vogelexpertin. Handelt es sich um einen Nestling, also einen noch unbefiederten Vogel, kann dieser - sofern erreichbar - in sein Nest zurückgesetzt werden. Der LBV stellt klar: Jungvögel sind Wildtiere, sie dürfen nur vorübergehend aufgenommen werden, wenn sie verletzt, krank oder tatsächlich hilfsbedürftig sind. Ansonsten liegt ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz vor. Die einfache Grafik unter www.lbv.de/vogel-gefunden hilft bei der Entscheidung, ob ein Jungvogel Hilfe braucht und wen man im Notfall kontaktieren kann.

Tipps zur Hilfe von Jungvögeln
Dass Jungvögel außerhalb ihres Nestes auch natürlichen Feinden zum Opfer fallen, ist ein Vorgang, an den die Natur und die Vogelbestände angepasst sind. Hauskatzen hingegen sind keine heimischen Wildtiere, sie wurden vom Menschen domestiziert. Als Beutegreifer jagen sie allerdings ebenfalls Vögel. Wer Katzen besitzt, sollte seinen Stubentiger daher für einige Tage – wenigstens in den Morgen- und Abendstunden – im Haus halten, gerade wenn Jungvögel im Garten oder in der Nachbarschaft unterwegs sind. Da die Jungvögel noch nicht richtig fliegen können, sind sie eine leichte Beute.

Umso wichtiger ist es, ihnen sichere Rückzugsorte zu bieten. „Wer den Vögeln helfen möchte, sollte ihre Lebensräume schützen“, fordert Nelson. „Dazu kann jeder etwas beitragen - etwa indem er den Garten naturnah gestaltet, mit abwechslungsreichen, heimischen Pflanzen. Vögel finden dort Beeren und Insekten als Nahrung und können sich in dornigen Büschen gut verstecken.“

Jungvögel bis in den Sommer zu beobachten
Sind die jungen Vögel alle ausgeflogen, sind die Vogeleltern noch lange nicht fertig. Nach einer kurzen Verschnaufpause starten viele Vogelarten mit einer zweiten und oft sogar dritten Brut. „Die Brutsaison beschränkt sich nicht nur auf den Frühling. Einige unserer Gartenvögel, wie Kohlmeise, Rotkehlchen und Amsel, brüten bis zu dreimal in einem Jahr und das dauert bis in den August hinein“, sagt Angelika Nelson. Wer einen Nistkasten im Garten hat, muss diesen nach der ersten Brut nicht säubern. „Viele Vögel bauen ein neues Nest auf das alte drauf. Am besten wartet man mit dem Reinigen bis in den Herbst, wenn bestimmt kein Singvogel mehr brütet“, empfiehlt die LBV-Biologin.

Stunde der Gartenvögel
Am kommenden Wochenende, vom 9. bis 11. Mai 2025, findet zum 21. Mal die „Stunde der Gartenvögel“ statt: Der LBV und sein bundesweiter Partner NABU rufen dazu auf, eine Stunde lang die Vögel im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu beobachten, zu zählen und zu melden. Im Mittelpunkt der Aktion stehen vertraute und oft weit verbreitete Vogelarten des Siedlungsraums, wie Meisen, Finken, Spatzen oder auch der diesjährige Vogel des Jahres, der Hausrotschwanz. Alle Informationen zur Aktion und das Online-Formular zum Mitmachen unter www.sdg.lbv.de.

 

Presseinformation 32-25
 
Achtsamkeit in der Natur: Neue LBV-Leporellos fördern neugieriges Entdecken
Mit kleinen Beobachtungshilfen große Momente in der Natur erleben – Im LBV-Kindergarten entwickelt und erprobt
 

 

Hilpoltstein, 06.05.2025 – Termindruck, digitale Medien und ein Alltag im Eiltempo: Die Herausforderungen der aktuellen Zeit betreffen nicht nur Erwachsene, sondern immer häufiger auch Kinder. Viele von ihnen wachsen heute in Städten und Ballungsräumen auf. Das lässt wenig Raum für Stille, Langsamkeit und echte Naturerfahrungen. Statt selbst zu entdecken, werden Informationen häufig vorgegeben – und das Staunen bleibt auf der Strecke. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) möchte das ändern und lädt mit vier neu entwickelten Beobachtungshilfen dazu ein, die Natur gemeinsam achtsamer zu erleben. „Um gesund und ganzheitlich aufzuwachsen, brauchen Kinder heute mehr denn je Zeiten der Ruhe, Entspannung und des mentalen Abschaltens. Die aufmerksame Beobachtung von Pflanzen und Tieren wie zum Beispiel von Vögeln und Insekten kann Kindern solche Erfahrungen ermöglichen“, sagt Alexandra Lindig, LBV-Pädagogin für frühkindliche Bildung.
Wenn Erwachsene mit Kindern in der Natur unterwegs sind, sind sie oft abgelenkt durch Gedanken, Gespräche oder die Interaktion miteinander. Es geht schnell voran und auf neugierige Fragen der Kinder reagieren die meisten mit möglichst wahrheitsgetreuen Antworten. „Kinder sind von Natur aus neugierig. Wenn Erwachsene lernen, ihre Fragen mit forschenden Gegenfragen zu beantworten, entsteht ein Raum für Entdeckung und Staunen“, erklärt die LBV-Expertin für Umweltbildung. Unterstützung hierfür liefern die neuen LBV-Leporellos für eine achtsame Naturbeobachtung.

Klein, praktisch, wetterfest – ideal für unterwegs
Die handlichen Faltbücher widmen sich den Themen Vögel, Insekten, Pflanzen sowie achtsame Naturbeobachtung. Sie passen in jede Hosentasche, sind wiederverwendbar und für den Außeneinsatz wetterfest. „Spielerisch wird Kindern ermöglicht, sich für die kleinen Dinge des Lebens zu begeistern und die Vielfalt der Natur im eigenen Tempo zu erkunden. Der Rhythmus der Jahreszeiten ist nämlich eher langsam und genauso sollten Kinder und Erwachsene die Natur auch erleben“, erklärt die LBV-Umweltbildnerin.

In Zusammenarbeit mit dem LBV-Kindergarten arche noah hat der LBV die vier Leporellos entwickelt, die Kinder, Familien, pädagogische Fachkräfte sowie Umweltstationen zum gemeinsamen Forschen anregen. „Bei der achtsamen Naturbeobachtung geht es nicht um das exakte Bestimmen von Arten, sondern um das aufmerksame Hinschauen, das Stellen von Fragen und die gemeinsame Freude an der Natur“, betont Alexandra Lindig.

Entdecken mit allen Sinnen
„Wenn man die Natur – besonders Tiere – beobachten will, muss man selbst auch in sich ruhig sein. Diese Haltung fördert Konzentration, Wahrnehmung und Empathie. So können Familien und Kindergruppe ganz leicht etwas für ihre emotionale und psychische Gesundheit tun“, rät Alexandra Lindig. Deshalb gibt das Einführungsleporello Anregungen, wie es gelingt, durch kleine Übungen in der Natur sanft zur Ruhe zu kommen. Das kann eine kurze Naturmeditation sein, das bewusste Wahrnehmen der Erde unter den Füßen, wenn man eine Zeit lang barfuß läuft, oder der Wechsel in die Perspektive einer Ameise.

Erhältlich sind die Beobachtungshilfen ab sofort im LBV-Naturshop sowie als kostenloser Download unter lbv.de/beobachtungshilfen-fuer-kinder.


Umweltbildung im LBV
Seit 40 Jahren betreibt der bayerische Naturschutzverband LBV Umweltbildung sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung und nimmt dabei bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Das generationenübergreifende Bildungsangebot des LBV richtet sich an Kitas, Schulen, Familien und Seniorenheime. Während der LBV in seinen 17 bayernweiten Umweltbildungseinrichtungen jährlich über 130.000 Besucher*innen begeistert, bietet das digitale Umweltbildungsprojekt „Naturschwärmer“ online zahlreiche, nachhaltige Aktionsideen für Familien. Kitas und Schulen können sich um die Auszeichnungen „ÖkoKids - KindertageseinRICHTUNG NACHHALTIGKEIT“ bzw. „Umweltschule in Europa / Internationale Nachhaltigkeitsschule“ bewerben. Die vielfältigen LBV-Bildungsprogramme vermitteln zukunftsrelevante Kompetenzen und Werte und leisten einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Die Umweltbildung des LBV ist mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Qualitätssiegel „Umweltbildung.Bayern“ und als Lernort und Netzwerk der deutschen UNESCO-Kommission.

 

Presseinformation 31-25
 
Es zwitschert und flattert wieder: Jetzt mitmachen bei der Stunde der Gartenvögel
LBV ruft zum 21. Mal zur großen Mitmachaktion auf – Mit etwas Glück Vogel des Jahres 2025 entdecken – Wie geht es Bayerns Schwalben?
 

 

Hilpoltstein, 05.05.2025 – Der Mai ist gekommen und mit ihm erstrahlt die Natur in voller Pracht: Es blüht, summt und zwitschert an jeder Ecke. Überall gibt es jetzt Spannendes zu entdecken – besonders in der Vogelwelt. Kohlmeisen sausen mit Futter im Schnabel zu ihren Jungen, Blaumeisen verteidigen lautstark ihre Nistkästen und in Hecken und Sträuchern erklingen die Lieder von Mönchsgrasmücke, Zaunkönig und Rotkehlchen. Vom 9. bis 11. Mai lädt die „Stunde der Gartenvögel“ dazu ein, dieses Naturspektakel bewusst zu erleben: Einfach eine Stunde lang die Vögel im Garten, auf dem Balkon oder im Park beobachten und die höchste Anzahl jeder Vogelart, die innerhalb dieser Stunde gleichzeitig beobachtet wird, dem bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) melden. „Jede Meldung hilft uns, Bayerns Vogelwelt besser zu verstehen“, sagt die LBV-Vogelexpertin Dr. Angelika Nelson. Die „Stunde der Gartenvögel“ ist eine gemeinsame Aktion des LBV und seines bundesweiten Partners NABU. Alle Informationen zur Aktion und das Online-Formular zum Mitmachen unter www.sdg.lbv.de.

Im Rahmen der „Stunde der Gartenvögel“ können Naturbegeisterte mit etwas Glück auch den Hausrotschwanz, Vogel des Jahres 2025, entdecken. Er ist zurück aus seinem Winterquartier und fliegt auf der Jagd nach Insekten durch Gärten und Parks. Beim Bestimmen lohnt sich genaues Hinschauen: „Auf den ersten Blick können sich der Hausrotschwanz und sein naher Verwandter, der Gartenrotschwanz, sehr ähnlich sehen“, erklärt Angelika Nelson. Beide Arten haben einen auffälligen rostroten Schwanz. Das Männchen des Hausrotschwanzes wirkt jedoch insgesamt dunkel, mit einer grauen bis rußschwarzen Kehle und Brust. Im Gegensatz dazu hat der Gartenrotschwanz einen weißen Stirnfleck und einen orangerot gefärbten Bauch. Besonders knifflig ist die Unterscheidung bei den Weibchen: Die Hausrotschwänzin erscheint mausgrau, während der weibliche Gartenrotschwanz eher beige-braun gefärbt ist und eine leicht orangefarbene Brust hat. „Ein verlässliches Unterscheidungsmerkmal ist der Gesang: Der Hausrotschwanz singt neben melodischen Tönen auch knirschende und kratzige Elemente, während der Gartenrotschwanz mit einem melodiösen, klaren Gesang auf sich aufmerksam macht.“

Teilnehmende können auch Vögel melden, die sie zwar nicht gesehen, aber eindeutig am Gesang erkannt haben. Dabei können Apps behilflich sein, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Vogelstimmen erkennen. „Apps zur Bestimmung von Vogelstimmen sind eine wertvolle Unterstützung – gerade, wenn sich die Vögel jetzt im Mai im dichten Grün verstecken“, sagt die LBV-Vogelexpertin. „Trotzdem sollte man die vorgeschlagenen Ergebnisse immer kritisch hinterfragen und am besten mit einer Beobachtung absichern.“

Wie geht es Bayerns Schwalben?

Der LBV bittet in diesem Jahr außerdem darum, ein Augenmerk auf Schwalben zu richten. Im vergangenen Herbst sind viele der Flugkünstler aufgrund von anhaltendem Starkregen verhungert oder erfroren. „Nach den dramatischen Verlusten im letzten Herbst wollen wir jetzt wissen, wo und wie viele Mehl- und Rauchschwalben durch die Lüfte sausen“, so die Vogelexpertin.

Die eigene Beobachtung melden: So geht’s

Die Beobachtungen vom Zählwochenende melden Teilnehmende bis zum 19. Mai online unter www.sdg.lbv.de oder per Post. Auf der Webseite sind ab dem ersten Zähltag fortlaufend aktualisierte Zwischenstände abrufbar, die nach Landkreisen und Regierungsbezirken gefiltert werden können. Unter allen Teilnehmenden verlost der LBV hochwertige Preise.

Mit Quizzen Artkenntnis erweitern

Die eigene Artenkenntnis können Teilnehmende online testen und erweitern: Unter www.lbv.de/vogelquiz warten interaktive Quizfragen zu Aussehen und Stimmen der häufigsten Gartenvögel.

Gesucht: Die schönsten Gartenvogelbilder 2025

Passend zur „Stunde der Gartenvögel“ lädt der LBV zum Fotowettbewerb ein. Gesucht werden die schönsten Aufnahmen von Gartenvögeln in Bayern. Jetzt mitmachen unter www.lbv.de/fotowettbewerb.

Infos und Materialien zur Aktion, Online-Kurse und mehr unter: www.sdg.lbv.de

 

Presseinformation 30-25
 
LBV fordert Verzicht auf Jagdgesetznovelle
Bewährte Abläufe im Artenschutz nicht unnötig gefährden – Effektiver Schutz europarechtlich geschützter Arten darf nicht in Frage gestellt werden
 

 

Hilpoltstein, 30.04.2025 – Mit der geplanten Novelle des Bayerischen Jagdgesetzes will das Bayerische Wirtschaftsministerium Zuständigkeiten im Artenschutz neu regeln – zulasten des Naturschutzes und Arten wie zum Beispiel der Wiesenweihe, warnt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). Der LBV kritisiert, dass die Neuregelung den Artenschutz schwächen, Zuständigkeiten verkomplizieren und bewährte Abläufe gefährden würde. „Wir appellieren dringend an die Staatsregierung, auf die vorgesehenen Änderung zu verzichten – vor allem wegen der zu erwartenden massiven Probleme bei der Umsetzung von Maßnahmen im Artenschutz“, erklärt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Geplant ist, Zuständigkeiten im Bereich des Artenschutzes vom Umwelt- ins Wirtschaftsministerium zu verlagern – ein laut Verband völlig unsystematischer Schritt. „Diese Maßnahme widerspricht den Zielen der Staatsregierung, Bürokratie abzubauen“, kritisiert Norbert Schäffer. „Statt Verfahren zu vereinfachen, wird hier zusätzlicher Aufwand geschaffen, der den Artenschutz behindert, statt ihn zu stärken.“
Der Referentenentwurf aus dem Bayerischen Wirtschaftsministerium führt zum Beispiel dazu, dass die fachliche Aufsicht für das Artenhilfsprogramm Wiesenweihe zukünftig im Wirtschaftsministerium liegt und nicht mehr im Umweltministerium. Das würde die bewährten Strukturen des Programms zerstören, das der LBV erfolgreich mit dem Landesamt für Umwelt (LfU) durchführt. Durch die geplante Änderung würden beispielsweise Abläufe zwischen LBV, Landwirtinnen und Landwirten sowie Naturschutzbehörden zum Schutz der Brutplätze aufgelöst – ein bislang funktionierendes Zusammenspiel vom Auffinden der Nester bis zur Auszahlung der Fördermittel. „Wenn die Zuständigkeit für Artenschutzbelange ins Wirtschaftsministerium wandert, befürchten wir konkrete Nachteile für bedrohte Arten wie die Wiesenweihe oder den Wanderfalken, für deren Schutz wir in Bayern eine besondere Verantwortung tragen. Schutzmaßnahmen können dann weder fachlich fundiert noch effizient umgesetzt werden, was ihre Erfolgsquote deutlich senkt“, warnt der LBV-Vorsitzende. Zudem räumt der Referentenentwurf der im Wirtschaftsministerium angesiedelten Obersten Jagdbehörde die Möglichkeit ein, zukünftig möglicherweise geschützte Arten oder solche mit ganzjähriger Schonzeit, wie den Silberreiher oder den Gänsesäger, abschießen zu lassen. Das bereitet dem LBV große Sorge.

Artenschutz braucht belastbare Zahlen
Die Oberste Jagdbehörde soll nach dem Referentenentwurf künftig außerdem für das Monitoring von 78 Vogelarten zuständig sein und dafür sorgen, dass deren günstiger Erhaltungszustand bestehen bleibt – wie es die EU-Vogelschutzrichtlinie verlangt. Das betrifft unter anderem alle Greifvogelarten, aber auch Raufußhühner sowie fast alle Enten- und Gänsearten. Große Teile des Monitorings dieser Vogelarten sollen die Jagdrevierinhaber übernehmen. Gleichzeitig soll das Landesamt für Umwelt als Fachbehörde in diesem Bereich der Obersten Jagdbehörde im Wirtschaftsministerium unterstellt werden. „Damit wird ohne Grund ein funktionierendes System zerschlagen – Fachwissen geht verloren, Abstimmungen werden komplizierter, und am Ende leidet die Qualität der Daten, die wir dringend brauchen, um Arten wirksam zu schützen“, mahnt Dr. Norbert Schäffer.

Monitorings für Arten, die abgeschossen werden, wie Graureiher und Kormoran, koordinieren seit jeher die Naturschutzbehörden. Bei den Jagdbehörden fehlen dafür Strukturen und Kompetenzen. Trotzdem ist die Zuarbeit der ausführenden Jägerinnen und Jäger notwendig, die durchgeführte Abschüsse melden müssen. Dabei zeigt sich: Abschüsse werden oft nur zögerlich und meist ohne genaue Ortsangaben gemeldet. Das kann bei der Vielzahl der zeitintensiven Aufgaben der Revierinhaber nicht verwundern, macht es aber nahezu unmöglich, die Wirksamkeit dieser Eingriffe – etwa im Hinblick auf Schäden an der Teichwirtschaft – objektiv zu bewerten. Diese Erfahrungen befeuern die Sorge, dass mit der geplanten Zuständigkeitsverlagerung die Qualität der Monitorings sinkt. „Ein Monitoring darf kein Zufallsprodukt sein, sondern muss solide Zahlen bereitstellen, um so Entscheidungen im Hinblick auf Schutzmaßnahmen, das Artenmanagement oder andere naturschutzfachliche Fragen treffen zu können“, erklärt der LBV-Vorsitzende.

Der LBV weist darauf hin, dass gerade im Zuge der Energiewende sehr gute Daten über heimische Greifvögel wie Rotmilan, Mäusebussard sowie See- und Fischadler, die sensibel auf Windkraftanlagen reagieren, benötigt werden, um deren günstigen Erhaltungszustand gemäß den EU-Vorgaben zu gewährleisten.

 

Über den LBV
1909 gegründet ist der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. - der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell 117.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.

 

Presseinformation 29-25
 
Fehlender Abi-Jahrgang in Bayern: LBV sucht dringend Bundesfreiwillige
Unterstützung in der Umweltbildung gefragt - unabhängig von Alter, Erfahrung oder Hintergrund
 

 

Hilpoltstein, 29.04.2025 – Da Bayern 2025 auf das neunjährige Gymnasium (G9) umstellt, entfällt der diesjährige Abiturjahrgang weitgehend. Das hat weitreichende Folgen für die Besetzung der offenen Stellen des Bundesfreiwilligendienst (BFD) beim bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). „Jährlich engagieren sich um die 25 Bundesfreiwillige beim LBV. Sie sind ein zentraler Bestandteil unserer Artenschutz- und Bildungsarbeit. Bleiben diese Stellen unbesetzt, drohen wertvolle Lernangebote für Kinder und Jugendliche wegzufallen“, sagt Magdalena Buckreus, Leiterin des Referats Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Auch wenn die meisten Bundesfreiwilligen ihr Jahr nach dem Abitur absolvieren, ist der Bundesfreiwilligendienst offen für alle: Der LBV heißt Menschen jeden Alters willkommen und ermutigt ausdrücklich Seniorinnen und Senioren oder Menschen in der beruflichen Neuorientierung sich zu bewerben.
Bayernweit können Interessierte an den LBV-Umweltbildungseinrichtungen Einblicke in die Arbeit eines Naturschutzverbandes erhalten und dabei viele spannende und bereichernde Erfahrungen sammeln. So können die Freiwilligen mit Schulklassen oder Kita-Gruppen spielerisch Themen aus den Bereichen Natur und Nachhaltigkeit begegnen, Ferienprogramme mitbetreuen oder Kindergeburtstage in der Natur gestalten. Es gibt auch vielfältige Möglichkeiten selbst kreativ zu werden: Die Freiwilligen entwickeln eigene Programmideen und Inhalte für Social Media oder können neue Online-Bildungsformate ausprobieren. In vielen Umweltstationen helfen die Freiwilligen zudem bei der Biotoppflege mit. „Beim BFD in der Umweltbildung wird es definitiv nicht langweilig“, berichtet die LBV-Bundesfreiwillige Darya Grigoryeva. „Neben den vielfältigen Aufgaben genieße ich es besonders, mich mit meinen Kolleginnen gemeinsam für nachhaltige Entwicklung einzusetzen und auch eigene Ideen einbringen zu können.“

Da der LBV in diesem Jahr mit weniger Bewerbungen rechnet, ruft er besonders Menschen nach dem Studium oder in einer beruflichen Umbruchphase auf, sich zu bewerben. Denn auf die Unterstützung ist der LBV weiterhin angewiesen. „Beim Bundesfreiwilligendienst gibt es keine Altersgrenze nach oben. Wer sich beispielsweise eine Auszeit vom Beruf nehmen möchte, um sich neu zu orientieren, oder seine freie Zeit im Ruhestand sinnvoll gestalten möchte, ist bei uns genau richtig“, betont Magdalena Buckreus. Vorausgesetzt sind lediglich die beendete Schulpflicht und ein Mindestalter von 18 Jahren. Ein BFD kann sowohl in Teilzeit als auch in Vollzeit über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten bis maximal zwei Jahren absolviert werden.

Vorteile während des Bundesfreiwilligendiensts
Bundefreiwillige erhalten neben wertvollen Erfahrungen in aktiver Naturschutz- und Bildungsarbeit ein monatliches Taschengeld. Einige Einsatzstellen können auch eine Unterkunft zur Verfügung stellen. Selbstverständlich sind die Freiwilligen während ihres Dienstes kranken- und sozialversichert. Zudem können sie aus einem vielfältigen Angebot an Seminaren wählen, wie zum Beispiel politische Bildung, Alpenökologie oder mehrtägige Exkursionen in Bayerns einzigartige Natur.

Alle offenen Stellen in der LBV-Umweltbildung/BNE finden Sie unter: www.naturschwaermer.lbv.de/über-uns/bfd-bei-unseren-akteuren/

Auch in anderen Bereichen, wie Artenschutz, Öffentlichkeitsarbeit und Informatik, sucht der LBV fortlaufend Bundesfreiwillige. Alle wichtigen Informationen rund um den Bundesfreiwilligendienst beim LBV sowie aktuelle Ausschreibungen finden sich unter: www.lbv.de/bundesfreiwilligendienst

 

Umweltbildung im LBV
Seit 40 Jahren betreibt der bayerische Naturschutzverband LBV Umweltbildung sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung und nimmt dabei bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Das generationenübergreifende Bildungsangebot des LBV richtet sich an Kitas, Schulen, Familien und Seniorenheime. Während der LBV in seinen 17 bayernweiten Umweltbildungseinrichtungen jährlich über 130.000 Besucher*innen begeistert, bietet das digitale Umweltbildungsprojekt „Naturschwärmer“ online zahlreiche, nachhaltige Aktionsideen für Familien. Kitas und Schulen können sich um die Auszeichnungen „ÖkoKids - KindertageseinRICHTUNG NACHHALTIGKEIT“ bzw. „Umweltschule in Europa / Internationale Nachhaltigkeitsschule“ bewerben. Die vielfältigen LBV-Bildungsprogramme vermitteln zukunftsrelevante Kompetenzen und Werte und leisten einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Die Umweltbildung des LBV ist mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Qualitätssiegel „Umweltbildung.Bayern“ und als Lernort und Netzwerk der deutschen UNESCO-Kommission.

 

Presseinformation 27-25
 
Bitte nicht stören: Jetzt Rücksicht auf Wiesenvögel nehmen
Zum Schutz von Kiebitz, Uferschnepfe und Brachvogel: Beim Mai-Spaziergang auf Wegen bleiben und Hunde anleinen
 

 

Hilpoltstein, 25.04.2025 – In der Natur lässt sich aktuell viel Spannendes beobachten: Viele Vögel bescheren Bayern jetzt täglich ein kostenloses Live-Konzert und einige haben bereits die ersten Eier gelegt. Auch Kiebitz, Brachvogel und Feldlerche haben schon mit der Brut begonnen. Gerade jetzt ist von den Menschen besondere Rücksicht gefragt. „Wir freuen uns sehr, dass viele die Natur bei uns in Bayern genießen wollen. Doch unser Outdoor ist das Zuhause von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten, in das der Mensch bei seinen Urlaubs- und Freizeitaktivitäten eindringt. Gerade in der startenden Brutsaison sind viele unserer bayerischen Vögel besonders empfindlich gegenüber Störungen“, sagt der Landesfachbeauftragte Dr. Andreas von Lindeiner vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). Damit der tierische Nachwuchs möglichst sicher durch die erste Zeit kommt, appelliert der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) an Spazierende, Freizeitsportlerinnen und Hundehalter, noch bis Ende Juli für Brutvögel und andere Wildtiere auf Wegen zu bleiben und Hunde anzuleinen.
Viele Naturbegeisterte zieht es über das lange Wochenende des 1. Mai raus ins Grüne. An schönen Tagen sind die Wege an Wiesen und Feldern gut besucht. Besondere Rücksicht ist bei Feld- und Wiesenvögeln geboten, die ihre Eier auf dem Boden ausbrüten. Da Nester und Küken oft gut getarnt sind, ist den meisten Spaziergängern nicht bewusst, dass Ihre Störungen eine Gefahr für die Vögel sind. „Kiebitz, Uferschnepfe und Brachvogel ziehen auf den Feldern ihre Jungen groß. Freilaufende Hunde mit ihren feinen Spürnasen sind für Vogeleltern bereits stressig, wenn sie nur zufällig nahe am oder übers Nest laufen. Wiederholte Störungen können dazu führen, dass die Elternvögel die Nester aufgeben oder Jungvögel weniger Zeit für die Nahrungssuche haben und dadurch verhungern“, sagt Andreas von Lindeiner.

In Naturschutzgebieten ist es in den meisten Fällen verboten, querfeldein zu spazieren oder Hunde frei umher laufen zu lassen. „Eine intakte Natur ist für uns Menschen besonders wertvoll. Nur wenn wir rücksichtsvoll damit umgehen, können wir auch in Zukunft diese besonderen Orte erleben und genießen“, so der Landesfachbeauftragte. „Mich freut es besonders, dass unsere Appelle an die Jägerinnen und Jäger, in Wiesenbrütergebieten auf die störungsintensive Maibock-Jagd zu verzichten, in den meisten sensiblen Gebieten Gehör gefunden haben, wie unsere Betreuenden vor Ort berichten.“ Abendliche oder nächtliche Störungen durch die Jagd bedeuten erheblichen Stress und zusätzliche Gefahren für die Vögel und ihren gerade schlüpfenden Nachwuchs. Das gilt vor allem wenn die geschossenen Rehe mit Fahrzeugen aus den Wiesen geborgen werden.

Wer in der Brutsaison jemandem mit freilaufendem Hund begegnet, sollte die Person freundlich auf die brütenden Vögel in den umliegenden Wiesen und Feldern hinweisen. Viele Hundehalter- oder halterinnen wissen davon gar nichts und ihnen ist deshalb die Gefahr nicht bewusst. Der LBV empfiehlt beim Ansprechen von unbedarften Verhaltensweisen in der Natur, Person von Sache stets zu trennen. „Unterstellungen lösen oft nur Widerstand und Ärger aus und bewirken zumeist das Gegenteil. Ein wertschätzender Umgang mit der Natur geht mit einem wertschätzenden Umgang mit den Menschen einher“, betont Andreas von Lindeiner.

Weitere Informationen sowie ein kostenloses Faltblatt mit Tipps für den Spaziergang mit Hund finden sich unter: www.lbv.de/hunde

 

Presseinformation 26-25
 
Vergrämung von Saatkrähen: LBV warnt vor Abschuss und Scheinlösungen
Dachau: LBV kritisiert Abschüsse von Saatkrähen und Entnahme von Gelegen
 

 

Hilpoltstein, 24.04.2025 – Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) ist entsetzt über die jüngsten Maßnahmen zur Vergrämung von Saatkrähen in Dachau und warnt davor, das Töten von Wildtieren zur scheinbar einfachen Standardmaßnahme zu machen, sobald das Zusammenleben mit ihnen als unbequem empfunden wird. „Mit der Genehmigung des Abschusses von bisher 15 Vögeln und der Entnahme von 80 Nestern mit Gelege hat die Höhere Naturschutzbehörde Oberbayern eine Rote Linie überschritten“, kritisiert der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. „Wir erleben zunehmend, dass bei Spannungen im Zusammenleben mit Wildtieren immer schneller der Ruf nach Abschuss laut wird, anstatt nach Lösungen zu suchen, die auch dem Arten- und dem Tierschutz gerecht werden.“ Dass die Maßnahmen ausgerechnet während der empfindlichen Phase des Brutgeschehens erfolgt sind, stellt für den LBV einen Tabubruch dar, den auch die angeblich wissenschaftliche Zielsetzung nicht rechtfertigt.
Aus Sicht des LBV stehen die Abschüsse der Saatkrähen während der Brutzeit und die Entnahme von Nestern mit Gelegen in Widerspruch zum Tierschutz. „Die Begründung mit angeblich wissenschaftlicher Zielsetzung überzeugt nicht. Schwer wiegt auch, dass wir als anerkannter Naturschutzverband vorab nicht eingebunden wurden, sondern erst nach mehrfachem Nachfragen von der Ausnahmegenehmigung erfahren haben“, so Schäffer.

Gleichzeitig äußert der Naturschutzverband Verständnis für die Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner sowie der Landwirtinnen und Landwirte, die durch den Lärm und Kot der Saatkrähen oder Ernteschäden beeinträchtigt sind. „Aber Abschüsse und Nestentnahme täuschen den Betroffenen eine Lösung vor, die in Wahrheit keine ist. Die bisherigen Maßnahmen sind reiner Aktionismus – teuer, tierschutzrechtlich bedenklich und langfristig aller Wahrscheinlichkeit nach wirkungslos“, betont Schäffer. Neben den Abschüssen in der Stadt Dachau, sind in den kommenden Wochen auch Tötungen von Jungvögeln im landwirtschaftlichen Umfeld geplant.

Der LBV geht davon aus, dass die Vergrämungsmaßnahmen die Situation eher verschärften statt lösen könnten. Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass durch solche Eingriffe sogenannte Splitterkolonien entstehen können, die zu einer Ausweitung statt Verringerung der Population führen können. „Man will den Schaden minimieren, produziert aber neue Konflikte“, meint Schäffer.

Ursachen bekämpfen statt Symptome
Für die Artenschützer ist klar: Langfristige Lösungen müssen an den Ursachen ansetzen. Der zunehmende Einzug der Saatkrähen in urbane Räume ist Folge struktureller Veränderungen in der Agrarlandschaft. „In der offenen Flur fehlt es den Vögeln an geeigneten, störungsfreien Baumgruppen, wo sie in Kolonien nisten können. Die Vögel weichen daher in Städte aus – oft als letzte Option“, erklärt der LBV-Vorsitzende. Gleichzeitig bieten unabgedeckte Biogas- und Kompostanlagen durch das ganzjährig verfügbare Nahrungsangebot ideale Lebensbedingungen. „Hier muss man ansetzen, nicht bei den Tieren selbst. Nicht-letale Maßnahmen ist immer der Vorrang zu geben vor dem Töten der Tiere.“

Der LBV spricht sich für differenzierte Ansätze aus, die sowohl dem Schutz der Tiere als auch den berechtigten Interessen der betroffenen Menschen gerecht werden, auch wenn die Suche nach Lösungen oft mühselig ist. Diese Haltung vertritt der Verband auch im Umgang mit anderen Arten wie Kormoran, Biber oder Graureiher. Zunehmend besorgniserregend empfindet der Verband die Tendenz, bei jeder neuen Problemlage reflexhaft Abschüsse zu fordern – oft ohne belastbare Wirkungseinschätzung. „Wer geschützte Tiere nur noch als Störfaktor sieht, löst keine Probleme, sondern verschärft sie“, warnt Schäffer. „Wir tragen Verantwortung gegenüber den Arten. Statt Scheinlösungen braucht es einen sachlichen, pragmatischen Umgang. Dafür müssen wir auch bestehende Denkmuster hinterfragen.“

Hintergrund

Auf Antrag der Landtagsfraktionen von Freien Wählern und CSU wurde das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) im März 2024 mit einem Modellprojekt zur Vergrämung von Saatkrähen beauftragt. Ziel ist es, Maßnahmen zur Minderung von Schäden im landwirtschaftlichen und städtischen Raum zu entwickeln und wissenschaftlich zu begleiten. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan wurde ein Maßnahmenplan erstellt.
In Dachau wurden im März 2025 erstmals Saatkrähen mit Ausnahmegenehmigung abgeschossen und Eier aus Nestern entfernt. Auch in anderen Kommunen wie Erding sind ähnliche Eingriffe geplant. Zusätzlich beginnen im ländlichen Raum letale Maßnahmen an Jungvögeln.
Die Saatkrähe ist durch EU-Vogelschutzrichtlinie und Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. In Deutschland ist es grundsätzlich verboten, sie zu töten oder während der Brutzeit zu vergrämen. Diese beginnt in der Regel im März. Das Pilotprojekt, das die Höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Oberbayern genehmigt hat, läuft bis 2026 und wird in fünf Modellregionen umgesetzt: Bad Aibling, Dachau, Erding, Straubing und Asbach-Bäumenheim. Geplant ist, pro Brutsaison rund fünf Prozent der lokalen Population zu entnehmen – in Dachau entspricht das 80 Tieren.

 

Gemeinsame Presseinformation
 
Apfel, Birne, Quitte: Aktionsbündnis feiert Tag der Streuobstwiese
BN, DVL und LBV rücken am europaweiten Aktionstag den einzigartigen Lebensraum in den Fokus
 

 

Hilpoltstein/Nürnberg/Ansbach, 24.04.2025 – Der Tag der Streuobstwiese macht jährlich am letzten Freitag im April auf diese bedeutende Kulturlandschaft und ihre zunehmende Bedrohung aufmerksam. In diesem Jahr finden am 25. April in ganz Europa Aktionen und Events statt, die zum Mitmachen, Staunen und Genießen einladen. Ob Führungen, Workshops, Verkostungen oder Familienprogramm – überall soll die Botschaft deutlich werden: Streuobstwiesen brauchen unsere Aufmerksamkeit und unseren Schutz. Auch in Bayern stellt das Aktionsbündnis Streuobst, ein Gemeinschaftsprojekt von BN (Bund Naturschutz in Bayern), DVL (Deutscher Verband für Landschaftspflege) und LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), diesen einzigartigen Lebensraum in den Fokus. Streuobstwiesen verbinden nicht nur ökologischen Wert mit kultureller Tradition, sondern bieten auch zahlreichen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Das Aktionsbündnis engagiert sich seit 2024 bayernweit für den Erhalt und die Wertschätzung von Streuobstwiesen. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz über die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR) gefördert und von der Europäischen Union kofinanziert.

Bayern blüht auf: Die Streuobstwiesen im Freistaat zeigen sich jetzt im Frühjahr von ihrer schönsten Seite. „Streuobstwiesen sind lebendige Ökosysteme, die unzählige Insektenarten beherbergen und Vögeln wie dem Gartenrotschwanz oder dem Steinkauz als Nist- und Brutstätte dienen“, erklärt Leonie Gloß vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz. „Insbesondere Bienen und Schmetterlinge profitieren von der langen und gestaffelten Blühphase der Obstbäume – von der früh blühenden Kirschpflaume Mitte März über Kirschen und Birnen bis hin zur Apfelblüte im späteren Frühjahr.“ Horst Schwemmer vom Bund Naturschutz merkt an: „Angesichts des Rückgangs der Insektenpopulationen, über den aktuell viel berichtet wird, wird deutlich, wie wichtig der Erhalt solcher Lebensräume für das Überleben unserer heimischen Artenvielfalt ist.“

Artenreichtum auf Streuobstwiesen entsteht nur durch eine angepasste, naturschonende Bewirtschaftung. Doch genau diese Form der Nutzung geht zunehmend zurück, weil Streuobstwiesen aufgegeben, bebaut oder in intensiv genutzte Flächen umgewandelt werden. Damit droht ein wertvolles Erbe verloren zu gehen. „Zum Erhalt unserer Streuobstwiesen brauchen wir Menschen, die sie auch künftig fachgerecht pflegen“, betont Alena Vogt vom Deutschen Verband für Landschaftspflege. „Nur dadurch bleibt die Vielfalt lebendig.“ Daher erstellt der DVL im Projekt Praxisanleitungen und führt Online-Schulungen mit dem Schwerpunkt Biodiversität und Klimaanpassung durch. So wird das Praxiswissen zum Thema Streuobst bayernweit erhalten und vernetzt.

Neben ihrer ökologischen Bedeutung haben Streuobstwiesen auch kulinarisch viel zu bieten. Die Vielfalt an alten Obstsorten liefert die Grundlage für Säfte, Marmeladen, Kuchen, Brände, Liköre oder Dörrobst – meist regional produziert und mit kurzer Wertschöpfungskette. Auch das Holz der alten Bäume findet vielseitige Verwendung.

Aktionsbündnis lädt zum Streuobst-Tag in Mittelfranken ein
Ein besonderes Highlight in Bayern organisiert das Aktionsbündnis Streuobst zusammen mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken am Sonntag, 27. April 2025 von 12 bis 17 Uhr: Auf der Streuobstwiese am Kappelbuck, Landkreis Ansbach (Mittelfranken) laden die Verbände zu einer erlebnisreichen Veranstaltung für die ganze Familie ein. Interessierte können mit Führungen, Kinderprogramm und dem mobilen Streuobstwiesencafé „Gute Luise“ diesen besonderen Lebensraum mit allen Sinnen entdecken.
Weitere Infos gibt es unter: Tag der Streuobstwiese am Hesselberg: Streuobst in Bayern

Streuobstwiesen: Vielfalt auf allen Ebenen
Streuobstwiesen sind traditionelle, extensiv genutzte Kulturlandschaften, auf denen hochstämmige Obstbäume – oft verschiedener Arten wie Apfel, Birne, Kirsche, Quitte oder Zwetschge – verstreut über eine Wiese verteilt stehen. Die doppelte Nutzung als Obst- und Grünlandfläche schafft eine besondere Strukturvielfalt, die Lebensraum für unzählige Arten bietet. So gedeihen hier nicht nur alte, regionaltypische Obstsorten, sondern auch seltene Wildkräuter, Gräser und Pilze. Gleichzeitig sind Streuobstwiesen wertvolle Rückzugsorte für eine Vielzahl an Tierarten. Deshalb setzt das Aktionsbündnis Streuobst bayernweit Pflanz- und Pflegemaßnahmen auf Streuobstwiesen um, organisiert Veranstaltungen und vermittelt Wissen unter www.streuobst.dvl.org.

 

Gemeinsame Presseinformation
 
LBV und Naturland: Schutz für Rauchschwalben auf Biohöfen
Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft
 

 

Gräfelfing/Hilpoltstein 16.04.2025 – Immer mehr Rauchschwalben kehren aus ihren Überwinterungsgebieten nach Bayern zurück und läuten damit den Frühling ein. In einem gemeinsamen Projekt haben sich der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und der Öko-Verband Naturland in den vergangenen zwei Jahren intensiv dafür eingesetzt, dass Rauchschwalben auch in Zukunft passende Brutplätze auf den Höfen und in den Ställen des Freistaats finden. Nun ist das Projekt abgeschlossen und die beiden Verbände ziehen Bilanz.

„Seit Jahren haben es die Rauchschwalben bei uns immer schwerer, unter anderem wegen Nahrungsmangel, fehlenden Nistplätzen, aber auch aufgrund von Extremwetterereignissen. Ihr Vorkommen ist eng mit der Landwirtschaft und dem Menschen verknüpft. In unserem Projekt haben wir gemeinsam diesen beliebten Vögeln unter die Flügel gegriffen. So wurden beispielsweise zahlreiche Nisthilfen auf den Höfen angebracht. Auch informierten wir Landwirtinnen und Landwirte vielerorts über die Schwalben und ihre Ansprüche“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Für sein Engagement am eigenen Hof erhielt Naturland-Präsident Hubert Heigl nun die LBV-Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“. „Der Kampf gegen den Verlust der biologischen Vielfalt funktioniert immer dann am besten, wenn Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand arbeiten. Das hat unser gemeinsames Rauchschwalben-Projekt erneut klar gezeigt“, betont Heigl. Denn oft seien nur kleine Veränderungen nötig, damit Scheunen und Ställe zu attraktiven Lebensräumen für die Tiere werden.

Heigl war einer von mehr als 100 Landwirten und Landwirtinnen, die an dem Projekt teilnahmen. Neben Schulungen zu konkreten Maßnahmen, um die Schwalben zu unterstützen, wurde das Thema bei Hoffesten und Aktionstagen auch in die breitere Öffentlichkeit getragen. Gefördert wurde das zweijährige Projekt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Klimakrise und Insektensterben bedrohen fliegende Frühlingsboten
Die schwankenden Wetterbedingungen der vergangenen Jahre stellen die Schwalben auf die Probe. So werden extreme und plötzliche Wetterereignisse durch die Klimakrise immer häufiger. „Erst im letzten Herbst kam es zu einem Kälteeinbruch mit starken Regenfällen, der den Flug ins Winterdomizil durchaus verzögerte und dazu führte, dass es vielerorts dutzende entkräftete sowie tote Schwalben gab“, berichtet LBV-Projektkoordinatorin Rieke Wüpping. Zunehmend kaltes und nasses Wetter im Frühjahr verschiebt die Rückkehr der Vögel aus ihren Überwinterungsgebieten und den Beginn der Brut nach hinten. Heiße Sommer dagegen führen dazu, dass die Nester der Schwalben, direkt unter der Decke, sich zu stark aufheizen können und viele Jungvögel aus ihren Nestern springen. Zudem findet die Vogelart immer weniger Fluginsekten, von denen sie sich hauptsächlich ernährt. Das erschwert auch die Aufzucht der Jungen, die teils sogar verhungern. All das verschärft die Situation der Rauchschwalbe, die sich auf der Vorwarnliste der Roten Liste Bayerns und Deutschlands befindet.

Trotz des allgemeinen Rückgangs der Rauchschwalben konnten im Projekt klare Erfolge erzielt werden. Die ersten Nisthilfen in Form von Schwalbenwinkeln und Schwalbenboxen, die eine dunkle Brutnische imitieren, wurden von den Vögeln gut angenommen. „Rauchschwalben sind sehr wählerisch, wenn es um ihren Brutplatz geht. Bis sie Nisthilfen annehmen können bis zu zwei Jahre vergehen“, erklärt Rieke Wüpping. Um auf Dauer bessere Bedingungen zu schaffen, ließen sich die Landwirtinnen und Landwirte von LBV-Ehrenamtlichen oder auf Infoveranstaltungen beraten. Auch boten sie zusätzliches Nistmaterial in Form von Lehmpfützen und -schalen an und brachten neue Ansitzwarten an. Auf einzelnen Betrieben erhöhte sich die Anzahl der Brutpaare sogar.

In den Jahren 2023 und 2024 wurden auf 52 Betrieben die Anzahl der Jungvögel und die besetzten Nester gezählt. Im Jahr 2024 waren im Vergleich zum Vorjahr über 4 Prozent mehr Nester besetzt, was einem Anstieg von 132 Jungvögeln gegenüber 2023 entspricht. Angesichts der schwierigen Witterungsbedingungen kann das durchaus als gutes Ergebnis gewertet werden.

Alle Informationen zu Schwalben und wie man ihnen unter die Flügel greifen kann, finden sich unter www.lbv.de/handbuch-schwalbenhilfe.

 

Presseinformation 25-25
 
Mähfreier Mai: weniger Mähen, mehr Natur erleben
Damit der Garten summt und brummt: LBV ruft zum Aktionsmonat auf
 

 

Hilpoltstein, 15.04.2025 – Jetzt im Frühling wächst alles schnell und viele Gartenbesitzende wollen gleich Ordnung schaffen. Statt direkt zum Rasenmäher zu greifen, appelliert der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), die Mähmaschine guten Gewissens noch im Schuppen zu lassen. „Wer bis Ende Mai auf das Mähen verzichtet, schafft sich selbst nicht nur mehr freie Zeit, sondern fördert auch die Artenvielfalt“, betont die LBV-Biologin Tarja Richter. „Ungemähte Rasenflächen bieten wichtigen Lebensraum für Wildblumen und Insekten. Löwenzahn und Weißklee locken beispielsweise Schmetterlinge und Wildbienen an, die den Nektar und die Pollen brauchen, Brennnesseln werden von einigen Schmetterlingen zur Eiablage genutzt. Auch Vögel profitieren von den Insekten und Samen.“ Wer auch nach dem Mai weniger mäht und ungemähte Stellen stehen lässt, erhält den ganzen Sommer über wertvolle Lebensrauminseln.
In den ersten Frühlingsmonaten auf das Mähen zu verzichten, hilft den Pflanzen sich bis zur Blüte zu entwickeln. Im Rasen sind das unter anderem Gänseblümchen, Weißklee, Gundermann oder Löwenzahn. „Die ersten Blüten auf der Wiese sind jetzt besonders wertvoll – sie sind wichtige Nahrungsquellen für Schmetterlingen und Bienen “, erklärt Tarja Richter. „Außerdem bietet langes Gras einen wichtigen Lebensraum für Käfer oder Heuschrecken.“ Auch wilde Ecken mit Brennnesseln sollten stehen bleiben: Dort legen Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge jetzt im April und Mai ihre Eier ab. Von der Insektenvielfalt profitieren auch die Gartenvögel, die jetzt im Frühjahr viele hungrige Mäuler zu stopfen haben. Eine erhöhte Vielfalt an Wildblumen und Insekten wirkt sich zudem positiv auf die menschliche Psyche aus.

Häufig wird unterschätzt, welchen Einfluss kleine Maßnahmen im eigenen Garten haben können. „Etwa zwei Prozent der Gesamtfläche Bayerns sind Privatgärten. Deshalb sind Versteckmöglichkeiten und Nistorte für Vögel und Insekten vor der eigenen Haustür wichtig. Gartenbesitzende können hier einen wichtigen Beitrag leisten“, so die LBV-Biologin. Bis Ende Mai sollte der Rasenmäher erstmal im Schuppen bleiben. Wer später im Jahr mäht, sollte am besten eine Sense nutzen und die Mähintervalle strecken, so dass beispielsweise nur noch einmal im Monat gemäht wird. Es empfiehlt sich abschnittsweise vorzugehen: Wenn erst ein Gartenabschnitt gemäht wird, bleiben andere Teile des Gartens als Rückzugsräume für die Tiere erhalten. Wildblumen bevorzugen magere Standorte ohne Gründüngung. Deshalb sollte das Schnittgut nicht auf den Flächen liegen gelassen werden – es kann kompostiert oder zum Mulchen genutzt werden. Der Rasenmähroboter ist keine geeignete Alternative, da die Maschinen beispielsweise Igel stark verletzen oder Insekten schädigen können.

Neben Insekten und Wildblumen profitiert auch der Boden vom höheren Gras: Durch mehr Schatten bleibt die Erde feuchter und trocknet im heißen Sommer nicht so schnell aus. Ein Tipp für Ordnungsliebende: einfach Wege und Ränder freischneiden und der Garten sieht trotzdem aufgeräumt aus.

Stunde der Gartenvögel vom 9. Bis 11. Mai

Wer den Rasen einfach mal wachsen lässt, gewinnt nicht nur mehr Natur im Garten, sondern auch ein bisschen freie Zeit. Die lässt sich wunderbar für Vogelbeobachtungen nutzen – zum Beispiel bei der „Stunde der Gartenvögel“ vom 9. bis 11. Mai 2025: Einfach eine Stunde lang die gefiederten Besucher im Garten zählen und dem LBV melden. Mehr Infos unter: www.lbv.de/mitmachen/stunde-der-gartenvoegel

 

Presseinformation 24-25
 
Moderne Vogelbeobachtung mit KI
LBV-Vogelzugprojekt als Pilotprojekt für Umweltschutz ausgewählt
 

 

Regensburg/Hilpoltstein, 15.05.2025 – Die Kreisgruppe Regensburg und das Referat Artenschutz des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbundes für Vogel- und Naturschutz) starten das Pilotprojekt „Faszination nächtlicher Vogelzug“, das Künstliche Intelligenz nutzt, um den nächtlichen Vogelzug hör- und sichtbar zu machen. Ziel ist es, gefährdete Arten besser zu schützen – etwa durch Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung. Unterstützt wird das Projekt von der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz des Bundesumweltministeriums.
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie moderne Technik dabei helfen kann, ein bislang schwer zu erfassendes Naturphänomen besser zu dokumentieren: Der Vogelzug bei Nacht. Mithilfe von Aufnahmegeräten und KI-Programmen wie der Open-Source-Anwendung BirdNET werden Flugrufe automatisch erkannt und ausgewertet. So sollen neue Erkenntnisse gewonnen und gezielte Schutzmaßnahmen abgeleitet werden – zum Beispiel gegen Störungen durch künstliches Licht. Das Projekt zeigt, wie digitale Werkzeuge wie KI helfen können, Artenvielfalt konkret und lokal zu schützen.

„Mit unserem Projekt helfen wir den Ehrenamtlichen und Akteurinnen und Aktueren, die Vögel auf ihrem nächtlichen Zug schützen wollen. Mit einem KI-gestützten bioakustischen Monitoring der Flugrufe machen wir den nächtlichen Vogelzug vor Ort sichtbar, so dass dieses bisher kaum bekannte nächtliche Phänomen für eine breite Öffentlichkeit erlebbar wird. Auf dieser Basis können dann lokale Schutzmaßnahmen entwickelt werden”, erklärt Dr. Lisa Gill, wissenschaftliche Mitarbeiterin im LBV-Artenschutzreferat.

Unterstützung durch die KI-Ideenwerkstatt

Das Projekt „Faszination nächtlicher Vogelzug“ ist Teil der zweiten Runde der KI-Pilotprojekte für Umweltschutz, die von der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) unterstützt werden. Die Fachexpertinnen und -experten der KI-Ideenwerkstatt unterstützen unter anderem durch Beratung, Datenauswertung und die Verknüpfung mit Umwelt- und Wetterdaten – für ein präziseres Bild über Zugrouten und Risiken.

Bürgerinnen und Bürger als Teil des Projekts

Ein besonderer Fokus liegt auf der Beteiligung der Zivilgesellschaft. Die erhobenen Daten werden über die Plattform BirdWeather öffentlich zugänglich gemacht. Bürgerinnen und Bürger, Kommunen und Unternehmen können sich so aktiv beteiligen – sei es durch eigene Beobachtungen oder konkrete Maßnahmen wie das gezielte Abschalten von Lichtquellen. Das Projekt stärkt damit auch Citizen Science und den Dialog zwischen Naturschutz, Forschung und Gesellschaft.

 

Über den LBV
1909 gegründet ist der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. - der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell 117.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.

Über die KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz             
Die KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz dient vor Ort in Berlin und virtuell als Anlaufstelle für alle, die Künstliche Intelligenz gemeinwohlorientiert für den Umweltschutz einsetzen möchten. Sie ist ein offener Ort für NGOs, Initiativen, Wissenschaftler*innen, Start-ups, Privatpersonen und weitere Akteur*innen und deren Austausch untereinander. Die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH ist vom BMUV damit beauftragt, die KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz umzusetzen.             
Webseite: https://www.ki-ideenwerkstatt.de/

 

Presseinformation
 
Dawn Chorus 2025: Vogelstimmen sammeln für Bildung, Forschung und Kunst
Aktionszeitraum: 01. April bis 31. Mai 2025
 

 

München, 09.04.2025 – Das Projekt Dawn Chorus lädt ab dem 1. April wieder ein, das morgendliche Vogelkonzert aufzunehmen und zu einer wachsenden Datenbank der Artenvielfalt beizutragen. Seit 2020 verbindet das Projekt Citizen-Science mit naturkundlicher Bildung, Forschung und Kunst.
Neu in diesem Jahr: das Soft Opening im April – bisher war der Sammelzeitraum auf den Mai begrenzt. Zudem gibt es neu entwickelte Schulmaterialien zur Förderung der Artenkenntnis für die 6. und 8. Klasse sowie die Oberstufe der bayerischen Gymnasien. Damit werden die Themen Biodiversität und der globale Verlust der Artenvielfalt noch stärker in den Unterricht eingebunden.

Mitmachen ist ganz einfach: Mit dem Smartphone Tonaufnahmen machen und über die Dawn Chorus App hochladen. Die Aufnahmen erscheinen dann auf einer weltweiten Soundmap und die Teilnehmenden erfahren mit Unterstützung der KI (Birdnet Algorithmus), welche Vogelarten vor ihrer Haustür oder anderswo singen.

In diesem Jahr geht Dawn Chorus eine Kooperation mit dem City Soundscapes-Forschungsprojekt ein. Dieses Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen einer Förderlinie zum Erhalt der Artenvielfalt gefördert. In drei Münchner Stadtteilen – Untergiesing/Au, Neuperlach und Harlaching – wird die Dawn Chorus App eingesetzt, um Vogelgesang und andere städtische Geräusche in den verschiedenen Vierteln zu dokumentieren und zu vergleichen. Ziel ist es, die Klanglandschaften ("Soundscapes") dieser Viertel zu erfassen und Zusammenhängen zwischen Artenvielfalt, Klanglandschaften und menschlichem Wohlbefinden nachzugehen. In Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern entstehen Klangprojekte, an denen die Anwohnenden mitwirken.

 

Presseinformation 23-25
 
Die letzte ihrer Art: Uferschnepfe droht in Bayern auszusterben
Hilferuf aus dem Naturschutz: Seltener Vogel der Feuchtwiesen muss jetzt gerettet werden
 

 

Hilpoltstein, 10.04.2025 – Die Uferschnepfe ist bundesweit vom Aussterben bedroht. In Bayern gibt es nur noch 16 Brutpaare des langbeinigen, grau-braunen Schnepfenvogels. „Die Uferschnepfe liegt auf der Intensivstation der Artenvielfalt. Ihr Überleben hängt am seidenen Faden“, warnt Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). „Die Chancen diesen spezialisierten und wunderschönen Brutvogel der Feuchtwiesen zu erhalten sind auf ein Minimum gesunken. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird sie die nächste Art sein, die in Bayern ausstirbt.“ Der Lebensraum der Uferschnepfe verschwindet zusehends. Die letzten Vögel sind Fressfeinden außerdem nahezu schutzlos ausgeliefert.
Anfang April treffen die ersten Uferschnepfen in ihren bayerischen Brutrevieren ein. Doch ihr unverwechselbarer Gesang ist nur noch in wenigen Gebieten zu hören, denn Wiesen mit feuchten Böden finden sie immer seltener. Die Schnepfenvögel benötigen flache Regenmulden, um mit ihrem dünnen Pinzettenschnabel nach Nahrung zu suchen oder zu ruhen. Für die Aufzucht ihrer Küken sind Uferschnepfen auf strukturreiche, lückige Wiesen mit vielen Käfern, deren Larven, Schnecken und Ringelwürmern angewiesen.

Uferschnepfen leben in lockeren Brutkolonien und zeigen ein bemerkenswertes Sozialverhalten. „Um ihre Nachkommen vor Fressfeinden wie dem Fuchs zu schützen, warnen die Altvögel ihre Küken bei Gefahr und lenken potenzielle Angreifer mit lautstarkem Gezeter und Angriffsflügen ab. Die Jungvögel verstecken sich dann gut getarnt im hohen Gras“, erklärt Verena Auernhammer, LBV-Expertin für Wiesen- und Feldvogelschutz.

In vielen einst gut geeigneten Lebensräumen fehlt es mittlerweile an den passenden Voraussetzungen. So werden die Flächen wegen sinkender Grundwasserspiegel immer trockner. „Wenn es bei Starkregen zu Überflutungen kommt, gelangt mit dem Wasser zu viel Dünger auf angrenzende Flächen. Dort wachsen die Wiesen umso üppiger - selbst extensiv bewirtschaftete Flächen bleiben davon nicht verschont. Für die Uferschnepfen ist das allerdings ein Desaster. Dichte Wiesen können sie viel schwieriger durchdringen und werden nicht als Brutplatz ausgewählt“, sagt Auernhammer. Nach starkem Regen haben die Küken auch keine Chance schnell wieder trocken zu werden und kühlen aus. Die Chancen, Nachwuchs großzuziehen, werden so immer geringer.

Schutzmaßnahmen dringender denn je
Für den Erhalt der letzten Uferschnepfen in Bayern sind jetzt entschlossene Schutzmaßnahmen nötig. Moore und Feuchtwiesen müssen wieder vernässt werden. In diese Lebensräume darf nicht zu viel Dünger gelangen, damit die Wiesen nicht zu dicht bewachsen sind. „Auch die Pflege der Flächen spielt eine Rolle: Wenn Wiesen abwechslungsreich bewirtschaftet und Gehölze, die als Versteck oder Ansitz für Fressfeinde dienen, entfernt werden, steigt die Chance auf erfolgreichen Nachwuchs“, betont die LBV-Expertin. Spazierende können ebenfalls ihren Beitrag leisten, indem sie ihre Hunde anleinen und so Störungen vermeiden, durch die die Vögel ihre Nester aufgeben.

Naturschutz wirkt – das zeigt der Blick nach Niedersachsen

Wenn die Bedingungen in den Brutgebieten stimmen, kann sich die Uferschnepfe wieder erholen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Wiesenvogelschutzgebiet Dümmer in Niedersachsen. Dort haben sich die Brutpaare innerhalb von 10 Jahren verdoppelt – seit gezielte Schutzmaßnahmen konsequent umgesetzt wurden. „Arten wie die Uferschnepfe, die besonders auf einen Lebensraum spezialisiert sind, brauchen ein intaktes Ökosystem, um überleben zu können. Wenn diese Vögel verschwinden, verlieren wir ein wichtiges Stück unserer Artenvielfalt und verfehlen unser gemeinsames Ziel, sie zu bewahren“, mahnt LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer.

 

Presseinformation 22-25
 
Hup-hup-hurra! Wiedehopfe legen Zwischenstopp in Bayern ein
Orange-schwarzen Vogel mit markanter Federhaube gesehen? Jetzt dem LBV melden
 

 

Hilpoltstein, 09.04.2025 – Aus einigen Landkreisen wie beispielsweise Freising, Kelheim und Straubing hat der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) bereits Meldungen von Wiedehopfen erhalten. Die etwa amselgroßen, orange-schwarzen Vögel mit ihrer markanten Federhaube und dem langen Schnabel sind in Bayern sehr selten und vom Aussterben bedroht. „Auf ihrem Weg aus den Überwinterungsgebieten in Afrika Richtung Mitteleuropa machen Wiedehopfe auch in Bayern Halt – manchmal sogar in Gärten“, erklärt LBV-Biologe Torben Langer. Bis in den Mai hinein können die Durchzügler nun bei uns auftauchen, bevor sie weiter in ihre Brutgebiete ziehen, etwa nach Sachsen-Anhalt oder Brandenburg. Wer in den kommenden Wochen einen der auffälligen Vögel sieht, den bittet der LBV seine Beobachtung zu melden unter www.lbv.de/wiedehopf-melden. Die Meldungen helfen dem LBV herauszufinden, wo sich der Wiedehopf in Bayern wohlfühlt und ihn lokal bei der Wiederansiedlung zu unterstützten.
Wer hat wie viele Wiedehopfe wann und wo gesehen – und was haben sie dabei gemacht? Diese Informationen sind für den LBV entscheidend. „Besonders spannend für uns ist, ob der charakteristische Ruf des Wiedehopfs zu hören ist – ein dumpfes ‚hup-hup-hup‘, mit dem das Männchen Weibchen anlockt“, so Langer. Hält sich ein Vogel länger als einen Tag an einem Ort auf und zeigt Balzverhalten, ist das ein wertvoller Hinweis auf einen geeigneten Lebensraum. Der LBV kann dann gezielt Schutzmaßnahmen ergreifen und zum Beispiel Nistkästen anbringen.

Im vergangenen Jahr wurden dem LBV rund 250 Sichtungen gemeldet. Ein Großteil der beobachteten Vögel legt in Bayern nur eine kurze Rast ein und zieht dann weiter. „Wir hoffen aber, dass einzelne Wiedehopfe in Bayern bleiben und versuchen, bei uns zu brüten. Wenn sie hier einmal Nachwuchs bekommen haben, stehen die Chancen sehr gut, dass sie auch im Folgejahr wiederkommen“, erklärt Torben Langer. Momentan sind nur wenige Bruten in Bayern bekannt, beispielsweise im Sebalder Reichswald zwischen Nürnberg und Erlangen oder den wärmebegünstigten Tälern im Oberpfälzer Jura.

Um die Brutchancen zu erhöhen und einige der Vögel zum Bleiben zu überreden, führt der LBV seit mehreren Jahren Schutzmaßnahmen für den Wiedehopf durch. Für gewöhnlich nistet der scheue Vogel gerne in großen Baumhöhlen. Weil diese selten geworden sind, haben LBV-Kreisgruppen mittlerweile mehrere hundert Nistkästen gebaut und aufgehängt. Außerdem treffen den Wiedehopf die Auswirkungen des Insektensterbens schwer. Er findet nicht mehr genug Großinsekten, von denen er sich hauptsächlich ernährt. „Indem wir intakte Lebensräume wie Streuobstwiesen schaffen und erhalten, können wir dem Wiedehopf helfen, genug Nahrung und Nistmöglichkeiten zu finden“, so der LBV-Biologe Torben Langer.

 

Über den LBV
1909 gegründet ist der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. - der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell 117.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.
 

 

Gemeinsame Presseinformation
 
Vier Jahre für den Feuersalamander: Naturschutzverbände erzielen Erfolg im Artenschutz
Gemeinsam für Lurchi: LBV, BN und LARS schließen Artenhilfsprogramm ab – Schutz bleibt weiterhin notwendig
 

 

Nürnberg/Hilpoltstein, 08.04.2025 – Über fast vier Jahre haben Naturschützerinnen und Naturschützer der bayerischen Naturschutzverbände LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), BN (BUND Naturschutz in Bayern e.V.) und LARS (Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz in Bayern e.V.) sich im Rahmen eines facettenreichen Artenhilfsprogramms (AHP) für den bedrohten Feuersalamander eingesetzt. Nun ist es Zeit Bilanz zu ziehen: In acht Projektgebieten von der Rhön bis ins Alpenvorland wurde gebaggert und geschaufelt, um den Lebensraum des markanten Lurchs zu erhalten. Gleichzeitig wurde die Art beispielsweise durch Infotafeln, Flyer und eine Ausstellung in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Durch die Entwicklung einer Rettungsstrategie gibt es nun außerdem eine fundierte Grundlage für den langfristigen Schutz der Art. Gefördert wurde das Projekt vom Bayerischen Umweltministerium über die Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien.
Auf der Roten Liste der bedrohten Tiere in Bayern wird der Feuersalamander als gefährdet eingestuft. Aktuelle Entwicklungen lassen befürchten, dass der charismatische schwarz-gelbe Lurch schon bald aus vielen Gegenden Bayerns verschwunden sein könnte. Die Bedrohungssituation der Art ist vielfältig. Zum einen wurden die Quellen und Quellbäche, auf die die Larven für ihre Entwicklung zum landlebenden Salamander angewiesen sind, in der Vergangenheit massiv verbaut, so dass sie für den Nachwuchs verloren gingen. Zum anderen trocknen viele Quellbäche durch die zunehmende Wasserknappheit im Frühjahr und Sommer aus, so dass die Larven sterben. Starkregenereignisse, die aufgrund der Klimakrise immer weiter zunehmen, verschärfen die Situation zusätzlich. Darüber hinaus hat der Mensch die Landlebensräume der Salamander von strukturreichen Laubmischwäldern zu monotonen Fichtenforsten umgebaut und durch Straßen zerschnitten.

Um dem Feuersalamander zukünftig einen geeigneten Lebensraum zu bieten, wurden deshalb in den vergangenen vier Jahren viele wertvolle Biotope in den Projektgebieten in der Rhön, im Spessart, in den Haßbergen und im Steigerwald, im Itz-Baunach-Hügelland, im nordwestlichen Frankenwald, im Obermainischen Hügelland, in der Nördlichen und Mittleren Frankenalb, in Cham, in Dingolfing-Landau und im Voralpenland geschaffen und weiterentwickelt. „In ganz Bayern haben wir Quellen und Quellbäche – die besonderen Lebensräume der Salamander – renaturiert und aufgewertet, um die Bestände zu stärken und krisenfester zu machen“, erklärt Uwe Friedel, Projektverantwortlicher beim BN. Über 20 Hektar wertvolle Flächen, wo der Feuersalamander Nahrung und Verstecke findet, konnten die Naturschutzverbände dank der zur Verfügung gestellten Fördermittel erwerben, die nun naturnah bewirtschaftet werden. Informationsschilder weisen Besucherinnen und Besucher außerdem auf das richtige Verhalten im Gelände hin – besonders im tourismusstarken Voralpenland. Zudem sensibilisierten die Verantwortlichen Waldbauern, Försterinnen und Förster.

Neben dem schwindenden Lebensraum bedroht der Pilz Batrachochytrium salamandrivorans, kurz Bsal, den schwarz-gelben Lurch. Dieser greift die Haut an und ist für Feuersalamander und einige Molcharten tödlich. Deutschland gilt mit über 50 Nachweisen als Bsal-Hotspot, auch aus den bayerischen Landkreisen Unterallgäu und Augsburg sowie aus dem Steigerwald sind Fälle bekannt. Bei über 1.700 Tiere wurden deshalb in den Projektgebieten Hautabstriche gemacht – neben Feuersalamandern auch von Bergmolchen – und die Proben von der Universität Trier ausgewertet. Bei keinem der beprobten Tiere konnte Bsal nachgewiesen werden. „Das ist zwar Anlass zur Freude, aber nicht zur Entwarnung“, so Christian Köbele, Vorsitzender des LARS. „Leider kann sich die Krankheit sehr schnell über große Distanzen verbreiten.“

Um die Gefahr abzuwenden, dass der Feuersalamander durch die zahlreichen Bedrohungen in der Zukunft ausstirbt, müssen einige der Tiere zukünftig im Rahmen einer Erhaltungszucht in menschliche Obhut genommen werden. Wie das gelingen kann, zeigt eine Machbarkeitsstudie, die die drei Naturschutzverbände auf den Weg gebracht haben. Im Tiergarten Nürnberg und im Wildpark Hundshaupten werden aktuell bereits die ersten Schritte umgesetzt. „Wir haben mit der Erhaltungszucht und deren anstehender Umsetzung eine Blaupause weit über Bayern hinaus geschaffen. Dies kann und soll beispielgebend für ein nationales Arterhaltungsprogramm für den Feuersalamander sein“, so Dr. Andreas von Lindeiner, Landesfachbeauftragter Naturschutz des LBV.

Die Projektpartner sind sich einig, dass Anstrengungen für den Artenschutz gerade für nationale Verantwortungsarten wie den Feuersalamander notwendig bleiben und nicht Kürzungen zum Opfer fallen dürfen. Einzelne Erfolge von Artenhilfsprogrammen, so erfreulich sie auch sein mögen, dürfen nicht über den insgesamt negativen Bestandstrend vieler Artengruppen hinwegtäuschen. So muss das bayerische AHP für den Feuersalamander nun im nationalen Kontext zumindest beim Monitoring des Bsal-Pilzes fortgeführt werden, um im Bedarfsfall rechtzeitig reagieren zu können.

Hintergrundinformationen Artenhilfsprogramm Feuersalamander in Bayern
Seit März 2021 setzen sich die bayerischen Naturschutzverbände LBV, BUND Naturschutz und LARS im gemeinsamen Artenhilfsprogramm (AHP) für den im Freistaat gefährdeten Feuersalamander ein. Bis August 2024 zählten haupt- und ehrenamtliche Artenschützer*innen in acht verschiedenen Schwerpunktgebieten Bayerns die Larven des Feuersalamanders in den bekannten Laichgebieten, um einen Überblick über den Status quo zu bekommen und Bestandseinbrüche frühzeitig zu erkennen. Ein wichtiger Bestandteil des AHP sind auch konkrete Maßnahmen zur Optimierung von Feuersalamander-Lebensräumen. Das AHP wird durch das bayerische Umweltministerium gefördert. Partner sind insbesondere die Universität Trier, die Organisation Citizen Conservation, der Verein Frogs & Friends e.V. und der Tiergarten Nürnberg.

LBV:
Dr. Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter, E-Mail: andreas.von.lindeiner@lbv.de
, Tel. 09174/4775-7430.

BN:
Uwe Friedel, BN-Projektverantwortliche für das Artenhilfsprogramm Feuersalamander in Bayern, uwe.friedel
@bund-naturschutz.de,
Tel. 0151/1416 8074

 

Presseinformation 21-25
 
Storchschnabel statt Geranie: So klappt es mit der Artenvielfalt im Garten
LBV-Tipps für sinnvolle Alternativen zu beliebten Beet- und Balkonpflanzen
 

 

Hilpoltstein, 03.04.2025 – Die bayerische Natur erwacht langsam. Gärtnerinnen und Gärtner stehen schon in den Startlöchern für die neue Saison. Im Pflanzenhandel gibt es bereits ein breites Angebot der üblichen Topseller: Geranien, Stiefmütterchen oder Petunien. Bei Garten- und Balkonbesitzenden stehen immer noch viele Pflanzen hoch im Kurs, die zwar schön anzusehen sind, aber wenig für die Artenvielfalt tun. „Unter den beliebtesten Beet- und Balkonpflanzen, die jedes Jahr im Garten- und Baumarkt angeboten werden, gibt es wenige Pflanzen, die einen wirklichen Nutzen für Insekten oder Vögel im Garten haben. Nektar und Pollen gehen oft auf Kosten der Optik einer Blüte“, sagt Patricia Danel, LBV-Botanikerin. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt darum Empfehlungen für Alternativen, die beides können: gut aussehen und Nahrung für Insekten und andere Gartentiere bieten.
Viele beliebte Zierpflanzen sind ökologisch problematisch: Sie legen lange Transportwege zurück, sind pflegeintensiv und benötigen regelmäßig Dünger und Wasser – besonders in zunehmend heißen Sommern. „Diese Pflanzen sind meist einjährig und überstehen unsere Winter nicht. So müssen sie jedes Jahr neu produziert werden. Das freut den Handel, aber schadet der Umwelt“, erklärt Patricia Danel. Hinzu kommt der hohe Einsatz von Torf in der kommerziellen Pflanzenproduktion, der durch den Abbau von Mooren entsteht. Auch Transport und Einweg-Plastiktöpfe hinterlassen eine negative Umweltbilanz.

Besser für das Klima, die Natur und den eigenen Geldbeutel sind heimische und mehrjährige Alternativen zu den Bestsellern aus dem Bau- oder Gartenmarkt. Diese kauft man am besten in Gärtnereien, die auch Wildpflanzen führen. „Für jeden Standort im Garten gibt es geeignete, heimische Wildpflanzen. Viele davon lassen sich auch in Kübel und Balkonkästen pflanzen“, sagt Danel. Wer auf diese Alternativen umsteigt, kann sich auf einen artenreichen Garten oder Balkon freuen. Denn mit der Insektenvielfalt ist auch der Nachwuchs bei den Gartenvögeln gesichert.

Geranien stammen aus dem südlichen Afrika und sind in Bayern nicht winterhart. Sie brauchen viel Wasser und nährstoffreiche Erde, bieten keinen Nektar oder Pollen für heimische Insekten. Doch es gibt ähnlich aussehende Alternativen. „Der heimische Storchschnabel ist ein anspruchsloser Dauerblüher, der auch heißere Trockenperioden gut übersteht und als Staude mehrjährig blüht. Raupen, Schmetterlinge und Wildbienen fliegen auf ihn“, so die LBV-Botanikerin.

Die im Handel erhältlichen Sorten der Stiefmütterchen sind auf die Produktion von Blüten gezüchtet, Nektar und Pollen haben sie ebenfalls nicht. Auch sie müssen jedes Jahr ersetzt werden. Eine bessere Wahl sind heimische Frühlingsboten wie Veilchen, Schlüsselblumen, Küchenschelle, Kleines Seifenkraut oder Vergissmeinnicht.

Das Kapkörbchen, eine südafrikanische Pflanze, liebt Sonne und Wärme und braucht regelmäßig Wasser und Dünger. „Hübsche, ausdauernde und pflegearme Pflanzen sind zum Beispiel Färberkamille, Zwergglockenblume, Sandthymian oder Heidenelke. Sie kommen auch gut mit Trockenheit zurecht“, empfiehlt Patricia Danel.

Chrysanthemen stammen aus China, werden bei uns meist einjährig gezogen und kommen nur schlecht durch den Winter. Sie brauchen regelmäßig Dünger und dürfen nicht austrocknen. Sie blühen lange und bis in den Herbst hinein. Alternativen können hier die mehrjährigen Pflanzen wie Wiesen-Margerite, Große Fetthenne, Moschusmalve, Echtes Seifenkraut oder Wiesen-Flockenblume sein. Diese blühen unter Umständen bis in den Oktober hinein und bieten Insekten über den Winter eine Rückzugsmöglichkeit.

Auch Petunien sind einjährig und haben einen hohen Nährstoff- sowie Wasserbedarf. Zu den Pflanzen für den Balkonkasten, die mit weniger Nährstoffen und Trockenheit zurechtkommen, zählen etwa Bergminze, Heidenelke oder Wiesensalbei. Ihre Blüten locken viele Wildbienen, Tag- und Nachfalter an.

Frühlingsprimeln werden in breiter Farbpalette gezüchtet. Doch diese Auslese geht auf Kosten des Nektars und Pollengehaltes. „Die drei einheimischen Primelarten Primula veris, Primula elatior und Primula vulgaris sind dagegen nicht nur robust und schön, sondern wahre Insektenmagneten, da sie viel Nektar und Pollen produzieren“, sagt Danel. Sie sind auch beliebte Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen.

Beetbegonien sind ebenfalls nicht heimisch, ursprünglich stammen sie aus den tropischen und subtropischen Gebieten entlang des Äquators und brauchen regelmäßig Dünger. Sie sind auf Optik gezüchtet, haben kaum Wert für Insekten. Gute Alternativen sind Alpenveilchen, Rundblättrige Glockenblume oder der Ährige Ehrenpreis.

 

Presseinformation 20-25
 
Der Kuckuck ruft – und ganz Bayern hört hin
Jetzt mitmachen beim großen Horchen und dem LBV den ersten Kuckuck-Ruf des Jahres melden
 

 

Hilpoltstein, 02.04.2025 – Wenn der markante Ruf des Kuckucks erklingt, ist der Frühling in Bayern in vollem Gange. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) fordert auch in diesem Jahr alle Naturbegeisterten auf, ihren ersten gehörten Kuckucks-Ruf zu melden. "Die gesammelten Daten sollen uns helfen herauszufinden, ob der Kuckuck, wie manche anderen Vogelarten, aufgrund des Klimawandels seine Ankunftszeit aus dem Winterquartier vorverlegt. Denn seine Eiablage muss er mit der der Wirtsvögel genau abstimmen", erklärt Biologin Dr. Angelika Nelson. Durch die Mitmach-Aktion will der LBV außerdem erfahren, wo der bekannte Frühlingsbote überhaupt noch ruft. Meldungen sind möglich unter www.lbv.de/kuckuck. Auf der Live-Karte des LBV können Interessierte außerdem die Ankunft des Kuckucks in Bayern mitverfolgen.
Sobald der Kuckuck aus seinem Winterquartier in Afrika zurückkehrt, markiert das Männchen mit einem weit hörbarem "ku kuu" sein Revier. Von einem hohen Punkt aus versucht es damit auch Kuckucks-Weibchen anzulocken. Üblicherweise ertönt der bekannte Ruf im Freistaat zwischen April und Juli. "Besonders an sonnigen, windstillen Tagen sind Kuckucke aktiv. Dann sind ihre Rufe weithin zu hören", erklärt Angelika Nelson.

Obwohl der Ruf des Kuckucks so charakteristisch scheint, ist vor der Meldung genaues Hinhören gefragt: "Der kurze, prägnante Reviergesang des Kuckucks kann manchmal mit dem ähnlich klingenden, langgezogenen Balzruf der Türkentaube verwechselt werden", erklärt die Vogelexpertin. Wer sich nicht sicher ist, ob der gehörte Ruf von einem Kuckuck oder einer Taube stammt, dem hilft der LBV-Ruf-Check mit Hörbeispielen unter www.lbv.de/kuckuck.

Gefährdung des Kuckucks
Der Bestand des Kuckucks geht deutschlandweit zurück. Die Ursachen dafür sind komplex. "Verschiedene Faktoren im Brutgebiet, während dem Vogelzug sowie in den Rast- und Überwinterungsgebieten sind dafür verantwortlich, dass es auch in Bayern immer weniger Kuckucke gibt", sagt Nelson. Neue wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass Singvögel, die kürzere Strecken als der Kuckuck ziehen, aufgrund
Klimaveränderungen früher in ihre Brutgebiete zurückkehren und daher auch früher mit der Eiablage beginnen als in den letzten Jahrzehnten. "Der Kuckuck legt sein Ei bekanntermaßen ins gemachte Nest anderer Vogelarten. Das muss jedoch zeitlich genau abgestimmt sein, damit sich der Kuckuck gleich schnell oder sogar etwas schneller als die Jungen der Wirtsvögel entwickelt. Kommt der Kuckuck zu spät aus seinem Winterquartier in Afrika zurück, und kann sein Ei nicht mehr rechtzeitig unterschieben, ist seine Fortpflanzung gefährdet", erklärt die Ornithologin. Mit den langjährigen Daten der Bürgerinnen und Bürger zur Ankunftszeit des Kuckucks möchte der bayerische Naturschutzverband herausfinden, ob sich der Kuckuck anpassen kann.

Vogelkonzert genießen und aufnehmen: Dawn Chorus

Kuckuck gehört? Jetzt aufnehmen und Teil des Projektes Dawn Chorus werden! Im Rahmen der Aktion ruft der LBV als Projektpartner von Naturkundemuseum Bayern mit BIOTOPIA Lab Menschen auch dieses Jahr weltweit dazu auf, mit der kostenlosen Dawn Chorus App den morgendlichen Vogelgesang vor ihrer Haustür aufzunehmen. Hauptsammelzeitraum ist vom 1. bis zum 31. Mai, Aufnahmen sind aber auch jetzt schon möglich. Das Citizen Science und Kunst-Projekt soll regionale Unterschiede des Morgenkonzertes dokumentieren und so einen wichtigen Beitrag für die Biodiversitätsforschung leisten. Mehr Infos unter www.dawn-chorus.org.

 

Presseinformation 19-25
 
Vorsicht bei Osterfeuern: Versteckte Tiere vor den Flammen retten
Traditioneller Brauch wird zur Todesfalle für Igel, Vögel und Insekten – LBV rät die Holzhaufen so spät wie möglich aufzuschichten
 

 

Hilpoltstein, 31.03.2025 – Gerade in diesem Jahr, in dem Ostern in den späten Frühling fällt, werden vielerorts bereits Wochen vor dem Fest die Holzscheite und Zweige für das Osterfeuer aufgeschichtet. Doch was viele nicht wissen: Diese Tradition hat fatale Folgen für Kleintiere und Vögel. „Igel verstecken sich zwischen den Zweigen, gerade wenn diese länger liegen. Und auch Vogelarten wie Rotkehlchen, Zaunkönig oder Heckenbraunelle bauen ihre Nester gerne darin“, so die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „Wenn die Feuer an Ostern entzündet werden, sterben die Tiere unbeobachtet und qualvoll in den Flammen.“ Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) ruft daher dazu auf, die Osterfeuer erst so spät wie möglich aufzubauen. Wer das Holz schon aufgeschichtet hat, sollte es vor dem Anzünden unbedingt noch einmal vorsichtig auf einen neuen Haufen umschichten, denn so können viele Tiere gerettet werden.
Das Osterfeuer hat Tradition in Bayern. Bei den großen Holzhaufen muss aus Sicht des LBV allerdings unbedingt darauf geachtet werden, dass sich keine Tiere darin versteckt haben. Da bereits ab dem 1. März ein Heckenschnittverbot gilt, wird oft auch eigener Grünschnitt viele Wochen vor dem Ostersonntag am 20. April aufgeschichtet. Bis Ostern bleiben die Haufen dann unberührt liegen und werden von verschiedenen Wildtieren zum Verstecken oder Brüten genutzt. „Kleine Säugetiere wie Igel und Mäuse lieben diese Totholzhaufen, weil sich darin Nahrungstiere wie Spinnen, Regenwürmer und viele Insekten tummeln“, so Dr. Angelika Nelson.

Amphibien und Reptilien nutzen das Brennmaterial gerne als Wohnquartier, ebenso wie einige Vögel, die darin nisten. So können auch bereits gelegte Vogeleier den Flammen zum Opfer fallen. Das Osterfeuer ist deshalb so tückisch, weil manche Tiere bei drohender Gefahr sich eher ducken oder totstellen, anstatt zu fliehen. Der LBV rät dringend dazu, mit dem Aufbauen des Holzes so spät wie möglich zu beginnen. So lässt sich verhindern, dass sich Vögel oder Kleintiere überhaupt erst darin ansiedeln können. Eine Alternative ist, den Laub- und Reisighaufen am Tag des Feuers vorsichtig umzuschichten. Dieses Vorgehen ist nicht nur gut für Igel und andere Wildtiere, es ist auch eine wertvolle Lernaktion für Kinder und bereichert das Erlebnis Osterfeuer.

Zentrale Osterfeuer statt privater Zündelei
Der Standort des Osterfeuers sollte einen ausreichend großen Abstand zu Gehölzen und anderen ökologisch sensiblen Bereichen haben. Zudem sollten Privathaushalte nicht allein ein großes Feuer veranstalten und Gartenabfälle anzünden, da dies zu einer großen CO₂-Belastung führt. Beim Verbrennungsprozess werden nämlich sehr viele Schadstoffe und Feinstaub freigesetzt. Das liegt daran, dass das Material meistens noch sehr feucht und die Luftzufuhr nicht ausreichend ist. Es kommt so zu einer unvollständigen Verbrennung mit sehr starker Rauchentwicklung. Ein zentrales Osterfeuer in der Kommune ist eine praktische und umweltfreundlichere Lösung. Wenn Bürgerinnen und Bürger sich an diesem erfreuen, können sie ihr eigenes Totholz im Garten zu Haufen schichten und so wichtige Lebensräume für Insekten und Amphibien schaffen. Auch der Hausrotschwanz, Vogel des Jahres, findet hier eine attraktive Ansitzwarte.

 

Presseinformation 18-25
 
Im Zeichen des Frühlings: Schwalben kehren nach Bayern zurück
Jetzt anpacken für gefiederte Glücksboten: Wohnraum und Insektenvielfalt für Rauch- und Mehlschwalbe schaffen
 

 

Hilpoltstein, 26.03.2025 – Mit Sonnenbrille auf der Nase und kaltem Getränk in der Hand lassen sich die ersten warmen Sonnenstrahlen genießen. Was fehlt da noch zum Frühlingsglück? Natürlich: Bayerns Schwalben, die anmutig und blitzschnell über Städte und Dörfer sausen. Im April kehren die ersten Rauch- und Mehlschwalben aus ihren Überwinterungsgebieten zurück. Doch leider werden die fliegenden Frühlingsboten von Jahr zu Jahr weniger. Sie finden immer seltener geeignete Nistplätze und weniger Insektennahrung. "Im vergangenen Herbst waren vor allem die Mehlschwalben auch noch von anhaltend nasskalter Witterung betroffen. Sie fanden keine Insekten mehr und mussten ihren Zug nach Süden geschwächt abbrechen oder starben sogar vor Erschöpfung und Hunger. Solche anhaltenden Schlechtwetterlagen werden durch den Klimawandel immer häufiger. Umso wichtiger ist es, jetzt etwas für unsere Schwalben zu tun", sagt die Schwalbenexpertin des LBV München Sylvia Weber. Deshalb gibt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) Tipps, wie jede und jeder den Glücksboten unter die Flügel greifen kann.
Im September 2024 brachten Dauerregen und Kälteeinbruch die Schwalben in Bayern vielerorts in große Not. Wegen des anhaltenden Regens konnten sie nicht fliegen und auch ihre Nahrungsgrundlage, die Insekten, waren in der Luft nicht zu finden. Als Zugvögel benötigen Mehl- und Rauchschwalben allerdings viel Energie für ihre lange Reise in den Süden. "Besonders im Osten und Süden Bayerns saßen die Vögel hungrig auf Fensterbrettern, hingen unter Dachvorsprüngen oder lagen bereits verendet am Boden", berichtet Sylvia Weber. Um sich gegenseitig zu wärmen und Schutz vor dem Regen zu suchen, drängten sich die Vögel in ihrer Not in bestehende Nester. Deshalb können viele Schwalbennester jetzt noch voll von Kadavern sein. "Wer Schwalben am Haus hatte, sollte also unbedingt vorhandene Nisthilfen schnellstmöglich reinigen oder neue Nisthilfen als Ersatz für die möglicherweise unbrauchbaren Nester anbieten", rät Weber.

Wohnraum für Schwalben schaffen
Schwalben sind Kulturfolger. Sie haben sich den veränderten Lebensbedingungen angepasst und fühlen sich in menschlichen Siedlungen wohl. Doch hier wird ihr Wohnraum immer knapper. "Die Fassaden von Neubauten – häufig aus Stahl und Glas – sind zu glatt. Hier halten die Nester nicht und oft fehlt der schützende Dachüberstand", weiß Sylvia Weber. Aus Angst vor Verschmutzung werden bestehende Nester schon mal abgeschlagen. Dabei stehen diese unter Schutz und dürfen nicht entfernt werden. Schwalben sind ortstreu und nutzen ihre Nester jedes Jahr erneut, dabei bessern sie Schäden aus.

Jede und jeder kann etwas gegen die Wohnungsknappheit der Schwalben tun. Nisthilfen für beide Schwalbenarten sind im LBV-Shop sowie im Fachhandel erhältlich oder können selbst gebaut werden. "Stört der herunterfallende Kot, kann etwa 60 Zentimeter unter dem Nest ein Kotbrett angebracht werden. Dieses sollte 25 Zentimeter tief sein, an den Seiten zehn bis 20 Zentimeter über den Nestrand herausragen und eine deutliche Neigung weg vom Haus aufweisen. So können sich zum Beispiel Straßentauben oder Fressfeinde nicht darauf niederlassen", so die LBV- Schwalbenexpertin.

Lehmiges Nistmaterial anbieten
Schwalben bauen ihre Nester aus Lehm, Ton oder schlammiger Erde. Dieses natürliche Baumaterial fehlt zunehmend, weil zum Beispiel ehemals lehmige Wege asphaltiert wurden. "Jeder kann Schwalben mit Baumaterial in der Nähe des Gebäudes helfen, indem man eine geeignete Bodenstelle feucht hält. Alternativ rührt man etwas Lehm mit Wasser in einer Tonschale an und bietet diese den Schwalben an einer katzensicheren Stelle an", erklärt Sylvia Weber.

Für einen reich gedeckten Tisch: Insektenvielfalt fördern
Nahrungsmangel ist ein weiteres Problem für Schwalben. In Siedlungen sind immer weniger Insekten wegen versiegelten Flächen und Gärten ohne Pflanzenvielfalt zu finden. Doch ohne Insekten können die Flugjäger weder sich selbst noch ihre Jungen ausreichend versorgen. So sinkt der Bruterfolg und die Bestände von Rauch- und Mehlschwalben gehen zurück. Damit auch in Zukunft der Tisch für Schwalben gedeckt bleibt, gilt es, die Insektenvielfalt zu fördern. "Es braucht eine bunte Vielfalt an heimischen Pflanzen, sodass den ganzen Sommer immer etwas blüht. Auf Pestizide sollten Gartenbesitzende verzichten. Sie vergiften nicht nur die Nahrungsgrundlage der Schwalben, sondern auch die Schwalben selbst", sagt die LBV-Schwalbenexpertin.

Wer sich mit diesen Tipps für die Schwalben einsetzt, wird auch weiterhin das Spektakel ihrer Flüge am Himmel beobachten können.

 

Presseinformation 17-25
 
Frühlingserwachen in der Falterwelt: LBV ruft zum Melden von Schmetterlingen auf
Mitmachprojekt „Falter im Fokus“ startet in die zweite Saison – Wer beobachtet Admiral, Taubenschwänzchen oder Schwalbenschwanz?
 

 

Hilpoltstein, 20.03.2025 – Schon den ersten Schmetterling des Jahres entdeckt? Mit den ersten wärmeren Frühlingstagen sind auch die farbenfrohen Luftakrobaten wieder unterwegs. Bereits zum zweiten Mal bittet der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) im Rahmen des Mitmachprojekts „Falter im Fokus“ alle Bürgerinnen und Bürger, ganz besonders auf drei Schmetterlingsarten zu achten und jede Beobachtung dem LBV zu melden: Admiral, Schwalbenschwanz und Taubenschwänzchen. „Mehr als 3.200 Menschen beteiligten sich vergangenes Jahr an der Aktion und meldeten uns über 8.600 Falter. In diesem Jahr geht das beliebte Mitmachprojekt in die Verlängerung, doch eine Sache ist anders: Die Meldezeiträume der drei Fokusarten beschränken sich nicht mehr auf bestimmte Monate – stattdessen sollen Beobachtungen das ganze Jahr über gemeldet werden“, erklärt Thomas Aumer, Leiter des Referats Artenschutz beim LBV. Meldungen sind möglich unter www.lbv.de/falter-im-fokus.
Eine der drei Fokusarten ist der Admiral. Er ist ein häufiger Gartenbesucher, aber auch an lichten Waldstellen, auf Obstwiesen und an Feldwegen ist er vom Frühjahr bis in den Spätsommer hinein oft zu sehen. Erkennbar ist er an seiner gezackten, roten Binde und den weißen Balken an den Flügelspitzen. „Ursprünglich ist der Admiral ein Wanderfalter, der im Herbst wie viele Zugvögel über die Alpen in den Süden zieht“, so Thomas Aumer. „Wer den Edelfalter dieses Jahr bereits entdeckt hat oder in den kommenden Tagen beobachtet, hat mit großer Wahrscheinlichkeit ein Exemplar vor sich, das die Wintermonate im Freistaat verbracht hat.“ Ab April kehren dann auch die Admirale aus dem Süden zurück. Um den Admiral zu unterstützen, ist es wichtig, Brennnesseln stehen zu lassen: Dort legen die Weibchen vom späten Frühjahr bis in den Sommer bevorzugt ihre Eier ab.

Auch ein Großteil der Taubenschwänzchen hat den Winter in wärmeren Gefilden verbracht. Diese Art fällt vielen Menschen auf, weil ihr schneller schwirrender Flug an einen Kolibri erinnert. Im späten Frühjahr wandern zahlreiche Individuen, die in Süd- und Westeuropa sowie Nordafrika geschlüpft sind, nach Bayern. Einige von ihnen bleiben den Sommer über im Freistaat, andere sind nur Durchzügler auf ihrem Weg weiter in Richtung Nordern. „Zwar gab es auch bei den Taubenschwänzchen in der Vergangenheit Individuen, die eine Überwinterung in Bayern wagten, mit zunehmend milderen Wintern könnten es aber mehr werden und die Überwinterungsversuche zunehmend erfolgreich sein“, erklärt Thomas Aumer. Über Veränderungen im Verhalten der beiden Wanderfalterarten könnten auch die Meldungen aus der Bevölkerung Aufschluss geben.

Der Schwalbenschwanz verbringt den Winter als Puppe. Wenn die Temperaturen in den kommenden Wochen steigen, schlüpfen daraus die majestätischen Schmetterlinge mit der auffällig schwarz-gelben Färbung und den namensgebenden Flügelfortsätzen. Die Weibchen legen ihre Eier auf Doldenblütler wie Wilde Möhre, Fenchel oder Dill, von deren Blättern sich die Raupen nach dem Schlüpfen ernähren. „Obwohl der Schwalbenschwanz schnell und weit fliegen und so leicht neue Lebensräume aller Art besiedeln kann, nehmen seine Bestandszahlen aus verschiedenen Gründen ab“, weiß der Referatsleiter Artenschutz. „Werden Wiesen beispielsweise zu häufig gemäht und gemulcht oder kommen vermehrt Pestizide und Dünger zum Einsatz, kommen dabei oft die Raupen, Eier und Puppen des Schwalbenschwanzes zu Schaden.“

Über das Projekt
„Falter im Fokus" wurde ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Vielfalt und Bedeutung der heimischen Schmetterlingsarten zu schärfen. „Durch systematische Beobachtungen und Datensammlungen wollen wir die Populationen dokumentieren und wertvolle Erkenntnisse über ihre aktuelle Lebensweise und ihre Bedürfnisse gewinnen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf gefährdeten Arten, deren Bestand in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist“, erklärt Thomas Aumer.

Der LBV wertet die im Projekt gesammelten Daten aus und veröffentlicht sie zeitnah. Wer möchte, kann auch Sichtungen anderer heimischer Falter über das Online-Formular unter www.lbv.de/falter-im-fokus an den LBV übermitteln. Alle Schmetterlingsdaten werden anschließend an „Schmetterlinge in Bayern“ der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen e.V. (ABE) weitergeleitet, um sie bestehenden Daten zuzuführen und eine weitere Verwendung zu gewährleisten. Mehr Infos unter www.schmetterlingebayern.de .

 

Presseinformation 16-25
 
LBV zu Tag des Waldes: Mit heimischen Baumarten dem Klimawandel begegnen
Schutz naturnaher Waldökosysteme als Schlüssel für die Zukunft – Unterstützung von Privatwaldbesitzenden bleibt essenziell
 

 

Hilpoltstein, 19.03.2025 – Mehr als ein Drittel der Fläche Bayerns ist von Wald bedeckt. Diese Wälder sind nicht nur Lebensraum für unzählige heimische Arten, sie sind darüber hinaus wichtige Klimaschützer, Erholungsraum, Bodenwächter, Wasserspeicher und Luftfilter. Um all diese Funktionen auch für kommende Generationen zu gewährleisten, appelliert der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) zum internationalen Tag des Waldes, gerade in Zeiten der Klimakrise auf die Vielfalt heimischer Baumarten zu setzen. „Gerade in Bayern reicht die Vielfalt der Waldtypen von wärmeliebenden Eichenwäldern bis hin zu Nadelwäldern in kalten Regionen. Diese Bandbreite bietet zahlreiche Optionen, auf klimatische Veränderungen zu reagieren“, erklärt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. „Unsere heimischen Baumarten sind an die regionalen Bedingungen angepasst, fördern die biologische Vielfalt und sorgen für stabile, widerstandsfähige Wälder, die auch Extremwetter und anderen Umweltfaktoren standhalten.“
Zunehmende Bestrebungen von Teilen der Forstwirtschaft, heimische Baumarten durch solche anderer Regionen Europas oder anderer Kontinente zu ersetzen, sieht der LBV kritisch. „Unsere naturnahen Wälder sind über Jahrtausende gewachsene, eingespielte Ökosysteme, die durchaus die Fähigkeiten haben, auf Veränderungen zu reagieren. Die natürlichen Veränderungen und Prozesse, die im Laufe der Zeit stattfinden, machen den Wald lebendig und stabil zugleich“, erklärt der LBV-Waldreferent Dr. Christian Stierstorfer. Gebietsfremde Arten wie Roteiche oder Douglasie verändern unsere natürlichen Waldökosysteme. „In solchen Beständen finden viele heimische Tier- und Pflanzenarten keine geeigneten Lebensräume, wodurch die biologische Vielfalt abnimmt. Aus unserer Sicht bieten die heimischen Baumarten eine hervorragende Grundlage, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen“, so Stierstorfer weiter.

Die beeindruckende Artenvielfalt der bayerischen Wälder zeigt, dass sie trotz vieler Einflüsse noch widerstandsfähige Lebensräume sind. Im Vergleich zu den dramatischen Rückgängen in Offenland und Agrarlandschaft bleibt die Vielfalt im Wald noch relativ stabil. „Der Waldnaturschutz hat bereits deutliche Erfolge erzielt, nicht zuletzt durch die Umsetzung des Volksbegehrens Artenvielfalt. Doch diese Fortschritte dürfen nicht aufs Spiel gesetzt werden“, warnt LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer.

Privatwälder als wichtiger Baustein im Waldnaturschutz

Da mehr als die Hälfte der bayerischen Wälder in Privatbesitz oder kommunaler Hand ist, kommt ihnen eine entscheidende Rolle zu. Der LBV hält das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) in diesem Zusammenhang für überaus wichtig, weil es Waldbesitzende unterstützt, ihre Flächen naturnah zu bewirtschaften und wertvolle Waldbiotope langfristig zu erhalten. Im Rahmen des Programms erhalten private und kommunale Waldbesitzende finanzielle Unterstützung, wenn sie beispielsweise alte Bäume als Lebensraum oder Totholz im Wald belassen. „Ohne den Privatwald lässt sich ein umfassender Waldnaturschutz in Bayern nicht realisieren. Deswegen sind gezielte Unterstützungsmaßnahmen wie das VNP für Waldbesitzende entscheidend, um die ökologische Vielfalt langfristig zu sichern“, erklärt Christian Stierstorfer. Dieses erfolgreiche Instrument darf in Zukunft keinen Kürzungen zum Opfer fallen.

 

Presseinformation 14-25
 
Kiebitzschutz auf Acker, Wiese und Weide: Jetzt als Betrieb vom LBV auszeichnen lassen
Naturschutz und Landwirtschaft gemeinsam für Artenvielfalt – Bis 15. Juni für Auszeichnung bewerben
 

 

Hilpoltstein, 13.03.2025 – Vor 50 Jahren war das markante „Kiwit“ des Kiebitzes noch ein vertrautes Geräusch auf Wiesen und Feldern. Heute ist der Bodenbrüter stark gefährdet. Weil Moore und Feuchtwiesen selten geworden sind, brütet er mittlerweile vorwiegend auf Äckern – und ist dort auf Landwirtinnen und Landwirte angewiesen, die Rücksicht auf den Bodenbrüter nehmen, seine Gelege bei der Bewirtschaftung aussparen und im Idealfall den Lebensraum für ihn mitgestalten. Um dieses Engagement zu würdigen, zeichnet der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) dieses Jahr zum zweiten Mal landwirtschaftliche Betriebe aus, die sich für den Schutz des Kiebitzes einsetzen. „Naturschutz und Landwirtschaft brauchen einander. Eine vielfältige Landschaft mit artenreichen Flächen kommt am Ende allen zugute. Mit der Auszeichnung wollen wir zeigen, dass Artenschutz und landwirtschaftliche Praxis Hand in Hand gehen können“, erklärt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Alle bayerischen Betriebe können sich ab sofort bis zum 15. Juni online bewerben.
Wer sich bewerben will, muss lediglich einige Fragen zu durchgeführten Maßnahmen in einem Onlineformular beantworten. Dabei geht es zum Beispiel darum, ob bereits Kiebitz-Gelege geschützt, der Mais später ausgesät oder feuchte Stellen für Kiebitzküken angelegt wurden. „Wir bewerten es darüber hinaus positiv, wenn landwirtschaftliche Betriebe mit dem Naturschutz zusammenarbeiten – sei es mit Behörden, Verbänden oder ehrenamtlichen Wiesenbrüterberatern und -beraterinnen. Auch wer seine Maßnahmen aktiv in der Öffentlichkeit kommuniziert, zeigt vorbildliches Engagement“, erklärt LBV-Landwirtschaftsreferent Matthias Luy.

Alle teilnehmenden Betriebe erhalten als Dankeschön eine Plakette mit einem Kiebitz-Motiv und der Anerkennung des LBV. Sie kann am Hofeingang oder an Betriebsgebäuden angebracht werden und zeigt Kunden, Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen das Engagement für den Artenschutz. „Besonders engagierte Betriebe werden zudem im Oktober bei einem Festakt geehrt. Ihr Beitrag ist für den Erhalt der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft unverzichtbar“, macht Matthias Luy klar. Unterstützt wird die Initiative von der Post Code Lotterie.

Landwirtschaftliche Betriebe können sich bis zum 15.6.2025 online bewerben unter lbv.de/auszeichnung-feldvoegel. Bei Rückfragen können sich interessierte Betriebe an den LBV-Landwirtschaftsreferenten Matthias Luy per E-Mail an matthias.luy@lbv.de wenden.

 

 

 

Gemeinsame Presseinformation
 
20 Jahre Monitoring häufiger Brutvögel: So geht es den bayerischen Vögeln
LBV und LfU stellen die Ergebnisse aus zwei Jahrzehnten ehrenamtlicher Vogelkartierung vor
 

 

Augsburg/Hilpoltstein, 12.03.2025 – Dicke Jacke, Fernglas und wacher Blick: Seit dieser Woche sind wieder knapp 300 ehrenamtliche Vogelschützerinnen und Vogelschützer bayernweit unterwegs und erfassen auf ausgewählten Flächen alle dort anwesenden Vögel. Dieses Monitoring häufiger Brutvögel führt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) bereits seit 2004 im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) durch. Aus zwei Jahrzehnten standardisierter Vogelkartierung liegen nun Bestandstrends für 58 Vogelarten vor. „Die Daten aus Monitoring-Programmen wie dem Monitoring häufiger Brutvögel sind wissenschaftlich belastbar, solide und aussagekräftig. Sie bilden die Grundlage für fachlich fundierten Naturschutz“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Der Bericht „Monitoring häufiger Brutvögel in Bayern von 2006 bis 2021“ kommt zu dem Ergebnis, dass in diesen Jahren von den 58 häufigsten Vogelarten über die Hälfte zugenommen hat, während die anderen stabil bleiben oder weniger geworden sind. Seltene Vögel, die unter dem Rückgang ihres Lebensraums leiden, werden in diesem Monitoring nicht erfasst.

Zwischen Mitte März und Ende Juni kartieren die Ehrenamtlichen entlang einer vorher festgelegten Route innerhalb einer ein Quadratkilometer großen Probefläche viermal im Jahr. Dabei werden alle gesehenen, aber auch die gehörten Vögel punktgenau erfasst. „Die Bestandsdaten aus dem Monitoring häufiger Brutvögel und verwandter Monitoringprogramme werden zum Schutz gefährdeter Vogelarten, für die Nationale Biodiversitätsstrategie oder die Erarbeitung der Roten Liste gefährdeter Brutvögel benötigt. Diese fachlich aufeinander abgestimmten Monitoring-Programme werden vom LfU koordiniert und in der Regel in enger Zusammenarbeit mit dem LBV und anderen ornithologischen Arbeitsgruppen durchgeführt“, erklärt Dr. Monika Kratzer, Präsidentin des LfU. Auf Landesebene werden die erhobenen Bestandstrends und Verbreitungsdaten außerdem bei der Planung des Ausbaus erneuerbarer Energien oder für die Entscheidung über Zuschüsse für Agrarumweltmaßnahmen verwendet.

Laut dem aktuellen Monitoring-Stand von 2022 sind von 58 häufigen Vogelarten die Trends von 28 Arten zunehmend, von 15 Arten stabil und von 15 Arten abnehmend. „Was auf den ersten Blick positiv aussieht, ist nur eine Momentaufnahme des relativ kurzen Zeitraums der vergangenen 20 Jahre. Die Bestände vieler Vogelarten – insbesondere aber der Vögel des Ackerlandes – brachen bereits zwischen den 1970er und 1990er Jahren stark ein. Das heißt Bestandserholungen finden oftmals auf niedrigem Niveau statt“, so Dr. Alexandra Fink, LBV-Koordinatorin des Monitorings häufiger Brutvögel. Da das Monitoring nur die häufigen, weit verbreiteten Vogelarten betrachtet, kann es für Vögel, die nur noch in geringer Anzahl oder in sehr speziellen Lebensräumen vorkommen, keine Bestandstrends liefern. Diese Vögel, die zu selten geworden sind, werden durch ein weiteres Monitoringprogramm für seltene Brutvögel erfasst. Grundsätzlich zeigen die bayerischen Trends des Brutvogelmonitorings sehr ähnliche Entwicklungen wie in Gesamtdeutschland und auch in Europa: Vögeln des Agrarlandes sowie Langstreckenziehern geht es schlecht, die Bestände der Siedlungsvögel bleiben oftmals stabil und bei vielen Vogelarten des Waldes geht es bergauf.

Eine Vogelart des Waldes, die laut Monitoring einen sehr positiven Bestandstrend zeigt, ist der Schwarzspecht. Er profitiert davon, dass mittlerweile mehr Totholz und ältere Bäume im Wald belassen werden, in denen er seine Höhlen bauen kann. „Ehemalige vom Schwarzspecht angelegte Höhlen, werden insbesondere von der Hohltaube angenommen. So steigt auch ihr Bestand in Abhängigkeit der Zunahme des Schwarzspechts stark an“, erklärt Alexandra Fink.

Eine weitere typische Waldart, das Wintergoldhähnchen, zeigt hingegen einen stark negativen Bestandstrend. Der kleinste heimische Brutvogel ist stark an Fichten und Tannen gebunden. In den letzten Jahren verschlechterten Stürme und Borkenkäferfraß den Zustand der Fichtenwälder und damit auch den Lebensraum des Wintergoldhähnchens. Auch ein harter Winter kann zu Verlusten beim Wintergoldhähnchen führen.

Vögel als Indikatoren für den Zustand der Natur
Obwohl es zunächst widersprüchlich wirkt – die eine Vogelart profitiert von Totholz, die andere Art verliert ihren Lebensraum – zeigen die Beispiele, warum sich Vögel so gut als Indikator für verschiedene Lebensräume eignen. „Da viele Vögel spezialisiert auf bestimmte Lebensbedingungen sind, können wir aus ihren Bestandsänderungen auch ablesen, wie es um die verschiedenen Lebensräume in Bayern steht. Sowohl die Vogelwelt als auch die Natur in Gänze ist immer durch den Menschen geprägt: Auf negative Weise in Form des Klimawandels oder des Verlusts des Lebensraums, aber auch positiv durch naturnahes Waldmanagement oder Nisthilfen“, so die LBV-Ornithologin. Aus den Daten des Monitorings ist es oft möglich, konkrete Schutzmaßnahmen für ganze Vogelartengruppen abzuleiten. Bei manchen Vogelarten, wie der Dorngrasmücke, zeigen sich aber auch unerwartete Trends und es besteht noch Forschungsbedarf. Als Langstreckenzieher, die sich sonst eher negativ entwickeln, zeigt sie überraschenderweise einen positiven Bestandstrend.

Ehrenamtliches Engagement für Bayerns Vogelwelt
Vogelbeobachtung ist für viele Menschen ein spannendes und attraktives Hobby. Diese Faszination für Vogel spiegelt sich auch im ehrenamtlichen Einsatz wider: Allein in Bayern haben in den zwei Jahrzehnten über 450 Ehrenamtliche mehr als 50.000 Kilometer Wegstrecke zurückgelegt und über 85.000 Arbeitsstunden in das Monitoring häufiger Brutvögel investiert. Einzelne Kartierende gehen dieses Jahr in ihre 22. Saison. „Dies ist eine beeindruckende Leistung des Ehrenamtes und ein wertvoller Beitrag zum Naturschutz“, betont Norbert Schäffer. „Ohne die hochqualifizierten ehrenamtlichen Vogelerfassenden könnten wir keine so detaillierten Aussagen über mittlerweile fast 60 Vogelarten in Bayern treffen.“

Den kompletten Bericht „Monitoring häufiger Brutvögel in Bayern von 2006 bis 2021“ finden Sie hier: www.lfu.bayern.de/natur/vogelmonitoring/brutvoegel/.

 

Presseinformation 12-25
 
Zukunft für den Brachvogel: Neue Forschungsergebnisse des LBV ermöglichen besseren Schutz
Mit GPS-Sendern gegen das Aussterben – Neues Wissen über Jungvögel, Schlafplätze und Zugrouten
 

 

Hilpoltstein, 04.03.2025 – Schreckensmeldung im Naturschutz: Im November 2024 dokumentiert Europa, dass der Dünnschnabel-Brachvogel ausgestorben ist – der erste Verlust einer Vogelart auf dem Festland in der Neuzeit. Damit seinem Verwandten, dem Großen Brachvogel, in Bayern nicht das gleiche Schicksal ereilt, forscht der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) seit 2017 mittels GPS-Technologie zu der braun gesprenkelten Vogelart mit dem gebogenen Schnabel. „Über 813.000 Datenpunkte der GPS-Sender haben uns in den vergangenen acht Jahren bisher unbekannte Einblicke zu dem vom Aussterben bedrohten Brachvogel geliefert. Diese Ergebnisse sind unmittelbar relevant für unsere Bemühungen, diese Art in Bayern zu erhalten“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. So konnten die Naturschützerinnen und Naturschützer mehr darüber erfahren, wo die Vögel brüten, welchen Gefahren sie ausgesetzt sind und welche Routen sie auf ihrem Weg in den Süden nutzen. Die Ergebnisse sollen gezielt in lokale Schutzprojekte einfließen, um Lebensräume zu optimieren und die Bedingungen für den Bruterfolg zu verbessern.
In den vergangenen 40 Jahren haben sich die Bestandszahlen des Brachvogel in Bayern knapp halbiert. So konnte die landesweite Wiesenbrüterkartierung 2021 nur noch 531 Brutpaare in 76 untersuchten Gebieten im Freistaat nachweisen. „Besondere Sorge bereitet uns der fehlende Nachwuchs, der die Populationen in Bayern weiter schrumpfen lässt. Feuchte, weitläufige Wiesen mit vielen Insekten und Bodenlebewesen – der ideale Lebensraum für den Brachvogel – sind Mangelware. In den verbleibenden Brutgebieten sorgen Nahrungsmangel und Fressfeinde wie der Fuchs für fehlenden Nachwuchs“, sagt die LBV-Projektleiterin Verena Rupprecht. Hier setzt das Forschungsprojekt an, indem es die Lebensraumansprüche der Brachvögel in verschiedenen Lebensphasen untersucht und daraus konkrete Schutzmaßnahmen abgeleitet hat.

Seit 2017 konnten die Naturschützerinnen und Naturschützer des LBV über 40 Brachvögel in sechs bayerischen Brutgebieten mit kleinen, leichten Sendern ausstatten. Die meisten davon im mittelfränkischen Altmühltal. Die Sender übertragen die Position der Vögel rund um die Uhr über mehrere Jahre hinweg. „Eine wichtige neue Erkenntnis unserer Forschung ist, dass Brachvögel nach dem Schlüpfen etwa vier bis fünf Jahre benötigen, bis sie ein eigenes Revier gründen und erfolgreich brüten. Dies erklärt, weshalb der Erfolg von Schutzmaßnahmen oftmals erst nach einigen Jahren durch eine Vergrößerung der Population erkennbar wird“, erklärt Verena Rupprecht.

Nur durch den Einsatz der GPS-Sender konnte das Team auch die nächtlichen Schlaf- und Ruheplätze der Vögel entdecken. Diese liegen teils bis zu 20 Kilometer von den Brutgebieten entfernt. „Die Nacht birgt für Brachvögel besondere Gefahren, weil nachtaktive Füchse und Marder dann auf der Jagd sind. Deshalb sind sichere Schlafplätze entscheidend für das Überleben der Vögel“, so die LBV-Biologin. Durch die Erkenntnisse des Projekts können solche Schlafplätze nun aktiv geschützt und auch neu geschaffen werden.

Auch die Zugrouten der bayerischen Brachvögel konnte das Forschungsteam genau verfolgen. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen aus Norddeutschland und Skandinavien, die vor allem an der Nordsee, in England und den Niederlanden überwintern, zieht es die bayerischen Brachvögel in der kalten Jahreszeit in den Süden. Ihre Winterquartiere liegen in Südfrankreich, Spanien, Portugal und sogar Marokko, wo sie in Küstenlagunen nach Nahrung suchen. „Wir machten spannende Beobachtungen beim Vogelzug. So wissen wir nun, dass junge Brachvögel ihre Zugroute erst lernen müssen und sich gerade anfänglich oft verfliegen und nur über Umwege an ihr Ziel gelangen“, berichtet Rupprecht.

Forschung für den praktischen Schutz
Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt haben nicht nur wissenschaftlichen Wert, sondern dienen vor allem dem Schutz der Brachvögel. Schutzprojekte in Bayern können anhand dieser Ergebnisse und den daraus abgeleiteten Maßnahmenempfehlungen angepasst werden. „Dank moderner Technik und langjähriger Forschung ist es gelungen, neue Einblicke in das Leben des Brachvogels zu gewinnen. Nun gilt es, Theorie in Praxis umzusetzen, damit der Brachvogel auch in Zukunft in Bayern eine Chance hat“, betont Verena Rupprecht.

Über das Projekt

Der Brachvogel benötigt zur erfolgreichen Aufzucht seiner Küken weiträumige, extensive Wiesen mit vielen Insekten und Würmern sowie möglichst wenig Störungen. Mehrere Faktoren, wie die Intensivierung der Landwirtschaft, Druck durch Fressfeinde und die steigende Freizeitnutzung in der Natur, führen jedoch zu starken Bestandseinbrüchen bei dem Wiesenbrüter. Um die Lebensraumbedürfnisse der seltenen Vögel genauer zu analysieren, hat der LBV von 2017 bis 2024 ein Satellitentelemetrie-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt durchgeführt, gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds. Zu den Projektgebieten zählen Altmühltal, Königsauer Moos, Altbayerisches Donaumoos, Donautal bei Regensburg, Regentalaue und der Flughafen München.

 

Presseinformation 11-25
 
Vogel des Jahres kehrt heim nach Bayern: So gelingt ihm ein guter Start in die Brutsaison
Unverwechselbarer Gesang des Hausrotschwanzes ertönt wieder – Jetzt im eigenen Garten aktiv Lebensraum gestalten
 

 

Hilpoltstein, 03.03.2025 – Ein knirschendes Zwitschern, gefolgt von melodischen Tönen – der Hausrotschwanz, Vogel des Jahres 2025, meldet sich dieser Tage mit seinem unverwechselbaren Gesang zurück aus seinem Winterquartier. "Oft hört man den Hausrotschwanz, bevor man ihn sieht. Bereits im Morgengrauen tönt sein Lied von den Dächern. Mit seinem Gesang macht das Männchen seinen Revieranspruch deutlich und versucht ein passendes Weibchen anzulocken", erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Doch obwohl der Hausrotschwanz jedes Jahr zuverlässig nach Bayern zurückkehrt, kann er sich längst nicht mehr darauf verlassen, dass er in der heutigen Landschaft passende Bedingungen zum Brüten vorfindet: Es gibt immer weniger Nischen an Gebäuden zum Nisten und auch Insekten werden als Nahrung zunehmend knapp. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt deshalb Tipps, wie sich zum Start in die Gartensaison dafür sorgen lässt, dass der Vogel des Jahres 2025 sich wohlfühlt.
Natürliche Vielfalt bewahren
Als Insektenfresser leidet der Hausrotschwanz unter dem Rückgang von Insekten durch naturferne Gärten und intensive Landwirtschaft. Ein naturnah gestalteter Garten oder Balkon hingegen bietet ihm wertvollen Lebensraum. "Mit den ersten wärmeren Tagen haben viele Gartenbesitzende das Bedürfnis, im Garten Ordnung zu schaffen. Dabei gilt es, natürliche Rückzugsorte wie wildwachsende Ecken, Reisighaufen und Totholz zu erhalten, wo zahlreiche Insekten derzeit noch überwintern", erklärt die LBV-Biologin. Darüber hinaus bieten Holzstöße oder Steinhaufen dem Hausrotschwanz wichtige Ansitzmöglichkeiten – sowohl für die Nahrungssuche als auch als Bühne für seinen Gesang. Der LBV empfiehlt daher, auf übermäßige Ordnung zu verzichten.

Auf heimische Pflanzen setzten
Heimische Pflanzen sind ein weiterer Baustein, um den Lebensraum des Hausrotschwanzes zu erhalten. Stauden und Sträucher, die bereits seit Generationen natürlicherweise im Freistaat wachsen, locken die heimischen Insekten an und bieten schützenden Rückzugort für den Vogel des Jahres. "Jetzt im März, wenn das Wetter milder wird, ist der ideale Zeitpunkt, um bewährte Gartenpflanzen wie Glockenblumen, Astern oder blühende Gewürze wie Thymian, Gewöhnlichen Dost oder Staudensalbei zu pflanzen", weiß Angelika Nelson. Wichtig ist es, die Blühzeiten der Pflanzen aufeinander abzustimmen, so dass von Frühling bis Herbst immer ein Blütenangebot herrscht. Wer außerdem auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet, schafft so ein lebendiges Ökosystem, das dem Vogel des Jahres und vielen anderen Arten dauerhaft optimale Bedingungen bietet.

Nistplätze erhalten und schaffen
Der Hausrotschwanz, einst ein Felsbewohner, hat sich im Laufe der Zeit an das städtische Umfeld angepasst. Alte Gebäude bieten oft reichlich Nischen zum Nisten, doch moderne Bauweisen lassen häufig keine entsprechenden Hohlräume mehr zu. Wer Nistbretter unter dem Dach anbringt oder Halbhöhlennistkästen aufhängt, hilft dem Vogel des Jahres und anderen Gebäudebrütern, weiterhin geeignete Plätze zum Nestbau zu finden. "Wer noch Nisthilfen für den Hausrotschwanz anbringen will, sollte jetzt keine Zeit mehr verlieren, denn die Brutsaison geht schon bald los", sagt LBV-Ornithologin Nelson. Zwischen März und Juli sollten Hausbesitzende darauf verzichten, Bau- oder Renovierungsarbeiten an Gebäuden durchzuführen, die den Hausrotschwanz und andere Gebäudebrüter stören könnten. Sind Sanierungsmaßnahmen unumgänglich, ist vorab sorgfältig zu prüfen, ob bestehende Nistplätze gefährdet sind.

Vogelparadies auszeichnen lassen
Gemeinsam mit dem Bayerische Artenschutzzentrum des Landesamts für Umwelt zeichnet der LBV seit 2022 vogelfreundliche und strukturreich gestaltete Gärten mit einer Plakette aus. Wer die genannten Tipps umsetzt und dem Hausrotschwanz sowie anderen Gartenvögeln und Insekten einen geeigneten Lebensraum bietet, kann sich hier für eine Bewertung im Rahmen der Aktion "Vogelfreundlicher Garten" anmelden: www.vogelfreundlichergarten.de.

 

Presseinformation 10-25
 
Wohnraum sichern: Jetzt Vogelfamilien ein Zuhause bieten
Das Einmalseins der Nistkästen: LBV gibt Tipps zur Auswahl, Platzierung und Pflege
 

 

Hilpoltstein, 19.02.2025 – Die Tage werden länger und die bayerische Tierwelt beginnen sich auf das nahende Frühjahr vorzubereiten. Wer aufmerksam ist, vernimmt bereits vermehrt den Gesang von Gartenvögeln wie Kohl- und Blaumeise, Buch- oder Grünfink. Lautstark stecken die Männchen ihr Revier ab und versuchen eine Vogeldame anzulocken. Die ersten Vogelpaare halten sogar schon Ausschau nach geeigneten Brutplätzen. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) weist deshalb daraufhin, dass jetzt die passende Zeit ist, um noch Nistkästen aufzuhängen. „Auch in der Vogelwelt ist der Wohnungsmarkt angespannt“, erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „Naturhöhlen in alten, morschen Bäumen oder geeignete Brutnischen an Gebäuden sind oft rar.“ Mit passenden Nisthilfen kann jede und jeder den gefiederten Gästen unter die Flügel greifen und sich zudem auf faszinierende Naturbeobachtungen im Garten oder auf dem Balkon freuen.
Verschiedene Vogelarten haben unterschiedliche Ansprüche an einen Nistplatz. „Wer beispielsweise den Hausrotschwanz, den diesjährigen Vogel des Jahres, unterstützen möchte, sollte auf Halbhöhlennistkästen setzten“, erklärt die LBV-Biologin. „Eigentlich brütet diese Art gerne in den Nischen von Gebäuden oder unter Dachgiebeln, doch an modernen Hausfassaden fehlen solche geeigneten Plätze oft.“ Auch Bachstelze oder Grauschnäpper fühlen sich in solchen Nistkästen wohl, bei denen die Vorderseite zur Hälfte geöffnet ist.

Klassische Höhlenbrüterkästen mit einem einzelnen Einflugloch werden gerne von verschiedenen Meisenarten, Feld- und Haussperling, Star oder Kleiber angenommen. „Um verschiedenen Arten Wohnraum zu bieten, ist es sinnvoll, Kästen mit verschieden großen Einfluglöchern aufzuhängen. Denn ein Star braucht ein größeres Loch als eine Kohl- oder Blaumeise“, weiß Angelika Nelson. Einige Vögel wie Spatzen brüten außerdem gerne in Kolonien. Sie nehmen Nisthilfen nur an, wenn mehrere davon nebeneinander hängen.

Ein sichereres Zuhause für den Nachwuchs
Damit Vögel sicher brüten können, spielt auch die richtige Platzierung des Nistkastens eine entscheidende Rolle. Der Kasten sollte für die meisten Arten in einer Höhe von 1,5 bis drei Metern und mit der Einflugöffnung nach Osten oder Südosten hängen, damit er sich nicht zu sehr aufheizt. Außerdem muss er gut befestigt sein, so dass er auch Sturm und Gewitter standhält. „Um die Brut vor Fressfeinden wie Katzen oder Mardern zu schützen ist es empfehlenswert, Dornenranken, beispielsweise von Wildrosen oder Schlehe, unterhalb des Nistkastens anzubringen. Man kann sie zum Beispiel um den Baumstamm, an dem der Kasten angebracht ist, legen. So können Nesträuber nicht hinaufklettern“, erklärt die LBV-Ornithologin. Ein Metallring um das Einflugloch kann außerdem Spechte daran hindern, die Öffnung größer zu hacken und so an die Brut zu gelangen. Einen Schutz vor Eichhörnchen und Mardern bieten spezielle Vorbauten.

Auch für die Reinigung bereits bestehender Kästen ist es jetzt höchste Zeit. Altes Nistmaterial kann Parasiten beherbergen und sollte entfernt werden. Chemische Reinigungsmittel dürfen bei der Säuberung nicht verwendet werden, Bürste und Wasser genügen. „Wer es in den kommenden Tagen nicht schafft, die Nistkästen zu säubern, sollte die Vögel dann lieber nicht mehr stören“, meint Angelika Nelson.

Mehr als nur ein Dach über dem Kopf: Garten naturnah gestalten
Der beste Nistkasten hilft nichts, wenn das Umfeld nicht passt. Vögel brauchen auch Nahrung und Versteckmöglichkeiten. Ein naturnaher Garten mit vielen Insekten, wilden Ecken, Stauden und Sträuchern erhöht die Wahrscheinlichkeit auf voll belegte Nistkästen. „Schon ein paar heimische Wildstauden wie Flockenblume, Disteln, Wegwarte oder Königskerze können einen großen Effekt haben. Diese können auch auf dem Balkon angepflanzt werden und sind zudem schön anzusehen“, sagt die LBV-Expertin.

Kostenloser Online-Kurs und Bauanleitungen für Nistkästen
Der LBV bietet wissenswerte Informationen zu Nistkästen in einem kostenlosen Online-Kurs an. Jederzeit buchbar können Anfänger und Fortgeschrittene in nur 30 Minuten das Wichtigste zu Nistkastentypen, Reinigung und Anbringung lernen. Bauanleitungen, ein kostenloses Faltblatt und viele weitere Informationen zu Nistkästen gibt es unter www.lbv.de/nistkasten. Wer es nicht mehr schafft, selbst eine Nisthilfe zu bauen, kann auf ein breites Angebot und Beratung im LBV-Naturshop zurückgreifen.

 

Presseinformation 09-25
 
Naturschutz beginnt im Garten: Heckenschnitt nur noch bis Ende Februar
Schnittarbeiten im öffentlichen Raum und im Garten ab 1. März verboten – LBV informiert: Brutzeit beginnt bald
 

 

Hilpoltstein, 17.02.2025 – Noch ist es draußen vielerorts kalt und ungemütlich, doch der Frühling steht bereits in den Startlöchern. Dann geht es auch in der Vogelwelt wieder rund und die Brutzeit beginnt. Um die Tiere in dieser sensiblen Phase nicht zu stören, appelliert der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), ab März auf den Schnitt von Hecken, Gebüschen und Gehölzen zu verzichten. Wer noch größere Gehölzschnitte vornehmen möchte, sollte das deshalb möglichst schnell tun. „Ab 1. März ist das Schneiden von Hecken und Co. erst einmal gesetzlich verboten und das ist gut so: Im dichten Gestrüpp nisten und brüten viele Singvögel wie Amsel, Rotkehlchen, Gartengrasmücke und Heckenbraunelle. Zudem sind naturnahe Hecken auch ein wichtiger Lebensraum für andere Tiere wie Igel, Spitzmäuse, Erdkröten oder Blindschleichen“, erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson.
Die beste Zeit für eine Heckenpflege ist zur Vegetationsruhe von Oktober bis Februar, bevor im März bereits die ersten Vögel zu brüten beginnen. „Wenn die Hecke während der Brutzeit geschnitten wird, sind die Jungvögel aufgrund fehlender Zweige nicht mehr geschützt und so leichte Beute für Fressfeinde. Außerdem finden die Altvögel keine sicheren Schlafplätze und auch Insekten, die in der Hecke leben, fehlen als wichtige Nahrungsquelle“, betont Angelika Nelson.

Zum Schutz der Natur schreibt der Gesetzgeber vor, dass Hecken im öffentlichen Raum sowie in privaten Gärten zwischen dem 1. März und dem 30. September nicht radikal geschnitten werden dürfen. „Kleine Verschönerungen an der Hecke – sogenannte leichte Form- und Pflegeschnitte – sind in diesem Zeitraum in Ordnung. Aber mit Vorsicht. Dabei ist es wichtig, vorher zu überprüfen, ob und wo Vögel in dem Gebüsch brüten und ob kleine Säugetiere sich dort Futtervorräte angelegt haben“, so die LBV-Biologin.

Optimale Heckenpflege

Damit naturnah angelegte Hecken alle Funktionen als Sichtschutz und Lebensraum für Tiere erfüllen, sollten sie gepflegt werden. Darunter versteht man eine Verjüngung der Hecke. Denn überaltern die Hecken, tragen sie kaum mehr Früchte, werden innen kahl oder sterben ab. Eine sachgerechte Pflege erfolgt, indem in Abschnitten von 20 bis 30 Meter alle Sträucher der Hecke bis auf wenige Zentimeter Höhe abgeschnitten werden. Wichtig ist es, eine Heckenreihe nicht komplett zu entfernen. Stattdessen sollten Heckenabschnitte im Wechsel stehen bleiben, damit ein Teil des Lebensraums immer vorhanden bleibt. „Nicht fachgerecht ist auch der Einsatz von Geräten, die Äste und Zweige nicht sauber abschneiden, sondern regelrecht zerfetzen. Das schadet den Sträuchern“, erklärt die LBV-Biologin.

Gartenabfälle korrekt entsorgen
Um der Natur nicht zu schaden, sollten Gartenbesitzende außerdem einige Regeln bei der Entsorgung des Schnittguts beachten. Wenn Menschen ihre Gartenabfälle im Wald oder an anderen Orten in der Landschaft entsorgen, ist das nicht nur illegal, sondern führt in manchen Fällen auch zu biologischen Problemen. „So können unter anderem gebietsfremde Pflanzen in das bestehende Ökosystem gelangen und heimische Arten verdrängen. Wer sich im Frühling an Maiglöckchen, Buschwindröschen oder Schlüsselblumen am Waldrand erfreut, sollte sich bewusst sein, dass schon eine dünne Schicht hier abgelagerter Gartenabfälle diese Vielfalt zerstören kann“, erklärt Angelika Nelson. Der LBV appelliert außerdem an die Bürgerinnen und Bürger, die Gartenabfälle unter keinen Umständen offen zu verbrennen. Beim Verbrennungsprozess im Garten werden sehr viele Schadstoffe und Feinstaub freigesetzt.

„Wir empfehlen den Grünschnitt auf dem Kompost im eigenen Garten zu entsorgen, denn in den vermeintlichen Abfällen sind wertvolle Nährstoffe gespeichert. Auch die Anlage einer Benjes-Hecke – dabei werden Zweige, Äste und Gehölzmaterial locker aufeinandergeschichtet – ist eine gute Option“, so die LBV-Expertin. Alternativ können Gartenabfälle bei kommunalen Grüngut-Annahmestellen kostenlos abgegeben werden, vielerorts ist auch die Entsorgung in der Biomülltonne möglich. Dabei ist es wichtig, auf lokale Regelungen zu achten

Weitere Informationen unter www.lbv.de/hecken.

 

Presseinformation 05-25
 
Von Wintergästen und Daheimgebliebenen: Die Ergebnisse der 20. Stunde der Wintervögel
Bergfink nach 15 Jahren erstmals wieder in den bayerischen Top 10 – Hausrotschwanz als Vogel des Jahres über 270 Mal gemeldet
 

 

Hilpoltstein, 27.01.2025 – Fast 600.000 beobachtete Vögel, über 19.000 Gärten und mehr als 26.500 engagierte Teilnehmende in Bayern – die 20. „Stunde der Wintervögel“ hat erneut gezeigt, wie groß das Interesse an der heimischen Vogelwelt ist. Vom 10. bis 12. Januar zählten Naturfreundinnen und Naturfreunde die gefiederten Besucher in ihren Gärten im Rahmen der größten bürgerwissenschaftlichen Mitmachaktion in Deutschland, die der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gemeinsam mit seinem bundesweiten Partner NABU durchführt. Den Titel des häufigsten Wintervogels verteidigte erneut der Haussperling. In den Fokus flogen jedoch auch andere Arten: „Eine Art begeisterte dieses Jahr besonders viele Teilnehmende – der Bergfink, ein Wintergast aus Skandinavien und Nordosteuropa, den viele zum ersten Mal überhaupt sahen“, sagt LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Gleichzeitig fällt auf, dass die Amsel in den Gärten seltener zu sehen war. „Zudem bestätigen uns die zahlreichen Meldungen des Hausrotschwanzes, Vogel des Jahres 2025, dass immer mehr Zugvögel, die eigentlich im Mittelmeerraum überwintern, im Freistaat bleiben.“
Bergfinken brüten in den Birken- und Nadelwäldern Skandinaviens und Nordosteuropas. Im Winter ernähren sie sich hauptsächlich von Bucheckern. „In den Wäldern Schwedens gibt es heuer allerdings nicht genug Buchensamen, um die Millionen Bergfinken, die dort erfolgreich brüten, durch den Winter zu füttern“, erklärt Angelika Nelson. Auf der Suche nach Nahrung kommen sie deshalb bis nach Bayern. In manchen Jahren versammeln sich hunderttausende Bergfinken an geschützten Schlafplätzen in Nadelwäldern, um die Nacht sicher und warm in der Gruppe zu verbringen. Auch wenn solche Schlafplätze im Freistaat dieses Jahr noch nicht bekannt sind, konnten viele Teilnehmende am Zählwochenende einzelne Individuen oder kleine Trupps der Finkenvögel in den Gärten beobachten. So schafft es der Bergfink in diesem Jahr zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder in die Top 10 der am häufigsten beobachteten Wintervögel in Bayern. 

Für einige Teilnehmende dürfte auch der Hausrotschwanz, Vogel des Jahres 2025, ein besonderer Höhepunkt der Zählstunde gewesen sein. Insgesamt 277 Individuen wurden gemeldet. „Wir beobachten schon seit einigen Jahren, dass Kurzstreckenzieher wie der Hausrotschwanz, aber auch Stare, Mönchsgrasmücke oder Zilpzalp häufig bei der Winterzählung gemeldet werden. Sie fliegen nicht in den Mittelmeerraum, weil sie aufgrund der milderen schneearmen Winter auch im Freistaat durchgehend genug Nahrung finden. Die Futterstellen in den Gärten tragen wahrscheinlich ihren Teil dazu bei“, so die LBV-Biologin. 

Die diesjährigen Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass die Amsel in den bayerischen Gärten am Zählwochenende etwas weniger präsent war. „Auch wenn die Meldungen von Amseln im Vergleich zum vergangenen Jahr etwas zurückgegangen sind, sind die Zahlen aus 2025 mit Blick auf die Meldungen der letzten 20 Jahre zum Glück nicht besorgniserregend“, ordnet die LBV-Ornithologin die Daten aus dem Freistaat ein. In anderen Bundesländern, beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern, ist der Einbruch der Amselpopulation sehr viel deutlicher. Ausschlaggebend für die wenigeren Beobachtungen ist möglicherweise das Usutu-Virus. Der von Stechmücken übertragene Erreger führt bei Vögeln, vorwiegend Amseln, zu einer meist tödlich verlaufenden Erkrankung.

Bayerns Top 10

An die Spitze flattert in diesem Jahr einmal mehr der Haussperling, obwohl er in einigen Großstädten, besonders im Raum München, fast verschwunden ist. Kohlmeise und Feldsperling folgen ihm aufs Siegertreppchen. Platz 4 holt sich die Blaumeise, und auch die Amsel schafft es noch in die Top 5. Der Buchfink landet auf Rang 6. Platz 7 und 8 belegen Bergfink und Elster. Der Grünfink flattert auf Rang 9 und liegt mit durchschnittlich nur einem Vogel pro Garten zwei Plätze weiter hinten als 2024. Im Jahr 2009 kamen im Schnitt noch 6,5 Grünfinken an die Futterstellen in Bayerns Gärten. Zu schaffen machen dem kleinen Finkenvogel unter anderem Infektionen mit Trichomonaden. Die Rabenkrähe macht die Liste der zehn am häufigsten beobachteten Wintervögel in Bayerns Gärten komplett. Knapp verfehlt hat die Top 10 in diesem Jahr das Rotkehlchen. Wenn es darum geht welcher Vogel in den meisten bayerischen Gärten vorkommt, hat die Kohlmeise den Schnabel vorne. 

Bayernweit beobachteten die Menschen Im Durchschnitt 31,3 Vögel und 8,2 unterschiedliche Arten pro Zählort. „Auch wenn das wieder etwas mehr als im vergangenen Jahr ist, zeigt uns der langfristige Trend bei der Aktion leider dennoch, dass die Anzahl und Vielfalt der gemeldeten Vögel im Mittel abnimmt“, erklärt die LBV-Ornithologin. Wie viele Vögel sich am Zählwochenende an der Futterstelle zeigen, hängt immer auch von den Wetterverhältnissen ab. Diese waren in diesem Jahr aufgrund des Kälteeinbruches zum Zählwochenende günstig, da viele Arten bei Schnee und Frost vermehrt ans Futterhäuschen kommen.

Regionale Unterschiede

In Niederbayern zählten die Teilnehmenden mit durchschnittlich 38,6 Vögeln pro Garten die meisten gefiederten Gäste. In Oberbayern wurden mit knapp 29 Vögeln pro Garten die wenigsten gezählt. Schwaben, die Oberpfalz und Oberfranken liegen mit rund 33 Vögeln pro Garten über dem bayerischen Durchschnitt. Mittelfranken liegt mit knapp über 30 Vögeln pro Garten etwas darunter, während Unterfranken sich mit 31 Vögeln pro Garten genau im bayerischen Mittel befindet. Die Ergebnisse aus allen Landkreisen in Bayern sind unter www.stunde-der-wintervoegel.de einsehbar.

Früh übt sich
Im Rahmen der „Schulstunde der Wintervögel“ zählten dieses Jahr mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche in ganz Bayern die Vögel rund um ihre Schule. „Die ,Schulstunde der Wintervögel‘ ist eine großartige Möglichkeit, um Kindern die heimischen Vogelarten näher zu bringen und sie so zukünftig auch für deren Schutz zu sensibilisieren“, erklärt Angelika Nelson.

Die nächste Vogelzählung findet vom 9. bis 11. Mai 2025 statt. Dann rufen der LBV und sein bundesweiter Partner NABU die Menschen auf, bei der „Stunde der Gartenvögel“ die Brutvögel in den Gärten und Parks zu erfassen.

Infos zur Aktion unter www.stunde-der-wintervoegel.de

Pressebilder unter: www.lbv.de/sdw-presse
 
 
 
 
Gemeinsame Presseinformation
 
Perfide Praxis: Täter nutzen "Kamikaze-Taube" als tödlichen Köder für Greifvögel
Naturschutzkriminalität im Landkreis Regensburg: Hinweise aus der Bevölkerung erbeten
 

 

Hilpoltstein/München, 19.12.2024 – Mit Gift präpariert, die Federn gestutzt und in den Tod geschickt: In der Oberpfalz, nahe der Gemeinde Nittendorf im Landkreis Regensburg, haben bisher Unbekannte eine Zuchttaube mit dem illegalen Kontaktgift Carbofuran bestrichen, um sie als lebendigen Köder zu nutzen. "Indem sie eine züchterisch uninteressante Taube mit Gift präparieren, versuchen Täter gezielt, Greifvögel in der Nähe ihres Taubenschlags zu töten. Diese Vorgehensweise ist nicht nur perfide, sondern stellt auch eine ernstzunehmende Straftat dar", erklärt Nicole Meier vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). Im Rahmen des Projekts "Tatort Natur", welches der LBV gemeinsam mit der Gregor Louisoder Umweltstiftung durchführt, wurde deshalb Anzeige erstattet. Nun hoffen die Projektpartner auf Hinweise aus der Bevölkerung.
Mitte November fand eine Spaziergängerin bei einem Pferdehof in Nittendorf im Landkreis Regensburg eine unberingte, braune Zuchttaube. Das Tier erschien flugunfähig und geschwächt, weshalb sie es nach Regenstauf an die Vogelauffangstation des LBV brachte. Die Mitarbeitenden vor Ort untersuchten das Tier und stellten fest, dass die Flügel- und Schwanzfeder gestutzt worden waren. Außerdem entdeckten sie rosa Farbe im Nacken des Vogels. "Die Umstände erschienen ihnen sehr verdächtig, weshalb sie Proben der Federn an ein Labor zur Untersuchung auf Gifte schickten," erklärt LBV-Biologin Nicole Meier. Die Ergebnisse dieser toxikologischen Untersuchung zeigen: Die Taube wurde mit Carbofuran präpariert – ein hochtoxisches Insektizid, das in der EU bereits seit 2007 verboten ist, weil es gefährlich für Menschen und Tiere ist.

Der LBV und die GLUS gehen davon aus, dass der Täter die Flügel der Taube stutzte, um sie anschließend für Greifvögel, wie Wanderfalke oder Habicht, zur leichten Beute zu machen. Es liegt in der Natur dieser Tiere, andere Vögel in der Luft zu jagen. "Leider ist das nicht der erste Fall, bei dem solche ‚Kamikaze-Tauben‘ zum Einsatz kommen. Erst im August hatten wir es im Landkreis Pfaffenhofen mit einem Fall zu tun, bei dem wir von einer ähnlichen Vorgehensweise ausgehen", erläutert Meier.

Meistens sind die mit Gift bestrichenen Tauben bereits tot, wenn sie gefunden werden – entweder weil sie das Gift über die Haut aufnehmen und sterben oder weil sie tatsächlich von einem Greifvogel erbeutet werden, der daraufhin ebenfalls verendet. "Im Fall von Nittendorf konnte die Taube in der Vogelauffangstation in Regenstauf allerdings vom Carbofuran gereinigt und aufgepäppelt werden", so die LBV-Biologin.

Der LBV und die GLUS hoffen nun, dass in diesem Fall ein Täter ausfindig gemacht werden kann, und bitten die Bevölkerung, sachdienliche Hinweise an die Polizei Nittendorf unter der Telefonnummer 09404/95140 weiterzugeben.

Die Naturschutzverbände rufen außerdem auch in allen anderen Regionen Bayerns dazu auf, mögliche Vergiftungsfälle oder Giftköder an die zuständige Polizeiinspektion und online unter www.tatort-natur.de zu melden. "Dabei ist es wichtig, auf den Selbstschutz zu achten. Die von den Tätern verwendeten Giftstoffe sind auch für Menschen und Haustiere hochgefährlich. Fassen Sie nichts an, was verdächtig erscheint", warnt Franziska Baur, GLUS-Fachreferentin für Naturschutz.

 

Gemeinsames Projekt: "Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!"
Ein Großteil der Fälle von Naturschutzkriminalität bleibt ungeklärt und für die Täter folgenlos, was sich dringend ändern muss. LBV und GLUS starteten deshalb 2019 das gemeinsame Projekt "Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!". In einer bayernweiten Datenbank sollen alle (Verdachts-)Fälle von Naturschutzkriminalität gespeichert werden. Als erste Anlaufstelle für betroffene Behörden und die Öffentlichkeit soll die Datenbank fachliche Unterstützung bieten und als Melde- und Informationsplattform dienen. Mit ihrer Hilfe soll außerdem die langfristige Weiterverfolgung einzelner Fälle sichergestellt werden. Mit dem Projekt sollen auch die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt und Fortbildungsangebote bereitgestellt werden. Projektleiter sind Franziska Baur (GLUS) und Dr. Andreas von Lindeiner (LBV).
Die Dokumentation von Fällen illegaler Verfolgung von Vögeln durch den LBV wird seit 2021 durch das Bayerische Landesamt für Umwelt mit Mitteln des Umweltministeriums finanziert.

Weitere Informationen:

Mehr Infos zum Thema "Naturschutzkriminalität" und eine Checkliste zum richtigen Verhalten bei einem Totfund mit Verdacht auf illegale Tötung können auf der Seite www.tatort-natur.de heruntergeladen werden. Dort können auch Fälle oder Verdachtsfälle von Naturschutzkriminalität gemeldet werden.
 
 
 
 
 

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