|
|
Mehr Schaden als Nutzen: Kein weiteres Wasserkraftwerk in den Allgäuer Alpen
|
|
|
LBV lehnt
neue Planung eines weiteren Wasserkraftwerks an der Trettach strikt ab – Energiewende auf Kosten der Biodiversität
|
|
|
|
|
Hilpoltstein, 20.11.2024 – Kaum ist die öffentliche Anhörung für eine zusätzliche geplante Wasserkraftanlage an der Trettach südlich von Oberstdorf bei Dietersberg abge
schlossen, schon planen die Kraftwerke Oberstdorf flussaufwärts bei Oberau/Spielmannsau eine weitere Anlage neu. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz in
Bayern) kritisiert diesen geplanten massiven Eingriff in einen hochsensiblen Lebensraum innerhalb eines Naturschutzgebiets aufs schärfste, da am Quellfluss der Iller bereits sechs weitere
Wasserkraftanlagen existieren. „Die Trettach ist durch die bereits bestehenden Wasserkraftanlagen schon genug geschunden und eingezwängt. Damit ist das Maß an diesem Gebirgsfluss schon längst
übervoll“, so Helmut Beran, LBV-Geschäftsführer Naturschutz. „Der Lebensraum für seltene und bedrohte Arten wie Flussuferläufer und Türks Dornschrecke ist dadurch bereits stark verkleinert
worden. Wir akzeptieren deshalb keine weiteren Wasserkraftanlagen im Trettachtal.“
Aus diesem Grund haben der LBV und andere Naturschutzverbände schon 2013 erstmals gegen die damals eingereichte Planung in Oberau geklagt. Allein im Oberstdorfer Gemeindegebiet stehen bereits 17
Wasserkraftanlagen. „Der LBV unterstützt den Ausbau der erneuerbaren Energien, dieser darf jedoch nicht zu Lasten der Biodiversität gehen. Durch einen weiteren Ausbau der Wasserkraft in den
Allgäuer Alpen wird die Energiekrise nicht gelöst, im Gegenzug aber der Lebensraum Fließgewässer massiv geschädigt“, erklärt Helmut Beran. „Stattdessen müssen jetzt der Rückbau von Querbauwerken
in Flüssen sowie die Optimierung bestehender Wasserkraftanlagen den Vorrang vor Neubauten haben. Zentrales Ziel muss der Schutz der Biologischen Vielfalt sein. Dazu gehört unbedingt auch der
Erhalt der wenigen verbliebenen, freifließenden Gewässerstrecken“, so der LBV-Geschäftsführer weiter.
Seit Jahren fordert der LBV, dass der naturverträgliche Umbau bestehender Anlagen Vorrang vor einer weiteren Erschließung der Wasserkraft haben muss. So sollte dringend die ökologische
Durchgängigkeit zum Beispiel für Fische wiederhergestellt werden. „Die Betreiber von Wasserkraftanlagen haben durch die Wasserrahmenrichtlinie und das bayerische Wasserhaushaltsgesetz eine
gesetzliche Verpflichtung zum Erhalt der Ökosysteme an Fließgewässern und somit zu ökologischen Verbesserungen an Wasserkraftanlagen. Hier besteht aus unserer Sicht erheblicher Handlungsbedarf“,
sagt Helmut Beran.
In Bayern gibt es rund 4.250 Wasserkraftanlagen, wobei nur 219 davon über 90 Prozent der gesamten Wasserenergie im Freistaat erzeugen. „Der Beitrag der verbleibenden 4.000 Anlagen zur
Stromerzeugung und zur CO2-Einsparung ist somit minimal, sie verursachen aber gleichzeitig massive Eingriffe in das Ökosystem Fließgewässer. Genau das würde auch auf die neu geplante
Wasserkraftanlage bei Oberau zutreffen“, so der LBV-Geschäftsführer.
Hintergrund
Bei den Ausbauplänen der Wasserkraft werden die negativen Auswirkungen auf Fließgewässer nur unzureichend berücksichtigt. Viele betroffene Arten sind an schnell fließende, unverbaute Wasserläufe
angepasst und hoch bedroht. Wasserkraftwerke unterbinden die Durchgängigkeit der Fließgewässer für Gewässerorganismen und den Geschiebetransport, haben negative Auswirkungen auf die
Gewässerstruktur und verändern Gewässerparameter wie Sauerstoffgehalt, Strömungsgeschwindigkeit und Temperatur. Die fehlende Durchgängigkeit ist neben dem Sedimenteintrag die Hauptursache für den
schlechten Zustand der Fließgewässer und den Bestandseinbrüchen bei heimischen kieslaichenden Fischarten wie der Äsche.
Pressestatement des LBV-Vorsitzenden Dr. Norbert Schäffer zum Pressetermin „Tag der
Streuobstwiese“ mit Ministerpräsident Dr. Söder und den Staatsministern Kaniber und Glauber
|
|
|
LBV:
Bayerns Streuobstwiesen stark machen gegen die Folgen der Klimakrise
|
|
|
LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer:
|
|
|
„Mit dem Bayerischen Streuobstpakt haben wir seit Oktober 2021 beeindruckende Fortschritte erzielt. Die Fördersätze für Pflanzung und Pflege von Streuobstbäumen wurden deutlich verbessert, die
bayerischen Baumschulen produzieren mehr Hochstamm-Obstbäume und es werden mehr Ausbildungsplätze für Streuobst-Baumpfleger geschaffen. Bayernweit sind 27 Streuobstmanagerinnen und -manager im
Einsatz, die vor Ort Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema Streuobst sind. Der aktuelle Wetterumschwung zeigt jedoch eines der größten Probleme für die heimischen Streuobstwiesen. Spätfröste
und trockene Sommer werden in der Klimakrise immer häufiger und bedrohen diesen wertvollen Lebensraum. Ebenfalls durch den Klimawandel bedingt, breitet sich die Mistel innerhalb Bayerns immer
weiter Richtung Süden aus. Dadurch sterben geschwächte Bäumen ab. Der Bayerische Streuobstpakt muss für diese Probleme Lösungen finden.“
|
|
Frühlingserwachen: Igel sind wieder in Bayerns Gärten unterwegs
|
|
|
Durchgänge
in Zäunen ermöglichen Wanderschaft der „Heckenschweine“ – Naturnahe Gärten sind der beste Igelschutz
|
|
|
|
|
Hilpoltstein, 17.04.2024 – Bei frühlingshaften Temperaturen über 10 Grad Celsius sind die ersten Igel in Bayern aus ihrem fast sechsmonatigen Winterschlaf erwacht. Auch wenn es aktuell wieder
kühler und regnerischer im Freistaat ist, durchstreifen die Igel trotzdem nachts die Gärten und Parks auf der Suche nach Nahrung und einer Partnerin. „Im Garten sind Igel ein wichtiger Teil des
Ökosystems und auch bei vielen Gärtnerinnen und Gärtnern sind sie gerne gesehen. Sie vertilgen nämlich unter anderem Schnecken und verschiedene Insekten und unterstützen so beim Anbau von Obst
und Gemüse“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Doch der Igel findet im Siedlungsraum nicht immer geeignete Lebensbedingungen: Pestizide verringern seine Nahrungsquellen, es mangelt an
Hecken oder Sträuchern zum Verstecken und vollständig eingezäunte Gärten verhindern das Wandern durch die Nachbarschaft. „Naturnahe Gärten sind der beste Igelschutz. Wer auf Vielfalt und
Unordnung im eigenen Garten setzt, unterstützt den Igel und hat vielleicht sogar das Glück das nachtaktive Säugetier in der Dämmerung beobachten zu können“, so Nelson. Der bayerische
Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt Tipps, wie jede und jeder den eigenen Garten besonders igelfreundlich gestalten kann.
Dem LBV wurden im März bereits knapp 200 Igel über das LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ gemeldet. Das entspricht der Aktivität der Vorjahre. Die Männchen wachen im Frühling meist vor
den Weibchen auf, denn sie gehen im Herbst auch früher in den Winterschlaf. „Gleich nach der Paarungszeit ab September können sich die Männchen die erforderlichen Fettreserven für den Winter
anfressen. Die Weibchen benötigen dagegen etwas länger, um nach Geburt und Aufzucht der Jungen das nötige Gewicht zu erreichen“, sagt Angelika Nelson.
Wer etwas für den Igel im eigenen Garten tun möchte, sollte Naturelemente wie Hecke, Teich, Obstbaum, Steinmauer oder Wiese schaffen. So findet der Igel auch mehr Nahrung wie Käfer, Raupen von
Nachtfaltern und Larven anderer Insekten, Regenwürmer, Ohrwürmer sowie Spinnen. Auf Mineraldünger und chemische Bekämpfungsmittel sollte unbedingt verzichtet werden, weil sie die Artenvielfalt
reduzieren und damit wichtige Akteure im ökologischen Kreislauf entfernen. „Wer den Rasen nicht regelmäßig mäht und düngt, die Hecke nur selten schneidet, nicht jedes Kräutlein jätet und jedes
Laubblatt absaugt, kann sich an einer bunten Vielfalt im Garten erfreuen“, empfiehlt die LBV-Biologin. Alternativ kommen ökologische Methoden der Bodenbearbeitung, Düngung und Kompostierung zum
Einsatz. So stellt sich ein natürliches Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ein. In Reisig- und Laubhaufen, Unterschlüpfen unter Gartenhäuschen und Baumwurzeln in
ungestörten Gartenecken findet der Igel ein gutes Zuhause. Sein englischer Name „Hedgehog“, das Heckenschwein, ist bezeichnend für seinen Lebensraum: Hecken bieten ihm Nistplatz und Versteck
zugleich.
Im Frühjahr sind Igelmännchen viel unterwegs auf der Suche nach einer Partnerin. Dabei durchstreifen sie oft große Gebiete von bis zu 400 Hektar, das entspricht 500 Fußballfeldern. Jede und jeder
kann mithelfen, damit der Igel die Grenzen zwischen mehreren Gärten in Stadt und Dorf gut überwinden kann. „Gartenbesitzerinnen und -besitzer können ein ‚Igel-Tor‘ in ihren Zaun
einbauen oder etwas Abstand zum Boden lassen. Damit ein ausgewachsener Igel gefahrlos hindurchschlüpfen kann, sollte das Loch mindestens 10 Zentimeter hoch und breit sein. Bei schmaleren Lücken
bleibt ein ausgewachsener Igel sonst mit seinem Stachelkleid stecken“, erklärt die Biologin.
Einfach spitze: Stacheln schützen Igel vor Feinden
Schon kleine Igel werden mit weißen, weichen Stacheln geboren. Sie haben aber nur einen Bruchteil der Anzahl an Stacheln, die erwachsene Tiere mit bis zu 8.000 hohlen Stacheln tragen. Jeder
Stachel kann mit Hilfe eines eigenen kleinen Muskels bewegt werden. So rollt sich der Igel bei Gefahr zu einer Kugel zusammen, in der alle Weichteile des Tieres vor natürlichen Fressfeinden
geschützt sind. Nur Uhu und Dachs schaffen es diese Abwehr des Igels zu überwinden.
LBV-Projekt „Igel in Bayern“
Mit dem LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ möchten die Naturschützerinnen und Naturschützer noch mehr über den heimischen Gartenbewohner erfahren und Wissen über diese Tierart
vermitteln. „Jedes Jahr erhalten wir bayernweit über 12.000 Beobachtungen von lebenden und leider auch toten Igeln. Wir freuen uns, dass die Menschen auf die Wildtiere achten und dabei auch etwas
über ihre Lebensweise erfahren“, sagt die LBV-Igelexpertin Dr. Angelika Nelson. Obwohl der Igel flexibel, anpassungsfähig und ein echter Überlebenskünstler ist, steht er mittlerweile auf der
Vorwarnliste gefährdeter Säugetiere in Bayern. Mitmachen ist ganz einfach: Jeden lebenden oder toten Igel melden unter www.igel-in-bayern.de.
LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen
Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische
Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.
Presseinformation 45-24
Im Namen des Kiebitzes: LBV zeichnet landwirtschaftliche Betriebe aus
Bayerischer Naturschutzverband würdigt Engagement für den Vogel des Jahres 2024
Bewerbungen ab sofort möglich
Hilpoltstein, 11.04.2024 – Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024 und in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Regionen Bayerns selten geworden. Die intensive Grünlandbewirtschaftung macht ihm zu
schaffen, weshalb er vielerorts auf Äcker ausweicht. Doch auch dort kann sich der Kiebitz nur halten, wenn Landwirtinnen und Landwirte Rücksicht auf den Bodenbrüter nehmen, seine Gelege bei der
Bewirtschaftung aussparen und im Idealfall den Lebensraum für ihn mitgestalten. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) möchte deshalb landwirtschaftliche
Betriebe auszeichnen, die sich bereits für den Kiebitz engagieren. „Wir wollen den Landwirtinnen und Landwirten danken, die sich für bedrohte Arten wie den Kiebitz einsetzen und zeigen, dass die
Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft gelingen kann“, erklärt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Alle bayerischen Betriebe können sich ab sofort bis zum 16. Juni online
bewerben.
Wer sich bewerben will, muss lediglich einige Fragen zu durchgeführten Maßnahmen in einem Onlineformular beantworten: Werden beispielsweise Gelege geschützt oder der Mais später ausgesät? Oder
wurden bereits feuchte Stellen für Kiebitzküken angelegt? „Außerdem werten wir es positiv, wenn landwirtschaftliche Betriebe mit dem Naturschutz zusammenarbeiten – sei es mit Behörden, Verbänden
oder ehrenamtlichen Wiesenbrüterberatern und -beraterinnen. Auch wenn jemand Öffentlichkeitsarbeit zu den eigenen Maßnahmen betreibt, fließt das positiv ein“, erklärt LBV-Landwirtschaftsreferent
Matthias Luy.
Jeder teilnehmende Betrieb erhält als Dankeschön eine Plakette mit einem Kiebitz-Motiv und der Anerkennung des LBV, die am Hofeingang oder an Betriebsgebäuden angebracht werden kann, um auf das
Engagement für den Artenschutz aufmerksam zu machen. Einige Landwirtinnen und Landwirte, die sich besonders für den Vogel des Jahres 2024 einsetzen, werden zudem im September bei einem Festakt
geehrt. „Diese engagierten Betriebe sind für den Erhalt der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft unverzichtbar“, macht Matthias Luy klar. Unterstützt wird die Initiative von der Post Code
Lotterie.
Landwirtschaftliche Betriebe könne sich bis zum 16. Juni 2024 online bewerben unter lbv.de/auszeichnung-feldvoegel. Bei Rückfragen können sich interessierte Betriebe an den
LBV-Landwirtschaftsreferenten Matthias Luy per E-Mail an matthias.luy@lbv.de wenden.
Kiebitz: Vogel des Jahres 2024
Der „Vogel des Jahres“ wird vom LBV und seinem bundesweiten Partner NABU seit 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Im Jahr 2024 trägt der Kiebitz den Titel. Mit
27,8 Prozent der Stimmen hat er sich gegen vier andere Kandidaten durchgesetzt. Nach 1996 ist der Kiebitz bereits zum zweiten Mal der Vogel des Jahres und steht als solcher für die Artenvielfalt
in der Agrarlandschaft. Sein Bestand hat in Bayern und ganz Deutschland in den letzten Jahrzehnten katastrophal abgenommen, 90 Prozent der Brutpaare gingen verloren. Vor allem die Entwässerung
und der Verlust von Feuchtwiesen machen ihm schwer zu schaffen. Darum war der Kiebitz bei der Vogelwahl mit dem Slogan „Wasser marsch!“ angetreten.
Frühere Berichte und Presse-Info´s sind im Archiv und können jederzeit gelesen werden!