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Feuerwerk stresst die Natur: LBV fordert ein Umdenken an Silvester
Vögel
leiden unter lauter Knallerei – mit Rücksicht auf Wildtiere den Jahreswechsel feiern
Hilpoltstein, 16.12.2024 – Ein Feuerwerk mit zischenden Raketen, bunten Feuerrädern und krachenden Böllern gehört für viele Menschen an
Silvester dazu, um den Beginn des neuen Jahres zu feiern. In jüngster Zeit ist dies jedoch zunehmend umstritten. Denn Feuerwerke führen zu
hohen Feinstaubbelastungen und enormen Abfallmengen, auch in Form von Mikroplastik. Die laute Knallerei und die Lichtreflexionen schaden
auch der Natur und ihren Bewohnern. „Bei Wildtieren löst der heftige Lärm einen Fluchtreflex aus. Sie brauchen dann sehr lange, um wieder
zur Ruhe zu kommen. Die nächtliche Flucht kostet sie wertvolle Energie, die sie gerade in langen, kalten Winternächten zum Überleben
brauchen“, erklärt LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) fordert
deshalb ein Verbot privater Silvesterknallerei und eine Beschränkung auf zentral organisierte Feuerwerke.
„Vögel reagieren heftig auf Böller und Raketen. Sie fliehen in große Höhen von über 1.000 Metern, landen für lange Zeit nicht und kehren
nur zögerlich zu ihren Rast- und Schlafplätzen zurück“, sagt Angelika Nelson. Wenn Vögel in Schwärmen in großer Panik flüchten, können sie
gegen Glasscheiben oder Stromleitungen prallen. Viele Vögel aus dem Norden überwintern derzeit an bayerischen Gewässern. „Wasservögel
reagieren auf Feuerwerk noch in vier bis sieben Kilometern Entfernung mit Flucht. Zu Schutzgebieten für Wildtiere sollte man grundsätzlich
mit lauten Geräuschen Abstände von mindestens zwei Kilometern einhalten“, erklärt Angelika Nelson.
Auch andere Wildtiere wie Eichhörnchen, Biber oder Rehe werden durch den starken Lärm gestresst. So wie in der Nähe von Krankenhäusern,
Kinder- und Altersheimen keine Raketen oder Böller gezündet werden dürfen, sollte es aus Sicht des LBV deshalb auch ein Feuerwerks-Verbot
in der Nähe von Rast- und Ruheplätzen von Wildtieren geben. In der Nähe von Fledermausquartieren darf kein Feuerwerk gezündet werden, weil
Störungen dieser Quartiere laut Bundesnaturschutzgesetz verboten sind. Wegen der Waldbrandgefahr muss auch in Waldnähe auf Feuerwerke
verzichtet werden. „Selbst öffentliche Grünanlagen und Gärten sind meist keine geeigneten Orte für das Silvester-Feuerwerk, weil sich hier
ebenfalls Schlafplätze von Vögeln, Fledermäusen und anderen Tieren befinden“, so die LBV-Biologin.
Auf das Silvesterfeuerwerk muss aber nicht komplett verzichtet werden. Der LBV schlägt vor, dass Städte und Gemeinden zentrale Feuerwerke
veranstalten, so dass sich die Störungen auf einen Ort beschränken und die Tiere die Möglichkeit haben, in die Umgebung auszuweichen. Für
diese Rücksichtnahme bedanken sich die Vögel im neuen Jahr mit fröhlichem Gezwitscher. Dann können Vogelfreundinnen und Vogelfreunde an
ihren Futterstellen wieder Rotkehlchen, Blaumeise und Grünfink in ihren schönsten Farben beobachten.
Presseinformation 119-24
Mehr Schaden als Nutzen: Kein weiteres Wasserkraftwerk in den Allgäuer Alpen
LBV lehnt
neue Planung eines weiteren Wasserkraftwerks an der Trettach strikt ab – Energiewende auf Kosten der Biodiversität
Hilpoltstein, 20.11.2024 – Kaum ist die öffentliche Anhörung für eine zusätzliche geplante Wasserkraftanlage an der Trettach südlich von Oberstdorf bei Dietersberg abge
schlossen, schon planen die Kraftwerke Oberstdorf flussaufwärts bei Oberau/Spielmannsau eine weitere Anlage neu. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz in
Bayern) kritisiert diesen geplanten massiven Eingriff in einen hochsensiblen Lebensraum innerhalb eines Naturschutzgebiets aufs schärfste, da am Quellfluss der Iller bereits sechs weitere
Wasserkraftanlagen existieren. „Die Trettach ist durch die bereits bestehenden Wasserkraftanlagen schon genug geschunden und eingezwängt. Damit ist das Maß an diesem Gebirgsfluss schon längst
übervoll“, so Helmut Beran, LBV-Geschäftsführer Naturschutz. „Der Lebensraum für seltene und bedrohte Arten wie Flussuferläufer und Türks Dornschrecke ist dadurch bereits stark verkleinert
worden. Wir akzeptieren deshalb keine weiteren Wasserkraftanlagen im Trettachtal.“
Aus diesem Grund haben der LBV und andere Naturschutzverbände schon 2013 erstmals gegen die damals eingereichte Planung in Oberau geklagt. Allein im Oberstdorfer Gemeindegebiet stehen bereits 17
Wasserkraftanlagen. „Der LBV unterstützt den Ausbau der erneuerbaren Energien, dieser darf jedoch nicht zu Lasten der Biodiversität gehen. Durch einen weiteren Ausbau der Wasserkraft in den
Allgäuer Alpen wird die Energiekrise nicht gelöst, im Gegenzug aber der Lebensraum Fließgewässer massiv geschädigt“, erklärt Helmut Beran. „Stattdessen müssen jetzt der Rückbau von Querbauwerken
in Flüssen sowie die Optimierung bestehender Wasserkraftanlagen den Vorrang vor Neubauten haben. Zentrales Ziel muss der Schutz der Biologischen Vielfalt sein. Dazu gehört unbedingt auch der
Erhalt der wenigen verbliebenen, freifließenden Gewässerstrecken“, so der LBV-Geschäftsführer weiter.
Seit Jahren fordert der LBV, dass der naturverträgliche Umbau bestehender Anlagen Vorrang vor einer weiteren Erschließung der Wasserkraft haben muss. So sollte dringend die ökologische
Durchgängigkeit zum Beispiel für Fische wiederhergestellt werden. „Die Betreiber von Wasserkraftanlagen haben durch die Wasserrahmenrichtlinie und das bayerische Wasserhaushaltsgesetz eine
gesetzliche Verpflichtung zum Erhalt der Ökosysteme an Fließgewässern und somit zu ökologischen Verbesserungen an Wasserkraftanlagen. Hier besteht aus unserer Sicht erheblicher Handlungsbedarf“,
sagt Helmut Beran.
In Bayern gibt es rund 4.250 Wasserkraftanlagen, wobei nur 219 davon über 90 Prozent der gesamten Wasserenergie im Freistaat erzeugen. „Der Beitrag der verbleibenden 4.000 Anlagen zur
Stromerzeugung und zur CO2-Einsparung ist somit minimal, sie verursachen aber gleichzeitig massive Eingriffe in das Ökosystem Fließgewässer. Genau das würde auch auf die neu geplante
Wasserkraftanlage bei Oberau zutreffen“, so der LBV-Geschäftsführer.
Hintergrund
Bei den Ausbauplänen der Wasserkraft werden die negativen Auswirkungen auf Fließgewässer nur unzureichend berücksichtigt. Viele betroffene Arten sind an schnell fließende, unverbaute Wasserläufe
angepasst und hoch bedroht. Wasserkraftwerke unterbinden die Durchgängigkeit der Fließgewässer für Gewässerorganismen und den Geschiebetransport, haben negative Auswirkungen auf die
Gewässerstruktur und verändern Gewässerparameter wie Sauerstoffgehalt, Strömungsgeschwindigkeit und Temperatur. Die fehlende Durchgängigkeit ist neben dem Sedimenteintrag die Hauptursache für den
schlechten Zustand der Fließgewässer und den Bestandseinbrüchen bei heimischen kieslaichenden Fischarten wie der Äsche.
Gemeinsame Presseinformation
Großes Bündnis für Bayerns Streuobstwiesen startet in die Umsetzung
Aktionsbündnis Streuobst von LBV, BN und DVL: Bäume pflanzen, Artenvielfalt fördern und Wissen vermitteln
Mistelgau/Hilpoltstein, 04.11.2024 – Streuobstwiesen sind mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten ein Hotspot der Artenvielfalt und prägen
seit jeher die bayerische Kulturlandschaft. Doch ihr Bestand ist in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Aus diesem Grund
haben sich LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), BN (Bund Naturschutz in Bayern) und DVL (Deutscher Verband für Landschaftspflege)
zum Aktionsbündnis Streuobst zusammengeschlossen. In Anwesenheit des Bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber stellten die drei
Verbände heute auf einer Streuobstwiese der BN-Ortsgruppe Hummelgau in Mistelgau (Landkreis Bayreuth) verschiedene Maßnahmen vor, um diesen
Lebensraum zu erhalten und die Artenvielfalt zu fördern. Das gemeinsame Projekt unterstützt die Umsetzung des Bayerischen Streuobstpaktes
sowie die Naturschutzziele, die sich die Bayerische Staatsregierung mit Annahme des Volksbegehrens Artenvielfalt - „Rettet die Bienen!“
gesetzt hat.
Bis Ende 2028 sollen im „Aktionsbündnis Streuobst“ bayernweit 160 Hektar der verbandseigenen Streuobstwiesen von LBV und BN
naturschutzfachlich aufgewertet sowie neue Bäume auf rund 60 Hektar Flächen angepflanzt werden. Bayernweite Öffentlichkeitsarbeit und
Wissensvermittlung ergänzen die Aktivitäten. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
über die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR) und kofinanziert von der Europäischen Union. Zum Projektstart sagt
der Bayerische
Umweltminister Thorsten Glauber: „Unsere Streuobstwiesen sind wertvolle Natur- und Kulturschätze. Streuobstwiesen bereichern das
Landschaftsbild unserer Heimat. Bayern bleibt Streuobstland. Dafür brauchen wir starke Partner. Das Aktionsbündnis Streuobst mobilisiert
hunderttausende Mitglieder in Orts- und Kreisgruppen für den Erhalt und die Entwicklung der bayerischen Streuobstbestände. Das Bayerische
Umweltministerium unterstützt die Begeisterung für unsere Streuobstwiesen langfristig und zeigt damit, wie kooperativer Naturschutz in der
Fläche funktioniert.“
Streuobstwiesen liefern nicht nur Obst, sondern sind Erholungsräume für Menschen sowie Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
„Unsere Aufgabe im Bayerischen Streuobstpakt ist es, artenreiche Streuobstwiesen zu schaffen und Tieren Rückzugsorte, Nistmöglichkeiten und
Nahrung zu bieten. Bereits diesen Herbst pflanzen wir 180 Bäume und wollen diese Zahl in den nächsten Jahren auf jährlich 1.000 steigern“,
erklärt LBV-Vorsitzender
Dr. Norbert Schäffer. Um die Artenvielfalt bereits bei jungen Streuobstwiesen zu fördern, können Nistkästen – etwa für den
Gartenrotschwanz – aufgehängt werden. So finden in Bayern gefährdete Vogelarten ein neues Zuhause.
„Streuobstschutz ist eine große generationenübergreifende Gemeinschaftsaufgabe und verbindet Artenreichtum mit traditioneller Nutzung.
Dieses Gemeinschaftsprojekt ist eine Wertschätzung für den jahrzehntelangen Einsatz des BUND Naturschutz für diese Paradiese der
Artenvielfalt und hebt ihn auf eine neue Stufe“, sagt BN-Vorsitzender
Richard Mergner. Damit Streuobstbäume ein hohes Alter erreichen und wertvolle Biotopstrukturen wie Baumhöhlen entwickeln, benötigen
sie einen stabilen Kronenaufbau, der durch fachgerechten Schnitt gefördert wird. Nur durch regelmäßige Pflege können Obstbäume gute Erträge
erzielen. Noch in diesem Winter werden über das Projekt 380 Bäume gepflegt.
„Für zukunftsfähige Streuobstbestände mit langlebigen Bäumen braucht es spezielles Fachwissen. Der DVL übernimmt daher in diesem
Gemeinschaftsprojekt die Wissensvermittlung und Qualifizierung. In offenen Online-Schulungen und mit Praxisanleitungen unterstützen wir die
beteiligten Naturschutzverbände und stärken die Kompetenzen Interessierter, beispielsweise zur Mistelbekämpfung oder zum Erhalt von
Kleinstlebensräumen im Altbaum. Dabei fließt die jahrzehntelange Praxiserfahrung der Landschaftspflegeverbände ein“,
unterstreicht Beate
Krettinger, Landeskoordinatorin der Bayerischen Landschaftspflegeverbände. Zudem sollen außergewöhnliche Streuobst-Aktivitäten in
einer Online-Ideenbörse gebündelt werden, um weitere Streuobst-Enthusiasten zu inspirieren.
Großes Bündnis für Bayerns Streuobstwiesen startet in die Umsetzung
Aktionsbündnis Streuobst von LBV, BN und DVL: Bäume pflanzen, Artenvielfalt fördern und Wissen vermitteln
Mistelgau/Hilpoltstein, 04.11.2024 – Streuobstwiesen sind mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten ein Hotspot der Artenvielfalt und prägen
seit jeher die bayerische Kulturlandschaft. Doch ihr Bestand ist in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Aus diesem Grund
haben sich LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), BN (Bund Naturschutz in Bayern) und DVL (Deutscher Verband für Landschaftspflege)
zum Aktionsbündnis Streuobst zusammengeschlossen. In Anwesenheit des Bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber stellten die drei
Verbände heute auf einer Streuobstwiese der BN-Ortsgruppe Hummelgau in Mistelgau (Landkreis Bayreuth) verschiedene Maßnahmen vor, um diesen
Lebensraum zu erhalten und die Artenvielfalt zu fördern. Das gemeinsame Projekt unterstützt die Umsetzung des Bayerischen Streuobstpaktes
sowie die Naturschutzziele, die sich die Bayerische Staatsregierung mit Annahme des Volksbegehrens Artenvielfalt - „Rettet die Bienen!“
gesetzt hat.
Bis Ende 2028 sollen im „Aktionsbündnis Streuobst“ bayernweit 160 Hektar der verbandseigenen Streuobstwiesen von LBV und BN
naturschutzfachlich aufgewertet sowie neue Bäume auf rund 60 Hektar Flächen angepflanzt werden. Bayernweite Öffentlichkeitsarbeit und
Wissensvermittlung ergänzen die Aktivitäten. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
über die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR) und kofinanziert von der Europäischen Union. Zum Projektstart sagt
der Bayerische
Umweltminister Thorsten Glauber: „Unsere Streuobstwiesen sind wertvolle Natur- und Kulturschätze. Streuobstwiesen bereichern das
Landschaftsbild unserer Heimat. Bayern bleibt Streuobstland. Dafür brauchen wir starke Partner. Das Aktionsbündnis Streuobst mobilisiert
hunderttausende Mitglieder in Orts- und Kreisgruppen für den Erhalt und die Entwicklung der bayerischen Streuobstbestände. Das Bayerische
Umweltministerium unterstützt die Begeisterung für unsere Streuobstwiesen langfristig und zeigt damit, wie kooperativer Naturschutz in der
Fläche funktioniert.“
Streuobstwiesen liefern nicht nur Obst, sondern sind Erholungsräume für Menschen sowie Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
„Unsere Aufgabe im Bayerischen Streuobstpakt ist es, artenreiche Streuobstwiesen zu schaffen und Tieren Rückzugsorte, Nistmöglichkeiten und
Nahrung zu bieten. Bereits diesen Herbst pflanzen wir 180 Bäume und wollen diese Zahl in den nächsten Jahren auf jährlich 1.000 steigern“,
erklärt LBV-Vorsitzender
Dr. Norbert Schäffer. Um die Artenvielfalt bereits bei jungen Streuobstwiesen zu fördern, können Nistkästen – etwa für den
Gartenrotschwanz – aufgehängt werden. So finden in Bayern gefährdete Vogelarten ein neues Zuhause.
„Streuobstschutz ist eine große generationenübergreifende Gemeinschaftsaufgabe und verbindet Artenreichtum mit traditioneller Nutzung.
Dieses Gemeinschaftsprojekt ist eine Wertschätzung für den jahrzehntelangen Einsatz des BUND Naturschutz für diese Paradiese der
Artenvielfalt und hebt ihn auf eine neue Stufe“, sagt BN-Vorsitzender
Richard Mergner. Damit Streuobstbäume ein hohes Alter erreichen und wertvolle Biotopstrukturen wie Baumhöhlen entwickeln, benötigen
sie einen stabilen Kronenaufbau, der durch fachgerechten Schnitt gefördert wird. Nur durch regelmäßige Pflege können Obstbäume gute Erträge
erzielen. Noch in diesem Winter werden über das Projekt 380 Bäume gepflegt.
„Für zukunftsfähige Streuobstbestände mit langlebigen Bäumen braucht es spezielles Fachwissen. Der DVL übernimmt daher in diesem
Gemeinschaftsprojekt die Wissensvermittlung und Qualifizierung. In offenen Online-Schulungen und mit Praxisanleitungen unterstützen wir die
beteiligten Naturschutzverbände und stärken die Kompetenzen Interessierter, beispielsweise zur Mistelbekämpfung oder zum Erhalt von
Kleinstlebensräumen im Altbaum. Dabei fließt die jahrzehntelange Praxiserfahrung der Landschaftspflegeverbände ein“,
unterstreicht Beate
Krettinger, Landeskoordinatorin der Bayerischen Landschaftspflegeverbände. Zudem sollen außergewöhnliche Streuobst-Aktivitäten in
einer Online-Ideenbörse gebündelt werden, um weitere Streuobst-Enthusiasten zu inspirieren.
Von den Seen in die Berge: Ein finnischer Bartgeier für Berchtesgaden
LBV und Nationalpark Berchtesgaden wildern Ende Mai zum vierten Mal zwei junge Bartgeier aus – Vögel
stammen aus Österreich und Finnland
Hilpoltstein/Berchtesgaden, 07.05.2024 – Dichte
Wälder, tausende Seen und heiße Saunen: Das glücklichste Land der Welt hat viel zu bieten. Aus Finnland
kommt in diesem Jahr auch gefiederter Zuwachs für Deutschlands Bartgeierprojekt. Auch 2024 wildern der
bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und der Nationalpark
Berchtesgaden wieder zwei junge Bartgeier in Bayern aus. „Erstmals stammt einer unserer kleinen Bartgeier
aus dem Zoo von Helsinki. Die Verstärkung aus Finnland für die alpine Geierpopulation zeigt, wie groß der
Aufwand und wie beeindruckend die Vernetzung im europäischen Bartgeier-Zuchtnetzwerk der Vulture
Conservation Foundation ist“, sagt der LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider. Der zweite
Bartgeier stammt aus dem Richard-Faust-Zentrum im österreichischen Haringsee, in dem auch schon der 2023
ausgewilderte „Nepomuk“ geschlüpft ist. Ende Mai wird das gemeinsame Projekt-Team die beiden Jungvögel in
die bewährte Felsnische im Nationalpark Berchtesgaden setzen.
Das Küken des nördlichsten Bartgeierzuchtpaars Europas ist am 2. März zur Welt gekommen. „Wir kennen das
Schlupfgewicht und das Geschlecht des Kükens bisher noch nicht. Da es in Helsinki meist sehr kalt ist,
wollten die dortigen Experten den Jungvogel nicht aus dem warmen Nest der Eltern nehmen, um ihn zu
untersuchen und eine Blutprobe zur Geschlechtsbestimmung zu entnehmen“, berichtet Nationalpark-Projektleiter
Ulrich Brendel. Der kleine Partakorppikotka,
wie die finnische Bezeichnung für Bartgeier lautet, wird erst im Alter von etwa 90 Tagen genau in
Augenschein genommen. Dann wird er für den Transport nach Berchtesgaden aus der elterlichen Voliere geholt
und per Frachtflug von Helsinki nach Wien gebracht. Seine älteren Geschwister aus den Vorjahren wurden in
Andalusien und auf Korsika ausgewildert.
Das am 3. März im Richard-Faust-Zentrum in Haringsee, der ältesten Bartgeierzuchtstation der Welt,
geschlüpfte Küken, ist mit beeindruckenden 178 Gramm bisher der schwerste Jungvogel im bayerischen
Wiederansiedlungsprojekt. „Eine frisch geschlüpfte Amsel wiegt gerade einmal sechs Gramm. Dieser Vergleich
macht die gewaltigen Dimensionen eines Bartgeiers – sogar schon als Küken – deutlich“,
staunt Toni
Wegscheider. Der österreichische Junggeier wird nicht von seinen leiblichen Eltern, sondern von
einem Ammenpaar aufgezogen. Seine biologischen Eltern kümmern sich schon um ein weiteres, zuvor
geschlüpftes Bartgeierküken. Da Geschwisterküken bei Bartgeiern von Natur aus sehr aggressiv gegeneinander
sind und immer nur das Stärkere überlebt, wurde das zweite Küken einem Paar ohne eigenen Nachwuchs
untergeschoben. „Diese Adoptionen sind im Erhaltungszuchtprogramm üblich und sehr erfolgreich. Für dieses
Ammenpaar ist es allerdings das erste Küken, entsprechend aufgeregt sind sowohl die Zieheltern als auch das
Pflegepersonal vor Ort“, erklärt Ulrich
Brendel. Bisher verläuft die Aufzucht reibungslos, sodass erwartet wird, dass der Jungvogel
erfolgreich aufwächst.
Ende Mai werden die beiden neuen jungen Bartgeier in derselben Felsnische im Nationalpark Berchtesgaden
ausgewildert, in der bereits in den vergangenen Jahren ihre Artgenossen in die Wildnis der Ostalpen
entlassen wurden. „Ab dem Sommer werden sie selbständig das Fliegen lernen und die Weiten der Alpen
erobern, um dort in einigen Jahren hoffentlich zu brüten. So soll die zentraleuropäische, alpine Population
dieser stark gefährdeten Vogelart gestärkt werden“, so Toni
Wegscheider.
Neuer Rekord in Europa: 44 Bartgeier-Küken geschlüpft
Die ersten vier Bartgeier im Gemeinschaftsprojekt von LBV und Nationalpark Berchtesgaden stammten aus
Spanien. Im Vorjahr kamen „Sisi“ und „Nepomuk“ in Österreich zur Welt. Mehr als 40 Zoos und spezialisierte
Zuchtstationen haben sich der Nachzucht des früher in Europa weitestgehend ausgerotteten Bartgeiers
verschrieben. Im Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wurden dieses Jahr 44 Küken ausgebrütet, ein
neuer Rekord. Von diesen sind 25 für zehn verschiedene Auswilderungsplätze etwa in Spanien, Frankreich, der
Schweiz und Berchtesgaden eingeplant. Die restlichen Vögel verbleiben zur weiteren Nachzucht im EEP.
Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus
barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der
Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen
eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den
1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert.
Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk
wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in
den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die
natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV
(Landesbund für Vogelschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden initiiertes und betreutes Projekt zur
Auswilderung von jungen Bartgeiern
im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten
Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal
junge Bartgeier ausgewildert
– im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl
von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt
unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.
Pressestatement des LBV-Vorsitzenden Dr. Norbert Schäffer zum Pressetermin „Tag der
Streuobstwiese“ mit Ministerpräsident Dr. Söder und den Staatsministern Kaniber und Glauber
LBV:
Bayerns Streuobstwiesen stark machen gegen die Folgen der Klimakrise
LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer:
„Mit dem Bayerischen Streuobstpakt haben wir seit Oktober 2021 beeindruckende Fortschritte erzielt. Die Fördersätze für Pflanzung und Pflege von Streuobstbäumen wurden deutlich verbessert, die
bayerischen Baumschulen produzieren mehr Hochstamm-Obstbäume und es werden mehr Ausbildungsplätze für Streuobst-Baumpfleger geschaffen. Bayernweit sind 27 Streuobstmanagerinnen und -manager im
Einsatz, die vor Ort Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema Streuobst sind. Der aktuelle Wetterumschwung zeigt jedoch eines der größten Probleme für die heimischen Streuobstwiesen. Spätfröste
und trockene Sommer werden in der Klimakrise immer häufiger und bedrohen diesen wertvollen Lebensraum. Ebenfalls durch den Klimawandel bedingt, breitet sich die Mistel innerhalb Bayerns immer
weiter Richtung Süden aus. Dadurch sterben geschwächte Bäumen ab. Der Bayerische Streuobstpakt muss für diese Probleme Lösungen finden.“
Presseinformation 111-24
Artensterben reicht bis in den Vorgarten: Igel auf der internationalen Roten Liste
Bestände
gehen laut IUCN auch in Bayern zurück – LBV gibt Tipps für den eigenen Garten und bittet um Meldungen
Hilpoltstein, 29.10.2024 – Erstmals gilt der westeuropäische Igel laut der internationalen Roten Liste als "potenziell gefährdet". Das geht
aus der neusten Version der Schutzliste hervor, welche die Weltnaturschutzunion IUCN gestern veröffentlicht hat. Laut Angaben der
Organisation sind die Bestände in mehr als der Hälfte der Länder, in denen er lebt, zurückgegangenen – darunter auch Deutschland und
insbesondere Bayern. "Die Einstufung des westeuropäischen Igels als potenziell gefährdet zeigt, dass der Rückgang der Arten nicht nur
tropische Wälder und Korallenriffe betrifft, sondern auch unsere heimischen Gärten. Jeder kann einen Beitrag leisten, um den Igel und die
Biodiversität vor unserer Haustür zu schützen", erklärt Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des bayerischen Naturschutzverbands LBV
(Landesbund für Vogel- und Naturschutz). Verschiedene Faktoren wie das Insektensterben, die Versiegelung von Grünflächen, das Sprühen von
Gift oder der Einsatz von Mährobotern in der Dämmerung machen dem Igel bei uns zu schaffen. Auch die Klimakrise mit extremen Bedingungen
wie anhaltender Trockenheit und starkem Regen gefährden die Art. Der LBV setzt sich im Rahmen des Projekts "Igel in Bayern" bereits seit
zehn Jahren für den Schutz der kleinen Säugetiere ein und gibt Tipps, um dem Igel zu helfen.
Versteckmöglichkeiten bieten
Laub- und Reisighaufen, große Steine oder dichte Büsche sind bei den stacheligen Gartenbewohnern beliebte Unterschlupfe. Außerdem sind
diese für viele andere Tiere hilfreich. Auch ein Quartier aus Steinen oder Ästen sowie ein selbstgebautes oder gekauftes Igelhaus dient als
nützlicher Unterschlupf. Auf große Aufräumaktionen sollten Gartenbesitzende ab jetzt verzichten, damit die Igel nicht unnötig gestört
werden, erwachen und umherirren.
Vorsicht mit Werkzeugen und Mährobotern
Noch bis in den November bereiten sich Igel auf den Winterschlaf vor. Abends und nachts sind sie in Gärten auf Nahrungssuche. Der LBV rät
daher dringlich, Mähroboter nicht nach Einbruch der Dämmerung arbeiten zu lassen. Bei einer Begegnung mit dem Mähroboter ziehen sich Igel
oft tödliche Verletzungen zu. Der LBV setzt sich deshalb auch für ein Nachtfahrverbot von Mährobotern ein. In der aktuellen Überarbeitung
des Bundestierschutzgesetzes, die bis Ende Oktober abgeschlossen sein soll, ist ein nächtliches Fahrverbot für Mähroboter vorgesehen. Der
LBV sieht jedoch Verbesserungsbedarf, da die vorgeschlagene Regelung ein potenzielles Schlupfloch für den nächtlichen Einsatz der Geräte
lassen könnte.
Auf Gift im Garten verzichten
Chemische Dünger, Insektizide, Pestizide und Schneckenkorn sind im igelfreundlichen Garten tabu. Käfer, deren Larven und Schnecken sind
wichtige Nahrungsquellen für den Igel. Somit kann er vermeintliche Schädlinge auf natürliche Weise in Schach halten. Der Einsatz von
Giften, egal ob chemisch oder biologisch, ist ein beträchtlicher Eingriff ins empfindliche Ökosystem, das sich in einem naturnahen Garten
größtenteils selbst reguliert.
Igelfreundlich pflanzen
Ein igelfreundlicher Garten ist reich an Strukturen wie Blumenwiesen, Hecken und Stauden. Ideal ist auch eine kleine wilde Ecke im Garten,
in der die Natur wachsen darf und zum Beispiel ein Dickicht bilden kann. Dort findet der Igel Nahrung, Versteckmöglichkeiten und
Nistmaterial.
Dem Igel Eintritt gewähren
Der beste Naturgarten nützt den Igeln und anderen Tieren nichts, wenn sie ihn nicht betreten können. Abhilfe schafft bereits ein etwa zehn
mal zehn Zentimeter großer Durchgang in Bodennähe. So kann der Igel ohne Probleme den Garten betreten und wieder verlassen. Sein Revier, in
dem er genug Nahrung findet, erstreckt sich nämlich oft über mehrere Gärten.
Igel für die Wissenschaft melden
Nur eine langjährige Datensammlung kann zeigen, wie Igel in unserer modernen Landschaft mit all ihren Veränderungen zurechtkommen. Der LBV
ruft deshalb bereits seit zehn Jahren alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihre Igel-Beobachtungen zu melden. Jeder lebendige oder tote
Igel kann online gemeldet werden unter www.igel-in-bayern.de. Seit
diesem Jahr fließen die Daten auch in ein bundesweites Meldeprojekt ein in dessen Rahmen der LBV mit der Deutschen Wildtierstiftung,
NABU|naturgucker und weiteren Partnern zusammenarbeitet.
Presseinformation 110-24
Glas als tödliche Falle: Wie wir Vögel auf ihrem Zug retten können
Erhöhtes
Risiko von Kollisionen an Glasscheiben während des Vogelzugs - LBV ruft zu Schutzmaßnahmen auf
Hilpoltstein, 28.10.2024 – Jeden Herbst ziehen Millionen Vögel über Bayern auf ihrem Weg in die wärmeren Überwinterungsgebiete in
Frankreich, Spanien und Afrika. Doch für viele Vögel endet diese Reise oft tragisch: Sie fliegen gegen Glasscheiben und sterben. „Von
September bis Oktober steigt die Zahl der Vögel, die an Glasscheiben verunglücken, erheblich an. Während des Vogelzugs sind mehr Arten
unterwegs und legen längere Strecken zurück“, erklärt LBV-Biologe Dr. Peter Stimmler. Im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen
– Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ appelliert der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) an
Gebäudebesitzer, ihre Glasflächen mit dezenten, aber wirksamen Musterfolien zu versehen, um den Vögeln eine bessere Orientierung zu
ermöglichen und Kollisionen zu verhindern.
Jährlich sterben über 100 Millionen Vögel in Deutschland durch Kollisionen mit Glasscheiben. Nicht immer erliegen sie sofort der Wucht des
Aufpralls, sondern verenden später an inneren Verletzungen. Das Risiko von Vogelschlag an Glas nimmt zu, je mehr Vögel unterwegs sind.
„Regelmäßig finden sich unter den Kollisionsopfern auch seltene Vögel wie Waldschnepfe, Wiedehopf oder Wendehals, die auf ihrer Reise in
den Süden durch Bayerns Städte fliegen“, sagt Dr. Peter Stimmler.
„Unsere systematischen Zählungen in Regensburg zeigen, dass die Hälfte der Kollisionen im Herbst stattfinden“, berichtet der LBV-Biologe.
An einem verglasten Durchgang der Universität Regensburg dokumentierte der LBV im vergangenen Jahr zwölf Vögel, die zwischen September und
November an den Glasscheiben ums Leben kamen. Dank einer Schutzmaßnahme konnte diese Gefahr mittlerweile entschärft werden. „Das Staatliche
Bauamt Regensburg rüstete im April 2024 über 400 Quadratmeter Glas mit Schutzfolie nach. Seitdem ist der Vogelschlag um 90 Prozent
zurückgegangen. Leider verenden an anderen Gebäuden auf dem Campus weiter Vögel, da hier noch keine Schutzmaßnahmen angeordnet wurden“, so
Dr. Peter Stimmler. Großflächige Musterfolien mit dezenten Linien und kleinen Punkten machen die Glasscheiben für die Vögel sichtbar und
sind die effektivste Maßnahme gegen Vogelschlag.
Naturschutz wirkt: Mit Punkten am Glas Vögel retten
Im Herbstzug verunglücken die aus dem Osten kommenden Vögel vor allem an der Ostseite der Gebäude. Auf dem Rückzug im Frühjahr sind es
dagegen vermehrt die Westseiten, die zur Gefahr werden. Wer seine Glasscheiben vogelfreundlich sichern möchte, sollte jetzt schnell
handeln. Sobald die Temperaturen unter 10°C sinken, lässt sich die Folie nicht mehr anbringen. Eine weitere Lösung gegen Vogelschlag im
Herbst ist das Ausschalten von Lichtquellen im und am Gebäude. „Vor allem die nachts ziehenden Zugvögel werden von künstlicher Beleuchtung
in unseren Städten in ihrer Orientierung verwirrt – ähnlich wie Insekten werden sie vom hellen Licht angezogen“, erklärt Dr. Peter
Stimmler.
Unsichtbares sichtbar machen
Im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ bietet der LBV Bürgerinnen und Bürger Beratung
zu den Ursachen von Vogelschlag und wirksamen Schutzmaßnahmen an. Ziel der Naturschützerinnen und Naturschützer ist es, gefährliche
Glasfassaden in Bayern zu erfassen – dafür setzen sie auf die Mithilfe der Bevölkerung. Wer Vogelschlag an einem Bürogebäude, Bushäuschen
oder Wintergarten beobachtet, kann dies online unter www.lbv.de/vogelschlag-melden dem
LBV melden. Anhand dieser Daten will der LBV gezielte Schutzmaßnahmen an risikoreichen Gebäuden in Bayern fördern.
Weitere Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/vogelschlag.
Das Thema Vogeltod an Glasscheiben erhält auch international zunehmend Aufmerksamkeit. In diesem Jahr wurden Naturfotografinnen und
Naturfotografen, die das Problem des Vogelschlags ihren Aufnahmen sichtbar machten, bei renommierten Wettbewerben wie unter anderem
dem Bird
Photographer of the Year ausgezeichnet.
Presseinformation 109-24
Herbstspektakel: Tausende Kraniche überqueren Bayern auf neuer Zugroute
Die laut
trompetenden Zugvögel zogen am Wochenende in Rekordzahlen entlang des Alpenrands
Hilpoltstein, 22.10.2024 – Deutschland- und europaweit ist der Zug der Kraniche in vollem Gange. An vielen Orten in Bayern wurden am
Wochenende große Trupps, teilweise mit mehreren tausend Individuen der ruffreudigen Zugvögel, beobachtet beziehungsweise gehört. So
beispielsweise in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Mühldorf und Pfaffenhofen. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für
Vogel- und Naturschutz) erwartet bis Mitte November weitere ziehende Kraniche am Himmel. „Heuer erleben wir ein außergewöhnliches
Herbstschauspiel über Bayern – so viele Kraniche wie nie in jüngster Zeit scheinen die erst seit rund 15 Jahren wieder etablierte Zugroute
entlang des Alpennordrandes zu nutzen“, erklärt Dr. Miriam Hansbauer, LBV-Aktive und Sprecherin des Fachvorstands der Arbeitsgemeinschaft
Kranichschutz Deutschland. Wer in den Genuss dieses Spektakels kommen will, dem empfehlen die Naturschützer*innen: Kopf hoch und Ohren auf.
Die Großvögel ziehen mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 70 Kilometern pro Stunde und sind aufgrund ihrer V-förmigen Formation und der
trompetenartigen Rufen leicht zu erkennen.
Hundertausende Kraniche machen sich derzeit auf den Weg in ihre Winterquartiere in Südwesteuropa und Nordafrika. Dabei überfliegen viele
von ihnen seit wenigen Jahren auch Bayern. „Vor allem entlang der großen Flüsse, wie Isar oder Lech, stehen die Chancen für
Kranichbeobachtungen in den nächsten Wochen gut“, erklärt die Expertin. Diese noch junge südliche Alpenzugroute entlang der Donau nutzen
osteuropäische Kraniche, die vom größten europäischen Rastplatz im Nationalpark Hortobágy in Ungarn kommen. Heuer scheint die Strecke
besonders stark frequentiert zu sein. So berichteten LBV-Aktive aus dem Landkreis Mühldorf beispielsweise von etwa 10.000 Vögeln, die das
Thalhamer Moos überquerten. Auch im Landkreis Pfaffenhofen beobachteten Ehrenamtliche rund 2.500 Kraniche.
„Die Kraniche, die derzeit über Südbayern zu beobachten sind, kommen über den baltisch-ungarischen Zugweg von Ungarn über Österreich,
queren Südbayern in west-südwestlicher Richtung und fliegen weiter entlang der Alpen, um schließlich in der Camargue im Süden Frankreichs
zu rasten“, weiß Miriam Hansbauer. Warum sich diese neue Zugroute so etabliert hat, ist nicht eindeutig zu erklären und hängt mit vielen
Faktoren zusammen. Kraniche haben keine genetisch fixierten Zugwege. Erfahrene Altvögel können Informationen über Zugrouten weitergeben und
somit andere Kraniche dazu veranlassen, mit ihnen auf neuen Wegen zu ziehen. Wahrscheinlich haben die allgemeine Ausdehnung des Brutareals
sowie der Klimawandel mit zu den neuen Zugrouten beigetragen.
Ebenso lassen sich auch in Nordbayern Kraniche entdecken. So erreichten den LBV auch Meldungen kleinerer Trupps über Mittel- und
Unterfranken. „Über Thüringen gelangen manche Abzweiger nach Franken und ziehen dann weiter Richtung Baden-Württemberg“, so die
Kranichexpertin. Traditionell verlaufen die Hauptzugrouten eigentlich quer durch Mitteldeutschland. Bei entsprechender Wetterlage driften
aber immer wieder Kranichtrupps nach Süden in das nördliche Bayern ab.
Kraniche orientieren sich bei ihrem Zug an Landmarken wie Flüssen und Berggipfeln. Sie ziehen bevorzugt bei Hochdruckwetter, da sie dann
von günstigen Winden mitgetragen werden und dadurch Kraft sparen. Die kräftigen und erfahrenen Tiere fliegen an der Spitze, gefolgt von
Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei guten Flugbedingungen können die bis 1,30 Meter großen Tiere ohne Halt bis nach
Südeuropa fliegen. „Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass dabei zwischen Mitte Oktober und Mitte November die meisten Kraniche
durch Bayern ziehen. Am vergangenen Wochenende waren die Wetterbedingungen besonders günstig für die Vögel“, sagt die Ornithologin.
Dass es wieder Kraniche über Bayern zu sehen gibt, ist jahrzehntelangen Schutzbemühungen zu verdanken, durch die sich die Bestände in ganz
Europa erholt haben. So ist der in vielen Ländern als „Glücksvogel“ verehrte Vogel heute auch in Bayern wieder mit gut 50 Revierpaaren
vertreten, die meisten davon in der Oberpfalz. Um den Kranich auch langfristig zu unterstützen, ist der Schutz von Feuchtgebieten
essenziell.
Über den LBV
1909 gegründet ist der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. - der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell
117.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie
Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.
Presseinformation 106-24
Bayern im Schmetterlingsfieber: Tausende Meldungen bei LBV-Aktion „Falter im Fokus“
Taubenschwänzchen,
Admiral und Schwalbenschwanz erholen sich von feuchtem Frühsommer
Hilpoltstein, 16.10.2024 – Im März dieses Jahres startete der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz)
sein neues Mitmachprojekt „Falter im Fokus“. In drei verschiedenen Monaten stand jeweils ein heimischer Schmetterling im Mittelpunkt der
Aktion. Im März bat der LBV besonders um Meldungen des Admirals, im Juli sollten die Bürgerinnen und Bürger auf den Schwalbenschwanz achten
und im September auf das auffällige Taubenschwänzchen. Mehr als 3.200 Menschen beteiligten sich an der Aktion und meldeten über 8.600
Falter. „Dank der großen Beteiligung konnten wir wichtige Daten zur Ausbreitung der drei Falterarten in Bayern sammeln – gerade auch im
Hinblick auf den Klimawandel“, erklärt die LBV-Schmetterlingsexpertin Elisa Treffehn. „Die Ergebnisse zeigen uns unter anderem, dass sich
die drei Arten von den schlechten Witterungsbedingungen im Frühjahr erholen konnten.“Im
März, dem Fokusmonat des Admirals, wurden über 120 Individuen der Art gemeldet. „Die erste Meldeperiode war ein gelungener Auftakt für
unsere Aktion. Sie zeigt, dass viele Admirale die milder werdenden Winter erfolgreich in Bayern verbringen“, sagt Elisa Treffehn.
Traditionell ist der Admiral ein Wanderfalter, der die kalten Monate in wärmeren Gefilden verbringt. Von dort kehren die Falter ab April
nach Bayern zurück. Wer den Edelfalter bereits im März sichtete, hatte es wahrscheinlich mit einem überwinternden Exemplar zu
tun.
Auch außerhalb des Monats März erreichten den LBV zahlreiche Meldungen von Admiralen. Über das Jahr gingen so insgesamt Meldungen von über
2.300 Individuen ein. „Im September wurden teilweise bis zu 50 oder 60 Admirale gleichzeitig beobachtet. Die Falter sammeln sich im Herbst
an den wenigen verbleibenden Nahrungsquellen, zum Beispiel auf Streuobstwiesen oder in naturnahen Gärten, da sie für ihre Wanderung
durchgehend Energie zu sich nehmen müssen“, so die LBV-Schmetterlingsexpertin. "Ein Teil von ihnen wird auch dieses Jahr versuchen in
Bayern zu überwintern.”
Schwalbenschwanz vor allen Dingen in Alpen und Alpenvorland
Insgesamt gingen im Fokusmonat Juli über 245 Meldungen des Schwalbenschwanzes ein. Auch er wurde außerdem im September zahlreich gemeldet.
Insgesamt registrierte der LBV so seit Projektbeginn 770 gemeldete Individuen. Auffällig dabei: Die Sichtungen häuften sich in den Alpen
und im Alpenvorland. „Auf den artenreichen Almen und in den wenig genutzten Naturräumen mit mageren Böden finden sie noch mehr Lebensraum
als in anderen Regionen, wo es aufgrund von Überdüngung häufig an einem vielfältigen Blütenangebot fehlt “, erklärt Elisa Treffehn.
Taubenschwänzchen
am häufigsten gemeldet
Die meisten Meldungen gingen mit über 5.500 Individuen vom Taubenschwänzchen ein, das aufgrund seines schnellen schwirrenden Flugs oft für
einen Kolibri gehalten wird. Allein am 1. September wurden über 500 Exemplare gemeldet. „Im Laufe des Monats nahm die Zahl der gemeldeten
Individuen kontinuierlich ab. Das könnte ein Hinweis auf den Wegzug des Taubenschwänzchens sein, das ebenfalls ein Wanderfalter ist“, sagt
die Schmetterlingsexpertin. Um genaue Aussagen über den Falter und mögliche Verhaltensänderungen durch die Klimakrise treffen zu können,
müssen in den kommenden Jahren weitere Daten gesammelt werden.
Fokusarten konnten sich vom feuchten Frühjahr erholen
Die zahlreichen Beobachtungen im September deuten darauf hin, dass sich Admiral, Schwalbenschwanz und Taubenschwänzchen von den schlechten
Witterungsbedingungen der ersten Jahreshälfte erholt haben. „Dennoch haben die starken Regenfälle und kalten Temperaturen im Mai und Juni
den ohnehin schon geschwächten Populationen unserer Tagfalter zugesetzt. Selbst häufige Arten wie der Kleine Fuchs oder derHauhechel-Bläuling konnten
dieses Jahr viel seltener beobachtet werden“, sagt Elisa Treffehn. Neben solchen extremen Wetterbedingungen leiden Schmetterlinge vor allem
unter dem Verlust von Lebensräumen und dem übermäßigen Eintrag von Stickstoff aus der Landwirtschaft und dem Straßenverkehr.
Falterfreundliche Gartengestaltung: Auf Schmetterlingsflieder verzichten
Jetzt im Herbst helfen Gartenbesitzende den Schmetterlingen, indem sie Laubhaufen und Totholz liegen und verblühte Stauden stehen lassen.
Außerdem ist es wichtig auf heimische Blühpflanzen wie Wilde Karde, Gewöhnlichen Hornklee oder Wiesen-Witwenblume zu setzen. „Viele
Teilnehmende gaben an, dass sie die gemeldeten Falter an Schmetterlingsflieder beobachteten. Der stark duftende Strauch lockt die Tiere
zwar an, wir raten aber davon ab, ihn zu pflanzen“, sagt die LBV-Biologin. Der Schmetterlingsflieder ist eine invasive Art, die
ursprünglich aus China stammt und wichtige heimische Arten verdrängen kann. Für die Falter ist der Sommerflieder nur auf den ersten Blick
nützlich: Er bietet zwar viel Nektar, kann aber keine Raupen ernähren, was essenziell ist, um den Rückgang der Schmetterlinge zu
stoppen.
Wer Schmetterlinge sichtet kann diese bis Ende des Jahres auch außerhalb der Fokusmonate noch melden unter www.lbv.de/falter-im-fokus
Zum Projekt
Der LBV wertet die im Projekt gesammelten Daten aus und veröffentlicht sie zeitnah. Wer möchte kann seine Sichtungen aller heimischen
Falter auch außerhalb der Zählzeiträume über das Online-Formular unter www.lbv.de/falter-im-fokus an den LBV
übermitteln. Alle Schmetterlingsdaten werden anschließen an „Schmetterlinge in Bayern“ der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen e.V.
(ABE) weitergeleitet, um sie bestehenden Daten zuzuführen und eine weitere Verwendung zu gewährleisten. Mehr Infos unter www.schmetterlingebayern.de .
Presseinformation 104-24
Gärtnern im Herbst: Warum Rechen und Säge jetzt ruhen sollten
Mit
einfachen Schritten die Artenvielfalt fördern – Laubhaufen, Totholz und Hecken mit Beeren helfen Vögeln, Insekten und Co.
Hilpoltstein, 15.10.2024 – Mit den ersten bunten Blättern ist die ideale Zeit gekommen, um den Garten winterfest zu machen. Dabei können
Gartenbesitzende einiges für die Artenvielfalt tun: eine wilde Ecke, einen Totholzstapel oder einen Laubhaufen anlegen und abgestorbene
Pflanzen einfach liegen lassen. Das alles bietet Vögeln, Insekten und Säugetieren Nahrung sowie Schutz vor Frost. „Ein naturnaher Garten
mit vielen Strukturen nützt nichts, wenn er im Herbst komplett aufgeräumt wird. Rechen, Säge und Spaten auch mal liegen zu lassen, ist ein
wertvoller Beitrag für den Naturschutz vor der eigenen Haustür“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „Ein vielfältiger Garten hilft
nicht nur Vögeln und andere Tieren. Das bunte Treiben zu beobachten, tut auch uns Menschen gut – gerade jetzt, wenn die Tage wieder kürzer
und grauer werden.“ Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt deshalb Tipps, um im Herbst etwas
für die Artenvielfalt im Garten zu tun.
1. Laub liegen
lassen
Das farbenfroh herabregnende Laub gehört in den Garten und nicht in den Abfallsack. Verteilt im Hochbeet oder als Frostschutz unter der
Hecke nutzt es vielen Gartenbewohnern. „Igel brauchen als Winterquartier einen großen Laubhaufen, der mit Ästen vor Wind geschützt ist,“
erklärt Angelika Nelson. Auch Amsel und Kohlmeise drehen emsig die Blätter um und suchen darunter nach Schnecken und Asseln.
2. Gartenabfälle recyceln
Wer Material von Ast- und Heckenschnitten oder andere Gartenabfälle hat, sollte diese nicht häckseln oder auf dem Wertstoffhof entsorgen.
Besser ist es, sie zu einem Totholzhaufen aufzuschichten, den Käfer gerne bewohnen. Auch der Igel fühlt sich dort während der kalten
Jahreszeit wohl.
3. Stauden erst im Frühling schneiden
Stauden treiben jedes Jahr wieder aus und erfordern nach dem Einpflanzen weniger Arbeit. Viele heimische Pflanzen, wie Mädesüß,
Blutweiderich oder Tauben-Skabiose, dienen als Nahrung für Schmetterlingsraupen, die wiederum im Frühjahr von Vögeln für die Aufzucht ihrer
Jungen dringend benötigt werden. Je nach Boden, Beschattung und Bodenfeuchte wachsen unterschiedliche Pflanzen. „Abgeblühte Stauden
schneidet man am besten erst im Frühjahr zurück, weil sich in den Stängeln von Brombeere, Sonnenblume oder Goldrute oft Insekten einnisten,
um zu überwintern“, so die LBV-Biologin.
4. Gehölze und Blumenzwiebeln pflanzen
Auch neue Gehölze können jetzt im Herbst gepflanzt werden. Besonders empfehlenswert für den Naturgarten sind Frühblüher wie Weide und
Kornelkirsche. Sie bieten Insekten im Frühjahr eine erste Nahrungsquelle. Die Insekten wiederum sind dringend benötigte Leckerbissen für
rückkehrende Zugvögel. Eine dichte, undurchdringliche Hecke aus heimischen Gehölzen ist auch ein sicherer Unterschlupf für Igel und eine
gute Nistmöglichkeit für Singvögel. Jetzt vor den ersten frostigen Nächten ist auch die ideale Zeit, um Zwiebelpflanzen zu stecken.
Frühblüher wie Schneeglöckchen, Märzenbecher und Krokusse verwandeln den Garten gleich zu Beginn des Frühlings in ein Blütenmeer und
versorgen die ersten aktiven Insekten mit Nahrung.
5. Nistkästen reinigen
Die Brutsaison der Singvögel ist nun abgeschlossen und viele sind schon in den Süden gezogen. Damit sie im nächsten Frühjahr wieder saubere
Nistmöglichkeiten in Bayern vorfinden, kann man jetzt mit einer Bürste das alte Nistmaterial mitsamt den möglicherweise eingenisteten
Parasiten aus dem Nistkasten entfernen. So bietet man auch den in Bayern gebliebenen Singvögeln einen Unterschlupf für kalte Nächte. Auch
Siebenschläfer oder Haselmaus nutzen Nistkästen gerne als sicheren Ort für ihren Winterschlaf.
Presseinformation 103-24
Der Hausrotschwanz ist Vogel des Jahres 2025
Über
23.000 Menschen aus Bayern haben bei der öffentlichen Wahl mitgemacht
Hilpoltstein, 10.10.2024 – Klein, flink und ein gern gesehener Gast in Bayerns Gärten: Der Hausrotschwanz hat es an die Spitze geschafft
und ist Vogel des Jahres 2025. Ab Januar löst er den Kiebitz als Jahresvogel ab. Bei der fünften öffentlichen Wahl des bayerischen
Naturschutzverbandes LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und seinem bundesweiten Partner NABU haben insgesamt 143.390 Menschen
mitgemacht, über 23.000 davon aus Bayern. 43.235 (30,2 Prozent) Stimmen entfielen dabei auf den Hausrotschwanz, 40.455 (28,2 Prozent) auf
die Waldohreule, 22.656 (15,8 Prozent) auf den Schwarzspecht, 20.839 (14,5 Prozent) auf den Schwarzstorch und 16.205 (11,3 Prozent) auf den
Kranich. "Als Insektenfresser ist der Hausrotschwanz vom Insektenrückgang in naturfernen Gärten und durch intensive Landwirtschaft
betroffen", erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. "Außerdem gehört er zur Gruppe der Gebäudebrüter, die es an unseren modernen
Gebäuden immer schwerer hat, Nistmöglichkeiten zu finden."
Mit dem Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) gehört die Krone der Vogelwelt und somit die naturschutzfachliche Aufmerksamkeit im kommenden
Jahr einem Vogel, den viele Menschen aus dem Siedlungsraum kennen. Er ist ein lebhafter Singvogel, der häufig in Gärten, Hinterhöfen und
Parks unterwegs ist, weil er dort gute Bedingungen zum Brüten findet. Zu erkennen ist er an seinem namensgebenden rostroten Schwanz, das
restliche Gefieder ist eher dunkel. Meist noch bevor man ihn sieht, macht der männliche Hausrotschwanz mit seinem rauen Gesang auf sich
aufmerksam. "Er ist ein echter Early Bird – schon ein bis zwei Stunden vor Sonnenaufgang ist er aktiv und lässt seine unverwechselbare
Gesangsstrophe lautstark erklingen. Damit ist er eine der ersten Stimmen im morgendlichen Vogelkonzert", weiß Angelika Nelson.
Hausrotschwänze wirken oft nervös und agil: Sie sitzen selten still, sondern flitzen umher, knicksen mit den Beinen und zittern mit dem
Schwanz. Den Winter verbringt der Hausrotschwanz traditionell in Nordafrika oder dem Nahen Osten. "Immer öfter bleiben aber einige Vögel
den Winter über im Freistaat. Als Kurzstreckenzieher nutzen sie die milderen Winter in Bayern", so die LBV-Biologin. Als Jahresvogel steht
der Hausrotschwanz für naturnahe und artenreiche Gärten, in denen er genug Insektennahrung findet. Er vertritt außerdem die Gruppe der
Gebäudebrüter, zu der auch Haussperling und Schwalben zählen. Zur Wahl angetreten war der Vogel des Jahres 2025 mit dem Slogan "Mut zur
Lücke", weil er sein Nest gerne in Maueröffnungen, auf Balken oder unter Vordächern an Gebäudestrukturen baut, die aber durch Sanierungen
immer seltener werden.
Wer etwas für den Hausrotschwanz tun möchte, sollte darauf achten, den eigenen Garten oder Balkon möglichst naturnah und strukturreich zu
gestalten. Mit einem Nistbrettchen unterm Dach oder Halbhöhlen als Nistkasten kann man ihm den Nestbau erleichtern. In offenen Mauernischen
sucht er nach Spinnen und Insekten als Nahrung. Tipps zur naturnahen Gartengestaltung unter www.lbv.de/garten.
Vom 20.
bis 30. September Tier des Jahres 2024 melden – LBV-Projekt „Igel in Bayern“ ist Teil einer deutschlandweiten Initiative
Hilpoltstein, 16.09.2024 – Noch bevor sich die Blätter rot, orange und gelb färben, bereitet sich der Igel in Bayern auf die kalte
Jahreszeit vor. Das stachelige Heckenschwein frisst sich jetzt Fettreserven an, um gut durch den Winter zu kommen. Deshalb ist im Moment
die ideale Zeit, um Igel im eigenen Garten oder im Park zu beobachten. Doch der Igel hat es nicht leicht. „Das Insektensterben, die
Versiegelung von Grünflächen, das Sprühen von Gift oder die Mähroboter in der Dämmerung machen ihm zu schaffen. Auch die Klimakrise mit
extremen Bedingungen wie anhaltender Trockenheit und starkem Regen gefährdet den Igel. Derzeit steht er sowohl in Bayern als auch
bundesweit auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Säugetiere“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Um mehr über das Tier des
Jahres 2024 zu erfahren, ruft der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gemeinsam mit der Deutschen
Wildtierstiftung, NABU|naturgucker und weiteren Partnern vom 20. bis 30. September bundesweit auf, Igel zu melden. Bayerische Bürgerinnen
und Bürger können lebende oder tote Igel online eintragen unter www.igel-in-bayern.de.
Die Chancen, das Tier des Jahres in der Dämmerung zu entdecken, stehen momentan sehr gut. „Bis Ende Oktober heißt es für die Igel: Futtern,
was das Zeug hält. Sie müssen sich Speck anfressen, um mit genügend Fettreserven in den Winterschlaf zu gehen und die lange kalte
Jahreszeit ohne Insektennahrung zu überstehen. Daher sind sie viel unterwegs“, so Angelika Nelson. Außerdem sind im August die meisten
Jungtiere zur Welt gekommen. Viele Igelweibchen sind daher noch mit ihrem Nachwuchs in Gärten und Parks unterwegs. Gesunde Igel brauchen
keine Zufütterung durch den Menschen. Wer das Heckenschwein unterstützen möchte, sollte seinen Garten möglichst naturnah gestalten, mit
wilden Ecken sowie Laub- und Reisighaufen. Dann finden die Igel auf eigene Faust nahrhafte Würmer, Insektenlarven, Käfer und Raupen.
Das LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ sammelt seit 10 Jahren Meldungen des stachligen Gartenbewohners und informiert, was jede
und jeder Einzelne zum Schutz dieser Art tun kann. Denn nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland scheint die Anzahl der Igel
abzunehmen. Deshalb haben sich der LBV, die Deutsche Wildtierstiftung, NABU|naturgucker und weitere Partner bereits im Frühjahr zu einer
deutschlandweiten Melde-Aktion zusammengeschlossen. Bisher wurden bundesweit über 16.600 Igel gemeldet, davon knapp 2.300 in Bayern. „Die
Sichtungen sollen dabei helfen, ein genaueres Bild über Vorkommen und Verbreitung des Säugetiers zu erhalten. Denn bisher sind die Daten
dazu noch lückenhaft“, sagt die LBV-Biologin.
Neben dem Igel möchten die Organisationen auch mehr über den Maulwurf erfahren. Denn auch dieser Insektenfresser kommt häufig in Gärten und
Parks vor. Im Rahmen der bundesweiten Aktion „Deutschland sucht Igel und Maulwurf“ wurden bisher 3.200 Maulwurfshügel gesichtet. Während
der Igel Winterschlaf hält, ist der Maulwurf das ganze Jahr über aktiv. Solange der Boden nicht gefroren ist, graben sie ihre Tunnel und
Höhlen zehn bis 20 Zentimeter tief ins Erdreich.
Über das Gemeinschaftsprojekt
„Deutschland sucht Igel und Maulwurf“ ist ein gemeinsames Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung, der NABU|naturgucker, dem
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V., dem NABU Bundesverband und dem Landesbund
für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV). Ziel ist, ein langfristiges Monitoring zu Verbreitung und Vorkommen von Igel und Maulwurf in
Deutschland zu etablieren. Sichtungen von Igeln in Bayern werden dem LBV gemeldet, die des Maulwurfs an NABU|naturgucker. Die hieraus
gewonnenen Erkenntnisse erlauben zukünftig eine Bewertung der Bestandssituation von Igel und Maulwurf. Darauf aufbauend können gezielte
Artenschutzmaßnahmen initiiert werden.
Presseinformation 89-24
Lichtschalter aus, Artenvielfalt an
LBV
unterstützt die Earth Night am 6. September – Lichtverschmutzung schadet Insekten, Vögel und Pflanzen
Hilpoltstein, 03.09.2024 – Straßenbeleuchtung, Gebäudestrahler und Werbetafeln: Weltweit werden die Nächte immer heller. Die viel zu
intensive Nachtbeleuchtung hat bedrohliche Folgen für Insekten, Vögel und andere Arten. Um auf das Thema Lichtverschmutzung aufmerksam zu
machen, unterstützt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) die Aktion Earth
Night der „Paten der Nacht“. Der Zusammenschluss von ehrenamtlich Aktiven zur Eindämmung der Lichtverschmutzung ruft am 6.
September ab 22 Uhr bundesweit dazu auf, nächtliches Kunstlicht zu reduzieren. „Wir müssen uns bewusst machen, dass wir mit künstlicher
Beleuchtung den Lebensrhythmus von Tieren und Pflanzen stören und Lebensräume entwerten. Das gilt besonders für nachtaktive Insekten aber,
gerade jetzt im Herbst, auch für Zugvögel. Dabei ist Lichtverschmutzung ganz einfach zu beseitigen. Es reicht buchstäblich, den Schalter
umzulegen“, betont Tom Aumer, LBV-Referatsleiter Artenschutz. Ziel der Earth Night ist es, langfristig einen naturverträglichen Umgang mit
der Ressource Licht und ein generelles Umdenken zu fördern.
Die Gefahr für Tier- und Pflanzenwelt durch viel zu intensive Nachtbeleuchtung ist wissenschaftlich belegt. Nachtaktive Insekten werden von
künstlichem Licht angezogen und schwirren so lange um die Lichtquelle herum, bis sie vor Erschöpfung sterben oder ihren Fressfeinden zum
Opfer fallen. Diesen sogenannten Staubsaugereffekt an Straßenlaternen hat wohl jeder und jede schon einmal beobachtet. „Insekten sind als
Nahrungsquelle für unzählige Tiere die Grundlage unserer Artenvielfalt. Außerdem erbringen sie wichtige Bestäubungsleistungen, die unsere
Lebensmittel sichern. Wer etwas gegen Lichtverschmutzung tut, schützt die Insektenwelt“, so Tom Aumer. Die negativen Auswirkungen der
künstlichen Beleuchtung gehen jedoch weit über die besonders betroffenen Fluginsekten hinaus. Vögel können durch künstliches Licht in der
Nacht irritiert werden und sich durch Kollisionen verletzen. Und auch Bäume werfen im Herbst ihre Blätter nicht ab, wenn sie neben
Straßenlaternen stehen.
Mitmachen bei der Earth Night 2024
Um das Problem der übermäßigen künstlichen Beleuchtung in den Griff zu bekommen, kann jede und jeder etwas tun. Während Privatpersonen
bereits durch das Ausschalten der Außenbeleuchtung am Haus und das Schließen der Jalousien oder Vorhänge viel bewirken können, sind
insbesondere Gewerbetreibende dazu aufgerufen, nachts die Werbebeleuchtung abzuschalten. Auch ganze Gemeinden können mitmachen. „Die Earth
Night leistet einen wichtigen Beitrag, um die Wohltat einer natürlichen, dunklen Nacht für Mensch und Natur erlebbar zu machen. Denn wenn
wir das künstliches Licht reduzieren, können wir nämlich auch den faszinierenden Sternenhimmel besser genießen“, sagt Tom Aumer.
Presseinformation 88-24
Wer wird Vogel des Jahres 2025?
Der Natur
eine Stimme geben: Jetzt Hausrotschwanz, Kranich, Schwarzspecht, Schwarzstorch oder Waldohreule wählen
Hilpoltstein, 02.09.2024 – Am 3. September starten der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und sein
bundesweiter Partner NABU die fünfte öffentliche Wahl zum Vogel des Jahres – alle können mitmachen und entscheiden, wer der nächste
Jahresvogel wird und dem Kiebitz nachfolgen soll. „Mit Hausrotschwanz, Kranich, Schwarzspecht, Schwarzstorch und Waldohreule stellen sich
fünf spannende Kandidaten zur Wahl“, sagt LBV-Vogelexpertin Dr. Angelika Nelson. „Jeder von ihnen steht für ein wichtiges Naturschutzthema
und repräsentiert einen gefährdeten Lebensraum, für dessen Bewahrung er im Amtsjahr stehen wird. Wer an der Wahl teilnimmt, hilft uns, der
Natur auch 2025 eine Stimme zu geben und einen starken Botschafter für ihren Erhalt zu finden.“
Der Hausrotschwanz (Phoenicurus
ochruros) ist ein früher Vogel – schon im ersten Morgengrauen ertönt sein melodischer, lautstarker Gesang. Den Winter verbringt
der zierliche Singvogel traditionell in Nordafrika, bleibt aber immer öfter auch in Bayern. Als Insektenfresser ist er vom Rückgang der
Insekten durch die intensive Landwirtschaft und naturferne Gärten stark betroffen. Außerdem vertritt er die Gruppe der Gebäudebrüter, die
es durch Sanierungen immer schwerer hat, Nistmöglichkeiten in Nischen und unter Giebeln zu finden. Sein Wahlslogan lautet daher: „Mut zur
Lücke!“
Mit seinem typischen Trompeten stellt sich der Kranich(Grus
grus) zur Wahl. Der Zugvogel ist in vielerlei Hinsicht ein spektakulärer Kandidat. Mit bis zu 116 cm Körperhöhe ist er größer
als ein Weißstorch. Seine eleganten Balztänze im Frühjahr und sein Zug in großen Keilformationen im Herbst sind Naturschauspiele, die jedes
Jahr viele Menschen anlocken und faszinieren. Ein neuer Zugweg von Ungarn über Österreich führt immer mehr der vielerorts als Glücksvögel
bekannten Kraniche auch über Bayern. Weil er Feuchtgebiete zur Rast und Brut braucht, lautet sein Slogan: „Nasse Füße fürs Klima!“
Der etwa krähengroße Schwarzspecht (Dryocopus
martius) bewohnt am liebsten Mischwälder mit altem Baumbestand. Im Freistaat liegen seine Verbreitungsschwerpunkt in Mittel-
und Unterfranken. Der Vogelkandidat ist leicht zu erkennen: Er ist der größte heimische Specht und sein Gefieder ist bis auf einen
tiefroten Mittelscheitel komplett schwarz. Er frisst baumbewohnende Insekten und deren Larven. Seine Bruthöhle mit ovalem Loch hämmert er
mit spitzem Schnabel bevorzugt in den Stamm alter Buchen. Er ist der Zimmermann des Waldes, denn seine Höhlen werden von über 60
verschiedenen „Nachmietern“ genutzt, unter anderem von Siebenschläfer, Fledermaus und Hohltaube. „Trommeln für Vielfalt!“ ist darum sein
Wahlslogan.
Kandidat Nummer vier ist viel scheuer und daher seltener zu sehen als sein weißer Namensvetter: Der Schwarzstorch(Ciconia
nigra). Auch er hat lange rote Beine und einen langen Schnabel. Doch sein Gefieder ist überwiegend schwarz mit grünlich violettem
Metallglanz. Er lebt zurückgezogen in Auwäldern sowie feuchten Laub- und Mischwäldern der Mittelgebirge Bayerns. Im Gegensatz zum
Weißstorch meidet er die Kulturlandschaft. Zur Nahrungssuche begibt er sich häufig an Gewässer, wo er unter anderem Frösche und Fische
fängt. Daher sein Wahlspruch: „Freiheit für Flüsse!“
Die Waldohreule (Asio
otus) ist nach dem Waldkauz die zweithäufigste Eule in Bayern. Optisch ähnelt sie dem Uhu, ist aber kleiner und schlanker. Ihre
„Ohren“ sind keine, sondern Federpuschel, die nicht zum Hören dienen. Die Waldohreule lebt in Wäldern mit offenen Flächen in der Nähe, wo
sie Mäuse jagt. Sie nistet gern in alten Krähennestern. Im Winter ruhen mehrere Vögel an einem Gemeinschaftsschlafplatz im dichten Geäst,
oft auch im Siedlungsgebiet. Wie alle Eulen kann sie völlig geräuschlos fliegen. Bei der nächtlichen Jagd ortet sie ihre Beute akustisch.
Ihr Wahlslogan: „Ohren auf: Natur an!“
Am 3. September um 9 Uhr wird das virtuelle Wahllokal unter www.vogeldesjahres.de freigeschaltet.
Bis zum 10. Oktober, 11 Uhr, kann abgestimmt werden. Noch am selben Tag wird der Sieger bekanntgegeben. Der „Vogel des Jahres“ wurde in
Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt.
Hier geht’s zur Abstimmung: www.vogeldesjahres.de (ab
03.09.2024)
Beobachtungen
dem LBV melden - Offizielle Stellen untersuchen tote Amseln
Hilpoltstein, 27.08.2024 – 2024 gibt es in der Vogelwelt bundesweit deutlich mehr Fälle des Usutu-Virus als im Vorjahr. Der von Stechmücken
übertragene Erreger führt bei Vögeln, vorwiegend Amseln, zu einer meist tödlich verlaufenden Erkrankung. Auch im Freistaat erreichen den
bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) aktuell vermehrt Anfragen von Menschen, die sich um
offensichtlich kranke Amseln sorgen. Bislang ist der Süden jedoch weniger stark betroffen als die weiter nördlich gelegenen Bundesländer.
„Die meisten Fälle werden derzeit in Niedersachsen verzeichnet“, berichtet LBV-Biologe Torben Langer. „Zuletzt haben die hochsommerlichen
Temperaturen die Vermehrung der Stechmücken, die das Virus übertragen, begünstigt.“ Mit heißen Sommern durch die Klimakrise könnten
Usutu-Infektionen zunehmen.
Seit 2010 gibt es das Usutu-Virus in Deutschland. „Betroffene Vögel – meist Amseln – sind augenscheinlich krank, haben zerzaustes Gefieder,
flüchten nicht mehr und wirken apathisch. Erkrankte Vögel sterben meist innerhalb weniger Tage“, erklärt Langer. Behandlungsmöglichkeiten,
Medikamente oder eine Impfung gibt es nicht. Erstmals wurde das Virus in Südafrika nachgewiesen. Seit 1996 tritt es auch in Europa auf und
führt zu regionalen und zeitlich begrenzten Vogelsterben. Seitdem tritt das Virus jedes Jahr in unterschiedlicher Intensität auf. Hitze und
Feuchtigkeit begünstigen die Verbreitung.
Um die Ausbreitung des Virus beobachten, dokumentieren und wissenschaftlich auswerten zu können, bittet der LBV um Mithilfe. Bürger und
Bürgerinnen können kranke oder tote Vögel in Bayern dem LBV online melden unter www.lbv.de/usutu-melden. Tote
Tiere können zur Untersuchung an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg oder nach Rücksprache auch an
Veterinäruntersuchungsämter gesendet werden. „LBV-Einrichtungen haben keine Möglichkeit, die Vögel zu untersuchen. Deshalb ist es wichtig,
dass sie direkt ans BNITM oder an die Ämter gehen. Wer tote Tiere einschickt, sollte Handschuhe tragen, die danach Hände waschen und
desinfizieren sowie für den Versand Kühl-Akkus beilegen“, informiert der LBV-Biologe. Ausführliche Informationen sowie die Postanschrift
des BNITM finden sich unter www.lbv.de/usutu.
Das Risiko für Menschen, sich mit dem Usutu-Virus anzustecken, ist gering. Es kann jedoch durch Stechmücken auf den Menschen übertragen
werden und zu Fieber und in seltenen Fällen zu schwereren Komplikationen wie einer Gehirnentzündungen führen. Bisher sind weltweit nur ein
Dutzend Fälle bekannt, in denen Menschen tatsächlich am Usutu-Virus erkrankt sind. Einige davon waren nachweislich Risikopatienten mit
geschwächtem Immunsystem. Für eine Erkrankung von Haustieren wie Hunden oder Katzen gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand keine
Anhaltspunkte.
Naturnahe Gärten helfen der Vogelwelt
Es gibt keine Möglichkeit, infizierten Vögeln zu helfen. „Indirekt können wir die Vogelwelt unterstützen, indem wir Gärten naturnah
gestalten und so Vogelarten wie der Amsel, die im Siedlungsbereich vorkommen, bessere Lebensbedingungen bieten“, so Torben Langer. „Das ist
eine zentrale Voraussetzung für möglichst hohen Bruterfolg. Und der wiederum ist wichtig, um Bestandseinbrüche, wie sie etwa das
Usutu-Virus verursacht, in den Folgejahren zu kompensieren.“
Im Spätsommer weniger Vögel zu sehen
Wenn man im August und September keine oder nur wenige Amseln beobachtet, kann das ein ganz normales Phänomen der Jahreszeit sein, ergänzt
der LBV-Experte: „Im Spätsommer ist die Brutzeit mit Gesang, Balz und Jungvogelversorgung vorüber, die Vögel ziehen sich zum Mausern
zurück. An heißen Tagen weichen sie an Bäche und Waldränder aus. In den Gärten nimmt das Nahrungsangebot ab, es gibt weniger Beeren, bei
Trockenheit sind Regenwürmer kaum erreichbar.“
Presseinformation 85-24
Fledermaus im Haus: Was tun, wenn sie sich auf Wohnungssuche verirrt?
LBV gibt
Tipps bei Fledermauseinflügen in Wohnungen und Büros – Internationale Batnight am 24. und 25. August
Hilpoltstein, 22.08.2024 – Ungewöhnlicher Besuch schaut vorbei: Durch offene Fenster können Fledermäuse aktuell in Wohnungen oder Büroraume
gelangen und kreisen dort unter der Zimmerdecke. Das ist aber kein Grund zur Panik: „Derzeit sind viele Jungtiere unterwegs, die Anfang
August flügge geworden sind und sich auf ihren Erkundungsflügen versehentlich in menschliche Behausungen verirrt haben. In der
Abenddämmerung fliegen die nachtaktiven Säuger in der Regel von allein wieder hinaus“, erklärt LBV-Biologin Nicole Meier. Der bayerische
Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt Tipps, wie man sich richtig verhält, wenn Fledermäuse zu Besuch in den
eigenen vier Wänden sind.
In Häuser verirren sich vor allem Zwergfledermäuse, die im Sommer enge Ritzen oder Nischen unter Hausdächern oder an Gebäuden bewohnen. Da
die Jungtiere im Auskundschaften optimaler Schlafquartiere noch unerfahren sind, probieren sie verschiedene Hohlräume und Spalten aus. Ein
gekipptes Fenster könnte ein geeignetes Quartier versprechen. „Durch einen Fensterspalt einzufliegen, gelingt den Fledermäusen oft
problemlos, wieder herauszufinden, ist aber oft schwieriger. Da bieten sich dann Gardinenfalten an, um sich erst einmal auszuruhen, bevor
der nächste Ausflugversuch unternommen wird“, so Meier.
Wer verirrte Fledermäuse in der Wohnung findet, sollte sich erst einmal ruhig verhalten. „Die Flugweise von Fledermäusen wirkt auf viele
Menschen etwas befremdlich, da sie auch dicht an uns heranfliegen. Das sind aber Orientierungsflüge und keine Angriffe“, beruhigt die
LBV-Biologin. Fliegt eine Fledermaus abends im Raum umher, sollte man das Licht ausschalten, die Zimmertür schließen und alle Fenster weit
öffnen. Die meisten Fledermäuse finden dann von selbst wieder hinaus.
Wer tagsüber eine Fledermaus findet, sollte das Tier vorsichtig greifen und in einen kleinen Karton setzen. „Dabei ist es wichtig, die
Fledermaus nur mit einem dicken Handschuh oder einem festen Handtuch anzufassen. Für das Tier ist das eine Stresssituation, in der es sich
eventuell mit Bissen wehrt“, erklärt Meier. Der Karton sollte dann gut verschlossen und in der späten Dämmerung nach draußen gebracht
werden. Anschließend kann man ihn öffnen und die Fledermaus behutsam an einen Baumstamm oder an eine Hauswand setzen. Keinesfalls dürfen
die flatternden Besucher getötet werden, da sie laut Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschützte Tierart gelten.
Wenn die Fledermäuse erst nach einem oder mehreren Tagen in den Räumen entdeckt werden, zum Beispiel am Montagmorgen im Büro, sollte
professionelle Hilfe hinzugezogen werden. „Die kleinen Tiere dehydrieren schnell und brauchen unter Umständen ein wenig Starthilfe, bevor
es wieder in die Freiheit gehen kann“, sagt Nicole Meier. In solchen Fällen sollte man sich an die untere Naturschutzbehörde wenden, die
den Kontakt zu Fledermausberatern und -beraterinnen aus der Umgebung herstellen kann, um die Situation vor Ort einzuschätzen.
Fledermäuse bei der Batnight am 24. und 25. August 2024 erleben
Zur Internationalen Batnight am kommenden Wochenende können Naturbegeisterte die Tiere bei vielen regionalen LBV-Veranstaltungen erleben
und ihre faszinierenden Flugkünste in der Dämmerung beobachten. So zum Beispiel beim familienfreundlichen Fledermausfest im Englischen
Garten in München, einer nächtlichen Schifffahrt am Altmühlsee oder bei einer Fledermausführung in der Fasanerie in
Aschaffenburg.
LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen
Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und
Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon
Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter.
Presseinformation 82-24
LBV warnt: Darum sollten Mähroboter während dem Urlaub ausgeschaltet bleiben
Vermeintliche
Helfer sind unbeaufsichtigt eine tödliche Gefahr für Igel und andere Tiere
Hilpoltstein, 13.08.2024 – Für
den auch in Bayern immer seltener werdenden Igel, sind Gärten und Parks im Siedlungsraum ein wichtiger Lebensraum. Doch genau dort droht
dem Stachelritter häufig eine tödliche Gefahr. Durch den zunehmenden Einsatz von Mährobotern werden die nachtaktiven Säugetiere oft schwer
verletzt oder verenden qualvoll. "Unser dringender Appell: Wer jetzt in den Urlaub fährt, sollte seinen Mähroboter in dieser Zeit auf
keinen Fall unbeaufsichtigt laufen lassen und vor der Reise abschalten. Igel und auch Amphibien werden von den Geräten oft nicht als
Hindernis wahrgenommen. Wenn sie dann einfach über die Tiere hinwegfahren, fügen sie ihnen grausame Verletzungen zu", so die LBV-Biologin
Dr. Angelika Nelson.
Da Igel bei Gefahr nicht davonlaufen, sondern sich zu einer Stachelkugel zusammenrollen, sind sie den Maschinen schutzlos ausgeliefert.
Vielen Mähroboterbesitzerinnen und -besitzern ist nicht bewusst, welchen Schaden diese Geräte an der Natur im eigenen Garten anrichten.
"Bei Zusammenstößen mit Mährobotern erleiden die Igel oft Wunden, die sich leicht infizieren können. Regelmäßig werden Tiere von den
vermeintlich hilfreichen Gartenmaschinen verstümmelt oder getötet. Das Ausmaß dieser Gefahr ist schwer abzuschätzen, da viele Roboter-Opfer
einfach in der Mülltonne entsorgt oder gar nicht erst gefunden werden. Wir müssen daher, von einer hohen Dunkelziffer ausgehen", erklärt
Nelson (Pressefotos auf Anfrage).
Einige der Hersteller weisen sogar darauf hin, dass ihre Mähroboter nicht unbeaufsichtigt laufen sollen. "Leider ist aber genau das oft
einer der Hauptgründe für die Anschaffung eines Mähroboters – er arbeitet ganz allein, man muss nicht danebenstehen und wenn man aus dem
Urlaub nach Hause kommt, wartete keine lästige Gartenarbeit", so die Biologin. Deshalb halten sich viele Roboterbesitzer nicht an die
Vorgabe und lassen den automatischen Helfer auch während ihrer Abwesenheit laufen. Die meisten Roboter sind darauf programmiert nachts zu
fahren. Gerade dann sind aber die vielen nachtaktiven Wildtiere gefährdet. Der LBV spricht sich deshalb für ein Nachfahrverbot von
Mährobotern im Tierschutzgesetz aus.
Auch tagsüber in Verstecken nicht mehr sicher
Besondere Vorsicht sollten Gartenbesitzer auch walten lassen, wenn sie nach dem Urlaub mit elektrischen oder anderen motorbetriebenen
Gartengeräten Bereiche freischneiden, die der Mähroboter nicht erreicht hat, zum Beispiel unter Hecken oder in Strauchecken. Denn dorthin
ziehen sich Igel besonders gerne zum Schlafen zurück. Jetzt im August besteht zudem die Gefahr, beim unachtsamen Umgang mit Fadenmäher oder
Freischneider das Nest eines Igelweibchens mit Jungen aufzuspüren."Diese Geräte sind
stark genug, um kleine Bäume zu durchtrennen. Man kann sich vorstellen, was sie mit den kleinen Igeln machen. Am besten ist es deshalb, auf
solche Geräte zu verzichten und Mut zum Wildwuchs im Garten zu zeigen", empfiehlt die LBV-Biologin. Wer das nicht will, sollte die Flächen
vor dem Einsatz der Geräte gründlich nach Tieren absuchen.
Mähroboter gefährden die Artenvielfalt
Der Einsatz von Mährobotern verhindert zudem, dass sich im Garten ein vielfältiger Lebensraum entwickeln kann. Auf täglich gemähten und
damit sterilen Rasenflächen finden Igel keine Nahrung. "Wo regelmäßig Mähroboter fahren, wächst keine Blüte mehr. Damit bleiben auch die
Insekten aus, die für den Igel und andere Wildtiere ein wichtiger Bestandteil der Nahrung sind. Und die wenigen Insekten, die sich doch auf
den Rasen verirren, werden vom Mähroboter eingesaugt und zerhäckselt. Deshalb sind Mähroboter eine große Gefahr für die gesamte
Artenvielfalt", sagt Angelika Nelson.
Presseinformation 46-24
Frühlingserwachen: Igel sind wieder in Bayerns Gärten unterwegs
Durchgänge
in Zäunen ermöglichen Wanderschaft der „Heckenschweine“ – Naturnahe Gärten sind der beste Igelschutz
Hilpoltstein, 17.04.2024 – Bei frühlingshaften Temperaturen über 10 Grad Celsius sind die ersten Igel in Bayern aus ihrem fast sechsmonatigen Winterschlaf erwacht. Auch wenn es aktuell wieder
kühler und regnerischer im Freistaat ist, durchstreifen die Igel trotzdem nachts die Gärten und Parks auf der Suche nach Nahrung und einer Partnerin. „Im Garten sind Igel ein wichtiger Teil des
Ökosystems und auch bei vielen Gärtnerinnen und Gärtnern sind sie gerne gesehen. Sie vertilgen nämlich unter anderem Schnecken und verschiedene Insekten und unterstützen so beim Anbau von Obst
und Gemüse“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Doch der Igel findet im Siedlungsraum nicht immer geeignete Lebensbedingungen: Pestizide verringern seine Nahrungsquellen, es mangelt an
Hecken oder Sträuchern zum Verstecken und vollständig eingezäunte Gärten verhindern das Wandern durch die Nachbarschaft. „Naturnahe Gärten sind der beste Igelschutz. Wer auf Vielfalt und
Unordnung im eigenen Garten setzt, unterstützt den Igel und hat vielleicht sogar das Glück das nachtaktive Säugetier in der Dämmerung beobachten zu können“, so Nelson. Der bayerische
Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt Tipps, wie jede und jeder den eigenen Garten besonders igelfreundlich gestalten kann.
Dem LBV wurden im März bereits knapp 200 Igel über das LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ gemeldet. Das entspricht der Aktivität der Vorjahre. Die Männchen wachen im Frühling meist vor
den Weibchen auf, denn sie gehen im Herbst auch früher in den Winterschlaf. „Gleich nach der Paarungszeit ab September können sich die Männchen die erforderlichen Fettreserven für den Winter
anfressen. Die Weibchen benötigen dagegen etwas länger, um nach Geburt und Aufzucht der Jungen das nötige Gewicht zu erreichen“, sagt Angelika Nelson.
Wer etwas für den Igel im eigenen Garten tun möchte, sollte Naturelemente wie Hecke, Teich, Obstbaum, Steinmauer oder Wiese schaffen. So findet der Igel auch mehr Nahrung wie Käfer, Raupen von
Nachtfaltern und Larven anderer Insekten, Regenwürmer, Ohrwürmer sowie Spinnen. Auf Mineraldünger und chemische Bekämpfungsmittel sollte unbedingt verzichtet werden, weil sie die Artenvielfalt
reduzieren und damit wichtige Akteure im ökologischen Kreislauf entfernen. „Wer den Rasen nicht regelmäßig mäht und düngt, die Hecke nur selten schneidet, nicht jedes Kräutlein jätet und jedes
Laubblatt absaugt, kann sich an einer bunten Vielfalt im Garten erfreuen“, empfiehlt die LBV-Biologin. Alternativ kommen ökologische Methoden der Bodenbearbeitung, Düngung und Kompostierung zum
Einsatz. So stellt sich ein natürliches Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ein. In Reisig- und Laubhaufen, Unterschlüpfen unter Gartenhäuschen und Baumwurzeln in
ungestörten Gartenecken findet der Igel ein gutes Zuhause. Sein englischer Name „Hedgehog“, das Heckenschwein, ist bezeichnend für seinen Lebensraum: Hecken bieten ihm Nistplatz und Versteck
zugleich.
Im Frühjahr sind Igelmännchen viel unterwegs auf der Suche nach einer Partnerin. Dabei durchstreifen sie oft große Gebiete von bis zu 400 Hektar, das entspricht 500 Fußballfeldern. Jede und jeder
kann mithelfen, damit der Igel die Grenzen zwischen mehreren Gärten in Stadt und Dorf gut überwinden kann. „Gartenbesitzerinnen und -besitzer können ein ‚Igel-Tor‘ in ihren Zaun
einbauen oder etwas Abstand zum Boden lassen. Damit ein ausgewachsener Igel gefahrlos hindurchschlüpfen kann, sollte das Loch mindestens 10 Zentimeter hoch und breit sein. Bei schmaleren Lücken
bleibt ein ausgewachsener Igel sonst mit seinem Stachelkleid stecken“, erklärt die Biologin.
Einfach spitze: Stacheln schützen Igel vor Feinden
Schon kleine Igel werden mit weißen, weichen Stacheln geboren. Sie haben aber nur einen Bruchteil der Anzahl an Stacheln, die erwachsene Tiere mit bis zu 8.000 hohlen Stacheln tragen. Jeder
Stachel kann mit Hilfe eines eigenen kleinen Muskels bewegt werden. So rollt sich der Igel bei Gefahr zu einer Kugel zusammen, in der alle Weichteile des Tieres vor natürlichen Fressfeinden
geschützt sind. Nur Uhu und Dachs schaffen es diese Abwehr des Igels zu überwinden.
LBV-Projekt „Igel in Bayern“
Mit dem LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ möchten die Naturschützerinnen und Naturschützer noch mehr über den heimischen Gartenbewohner erfahren und Wissen über diese Tierart
vermitteln. „Jedes Jahr erhalten wir bayernweit über 12.000 Beobachtungen von lebenden und leider auch toten Igeln. Wir freuen uns, dass die Menschen auf die Wildtiere achten und dabei auch etwas
über ihre Lebensweise erfahren“, sagt die LBV-Igelexpertin Dr. Angelika Nelson. Obwohl der Igel flexibel, anpassungsfähig und ein echter Überlebenskünstler ist, steht er mittlerweile auf der
Vorwarnliste gefährdeter Säugetiere in Bayern. Mitmachen ist ganz einfach: Jeden lebenden oder toten Igel melden unter www.igel-in-bayern.de.
LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen
Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische
Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.
Presseinformation 45-24
Im Namen des Kiebitzes: LBV zeichnet landwirtschaftliche Betriebe aus
Bayerischer Naturschutzverband würdigt Engagement für den Vogel des Jahres 2024
Bewerbungen ab sofort möglich
Hilpoltstein, 11.04.2024 – Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024 und in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Regionen Bayerns selten geworden. Die intensive Grünlandbewirtschaftung macht ihm zu
schaffen, weshalb er vielerorts auf Äcker ausweicht. Doch auch dort kann sich der Kiebitz nur halten, wenn Landwirtinnen und Landwirte Rücksicht auf den Bodenbrüter nehmen, seine Gelege bei der
Bewirtschaftung aussparen und im Idealfall den Lebensraum für ihn mitgestalten. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) möchte deshalb landwirtschaftliche
Betriebe auszeichnen, die sich bereits für den Kiebitz engagieren. „Wir wollen den Landwirtinnen und Landwirten danken, die sich für bedrohte Arten wie den Kiebitz einsetzen und zeigen, dass die
Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft gelingen kann“, erklärt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Alle bayerischen Betriebe können sich ab sofort bis zum 16. Juni online
bewerben.
Wer sich bewerben will, muss lediglich einige Fragen zu durchgeführten Maßnahmen in einem Onlineformular beantworten: Werden beispielsweise Gelege geschützt oder der Mais später ausgesät? Oder
wurden bereits feuchte Stellen für Kiebitzküken angelegt? „Außerdem werten wir es positiv, wenn landwirtschaftliche Betriebe mit dem Naturschutz zusammenarbeiten – sei es mit Behörden, Verbänden
oder ehrenamtlichen Wiesenbrüterberatern und -beraterinnen. Auch wenn jemand Öffentlichkeitsarbeit zu den eigenen Maßnahmen betreibt, fließt das positiv ein“, erklärt LBV-Landwirtschaftsreferent
Matthias Luy.
Jeder teilnehmende Betrieb erhält als Dankeschön eine Plakette mit einem Kiebitz-Motiv und der Anerkennung des LBV, die am Hofeingang oder an Betriebsgebäuden angebracht werden kann, um auf das
Engagement für den Artenschutz aufmerksam zu machen. Einige Landwirtinnen und Landwirte, die sich besonders für den Vogel des Jahres 2024 einsetzen, werden zudem im September bei einem Festakt
geehrt. „Diese engagierten Betriebe sind für den Erhalt der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft unverzichtbar“, macht Matthias Luy klar. Unterstützt wird die Initiative von der Post Code
Lotterie.
Landwirtschaftliche Betriebe könne sich bis zum 16. Juni 2024 online bewerben unter lbv.de/auszeichnung-feldvoegel. Bei Rückfragen können sich interessierte Betriebe an den
LBV-Landwirtschaftsreferenten Matthias Luy per E-Mail an matthias.luy@lbv.de wenden.
Kiebitz: Vogel des Jahres 2024
Der „Vogel des Jahres“ wird vom LBV und seinem bundesweiten Partner NABU seit 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Im Jahr 2024 trägt der Kiebitz den Titel. Mit
27,8 Prozent der Stimmen hat er sich gegen vier andere Kandidaten durchgesetzt. Nach 1996 ist der Kiebitz bereits zum zweiten Mal der Vogel des Jahres und steht als solcher für die Artenvielfalt
in der Agrarlandschaft. Sein Bestand hat in Bayern und ganz Deutschland in den letzten Jahrzehnten katastrophal abgenommen, 90 Prozent der Brutpaare gingen verloren. Vor allem die Entwässerung
und der Verlust von Feuchtwiesen machen ihm schwer zu schaffen. Darum war der Kiebitz bei der Vogelwahl mit dem Slogan „Wasser marsch!“ angetreten.
Presseinformation 43-24
Weniger Vogelschlag in Bayern: LBV vergibt neue Plakette „Vogelfreundliche Glasfläche“
Naturschutzverband
zeichnet Gebäude aus, die wirksame Schutzmaßnahmen umsetzen – Greifvogelsilhouetten helfen nicht
Hilpoltstein, 08.04.2024 – Über 100 Millionen Vögel in Deutschland kollidieren jedes Jahr tödlich mit Glasfassaden. Nicht immer sterben die
Vögel sofort daran, sondern verenden erst später an inneren Verletzungen. Damit ist Vogelschlag nach dem Verlust natürlicher Lebensräume
die zweithäufigste Todesursache in der heimischen Vogelwelt. Deshalb klärt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und
Naturschutz) im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ Bauherren, Behörden und
Architekten aktiv über die Problematik auf. „Wenn mehr als vier Vögel pro Jahr auf 100 Meter Fassade an Glaskollisionen verenden, sind die
Gebäudeeigentümer laut einem Beschluss des Bayerischen Landesamts für Umwelt in der Pflicht, mit wirksamen Schutzmaßnahmen nachzurüsten.
Folien und Aufkleber mit Mustern, die als ‚hochwirksam‘ getestet wurden, reduzieren das Risiko von Vogelschlag um 90 Prozent“, sagt der
LBV-Projektmanager Peter Stimmler. Der LBV zeichnet nun Vorzeigeprojekte in Bayern mit der Plakette „Vogelfreundliche Glasfläche“ aus, die
ihre Gebäude vogelsicher machen und damit einen wichtigen Beitrag für den Naturschutz leisten.
Seit Jahren kleben Greifvogelsilhouetten an vielen Fenstern. Doch die schwarzen Aufkleber haben sich als nahezu wirkungslos erwiesen. Die
Silhouetten werden von den Vögeln nicht als potenzielle Feinde wahrgenommen, sondern bestenfalls als punktuelle Hindernisse, denen die
Vögel nur kleinräumig ausweichen. Dies zeigen Aufprallspuren direkt neben den Aufklebern. Auch die beliebten, unauffälligen UV-Markierungen
können Vogelschlag nicht effektiv verhindern, weil viele Vögel kein UV-Licht sehen können. „Um Glasflächen dauerhaft und wirksam für Vögel
sichtbar zu machen, sollten Gebäudebesitzer Fensterfronten über die gesamte Fläche mit Mustern aus Linien oder Punkten markieren. Hierbei
gilt die Faustregel, dass unmarkierte Glasflächen nicht größer als eine Handfläche sein sollten“, so Peter Stimmler. Mittlerweile gibt es
eine Vielzahl dekorativer, aber auch dezenter Musterfolien, die von Vögeln sehr gut wahrgenommen werden.
Die Auszeichnung des LBV richtet sich an öffentliche und private Einrichtungen, die ihre Glasfassaden großflächig mit wirksamen Mustern vor
Vogelschlag schützen. Mögliche Empfänger sind Städte und Kommunen, Hochschulen und Schulen, Unternehmen sowie öffentliche Verkehrsbetriebe.
„Privatpersonen sind von der Verleihung ausgeschlossen, da nachweislich zwei Drittel der Vogelschläge in Deutschland an großen Gebäuden wie
Sporthallen, Bürogebäuden oder Lärmschutzwänden passieren“, erklärt der LBV-Ökologe. Gebäudeeigentümer und Mieter können sich online um die
Plakette bewerben oder von Dritten vorgeschlagen werden unter www.lbv.de/vogelschlag-plakette.
Dazu müssen Kontaktdaten sowie Fotos und eine Beschreibung der Schutzmaßnahmen beim LBV eingereicht werden. „Anhand eines Kriterienkatalogs
wird beurteilt, ob die Glasfläche für eine Auszeichnung in Frage kommt. Voraussetzung ist, dass nur wirksame Schutzmaßnahmen eingesetzt
werden“, sagt Peter Stimmler. Die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen wird von der biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf geprüft.
Bereits ausgezeichnet: Sicher für Vögel
Erste Auszeichnungen hat der LBV bereits vergeben. So erhielten die Gemeinde Bischofsgrün und die Stadt Altdorf die Plakette für die
Nachrüstung von Buswartehäuschen mit individuell gestalteten Musterfolien. Die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg wurde für die
Installation von bedruckten Scheiben in einem verglasten Durchgang ausgezeichnet. Auch der LBV hat eigene Gebäuden nachgerüstet und unter
anderem an der Umweltstation Rothsee hochwirksame Musterfolien installiert.
Wirksamer Vogelschutz an Glasflächen für Privatpersonen
Egal ob Wintergarten oder deckenhohe Fenster: Wer Vogelschlag bei sich zuhause reduzieren möchte, findet wirksame Produkte im
LBV-Naturshop. Um Vögel besser zu schützen, hat das Schweizer Unternehmen SEEN AG gemeinsam mit dem LBV, der Schweizerischen Vogelwarte
Sempach und BirdLife Schweiz eine innovative und kostengünstige Lösung zur nachträglichen Markierung von Glasflächen entwickelt. Die
Vogelschutzmarkierung SEEN Elements macht Glas für Vögel hochwirksam sichtbar und bedeckt dabei weniger als 1 Prozent der
Scheibenoberfläche. Die Aluminium-Punkte auf Bandrolle sind für private Glasflächen geeignet und einfach anzubringen. Die Markierungen
können erworben werden unter www.lbv-shop.de/vogelschutz.
Gute Bruterfolge
Ein Bericht von Herbert Klein
Mit den Bruterfolgen einiger Greifvögel- und Eulenarten, die es 2023 im Landkreis gab, ist Herbert Klein aus Uffenheim im Großen und
Ganzen zufrieden. Nur beim Steinkauz könnte es laut dem langjährigen Vorsitzenden und dem jetzigen Ehrenvorsitzenden des Landesbund für Vogel- und Naturschutz LBV mehr Nachkommen
sein.
Hier unsere Beobachtungen:
Rotmilan 11
Paare 16 ausgeflogene Jungtiere
Schwarzmilan 5 Paare
7 Jungtiere
Wiesenweihe 18 Paare 43 ausgeflogene Jungtiere
Uhu
25 besetzte Reviere
Uhu
6 Paare 7 Jungtiere
Schleiereule 23 Paare 166 Jungtiere
Schleiereule 6 Paare
36 Jungtiere bei der zweiten Brut
Steinkauz 3 Paare 2 Jungtiere
Für das Jahr 2024 wünscht sich Herbert Klein, dass sich mehr Interessierte finden, die sich aktiv am Vogelschutz beteiligen. Es mache
Arbeit, die Brutstätten abzufahren und zu dokumentieren, aber die Freude an den wunderschönen Tieren und an ihrem interessanten Verhalten überwältigt einen.
Auszüge aus der FLZ vom 12.01.2024
Presseinformation 42-24
Rote Linie überschritten: LBV kritisiert Pläne zum Nationalpark Bayerischer Wald
Flächen
aus der streng geschützten Kernzone des Nationalparks zu entnehmen ist ein Tabubruch im bayerischen Naturschutz
Hilpoltstein, 03.04.2024 – Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) ist entsetzt über die Ankündigung
der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, zum Schutz vor dem Borkenkäfer Flächen aus der Kernzone des Nationalparks zu nehmen und in die
Managementzone zu verschieben. „Diese Pläne sind ein Tabubruch und führen den Zweck eines Schutzgebietes ad absurdum. Wenn man Flächen aus
dem Schutz herausnimmt, weil es einem gerade nicht mehr passt, braucht man sie gar nicht erst unter Schutz zu stellen“, so der
LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Die Kernzone des Nationalparks kommt ohne menschliche Eingriffe aus und schützt die Biodiversität vor
Ort. Darüber hinaus sind diese Gebiete wichtige Referenzflächen, um zu erforschen, wie sich der Wald im Klimawandel ohne menschliche
Eingriffe natürlich entwickelt. Sie sind deshalb auch für Fragen des Waldumbaus außerhalb von Schutzgebieten von Bedeutung.
Der stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat kürzlich den Nationalpark
Bayerischer Wald besucht und medienwirksam die Bekämpfung des Borkenkäfers gefordert. Die Nationalparkverwaltung identifizierte daraufhin
im Falkensteingebiet zwei Flächen mit Fichten, die potenziell vom Borkenkäfer befallen werden können, und will dort nun entsprechende
Anpassungen des Schutzstatus vornehmen. Die Flächen waren erst 2020 zum 50-jährigen Jubiläum des Nationalparks feierlich in die Kernzone
aufgenommen worden. Mit der geplanten Maßnahme will der Nationalpark der auch von Politikern geschürten Sorge von Anliegern begegnen, der
Borkenkäfer könne sich vom Nationalpark aus in die umliegenden Privatwälder ausbreiten. „Die nächstgelegenen Privatwälder liegen gar nicht
in Reichweite des Borkenkäfers, wenn dieser die jetzt diskutierten Flächen befallen würde. Die Maßnahme ist aus fachlicher Sicht überhaupt
nicht erforderlich“, betont Norbert Schäffer. „Es ist erschreckend, wie schnell man offenbar bereit ist, die Kronjuwelen des Naturschutzes
in Bayern zur Debatte zu stellen“, so Schäffer weiter.
Gerade weil es sich um vergleichsweise kleine und für die Borkenkäferproblematik im gesamten Bayerischen
Wald unbedeutende Flächen handelt, zeigt die Diskussion, dass es nicht um sachorientierte Lösungen vor Ort geht. Der LBV befürchtet, dass
hier ein Präzedenzfall geschaffen wird, Naturzonen in einem Nationalpark beliebig zu verändern. „Es ist äußerst bedauerlich, dass im
Bayerischen Wald nun alte Debatten gezielt angeheizt werden, die letztlich den Sinn des Nationalparks in Frage stellen“, sagt der
LBV-Vorsitzende.
Hintergrundinformation Der Nationalpark Bayerischer Wald ist der älteste Nationalpark Deutschlands und das größte
Waldnaturschutzgebiet der Bundesrepublik. In ihm soll sich die Natur ungestört entwickeln können. Ein Befall durch den Borkenkäfer ist für
den Menschen ein schwieriger, aber letztlich natürlicher Prozess, der im größten Teil des Nationalparks längst stattgefunden hat. Die Natur
hat darauf hervorragend reagiert: Überall wächst junger, vitaler Wald nach. Von diesen Erkenntnissen profitiert auch die
Forstwirtschaft.
Presseinformation 41-24
Hör mal, wer da ruft: Jetzt wieder den ersten Kuckuck des Jahres melden
LBV will
wissen, wo der bekannte Frühlingsbote zu hören ist – Klimawandel könnte Bruterfolg des Kuckucks beeinflussen
Hilpoltstein, 03.04.2024 – Wenn der markante Ruf des Kuckucks erklingt, ist der Frühling in Bayern in vollem Gange. Die ersten sind bereits
jetzt wieder im Freistaat zu hören. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) fordert auch in diesem
Jahr alle Naturbegeisterten auf, ihren ersten gehörten Kuckucks-Ruf zu melden. „Die gesammelten Daten sollen uns helfen herauszufinden, ob
der Kuckuck, wie manche anderen Vogelarten, aufgrund des Klimawandels seine Ankunftszeit aus dem Winterquartier vorverlegt. Denn seine
Eiablage muss er mit der der Wirtsvögel genau abstimmen“, erklärt Biologin Dr. Angelika Nelson. Durch die Mitmach-Aktion will der LBV
außerdem erfahren, wo der bekannte Frühlingsbote überhaupt noch ruft. Meldungen sind möglich unter www.lbv.de/kuckuck. Auf der Live-Karte des LBV
können Interessierte außerdem die Ankunft des Kuckucks in Bayern mitverfolgen.
Sobald der Kuckuck aus seinem Winterquartier in Afrika zurückkehrt, markiert das Männchen mit einem weit hörbarem „ku kuu“ sein Revier. Von
einem hohen Punkt aus versucht es damit auch Kuckucks-Weibchen anzulocken. Üblicherweise ertönt der bekannte Ruf im Freistaat zwischen
April und Juli. „Besonders an sonnigen, windstillen Tagen sind Kuckucke aktiv. Dann sind ihre Rufe weithin zu hören“, erklärt Angelika
Nelson.
Obwohl der Ruf des Kuckucks so charakteristisch scheint, ist vor der Meldung genaues Hinhören gefragt: „Der kurze, prägnante Reviergesang
des Kuckucks kann manchmal mit dem ähnlich klingenden, langgezogenen Balzruf der Türkentaube verwechselt werden“, erklärt die
Vogelexpertin. Wer sich nicht sicher ist, ob der gehörte Ruf von einem Kuckuck oder einer Taube stammt, dem hilft der LBV-Ruf-Check mit
Hörbeispielen unter www.lbv.de/kuckuck.
Gefährdung des Kuckucks
Der Bestand des Kuckucks geht deutschlandweit zurück. Die Ursachen dafür sind komplex. „Verschiedene Faktoren im Brutgebiet, während dem
Vogelzug sowie in den Rast- und Überwinterungsgebieten sind dafür verantwortlich, dass es auch in Bayern immer weniger Kuckucke gibt“, sagt
Nelson. Neue wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass Singvögel, die kürzere Strecken als der Kuckuck ziehen, aufgrund
Klimaveränderungen früher in ihre Brutgebiete zurückkehren und daher auch früher mit der Eiablage beginnen als in den letzten Jahrzehnten.
„Der Kuckuck legt sein Ei bekanntermaßen ins gemachte Nest anderer Vogelarten. Das muss jedoch zeitlich genau abgestimmt sein, damit sich
der Kuckuck gleich schnell oder sogar etwas schneller als die Jungen der Wirtsvögel entwickelt. Kommt der Kuckuck zu spät aus seinem
Winterquartier in Afrika zurück, und kann sein Ei nicht mehr rechtzeitig unterschieben, ist seine Fortpflanzung gefährdet“, erklärt die
Ornithologin. Mit den langjährigen Daten der Bürgerinnen und Bürger zur Ankunftszeit des Kuckucks möchte der bayerische Naturschutzverband
herausfinden, ob sich der Kuckuck anpassen kann.
Vogelkonzert genießen und aufnehmen: Dawn Chorus
Kuckuck gehört? Jetzt aufnehmen und Teil des Projektes Dawn
Chorus werden! Im Rahmen der Aktion ruft der LBV als Projektpartner von Naturkundemuseum Bayern/BIOTOPIA Lab Menschen auch
dieses Jahr weltweit dazu auf, mit der kostenlosen Dawn Chorus App den morgendlichen Vogelgesang vor ihrer Haustür aufzunehmen.
Hauptsammelzeitraum ist vom 1. bis zum 31. Mai, Aufnahmen sind aber auch jetzt schon möglich. Das Citizen Science und Kunst-Projekt soll
regionale Unterschiede des Morgenkonzertes dokumentieren und so einen wichtigen Beitrag für die Biodiversitätsforschung leisten. Seit 2020
wurden bereits mehr als 39.000 Vogelstimmen aus über 90 Ländern über das Portal www.dawn-chorus.org hochgeladen.
LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen
Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und
Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon
Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.
Presseinformation 40-24
Wiesenvogel-Knigge:
Die richtigen Umgangsformen in der bayerischen Natur
Rücksicht auf Kiebitz, Uferschnepfe und Brachvogel nehmen:
Beim Osterspaziergang auf Wegen bleiben und Hunde anleinen
Hilpoltstein, 28.03.2024 – Das kommende Osterwochenende ist ideal für einen ausgedehnten Spaziergang in der Natur. Dort lässt sich aktuell viel Spannendes beobachten: Viele Vögel bescheren Bayern
jetzt täglich ein kostenloses Live-Konzert und einige haben bereits die ersten Eier gelegt. Auch der amtierende Vogel des Jahres, der Kiebitz, hat wegen des warmen Frühlings schon mit der Brut
begonnen. Gerade jetzt ist von den Menschen besondere Rücksicht gefragt. „Wir freuen uns sehr, dass viele die Natur bei uns in Bayern genießen wollen. Doch unser Outdoor ist das Zuhause von
zahlreichen Tier- und Pflanzenarten, in das der Mensch bei seinen Urlaubs- und Freizeitaktivitäten eindringt. Gerade in der startenden Brutsaison sind viele unserer bayerischen Vögel besonders
empfindlich gegenüber Störungen“, sagt Lisa Schenk, die LBV-Regionalkoordinatorin für den Kiebitz im Knoblauchsland. Damit der tierische Nachwuchs möglichst sicher durch die erste Zeit kommt,
appelliert der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) an Spazierende, Freizeitsportlerinnen und Hundehalter, von März bis Ende Juli für Brutvögel und andere
Wildtiere auf Wegen zu bleiben und Hunde anzuleinen.
Viele Naturbegeisterte zieht es über die Osterferien raus ins Grüne. An schönen Tagen sind die Wege an Wiesen und Feldern gut besucht. Besondere Rücksicht ist bei Feld- und Wiesenvögeln geboten,
die ihre Eier auf dem Boden ausbrüten. Da Nester und Küken oft gut getarnt sind, ist den meisten Spaziergängern nicht bewusst, dass Ihre Störungen eine Gefahr für die Vögel sind. „Kiebitz,
Uferschnepfe und Brachvogel ziehen auf den Feldern ihre Jungen groß. Freilaufende Hunde mit ihren feinen Spürnasen sind für Vogeleltern bereits stressig, wenn sie nur zufällig nahe am oder übers
Nest laufen. Wiederholte Störungen können dazu führen, dass die Elternvögel die Nester aufgeben oder Jungvögel weniger Zeit für die Nahrungssuche haben und dadurch verhungern“, sagt die
LBV-Biologin.
In Naturschutzgebieten ist es in den meisten Fällen verboten, querfeldein zu spazieren oder Hunde frei umher laufen zu lassen. „Eine intakte Natur ist für uns Menschen besonders wertvoll. Nur
wenn wir rücksichtsvoll damit umgehen, können wir auch in Zukunft diese besonderen Orte erleben und genießen“, so Lisa Schenk. Zu einem respektvollen Umgang mit der Natur zählt auch, keinen
Abfall zu hinterlassen und nicht zu zündeln. Rauchen, Grillen und offenes Feuer können sonst schnell zu einer großen Gefahr werden.
„Sollten Sie in der Brutsaison jemanden mit freilaufendem Hund begegnen, weisen Sie ihn freundlich auf die brütenden Vögel in den umliegenden Wiesen und Feldern hin. Viele Hundehalter*innen
wissen davon gar nichts und ihnen ist deshalb die Gefahr nicht bewusst“, sagt die LBV-Biologin. Der LBV empfiehlt beim Ansprechen von unbedarften Verhaltensweisen in der Natur, Person von Sache
stets zu trennen. „Unterstellungen lösen oft nur Widerstand und Ärger aus und bewirken zumeist das Gegenteil. Ein wertschätzender Umgang mit der Natur geht mit einem wertschätzenden Umgang mit
den Menschen einher“, betont Schenk.
Weitere Informationen sowie ein kostenloses Faltblatt mit Tipps für den Spaziergang mit Hund finden sich unter: www.lbv.de/hunde
Kiebitz: Vogel des Jahres 2024
Der „Vogel des Jahres“ wird vom LBV und seinem bundesweiten Partner NABU seit 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Im Jahr 2024 trägt der Kiebitz den Titel. Mit
27,8 Prozent der Stimmen hat er sich gegen vier andere Kandidaten durchgesetzt. Nach 1996 ist der Kiebitz bereits zum zweiten Mal der Vogel des Jahres und steht als solcher für die Artenvielfalt
in der Agrarlandschaft. Sein Bestand hat in Bayern und ganz Deutschland in den letzten Jahrzehnten katastrophal abgenommen, 90 Prozent der Brutpaare gingen verloren. Vor allem die Entwässerung
und der Verlust von Feuchtwiesen machen ihm schwer zu schaffen. Darum war der Kiebitz bei der Vogelwahl mit dem Slogan „Wasser marsch!“ angetreten.
Presseinformation 39-24
Bunter Vogel auf Reise:
Wiedehopfe legen Zwischenstopp in Bayern ein
Vogel-Punk rastet womöglich auch in Gärten
Sichtungen an den LBV melden
Hilpoltstein, 27.03.2024 – Aus den Landkreisen Deggendorf, Landsberg am lach und Ansbach hat der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) kürzlich die in diesem
Jahr ersten Meldungen von Wiedehopfen im Freistaat erhalten. Die etwa spechtgroßen, orange-schwarzen Vögel mit ihrer markanten Federhaube und dem langen Schnabel sind in Bayern sehr selten und
vom Aussterben bedroht. Auf der Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten in Afrika nach Mitteleuropa sind durchziehende Wiedehopfe ab jetzt bis in den Mai aber auch im Freistaat immer wieder zu
beobachten. „Auf ihrem Zug durch Bayern in ihre Brutgebiete, die zum Beispiel in Sachsen-Anhalt oder Brandenburg liegen, ist alles möglich. Der Wiedehopf kann derzeit auch völlig unerwartet eine
kurze Pause in unseren Hausgärten einlegen“, sagt LBV-Biologe Torben Langer. Wer in den kommenden Wochen einen der auffälligen Vögel sieht, den bittet der LBV seine Beobachtung zu melden
unter www.lbv.de/wiedehopf-melden.
Bei einer Meldung interessieren die Vogelschützerinnen und Vogelschützer des LBV vor allem die Antworten auf die fünf „W-Fragen“: Wer hat wie viele Wiedehopfe wann und wo
beobachtet und was haben die Vögel gemacht? „Für uns ist es außerdem wichtig zu wissen, ob der Wiedehopf ruft und sich länger als einen Tag am selben Ort aufhält. Ertönt der unverkennbar
dumpfe ‚hup-hup-hup‘-Ruf des Männchens, mit dem er versucht ein Weibchen anzulocken, ist das ein Zeichen dafür, dass sich der Wiedehopf in einem Lebensraum wohlfühlt“, erklärt Torben Langer.
Im vergangenen Jahr wurden dem LBV rund 250 Sichtungen gemeldet. Ein Großteil der beobachteten Vögel wird in Bayern allerdings nur eine kurze Rast einlegen und dann weiter in die Brutgebiete, die
zum Beispiel in Sachsen-Anhalt und Brandenburg liegen, ziehen. „Wir hoffen aber, dass einzelne Wiedehopfe in Bayern bleiben und versuchen, bei uns zu brüten. Wenn sie hier einmal Nachwuchs
bekommen haben, stehen die Chancen sehr gut, dass sie auch im Folgejahr wiederkommen“, erklärt Torben Langer. Momentan gibt es in Bayern nur relativ wenige Bruten.
Um die Brutchancen zu erhöhen und einige der Vögel zum Bleiben zu überreden, führt der LBV seit mehreren Jahren ein Schutzprojekt für den Wiedehopf durch. Für gewöhnlich nistet der scheue Vogel
gerne in großen Baumhöhlen. Weil diese selten geworden sind, haben LBV-Kreisgruppen mittlerweile mehrere hundert Nistkästen gebaut und aufgehängt. Außerdem treffen den Wiedehopf die Auswirkungen
des Insektensterbens schwer. Er findet nicht mehr genug Großinsekten, von denen er sich hauptsächlich ernährt. „Indem wir intakte Lebensräume wie Streuobstwiesen schaffen und erhalten, können wir
dem Wiedehopf helfen, genug Nahrung und Nistmöglichkeiten zu finden“, so der LBV-Biologe Torben Langer.
LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen
Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische
Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.
Presseinformation 38-24
Ostern in der Vogelwelt: Gesprenkelt, gut angepasst oder ganz in Blau
LBV wirft einen Blick in die Nester von Bayerns Vögel – Besondere Farben und Muster bei Goldammer, Kuckuck und Star
Hilpoltstein, 25.03.2024 – Ostern steht vor der Tür: Die Deko-Hasen sitzen bereits auf den Fensterbänken und die Brunnen in Bayern sind bunt dekoriert. An den Festtagen darf natürlich das Suchen
und Bemalen von Ostereiern nicht fehlen. Auch in der heimischen Vogelwelt finden sich bunt gemusterte Eier wieder. „Die Eierschalen von Vögeln bestehen aus mehreren Kalkschichten, damit das
Innere gut geschützt ist. Das für die Eierschale wichtige Kalzium nehmen Vögel über die Nahrung auf. So verschlucken Singvögel im Frühling häufig kleine Schnecken oder leere Gehäuse, um
zusätzlich Kalk aufzunehmen“, erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) stellt zu Ostern drei heimische
Vogelarten vor, die ihr Gelege ganz besonders „bemalen“.
Das Ei war schon in früheren Kulturen wie in der römischen und griechischen Antike sowie im alten Ägypten ein wichtiges Symbol für Fruchtbarkeit, neues Leben und Wiedergeburt. Auch im Christentum
findet sich diese symbolische Bedeutung wieder. Das Küken schlüpft aus dem Ei und steht für die Auferstehung von Jesus. Das farbige Ei wurde erst im Mittelalter modern. Die damals ausschließlich
rote Färbung sollte an das vergossene Blut von Jesus erinnern.
Auch in der Vogelwelt sind bunte Eier beliebt. Viele Vogelarten färben ihre Gelege mit farbgebenden Pigmenten, damit die Eier nicht auffallen und vor Fressfeinden gut getarnt sind. „Dafür
verwenden sie vor allem zwei Farbstoffe: einen grünlichen bis blauen und einen rötlichen bis braunen oder schwarzen. So erhalten die Eier entweder eine blaue bis türkise oder eine gelbe bis
rostbraune Grundfärbung. Die Pigmente zaubern auch verschiedene Muster, die sogenannte Schalenzeichnung, auf die Eier einiger Vogelarten,“ sagt die LBV-Vogelexpertin.
Wie mit feinen Pinselstrichen angemalt, so sieht das Gelege der Goldammer aus. Das Weibchen, welches im Gegensatz zu ihrem gelbgefiederten Partner etwas blasser gefärbt ist, legt für
gewöhnlich drei bis fünf Eier. Die Farbe variiert zwischen bläulich, grau oder braun. „Das Besondere ist die Verzierung der Eier: Mal sieht es aus wie kunstvolles Gekritzel, mal sind es einfach
Flecken. Das ist eine einzigartige Musterung in der Vogelwelt“, beschreibt Angelika Nelson.
Der Kuckuck ist ein echter Anpassungskünstler. Seine Eier sehen optisch genauso aus, wie die von der Vogelart, in deren Nester er seine Eier legt. „Für den Brutparasiten eine clevere
Strategie, um seine Eier erfolgreich unterzuschieben. Der Kuckuck kümmert sich nämlich nicht selbst um sein Gelege, sondern legt seine Eier in fremde Nester und lässt sie von den Wirtsvögeln wie
Teichrohrsänger oder Hausrotschwanz ausbrüten“, erklärt die Ornithologin. Das erwachsene Kuckucksweibchen wählt die Wirtsvogelart danach aus, von welcher Vogelart sie selbst großgezogen wurde.
Die Färbung und Zeichnung ihrer Eier ist genetisch festgelegt und an die des Wirtsvogels angepasst.
Der Star fällt nicht nur durch sein weiß gesprenkeltes und metallisch schimmerndes Gefieder auf, er legt auch auffallend farbige Eier. „Die Stareneier sind einheitlich hellblau-grün
gefärbt. Somit sehen sie fast schon wie von Menschen bemalte Ostereier aus“, so Angelika Nelson. Der Vogel legt vier bis fünf Eier in eine Nesthöhle, gepolstert mit Blättern, Halmen, Federn oder
Tierhaaren. Das Besondere an der Brutstätte: Oftmals webt der Star Kräuter in sein Nest mit ein, da die ätherischen Öle als natürliche Abwehr gegen Parasiten helfen.
Presseinformation
37-24
So wichtig ist die EU für den Naturschutz in Bayern
Europäische Schutzgebiete sind Motor für den Artenschutz
Europawahl entscheidet über Zukunft von Auerhahn und Co.
Hilpoltstein, 25.03.2024 – Richtlinien der EU zum Naturschutz haben maßgeblich dazu beigetragen, wertvolle Lebensräume auch in Bayern zu erhalten. Aus diesem Grund möchte der bayerische
Naturschutzverband LBV (Landesbund- für Vogel- und Naturschutz) vor der diesjährigen Europawahl auf diese Bedeutung hinweisen. Auch wenn das Handeln der EU oft als etwas Abstraktes wahrgenommen
wird, zeigt gerade das Beispiel Naturschutz, dass dem nicht so ist. „So hat die EU mit Natura 2000 das größte Schutzgebietssystem der Erde geschaffen und somit auch in Bayern wichtige Lebensräume
erhalten. Ohne die EU wäre das Gesicht Bayerns heute ein anderes und wir hätten viele wertvolle Gebiete und auch Arten wohl verloren. Da die EU also mitentscheidend für die Zukunft von Auerhahn,
Flussperlmuschel und Co. im Freistaat ist, muss sie auch weiterhin Antreiber für mehr Naturschutz bleiben“, so Dr. Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde in der Europäischen Union ein einzigartiges System an Schutzgebieten geschaffen, das den Naturschutz in den Mitgliedsstaaten erheblich vorangebracht hat. Die
EU-Vogelschutzrichtlinie von 1979 und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) von 1992 bilden zusammen die Grundlage für das Schutzgebietsnetz Natura 2000. Es umfasst in Deutschland 15 Prozent
der Landesfläche. Hier kommen bedrohte Arten und Lebensräume zu ihrem Recht. Bei der Auswahl der Natura 2000-Gebiete in Bayern hatte der LBV einen maßgeblichen Anteil. „Schutzgebiete sind bis
heute ein wichtiges Instrument im Naturschutz. Wir brauchen diese Gebiete, in denen die Natur Vorrang hat, um das Überleben von Arten zu sichern“, so LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer.
Schutzgebiete mit europäischem Rang in Bayern
Im Freistaat gibt es insgesamt über 740 FFH-Gebiete. Diese reichen von der fränkischen Saale ganz im Norden, wo ein Bachsystem und Auen eines Zuflusses geschützt werden, bis hin zum
Vogelschutzgebiet (SPA) Allgäuer Hochalpen ganz im Süden Bayerns. Studien belegen, dass sich die Situation zahlreicher Arten der Rote Liste durch die Ausweisung von Vogelschutzgebieten verbessert
oder zumindest stabilisiert hat. So sind insbesondere großflächige Vogelschutzgebiete in Wäldern wie Spessart, Steigerwald und Nürnberger Reichswald von großer Bedeutung für zum Beispiel Mittel-
und Grauspecht. Auch der hohe Anteil von 40 Prozent als Natura 2000 ausgezeichneten Gebieten in den bayerischen Alpen zeigt die besondere Verantwortung des Freistaats für die Biodiversität.
Auswirkungen zukünftiger EU-Politik auf Bayern
Auf EU-Ebene werden die zentralen Leitplanken für den Natur- und Artenschutz gelegt – auch für Bayern. „Die EU hat in der Vergangenheit oft als Antreiber für besseren Naturschutz gedient, weshalb
der Ausgang der diesjährigen EU-Wahl am 9. Juni auch über die Richtung entscheidet, die die EU im Natur- und Umweltschutz zukünftig einschlägt“, so Norbert Schäffer. Und er ergänzt: „Die
zunehmend heftigen und häufig populistisch geführten Diskussionen in der jüngsten Vergangenheit zum Beispiel zum Restaurationsgesetz und die schon wieder ausgesetzten Regelungen zu Brachflächen
in der Landwirtschaft zeigen, dass der Naturschutz auch auf EU-Ebene zunehmend unter Druck gerät. Es ist daher wichtiger denn je, dass der Naturschutz nicht unter die Räder gerät und die EU ihre
Erfolgsgeschichte im Naturschutz fortschreibt.“
Aktueller Nachholbedarf in Deutschland
Die Umsetzung der EU-Vorgaben ist Sache der Mitgliedsstaaten. In der Vergangenheit hat die EU über den Europäischen Gerichtshof schon mehrfach Verurteilungen bezüglich einer fehlenden Umsetzung
der Maßnahmen ausgesprochen. So konnten etwa in Italien, Spanien oder Malta Verbesserungen für den Zugvogelschutz erreicht werden. Vor kurzem ist Deutschland von der EU wegen einer unzureichenden
Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie gerügt worden und es wurde ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Die EU bemängelt, wie zuvor schon für FFH-Gebiete, dabei vor allem ein unzureichendes
Management der Schutzgebiete. Viele Gebiete, auch in Bayern, haben immer noch keinen Managementplan. „Natur- und gerade auch Zugvogelschutz kann man nur über Ländergrenzen hinausdenken. Deswegen
ist es so wichtig, den Vogelschutz als Gemeinschaftsaufgabe zu verfolgen, bei der jeder Mitgliedsstaat seinen Beitrag leisten muss. Deutschland muss hier schnell nachbessern“, sagt Schäffer.
Presseinformation 35-24
Immer weniger Spatzen pfeifen von Bayerns Dächern
Am 20. März ist Weltspatzentag
LBV-Gebäudebrüter-Projekt in Oberbayern setzt sich für Haussperling, Mauersegler und Schwalben ein
Hilpoltstein/München, 19.03.2024 - Am 20. März ist nicht nur Frühlingsanfang, sondern auch internationaler Weltspatzentag. Doch obwohl der kleine Singvogel in Bayerns Städten und Dörfern
regelmäßig zu beobachten ist, steht es schlecht um seine Bestandszahlen. Eine 2021 veröffentlichte britische Langzeitstudie zum Vogelschwund in Europa dokumentierte, dass „Allerweltsvögel“ wie
der Haussperling in den letzten 40 Jahren die größten Bestandseinbrüche hinnehmen mussten. „Mit 250 Millionen verlorenen Individuen belegt der Haussperling den traurigen ersten Platz in der Liste
der größten Verlierer. Das ist ein gigantischer Rückgang, den die meisten Menschen gar nicht bemerken. Viele glauben immer noch der Spatz sei ein häufig vorkommender und unbedrohter Vogel“, sagt
Stefanie Gansbühler, LBV-Expertin für Gebäudebrüter in Oberbayern.
Haussperlinge kommen meist in großen Schaaren vor und ihr munteres Schwätzen begleitet die Menschen das ganze Jahr über. „Seine Gegenwart ist für uns selbstverständlich und erweckt nicht den
Eindruck, dass der Spatz ein bedrohter Brutvogel ist. Wenn wir das laute, gesellige Zwitschern aus einer Hecke voller Spatzen hören, können wir leider nicht unterscheiden, ob dort 20 oder nur
fünf Spatzen sitzen“, erklärt die LBV-Gebäudebrüter-Expertin. Doch Studien und Monitorings belegen, dass der Bestand immer weiter zurückgeht. Seit mittlerweile acht Jahren steht der Spatz in
Bayern auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten und steht somit unter strengem Schutz.
Der Spatz zeigt gut, dass es für stabile Vogelbestände wichtig ist, ihre Lebensräume mit allen benötigten Elementen zu erhalten. „Auch wenn wir Spatzen oft in Hecken und Sträuchern beobachten,
befinden sich ihre Nistplätze an unseren Häusern. Als Gebäudebrüter ist der Haussperling darauf angewiesen, dass die bestehenden Brutplätze an Häusern erhalten bleiben und zusätzlich neue
Brutmöglichkeiten geschaffen werden“, so Stefanie Gansbühler. Durch energetische Sanierungen und klimaschonende Neubauten verschwinden seine Brutplätze allerdings und alternative
Nistmöglichkeiten werden gar nicht mehr geschaffen. „Die Spatzen leidet unter Wohnungsnot. Und das trotz Häusermeer in den bayerischen Städten“, ergänzt die LBV-Expertin.
Erwachsene Spatzen ernähren sich von Sämereien der Wildgräser und -kräuter. Für die Aufzucht der Jungen sind Spatzeneltern allerdings auf Insekten angewiesen. Sämereien und Insekten finden die
Sperlinge hauptsächlich auf Wildblumenwiesen mit überwiegend einheimischen Pflanzen. Gerne angenommen werden auch offene Bodenstellen als Staubbadeplätze, in denen die Spatzen ihr Gefieder
pflegen können. „Der gesellige kleine Vogel braucht all diese Lebensraumelemente, wie geeignete Brutplätze, ausreichend Nahrung und Versteckmöglichkeiten in Büschen oder Hecken, um sich vor
Fressfeinden zu schützen. Fehlt nur eines oder gar mehrere dieser Elemente, oder ist der räumliche Abstand dazwischen zu groß, so verschwinden die Spatzen“, sagt Stefanie Gansbühler.
LBV-Projekt „Gebäudebrüter in Oberbayern“
Um Klimaschutz und den Erhalt von Gebäudebrütern, wie Spatz, Mauersegler und Schwalben in Einklang zu bringen, setzt sich der LBV München seit 2005 für diese gefährdeten Vogelarten ein. Da
Oberbayern zu einer der am stärksten wachsenden Regionen zählt, hat der LBV München vor einem Jahr das Projekt „Gebäudebrüter in Oberbayern“ ins Leben gerufen. Dank der Förderung der Rosner &
Seidl Stiftung wird sich der LBV für die nächsten drei Jahre dem Schutz und dem Aufbau der Gebäudebrüterbestände in oberbayerischen Städten und Gemeinden widmen. „Unser großes Ziel ist es, Schutz
durch Wissen zu schaffen. Leider passiert es immer noch häufig, dass durch Unwissenheit Brutplätze verschwinden und somit Gebäudebrüter heimatlos werden. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass
die Brutplätze ganzjährig unter Schutz stehen“, sagt Stefanie Gansbühler. Der LBV München berät Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer in Oberbayern individuell zu Baumaßnahmen und zum Schutz von
Gebäudebrütern. Um einen Überblick über die Quartiere der Vögel zu erhalten, können Brutplätze dem LBV online gemeldet werden unter www.botschafter-spatz.de/gebaeudebreuter-melden/
Weitere Informationen finden sich unter: www.botschafter-spatz.de
LBV und Nationalpark Berchtesgaden erwarten die nächsten Jungvögel für die diesjährige Auswilderung – Küken in Zoos und Zuchtzentren zur Welt gekommen
Berchtesgaden/Hilpoltstein, 13.03.2024 – In diesem Frühjahr werden der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und der Nationalpark Berchtesgaden zum vierten Mal
zwei junge Bartgeier auswildern. Die Küken stammen aus dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP), in dem sich über 40 Zoos und Zuchtstationen für diese gefährdete Vogelart
zusammengeschlossen haben. Dort sind in den vergangenen Wochen mehrere kleine Geier geschlüpft, die auch für das bayerische Projekt in Frage kommen und Nepomuk, Sisi und den anderen in
Deutschland ausgewilderten Bartgeiern nachfolgen. In wenigen Wochen weist das EEP die Küken endgültig den jeweiligen Freilassungsregionen zu, so auch die Tiere für die diesjährige Auswilderung in
Berchtesgaden. Währenddessen schlüpfen auch in freier Wildbahn im Alpenraum die ersten Jungvögel der Brutpaare aus früheren Auswilderungen anderer Länder.
Für die meisten Vogelarten ist der Frühling die ideale Zeit, um Eier zu legen und zu brüten. Nicht so für den Bartgeier, die seltenste Geierart Europas. Er beginnt bereits im Hochwinter mit der
Brut. In ihrem alpinen Lebensraum halten auch Minustemperaturen, tagelanger Schneefall und Lawinenabgänge die Bartgeierpaare nicht davon ab, ihre Eier zu legen und sie 52 Tage lang auszubrüten.
„Im Gegensatz zu den Altvögeln können die Küken noch keine Knochen verdauen. Deshalb hat sich diese Vogelart so entwickelt, dass die kleinen Bartgeier bereits gegen Ende des Winters schlüpfen,
wenn ein reichhaltiges Angebot an in Lawinen verunglückten Wildtieren wie Gämsen und Steinböcken zu finden ist“, sagt der LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider. Dank der Anpassung der
Schlupfzeit an die Schneeschmelze ist sichergestellt, dass genügend Aas vorhanden sind, mit dem die Eltern ihre Jungen füttern können.
Obwohl die Bartgeier in Zoos und Zuchtstationen weniger rauen Wetterbedingungen ausgesetzt sind als ihre Artgenossen in den Alpen, läuft auch bei diesen Vögeln das über Jahrtausende entwickelte
Verhalten gleich ab. Bereits Anfang Dezember legte ein Weibchen im österreichischen Richard-Faust-Zentrum das erste Ei der aktuellen Brutsaison. Die erfahrenen Paare wechseln sich beim Ausbrüten
der mehr als faustgroßen Eier routiniert ab. Vor allem gegen Ende der Brutzeit sind die Expertinnen und Experten in den verschiedenen Einrichtungen besonders wachsam. „Schlüpfen zwei Jungvögel in
einem gemeinsamen Nest, müssen sie sofort getrennt werden, da sie von Natur aus sehr aggressiv gegeneinander sind und immer nur das stärkere Küken überlebt. Das ist auch verständlich, denn bei
insgesamt fast vier Monaten Nestlingszeit in der Natur und den Unmengen an Futter, die ein heranwachsender Geier fressen muss, könnten die Eltern niemals zwei Junge gleichzeitig aufziehen“, sagt
Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.
Im Zuchtprogramm ist es dank eingespielter Expertenteams möglich, das jeweils schwächere Küken einem anderen, kinderlosen Bartgeier-Ammenpaar zu übergeben und von diesem ohne menschlichen Kontakt
aufziehen zu lassen. „Im Idealfall verdoppelt sich so der Bruterfolg jedes Paares. Die Küken werden dann an eines der europäischen Auswilderungsprojekte – etwa nach Berchtesgaden – abgegeben oder
sichern innerhalb des EEP den Fortbestand der Art“, so Ulrich Brendel. Die kleinen Bartgeier, die jetzt aus den Eiern schlüpfen, werden wahrscheinlich sehr verschiedene Lebenswege
einschlagen. Aber jeder auf seine Weise kann einen wichtigen Beitrag für die Zukunft dieser beeindruckenden Art leisten.
Küken aus freier Wildbahn
Da Bartgeier im gesamten Alpenraum seit 1986 ausgewildert werden, kommt es jedes Jahr zu einigen Dutzend erfolgreichen Bruten im Freiland. Vor allem in den Westalpen, wie in Frankreich und der
Schweiz, aber auch vereinzelt in Österreich schlüpfen in diesen Tagen die Jungen. „Die bisher in Berchtesgaden ausgewilderten Geier werden sich hoffentlich in einigen Jahren, wenn sie
geschlechtsreif sind, ebenfalls mit Artgenossen verpaaren und den noch recht geringen Bestand dieser faszinierenden Vogelart in den Ostalpen stärken“, sagt Toni Wegscheider.
Alpine Entdeckungstour der bereits ausgewilderte Bartgeier
Die 2021 ausgewilderte Bavaria ist bereits im Salzburger Tennengebirge sesshaft geworden, direkt östlich des Nationalparks Berchtesgaden. In zwei Jahren könnte sie dort mit einem Partner einen
ersten Brutversuch starten. Die noch jüngeren Bartgeier Recka, Dagmar, Sisi und Nepomuk folgen dagegen noch ihrem Entdeckungsdrang. Sie erkunden die Alpen auf der Suche nach wilden Artgenossen
und verendeten Huftieren als Nahrung und legen dabei manchmal Hunderte von Kilometern pro Tag zurück. Einige dieser Vögel werden schließlich auch in die Umgebung des Nationalparks zurückkehren
und sich in einer geeigneten Gebirgsregion der bayerischen oder österreichischen Berge niederlassen. Bis der Bartgeier endgültig wieder in Bayern heimisch geworden ist, werden noch einige Jahre
vergehen. Der bisherige Projektverlauf stimmt die Beteiligten des LBV und des Nationalparks Berchtesgaden jedenfalls zuversichtlich, dass dieses Ziel in nicht allzu ferner Zukunft liegt.
Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische
Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches
Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich
geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend
voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im
bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im
Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer
Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.
Presseinformation 28-24
Ausbau der Windkraft nicht nur im Wald
Dringend erforderliche Energiewende nicht zu Lasten von Wäldern und Naturschutz
Hilpoltstein, 04.03.2023
Der Ausbau der Windenergie ist aus Sicht des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) eine unverzichtbare und tragende Säule der Energiewende. In ihrem
Koalitionsvertrag hatten CSU und Freie Wähler angekündigt, 1.000 Windräder in Bayern bis zum Jahr 2030 errichten zu lassen. "Derzeit zeichnet sich ab, dass die Mehrzahl der Standorte in
Wäldern geplant werden. Dadurch sind vielerorts wertvolle Lebensräume und windkraftsensible Arten betroffen. Der LBV wird Windkraftvorhaben an solchen Standorten sorgfältig prüfen und darauf
achten, dass aus naturschutzfachlicher Sicht keine Roten Linien überschritten werden", stellt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer fest. Darüber hinaus bringen Militär und Denkmalschutz oft
große Einschränkungen bei der Windkraftplanung mit sich. Der LBV fordert, dass der Bereich Naturschutz in der Abwägung genauso stark gewichtet wird, wie diese beiden Belange.
Um die Ziele der Bundesregierung und der EU zum Umbau der Energieversorgung zu erreichen, werden derzeit im Freistaat in allen bestehenden Planungsregionen sogenannte Vorrangflächen für
Windkraftanlagen gesucht. Für den Ausbau der Windkraft setzt die Bayerische Staatsregierung vorrangig auf Flächen, die von den Staatsforsten bewirtschaftet werden. Doch wird der Staatswald allein
nicht ausreichen, um die staatlich vorgegebenen Ausbauziele für Windkraft in Bayern zu erreichen. Dabei beunruhigt den LBV, dass Vorranggebiete für Windkraftanlagen auch in wertvolle Misch- und
Laubwälder geplant werden. "Wenn Waldgebiete für Windkraftanlagen in Betracht gezogen werden, sollten dafür nur intensiv genutzte Fichten- und Kiefern-Monokulturen ausgewählt werden. Diese weisen
in Bezug auf den Artenschutz ein deutlich geringeres Konfliktpotenzial auf", fordert Norbert Schäffer.
Die Ergebnisse einer neuen Studie einer Arbeitsgemeinschaft verschiedener Fachinstitute, darunter das Leibnitz-Institut, stützen diese Forderung des LBV. Diese zeigt, dass Windkraftanalgen in
Wirtschaftswäldern zum Rückgang von Vogelarten beitragen.
Auswirkungen von Windkraft im Wald
Durch den Bau von Windkraftanlagen und der damit einhergehenden Infrastruktur wie Zufahrten, Parkplätze und Stromtrassen gehen Lebensräume im Wald verloren. Die Anlagen verursachen Störungen
durch Bau- und Betriebslärm, Folgenutzungen und Wartungszyklen. Dies betrifft nicht nur dort brütende Vogelarten, sondern vor allem auch Fledermäuse, da die meisten Arten den Wald als Jagdhabitat
und Fortpflanzungs- und Ruhestätte nutzen.
Weitere einschränkende Faktoren
"Als LBV bereitet uns Sorge, dass die aktuellen Bestimmungen, die die Genehmigung zur Ausweisung von Windkraftgebieten vereinfachen und beschleunigen sollen, überwiegend zu Lasten des
Naturschutzes gehen", stellt der LBV-Vorsitzende fest. Der berechtigte Mindestabstand von 800 Metern zur Wohnbebauung sowie weiträumige Einschränkungen durch Militär oder Denkmalschutz führen oft
dazu, dass Lebensräume von windkraftsensiblen Tierarten beplant werden. "Wir werden diese ungleiche Bewertung nicht zulassen. Die Energiewende erfordert Kompromisse von allen Nutzungsformen in
unserer Landschaft. Sie dürften nicht nur einseitig vom Naturschutz erbracht werden", so Norbert Schäffer weiter.
Über den LBV:
1909 gegründet ist der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. - der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell über 115.000 Unterstützerinnen und Unterstützer.
Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr
Infos: www.lbv.de/ueber-uns.
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Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) e. V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein (Deutschland)
1. Vorsitzender: Dr. Norbert Schäffer
CEO: Alf Pille/Helmut Beran
Presseinformation 11-24
Schaurige Rufe und spektakuläre Flüge:
Eulen und Greifvögel sind im Liebesrausch
Frühlingsgefühle
trotz winterlicher Temperaturen bei Waldkauz, Mäusebussard und Falken – Balz in Bayern hören und erleben
Hilpoltstein, 30.01.2024 – Jetzt Gruselstimmung unter Bayerns Bäumen erleben: Während eines Abendspaziergangs bei Einbruch der Dämmerung
kann jede und jeder mit etwas Glück die Balzrufe der heimischen Eulen hören, die schon manchem Krimi das schaurig-schöne Flair verliehen
haben. „Trotz des Winters ist die Balz, also das Liebeswerben der Eulen, bereits in vollem Gang. Derzeit sind der Waldkauz und der Uhu, die
größte Eule der Welt, in Bayern besonders aktiv“, sagt der LBV-Biologe Torben Langer. Die länger werdenden Tage bringen aber auch andere
Vögel in Balzstimmung. „Während die Eulen mit ihren Rufen nachts beeindrucken, versuchen Greifvögel am Tag mit akrobatischen Balzflügen zu
imponieren“, erklärt Langer weiter. In den kommenden Wochen kann jede und jeder mit etwas Glück das Naturschauspiel Balz miterleben. Am
besten gelingt das bei Spaziergängen in Parks und Wäldern mit alten Baumbeständen.
„hUUUUuh … hu, hu‘hu‘huhUUUUuh“ schallt es jetzt während der Dämmerung wieder durch die Parks, Wälder und Friedhöfe Bayerns. Urheber dieser
Rufe ist Europas häufigste Eulenart, der Waldkauz. „Bereits im Herbst haben sich junge Paare zusammengefunden und bleiben nun ihr Leben
lang beieinander. Sie suchen sich ein Revier in alten Wäldern oder baumreichen Parks mit möglichst vielen Mäusen" erklärt der LBV-Biologe.
Der Waldkauz ist einer der ersten, der Ende Januar mit der Frühjahrsbalz beginnt. Aber auch einige andere bayerische Eulen, wie der Uhu und
der kleinere Raufußkauz, sind bereits aktiv. Bald werden auch weitere Arten, wie Waldohreule, Sperlingskauz und Schleiereule nach und nach
mit ihrer Balz starten und so das Eulenkonzert vervollständigen. „Früher als viele andere Vogelarten beginnen die Eulen dann meist im März
mit der Brut, Uhu und Waldkauz gelegentlich schon im Februar. Sie gewinnen damit wertvolle Zeit für die Jungenaufzucht, denn die strenge
Witterung des ausgehenden Winters kann ihnen nur wenig anhaben und ausreichend Nahrung ist bereits verfügbar“, so Torben Langer.
Im Gegensatz zu der gut hörbaren Eulenbalz, ist die Balz der Greifvögel tagsüber vor allem sichtbar. „Mit akrobatischen Balzflügen will das
Männchen dem Weibchen imponieren, aber auch gemeinsame Flugmanöver gehören zur Balz. Besonders spektakulär sind diese beispielsweise beim
Seeadler“, sagt Torben Langer. Der häufigere Mäusebussard beginnt im März mit seinen sogenannten Girlandenflügen, die der Revierabgrenzung
dienen. Auch die Übergabe von Nistmaterial, der gemeinsame Horstbau oder die Renovierung eines bestehenden Horsts gehören zur Balz.
Besonders rasant sind die Balzflüge der Falken, wenn sie sich in raschem Gleitflug nach unten stürzen. Zur Balz zählen auch
Futtergeschenke, um die Beziehung zu festigen. So übergeben Wander- und Turmfalke zunächst in Horstnähe und später auch direkt am Horst
Beute. „Falkenmännchen wollen mit dem Beweis ihres Jagdgeschicks ihre Artgenossinnen von sich überzeugen, indem sie zeigen, dass sie
Weibchen und Junge während der Brutphase gut mit Futter versorgen können“, sagt der Biologe.
Über die zahlreichen LBV-Webcams unter www.lbv.de/webcams lassen
sich mit etwas Glück auch Teile der Greifvogelbalz beobachten.
LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen
Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und
Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon
Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.
Presseinformation 09-24
Ergebnis der "Stunde der Wintervögel":
Unerwartete Gäste in Bayerns Gärten
Zugvögel im winterlichen Bayern – Nordische Gäste von Bergfink bis Seidenschwanz
Hilpoltstein, 25.01.2024 – Bayern hat einen Vogel. Um genau zu sein sogar viele: Über 600.000 gefiederte Gäste in knapp 20.000 Gärten zählten die mehr als 26.500 Teilnehmenden am Wochenende vom
5. bis 7 Januar im Rahmen der "Stunde der Wintervögel" 2024. Jetzt liegen die finalen Ergebnisse der bürgerwissenschaftlichen Aktion vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel-
und Naturschutz) und seinem bundesweiten Partner NABU vor und geben spannende Einblicke in die Vogelwelt im Siedlungsraum. "Am Zählwochenende gab es einiges zu beobachten: Daheimgebliebene
Zugvögel, nordische Gäste und andere unerwartete Vögel, viele belegt mit einmaligen Fotos. Beobachtungen von Waldohreulen bis hin zu Seidenschwänzen meldeten uns die Bürgerinnen und Bürger aus
den Gärten, Parks und von den Balkonen des Freistaats", so die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson.
Nach einigen Monaten mit zum Teil sehr starken Temperaturschwankungen im Freistaat hatte der LBV das Zählwochenende der 19. "Stunde der Wintervögel" mit Spannung erwartet. "Die nun vorliegenden
Ergebnisse zeigen, dass einige Kurzstreckenzieher wie Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, oder Hausrotschwanz den Wetterkapriolen getrotzt haben und in ähnlicher Anzahl wie in den Vorjahren in den Gärten
des Freistaats anzutreffen sind", so Angelika Nelson. Überrascht waren Vogelbeobachter und Vogelbeobachterinnen aus den Landkreisen Rosenheim, Neu-Ulm und München, als sie je ein
Sommergoldhähnchen im Garten entdeckten. "Genaue Beschreibungen und Fotos, bestätigten, dass es sich um Sommergoldhähnchen und nicht um die im Aussehen sehr ähnlichen Wintergoldhähnchen
handelte", so Nelson. Während das Wintergoldhähnchen die kalten Monate über in Bayern bleibt, fliegt das Sommergoldhähnchen üblicherweise in den westlichen Mittelmeerraum ab. "Beobachtungen von
Kurzstreckenziehern sind schon länger kein Einzelfall mehr. Diese Entwicklung werden wir auch in den kommenden Jahren im Zusammenhang mit dem Klimawandel im Auge behalten", erklärt Nelson.
Und es gab noch mehr unerwartete Gäste: Eine Teilnehmerin im Landkreis Würzburg entdeckte vom Balkon aus, am gegenüberliegenden Baum mehrere Waldohreulen. Besonders in strengen Wintern suchen
sich bis zu einem Dutzend Waldohreulen einen gemeinsamen Schlafbaum im geschützten Siedlungsraum. "Es freut uns, wenn Leute durch die Teilnahme an der Stunde der Wintervögel neue Vogelarten in
der unmittelbaren Umgebung für sich entdecken. Dadurch erhöht die Aktion auch die Artenkenntnis in der Bevölkerung," so die LBV-Biologin.
Nordische Gäste in Bayern
Aufgrund eisiger Temperaturen und Schnee in Skandinavien flogen am Zählwochenende auch zahlreiche nordische Gäste an die Futterstellen in Bayern. Gimpel, Bergfinken, Kernbeißer oder Schwanzmeisen
waren zum Teil in großen Trupps zu sehen und bescherten einigen Teilnehmenden ein unvergessliches Erlebnis. Wer Glück hatte, konnte sogar einen Seidenschwanz entdecken. "Sein Zugverhalten
unterliegt starken Schwankungen. In manchen Wintern taucht der Seidenschwanz in großer Zahl invasionsartig in Mitteleuropa auf, in anderen Jahren bekommt man ihn hier kaum zu Gesicht", so
Angelika Nelson.
Reges Treiben an den Futterstellen
Im Vergleich zum Vorjahr herrschte zur diesjährigen "Stunde der Wintervögel" ein reges Treiben in den bayerischen Gärten: Durchschnittlich konnten Vogelfreund*innen knapp über 32 Vögel (Vorjahr:
30) pro Garten zählen. "Jährliche Schwankungen in der Anzahl der Vögel sind zu erwarten. Wichtig ist aber, den langfristigen Trend im Vogelbestand im Auge zu behalten, ", sagt die
LBV-Vogelexpertin. Dieser sieht leider nicht so positiv aus: Seit Beginn der Aktion nimmt die Anzahl der gemeldeten Vögel pro Garten stetig ab. Das bunte Vogel-Treiben an diesem Zählwochenende
ist wohl auch auf die zahlreichen Futterstellen in den Gärten und auf den Balkonen zurückzuführen. 93 Prozent der Teilnehmenden gaben an, Vögel zu füttern. Am Futterhäuschen lassen sich Vögel
besonders gut beobachten und zählen.
Regionale Unterschiede
Die meisten gefiederten Gäste zählten mit durchschnittlich 38 Vögeln pro Garten die Teilnehmenden in Niederbayern. Das liegt vermutlich daran, dass jeder sechste Teilnehmende dort an einem sehr
großen Zählort mitgemacht hat. In Oberbayern hingegen ist nur ein Drittel der Zählorte sehr groß – dort wurden mit knapp unter 30 Vögeln pro Garten die wenigsten gefiederten Gäste gezählt.
Schwaben, Oberpfalz und Oberfranken liegen mit 35 und 33 Vögeln pro Garten leicht über dem bayernweiten Durchschnitt. Unter- und Mittelfranken liegen mit knapp unter 32 Vögeln pro Garten etwas
darunter. Weitere landkreisgenaue Ergebnisse können eingesehen werden unter www.stunde-der-wintervoegel.de.
Gesamtergebnis Bayern
An die Spitze flattert in diesem Jahr trotz seiner Abnahme in einigen Großstädten einmal mehr der Haussperling. Kohlmeise und Feldsperling folgen ihm aufs Siegertreppchen. Platz 4 holt sich die
Blaumeise, noch vor der Amsel. "Die Top 5 bleibt damit unverändert zum letzten Jahr", sagt Angelika Nelson. Der Buchfink landet auf Rang 6. Die Plätze 7 und 8 belegen Grünfink und Elster. Der
Erlenzeisig, der die Top 10 im vergangenen Jahr knapp verfehlt hatte, schafft es diesmal auf Rang 9. Das Rotkehlchen macht die Liste der 10 am häufigsten beobachteten Wintervögel in Bayerns
Gärten komplett.
"Schulstunde der Wintervögel"
Im Rahmen der "Schulstunde der Wintervögel" zählten dieses Jahr Kinder aus 75 Schulen in 47 Gemeinden die Vögel rund um ihre Schule. "Die ,Schulstunde der Wintervögel‘ ist eine großartige
Möglichkeit, um Kindern die heimischen Vogelarten näher zu bringen, und sie so zukünftig auch für ihren Schutz zu sensibilisieren", erklärt Angelika Nelson.
Die nächste Vogelzählung findet vom 9. bis 12. Mai 2024 statt. Dann rufen der LBV und sein bundesweiter Partner NABU die Menschen auf, bei der "Stunde der Gartenvögel" die Brutvögel in den Gärten
und Parks zu erfassen. Auch Schule sind dann wieder eingeladen mitzuzählen.
Infos zur Aktion unter www.stunde-der-wintervoegel.de
Konsequentes Umdenken überfällig: Wasser nicht ableiten, sondern in der Fläche halten – Bayerns Bäche renaturieren
Hilpoltstein, 22.01.2024 – Das Winterhochwasser in weiten Teilen Deutschlands hat erneut gezeigt, welche dramatische Folgen Starkwetterereignisse haben. Da in der Klimakrise über Tage andauernde
Regenfälle immer häufiger auftreten werden, muss sich auch Bayern gegen Hochwasser wappnen. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) fordert deshalb von der
bayerischen Staatsregierung ein bewusstes Umdenken, um mehr Wasser in den Flächen zu halten. „Die Hochwasserproblematik in Bayern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verschärft. Doch der
Freistaat setzt vorrangig auf technische Lösungen, wie den Bau von Poldern. Natürlicher Hochwasserschutz wird dagegen viel zu wenig in Betracht gezogen“, kritisiert der LBV-Geschäftsführer Helmut
Beran. „Schon seit langem fordert der LBV, mindestens 10.000 Kilometer der bayerischen Bäche bis 2028 zu renaturieren. Das ist nicht nur aktive Hochwasservorsorge, sondern fördert die biologische
Vielfalt und ist eine effektive Maßnahme gegen die zunehmende Trockenheit.“
Die Hochwasser-Problemlage aus Sicht des LBV: Der massive Ausbau und die umfassenden Begradigungen von Flüssen und Bächen lässt das Wasser zu schnell abfließen. Feuchtwiesen, Auen und Moore als
natürliche Wasserspeicher wurden großflächig entwässert. Und die ungebremste Versiegelung von Flächen im Straßenbau und in neuen Bau- und Gewerbegebieten verhindert, dass Regenwasser im Boden
versickern kann. Die aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen eine deutliche Zunahme des Flächenverbrauchs.
„Wirkungsvollste Maßnahmen im Hochwasserschutz sind die Wiedervernässung von trockengelegten Feuchtwiesen und Mooren. Diese sind unterschätze Klimaschützer, weil sie im natürlichen Zustand große
Mengen an Kohlenstoff speichern“, so Beran. Gleichzeitig leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Gefährdete Arten wie Bekassine, Sonnentau und Torfmoose kommen nur
intakten Mooren vor. „Wenn Bayern das Klima und somit unsere Zukunft ernsthaft schützen will, kann es nicht sein, dass im Rahmen landwirtschaftlicher Intensivierung immer noch Moore trockengelegt
und Feuchtwiesen mit Drainagen entwässert werden“, betont Helmut Beran.
Natürliche Bäche: Politik muss Kommunen besser unterstützen
In Zeiten von zunehmender Trockenheit und Wasserknappheit muss Bayern aus Sicht des LBV auf natürliche Bäche setzen. „Dynamische Flüsse mit angrenzenden Auen als natürliche Überflutungsgebiete
bewahren das Wasser viel länger in der Fläche als begradigte Bäche“, so Beran. Für Bayerns Bäche sind die Kommunen verantwortlich, die sich dabei aus Erfahrung des LBV oft allein gelassen fühlen.
„Um die dringend notwendige Aufklärungsarbeit und die Beratung der Kommunen sicherzustellen, wird mehr Personal in den zuständigen Behörden benötigt. Auch muss die Beantragung von Fördermitteln
für die Umsetzung der Maßnahmen vereinfacht werden“, fordert der LBV-Geschäftsführer.
Bayern verfehlt EU-Richtlinie
Stand jetzt wird Bayern seine gesetzlichen Verpflichtungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie deutlich verfehlen. Der Freistaat muss daher ohnehin seine Anstrengungen für die Qualität der Gewässer
deutlich erhöhen. „Die Bayerischen Bäche endlich großflächig zu renaturieren und damit Klima-, Hochwasser- und Artenschutz gleichzeitig zu sichern, sollte für die Staatsregierung ein absolutes
Selbstverständnis sein“, so Helmut Beran.
Ausschnitt vom Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 8. Januar 2024, 17:15 Uhr
Die EU erwägt, den Schutzstatus für Wölfe zu senken: Wölfe könnten dann schneller abgeschossen werden. Aber ob das helfen würde, ist fraglich. Von Tina Baier Siebzehn Mal hat die Wölfin mit dem
Kürzel GW3092f in Hessen zugeschlagen und vor allem Schafe und Ziegen gerissen. Ihr Partner, GW3222m, ist in Hessen dreimal als Angreifer von Nutztieren registriert. Dafür waren seine Attacken
umso heftiger. Der Rüde fiel jedes Mal gleich mehrere Schafe an, manchmal bis zu zwölf an einem Tag. Das problematische Paar sprang dabei über elektrische Schutzzäune, die eigentlich als
wolfssicher galten. Für Norbert Schäffer, den Vorsitzenden des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV), ist genau das der entscheidende Punkt: "Es ist für uns nachvollziehbar und
akzeptabel, dass Wölfe, die mehrmals Schutzzäune überwinden und Nutztiere reißen, entnommen werden", sagt er. "Entnehmen" bedeutet in der Regel: erschießen. Der zunächst genehmigte Abschuss der
beiden Wölfe in Hessen wurde aufgrund von Eilanträgen zweier Umweltverbände vorläufig gestoppt. Zur Begründung hieß es, Wölfe seien streng geschützt und dürften deshalb grundsätzlich nicht
getötet werden. Norbert Schäffer weiß, dass er sich mit seiner Haltung bei vielen anderen Natur- und Tierschützern unbeliebt macht. Schäffer nimmt aber auch die Sorgen von Landwirten ernst, die
wie Rhönschäfer Julian Schulz ihre Herden vorschriftsmäßig mit Abwehrzäunen schützen und trotzdem zusehen müssen, wie ihre Tiere gerissen werden. "Wir wollen einen pragmatischen und sachlichen
Umgang mit dem Wolf", sagt er. Vom Vorschlag der Europäischen Kommission, die europaweit strengen Schutzregeln für Wölfe zu lockern und den Status des Wolfs von "streng geschützt" auf "geschützt"
abzusenken, hält Schäffer allerdings nichts. Eine solche Änderung, die die Kommission kurz vor Weihnachten vorgeschlagen hat, würde es nämlich ermöglichen, auch Wölfe zu jagen, die noch nie in
ihrem Leben ein Schaf gerissen oder auch nur eine Weide betreten haben.
Ernährungssicherheit gibt es nur mit Natur- und Klimaschutz
Umweltleistungen
von Landwirten müssen in Zukunft besser honoriert werden
Hilpoltstein, 12.01.2024 – Im
Zusammenhang mit den anhaltenden Bauernprotesten, bei denen der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und
Naturschutz) Verständnis für
die Sorgen der Bäuerinnen und Bauern hat, möchten die Artenschützer den Fokus der aktuellen Diskussionen auf die Zukunftsperspektiven der
Landwirtinnen und Landwirte lenken. „In den nun dringend erforderlichen Dialogen und Programmen muss es darum gehen, dass Landwirtinnen und
Landwirte in Zukunft natur- und klimaverträglich wirtschaften können. Schließlich sind sie selbst durch Überflutungen, Dürren, Erosion und
Ertragsminderungen aus Mangel an Blütenbestäubern und Artenvielfalt vom Klimawandel und geschädigten Lebensräumen stark betroffen“, erklärt
der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Er ergänzt: „Sinnvoller als Steuerbefreiungen für Agrardiesel und Traktoren ist es, dass die
Agrarpolitik Leistungen von Landwirten für den Schutz von Boden, Wasser, Artenvielfalt und Klima angemessen honoriert.“ Für eine bessere
Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Betriebe steht aus Sicht des LBV der Handel in der Pflicht, höhere Preise an die Erzeuger zu
bezahlen. „Bereits wenige Cent mehr pro Liter Milch würden deutlich mehr Einkommen generieren als die von der Bundesregierung geplanten
Streichungen ausmachen“, so Schäffer.
Der LBV hat Verständnis für den Unmut von Bäuerinnen und Bauern wegen überbordender Bürokratie. So würde die Vereinfachung und
Flexibilisierung zahlreicher Regeln auch die Motivation für freiwillige und dringend notwendige Umweltmaßnahmen erhöhen. „Deshalb setzen
wir uns schon länger beim bayerischen Landwirtschaftsministerium und der Europäischen Kommission für bürokratische Vereinfachungen ein“,
sagt LBV-Landwirtschaftsreferent Matthias
Luy.
Im Zuge der derzeitigen Bauernproteste weist der LBV darauf hin, dass die Zukunftskommission
Landwirtschaft den vom Deutschen Bauernverband mitgetragenen Weg bereits aufgezeigt hat, wie das Landwirtschafts- und
Ernährungssystem in den nächsten Jahren umgebaut werden muss, um die Herausforderungen Klima- und Biodiversitätskrise, Tierwohl und
Ernährungssicherheit zu bewältigen. „Als dialogorientierter Umweltverband appellieren wir deshalb an Bauernverbände und Politikerinnen und
Politiker, die langfristigen Herausforderungen gemeinsam mit Umweltverbänden anzugehen“, so Norbert
Schäffer.
Äußerst irritiert zeigt sich der LBV von der Aussage von Landesbäuerin Christine Singer, die beim Dreikönigstreffen der Freien Wähler
sagte, dass die Lebensmittelsicherheit über Klimaschutz und Artenvielfalt stehe. Dabei sind sichere Erträge in der Landwirtschaft
langfristig ohnehin nur möglich sind, wenn Wasser, Bodenleben und Insektenvielfalt in gutem ökologischem Zustand sind und das Klima
weitgehend stabil bleibt. „Der Erhalt der natürlichen Produktionsgrundlagen ist die Voraussetzung für Ernährungssicherheit“,
sagt Matthias Luy.
LBV
Klimaschutztipp: Klimaschutz im Auto
Klimaschutz im Auto scheint paradox, aber auch im Auto lässt sich der Energieverbrauch und damit der Verbrauch von Sprit (bzw. Strom im Stromer) senken. Der ADAC
rät „Schalten Sie elektrische Verbraucher nur dann ein, wenn sie unbedingt benötigt werden, und schalten Sie sie aus, sobald sie ihre Schuldigkeit getan haben. Wer also die Heckscheibenheizung
ausschaltet, sobald die Scheibe frei ist, oder die Sitzheizung nicht während der ganzen Fahrt laufen lässt, schont Tankinhalt und Geldbeutel.“ Da man in der kalten Jahreszeit im Auto meist warm
gekleidet sitzt, lohnt es sich auch, die Innenraumheizung allenfalls auf niedriger Stufe laufen zu lassen. Aus Sicherheitsgründen keinesfalls mit Strom geizen sollte man hingegen bei jenen
elektrischen Verbrauchern, die die eigene Sicherheit betreffen, etwa bei der Beleuchtung. Details dazu findet Ihr hier.
Warum ist dieser Tipp sinnvoll? Freilich ist es besser, das Fahrrad oder Öffis zu nehmen. Viele von Euch haben wie ich aus Überzeugung kein Auto und in der Stadt
lebt es sich erfahrungsgemäß ohne Auto deutlich besser als viele denken. In der Stadt ist das Auto für die meisten unnötig, aber das ist nur eine Seite der Medaille. Als auf dem Land
Aufgewachsener weiß ich, dass dort ein eigenes Auto bislang für viele unverzichtbar ist, In meinem Heimatdorf gibt es weder Einkaufsmöglichkeiten noch Ämter und auch kaum Arbeitsplätze. Solange
es kaum Öffis-Verbindungen gibt, ist für solche Betroffene der Rat, auf Öffis und Fahrrad umzusteigen, nicht hilfreich. Daher, aber auch für Fälle, in denen das Auto unnötig verwendet wird, sind
aus meiner Sicht Klimaschutzmaßnahmen beim Autofahrenim Sinne der Nachhaltigkeit zielführend.
Bayern hat keine Lösung für den Flächenfraß
Trotz
Gerichtsurteil will der Freistaat im Bundesrat eine Verlängerung des Beschleunigungsparagrafen 13b erreichen
Hilpoltstein, 22.11.2023 – Obwohl im Sommer ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ein Gesetz der Bundesregierung zum beschleunigten
Bauen als nicht mit EU-Recht vereinbar sah, will Bayern mit einem Antrag im Bundesrat erreichen, dass bis Ende 2028 in großem Umfang auf
der grünen Wiese gebaut werden kann. "Mit diesem Antrag lässt Bayern jegliche ernsthaften Bemühungen zum Flächensparen vermissen. Der
Flächenfraß im Freistaat ist seit Jahren konstant hoch und mit dieser Initiative wird er weiter angeheizt", kritisiert LBV-Geschäftsführer
Helmut Beran die Pläne der Staatsregierung. Das Gerichtsurteil hatte die fehlende Umweltprüfung bemängelt und hatte damit erhebliche
Auswirkungen für die Kommunen in Bayern. Denn Bebauungspläne, die nach dem "Beschleunigunsgparagrafen" 13b des Baugesetzbuches innerhalb
des letzten Jahres beschlossen wurden, sind unwirksam. Laufende Vorhaben müssen in ein Regelverfahren geändert werden.
Bisher ist der Paragraf 13b befristet und würde Ende 2024 auslaufen. Sollte der Antrag der Staatsregierung von Bundesrat und Bundestag
beschlossen werden, könnten Neubaugebiete am Ortsrand mindestens noch fünf weitere Jahre bis 31. Dezember 2028 beschleunigt ausgewiesen
werden. "Mit diesem Bundesrats-Antrag zeigt die Staatsregierung, dass sie kein ernsthaftes Interesse hat, aktiv gegen den Flächenfraß
vorzugehen. Stattdessen greift die Staatsregierung im Koalitionsvertrag zu Rechentricks, um den wirklichen Flächenverbrauch zukünftig
kleinzurechnen," kritisiert Helmut Beran.
Der LBV sieht den Paragrafen 13b des Baugesetzbuches äußerst umstritten. Denn neben der fehlenden Umweltprüfung entfällt bei diesen
Verfahren insbesondere die Verpflichtung zu einem naturschutzfachlichen Ausgleich des Eingriffs. "Geht es nach dem Willen der Bayerischen
Staatsregierung soll weiterhin die gesetzliche Eingriffsregelung außer Kraft gesetzt bleiben und die Öffentlichkeit nur noch einmal im
Verfahren beteiligt werden", so der LBV-Geschäftsführer. Die Umweltprüfung hingegen muss aufgrund des Gerichtsurteils nun nach einem
Regelverfahren erfolgen.
Gegen den Antrag der Bayerischen Staatsregierung spricht außerdem eine Studie des Umweltbundesamtes von 2020, die belegt, dass der
"Beschleunigungsparagraf" das Ziel der Schaffung von Wohnraum klar verfehlt hat. Die Studienergebnisse zeigen, dass Ballungsräume durch den
Paragrafen 13b nicht entlastet wurden, dafür aber vor allem in ländlichen Gemeinden unter 5.000 Einwohnern in großem Umfang von der
Beschleunigung Gebrauch gemacht wurde. Die Folge: flächenintensive Einfamiliensiedlungen auf der grünen Wiese. "Dieses Gesetz ist
nachweislich ein Flächenfraß-Booster, der Natur und Landschaft zerstört und keinen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot liefert", sagt
Beran.