Archiv:   Presse - Info:

Presseinformation 123-24
 
Feuerwerk stresst die Natur: LBV fordert ein Umdenken an Silvester
Vögel leiden unter lauter Knallerei – mit Rücksicht auf Wildtiere den Jahreswechsel feiern
 

 

Hilpoltstein, 16.12.2024 – Ein Feuerwerk mit zischenden Raketen, bunten Feuerrädern und krachenden Böllern gehört für viele Menschen an Silvester dazu, um den Beginn des neuen Jahres zu feiern. In jüngster Zeit ist dies jedoch zunehmend umstritten. Denn Feuerwerke führen zu hohen Feinstaubbelastungen und enormen Abfallmengen, auch in Form von Mikroplastik. Die laute Knallerei und die Lichtreflexionen schaden auch der Natur und ihren Bewohnern. „Bei Wildtieren löst der heftige Lärm einen Fluchtreflex aus. Sie brauchen dann sehr lange, um wieder zur Ruhe zu kommen. Die nächtliche Flucht kostet sie wertvolle Energie, die sie gerade in langen, kalten Winternächten zum Überleben brauchen“, erklärt LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) fordert deshalb ein Verbot privater Silvesterknallerei und eine Beschränkung auf zentral organisierte Feuerwerke.
„Vögel reagieren heftig auf Böller und Raketen. Sie fliehen in große Höhen von über 1.000 Metern, landen für lange Zeit nicht und kehren nur zögerlich zu ihren Rast- und Schlafplätzen zurück“, sagt Angelika Nelson. Wenn Vögel in Schwärmen in großer Panik flüchten, können sie gegen Glasscheiben oder Stromleitungen prallen. Viele Vögel aus dem Norden überwintern derzeit an bayerischen Gewässern. „Wasservögel reagieren auf Feuerwerk noch in vier bis sieben Kilometern Entfernung mit Flucht. Zu Schutzgebieten für Wildtiere sollte man grundsätzlich mit lauten Geräuschen Abstände von mindestens zwei Kilometern einhalten“, erklärt Angelika Nelson.

Auch andere Wildtiere wie Eichhörnchen, Biber oder Rehe werden durch den starken Lärm gestresst. So wie in der Nähe von Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen keine Raketen oder Böller gezündet werden dürfen, sollte es aus Sicht des LBV deshalb auch ein Feuerwerks-Verbot in der Nähe von Rast- und Ruheplätzen von Wildtieren geben. In der Nähe von Fledermausquartieren darf kein Feuerwerk gezündet werden, weil Störungen dieser Quartiere laut Bundesnaturschutzgesetz verboten sind. Wegen der Waldbrandgefahr muss auch in Waldnähe auf Feuerwerke verzichtet werden. „Selbst öffentliche Grünanlagen und Gärten sind meist keine geeigneten Orte für das Silvester-Feuerwerk, weil sich hier ebenfalls Schlafplätze von Vögeln, Fledermäusen und anderen Tieren befinden“, so die LBV-Biologin.

Auf das Silvesterfeuerwerk muss aber nicht komplett verzichtet werden. Der LBV schlägt vor, dass Städte und Gemeinden zentrale Feuerwerke veranstalten, so dass sich die Störungen auf einen Ort beschränken und die Tiere die Möglichkeit haben, in die Umgebung auszuweichen. Für diese Rücksichtnahme bedanken sich die Vögel im neuen Jahr mit fröhlichem Gezwitscher. Dann können Vogelfreundinnen und Vogelfreunde an ihren Futterstellen wieder Rotkehlchen, Blaumeise und Grünfink in ihren schönsten Farben beobachten.
Presseinformation 119-24
 
Mehr Schaden als Nutzen: Kein weiteres Wasserkraftwerk in den Allgäuer Alpen
LBV lehnt neue Planung eines weiteren Wasserkraftwerks an der Trettach strikt ab – Energiewende auf Kosten der Biodiversität
 

 

Hilpoltstein, 20.11.2024 – Kaum ist die öffentliche Anhörung für eine zusätzliche geplante Wasserkraftanlage an der Trettach südlich von Oberstdorf bei Dietersberg abge

schlossen, schon planen die Kraftwerke Oberstdorf flussaufwärts bei Oberau/Spielmannsau eine weitere Anlage neu. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern) kritisiert diesen geplanten massiven Eingriff in einen hochsensiblen Lebensraum innerhalb eines Naturschutzgebiets aufs schärfste, da am Quellfluss der Iller bereits sechs weitere Wasserkraftanlagen existieren. „Die Trettach ist durch die bereits bestehenden Wasserkraftanlagen schon genug geschunden und eingezwängt. Damit ist das Maß an diesem Gebirgsfluss schon längst übervoll“, so Helmut Beran, LBV-Geschäftsführer Naturschutz. „Der Lebensraum für seltene und bedrohte Arten wie Flussuferläufer und Türks Dornschrecke ist dadurch bereits stark verkleinert worden. Wir akzeptieren deshalb keine weiteren Wasserkraftanlagen im Trettachtal.“

Aus diesem Grund haben der LBV und andere Naturschutzverbände schon 2013 erstmals gegen die damals eingereichte Planung in Oberau geklagt. Allein im Oberstdorfer Gemeindegebiet stehen bereits 17 Wasserkraftanlagen. „Der LBV unterstützt den Ausbau der erneuerbaren Energien, dieser darf jedoch nicht zu Lasten der Biodiversität gehen. Durch einen weiteren Ausbau der Wasserkraft in den Allgäuer Alpen wird die Energiekrise nicht gelöst, im Gegenzug aber der Lebensraum Fließgewässer massiv geschädigt“, erklärt Helmut Beran. „Stattdessen müssen jetzt der Rückbau von Querbauwerken in Flüssen sowie die Optimierung bestehender Wasserkraftanlagen den Vorrang vor Neubauten haben. Zentrales Ziel muss der Schutz der Biologischen Vielfalt sein. Dazu gehört unbedingt auch der Erhalt der wenigen verbliebenen, freifließenden Gewässerstrecken“, so der LBV-Geschäftsführer weiter.

Seit Jahren fordert der LBV, dass der naturverträgliche Umbau bestehender Anlagen Vorrang vor einer weiteren Erschließung der Wasserkraft haben muss. So sollte dringend die ökologische Durchgängigkeit zum Beispiel für Fische wiederhergestellt werden. „Die Betreiber von Wasserkraftanlagen haben durch die Wasserrahmenrichtlinie und das bayerische Wasserhaushaltsgesetz eine gesetzliche Verpflichtung zum Erhalt der Ökosysteme an Fließgewässern und somit zu ökologischen Verbesserungen an Wasserkraftanlagen. Hier besteht aus unserer Sicht erheblicher Handlungsbedarf“, sagt Helmut Beran.

In Bayern gibt es rund 4.250 Wasserkraftanlagen, wobei nur 219 davon über 90 Prozent der gesamten Wasserenergie im Freistaat erzeugen. „Der Beitrag der verbleibenden 4.000 Anlagen zur Stromerzeugung und zur CO2-Einsparung ist somit minimal, sie verursachen aber gleichzeitig massive Eingriffe in das Ökosystem Fließgewässer. Genau das würde auch auf die neu geplante Wasserkraftanlage bei Oberau zutreffen“, so der LBV-Geschäftsführer.

Hintergrund

Bei den Ausbauplänen der Wasserkraft werden die negativen Auswirkungen auf Fließgewässer nur unzureichend berücksichtigt. Viele betroffene Arten sind an schnell fließende, unverbaute Wasserläufe angepasst und hoch bedroht. Wasserkraftwerke unterbinden die Durchgängigkeit der Fließgewässer für Gewässerorganismen und den Geschiebetransport, haben negative Auswirkungen auf die Gewässerstruktur und verändern Gewässerparameter wie Sauerstoffgehalt, Strömungsgeschwindigkeit und Temperatur. Die fehlende Durchgängigkeit ist neben dem Sedimenteintrag die Hauptursache für den schlechten Zustand der Fließgewässer und den Bestandseinbrüchen bei heimischen kieslaichenden Fischarten wie der Äsche.

 
Gemeinsame Presseinformation
 
Großes Bündnis für Bayerns Streuobstwiesen startet in die Umsetzung
Aktionsbündnis Streuobst von LBV, BN und DVL: Bäume pflanzen, Artenvielfalt fördern und Wissen vermitteln
 

 

Mistelgau/Hilpoltstein, 04.11.2024 – Streuobstwiesen sind mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten ein Hotspot der Artenvielfalt und prägen seit jeher die bayerische Kulturlandschaft. Doch ihr Bestand ist in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Aus diesem Grund haben sich LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), BN (Bund Naturschutz in Bayern) und DVL (Deutscher Verband für Landschaftspflege) zum Aktionsbündnis Streuobst zusammengeschlossen. In Anwesenheit des Bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber stellten die drei Verbände heute auf einer Streuobstwiese der BN-Ortsgruppe Hummelgau in Mistelgau (Landkreis Bayreuth) verschiedene Maßnahmen vor, um diesen Lebensraum zu erhalten und die Artenvielfalt zu fördern. Das gemeinsame Projekt unterstützt die Umsetzung des Bayerischen Streuobstpaktes sowie die Naturschutzziele, die sich die Bayerische Staatsregierung mit Annahme des Volksbegehrens Artenvielfalt - „Rettet die Bienen!“ gesetzt hat.

Bis Ende 2028 sollen im „Aktionsbündnis Streuobst“ bayernweit 160 Hektar der verbandseigenen Streuobstwiesen von LBV und BN naturschutzfachlich aufgewertet sowie neue Bäume auf rund 60 Hektar Flächen angepflanzt werden. Bayernweite Öffentlichkeitsarbeit und Wissensvermittlung ergänzen die Aktivitäten. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz über die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR) und kofinanziert von der Europäischen Union. Zum Projektstart sagt der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber: „Unsere Streuobstwiesen sind wertvolle Natur- und Kulturschätze. Streuobstwiesen bereichern das Landschaftsbild unserer Heimat. Bayern bleibt Streuobstland. Dafür brauchen wir starke Partner. Das Aktionsbündnis Streuobst mobilisiert hunderttausende Mitglieder in Orts- und Kreisgruppen für den Erhalt und die Entwicklung der bayerischen Streuobstbestände. Das Bayerische Umweltministerium unterstützt die Begeisterung für unsere Streuobstwiesen langfristig und zeigt damit, wie kooperativer Naturschutz in der Fläche funktioniert.“

Streuobstwiesen liefern nicht nur Obst, sondern sind Erholungsräume für Menschen sowie Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. „Unsere Aufgabe im Bayerischen Streuobstpakt ist es, artenreiche Streuobstwiesen zu schaffen und Tieren Rückzugsorte, Nistmöglichkeiten und Nahrung zu bieten. Bereits diesen Herbst pflanzen wir 180 Bäume und wollen diese Zahl in den nächsten Jahren auf jährlich 1.000 steigern“, erklärt LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer. Um die Artenvielfalt bereits bei jungen Streuobstwiesen zu fördern, können Nistkästen – etwa für den Gartenrotschwanz – aufgehängt werden. So finden in Bayern gefährdete Vogelarten ein neues Zuhause.

„Streuobstschutz ist eine große generationenübergreifende Gemeinschaftsaufgabe und verbindet Artenreichtum mit traditioneller Nutzung. Dieses Gemeinschaftsprojekt ist eine Wertschätzung für den jahrzehntelangen Einsatz des BUND Naturschutz für diese Paradiese der Artenvielfalt und hebt ihn auf eine neue Stufe“, sagt BN-Vorsitzender Richard Mergner. Damit Streuobstbäume ein hohes Alter erreichen und wertvolle Biotopstrukturen wie Baumhöhlen entwickeln, benötigen sie einen stabilen Kronenaufbau, der durch fachgerechten Schnitt gefördert wird. Nur durch regelmäßige Pflege können Obstbäume gute Erträge erzielen. Noch in diesem Winter werden über das Projekt 380 Bäume gepflegt.

„Für zukunftsfähige Streuobstbestände mit langlebigen Bäumen braucht es spezielles Fachwissen. Der DVL übernimmt daher in diesem Gemeinschaftsprojekt die Wissensvermittlung und Qualifizierung. In offenen Online-Schulungen und mit Praxisanleitungen unterstützen wir die beteiligten Naturschutzverbände und stärken die Kompetenzen Interessierter, beispielsweise zur Mistelbekämpfung oder zum Erhalt von Kleinstlebensräumen im Altbaum. Dabei fließt die jahrzehntelange Praxiserfahrung der Landschaftspflegeverbände ein“, unterstreicht Beate Krettinger, Landeskoordinatorin der Bayerischen Landschaftspflegeverbände. Zudem sollen außergewöhnliche Streuobst-Aktivitäten in einer Online-Ideenbörse gebündelt werden, um weitere Streuobst-Enthusiasten zu inspirieren.

Weitere Informationen finden sich unter www.lbv.de/aktionsbuendnis-streuobst.

 

 
Gemeinsame Presseinformation
 
Großes Bündnis für Bayerns Streuobstwiesen startet in die Umsetzung
Aktionsbündnis Streuobst von LBV, BN und DVL: Bäume pflanzen, Artenvielfalt fördern und Wissen vermitteln
 

 

Mistelgau/Hilpoltstein, 04.11.2024 – Streuobstwiesen sind mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten ein Hotspot der Artenvielfalt und prägen seit jeher die bayerische Kulturlandschaft. Doch ihr Bestand ist in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Aus diesem Grund haben sich LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), BN (Bund Naturschutz in Bayern) und DVL (Deutscher Verband für Landschaftspflege) zum Aktionsbündnis Streuobst zusammengeschlossen. In Anwesenheit des Bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber stellten die drei Verbände heute auf einer Streuobstwiese der BN-Ortsgruppe Hummelgau in Mistelgau (Landkreis Bayreuth) verschiedene Maßnahmen vor, um diesen Lebensraum zu erhalten und die Artenvielfalt zu fördern. Das gemeinsame Projekt unterstützt die Umsetzung des Bayerischen Streuobstpaktes sowie die Naturschutzziele, die sich die Bayerische Staatsregierung mit Annahme des Volksbegehrens Artenvielfalt - „Rettet die Bienen!“ gesetzt hat.

Bis Ende 2028 sollen im „Aktionsbündnis Streuobst“ bayernweit 160 Hektar der verbandseigenen Streuobstwiesen von LBV und BN naturschutzfachlich aufgewertet sowie neue Bäume auf rund 60 Hektar Flächen angepflanzt werden. Bayernweite Öffentlichkeitsarbeit und Wissensvermittlung ergänzen die Aktivitäten. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz über die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR) und kofinanziert von der Europäischen Union. Zum Projektstart sagt der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber: „Unsere Streuobstwiesen sind wertvolle Natur- und Kulturschätze. Streuobstwiesen bereichern das Landschaftsbild unserer Heimat. Bayern bleibt Streuobstland. Dafür brauchen wir starke Partner. Das Aktionsbündnis Streuobst mobilisiert hunderttausende Mitglieder in Orts- und Kreisgruppen für den Erhalt und die Entwicklung der bayerischen Streuobstbestände. Das Bayerische Umweltministerium unterstützt die Begeisterung für unsere Streuobstwiesen langfristig und zeigt damit, wie kooperativer Naturschutz in der Fläche funktioniert.“

Streuobstwiesen liefern nicht nur Obst, sondern sind Erholungsräume für Menschen sowie Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. „Unsere Aufgabe im Bayerischen Streuobstpakt ist es, artenreiche Streuobstwiesen zu schaffen und Tieren Rückzugsorte, Nistmöglichkeiten und Nahrung zu bieten. Bereits diesen Herbst pflanzen wir 180 Bäume und wollen diese Zahl in den nächsten Jahren auf jährlich 1.000 steigern“, erklärt LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer. Um die Artenvielfalt bereits bei jungen Streuobstwiesen zu fördern, können Nistkästen – etwa für den Gartenrotschwanz – aufgehängt werden. So finden in Bayern gefährdete Vogelarten ein neues Zuhause.

„Streuobstschutz ist eine große generationenübergreifende Gemeinschaftsaufgabe und verbindet Artenreichtum mit traditioneller Nutzung. Dieses Gemeinschaftsprojekt ist eine Wertschätzung für den jahrzehntelangen Einsatz des BUND Naturschutz für diese Paradiese der Artenvielfalt und hebt ihn auf eine neue Stufe“, sagt BN-Vorsitzender Richard Mergner. Damit Streuobstbäume ein hohes Alter erreichen und wertvolle Biotopstrukturen wie Baumhöhlen entwickeln, benötigen sie einen stabilen Kronenaufbau, der durch fachgerechten Schnitt gefördert wird. Nur durch regelmäßige Pflege können Obstbäume gute Erträge erzielen. Noch in diesem Winter werden über das Projekt 380 Bäume gepflegt.

„Für zukunftsfähige Streuobstbestände mit langlebigen Bäumen braucht es spezielles Fachwissen. Der DVL übernimmt daher in diesem Gemeinschaftsprojekt die Wissensvermittlung und Qualifizierung. In offenen Online-Schulungen und mit Praxisanleitungen unterstützen wir die beteiligten Naturschutzverbände und stärken die Kompetenzen Interessierter, beispielsweise zur Mistelbekämpfung oder zum Erhalt von Kleinstlebensräumen im Altbaum. Dabei fließt die jahrzehntelange Praxiserfahrung der Landschaftspflegeverbände ein“, unterstreicht Beate Krettinger, Landeskoordinatorin der Bayerischen Landschaftspflegeverbände. Zudem sollen außergewöhnliche Streuobst-Aktivitäten in einer Online-Ideenbörse gebündelt werden, um weitere Streuobst-Enthusiasten zu inspirieren.

Weitere Informationen finden sich unter www.lbv.de/aktionsbuendnis-streuobst.

 

 
Gemeinsame Presseinformation
 
Von den Seen in die Berge: Ein finnischer Bartgeier für Berchtesgaden
LBV und Nationalpark Berchtesgaden wildern Ende Mai zum vierten Mal zwei junge Bartgeier aus – Vögel stammen aus Österreich und Finnland
 

 

Hilpoltstein/Berchtesgaden, 07.05.2024 – Dichte Wälder, tausende Seen und heiße Saunen: Das glücklichste Land der Welt hat viel zu bieten. Aus Finnland kommt in diesem Jahr auch gefiederter Zuwachs für Deutschlands Bartgeierprojekt. Auch 2024 wildern der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und der Nationalpark Berchtesgaden wieder zwei junge Bartgeier in Bayern aus. „Erstmals stammt einer unserer kleinen Bartgeier aus dem Zoo von Helsinki. Die Verstärkung aus Finnland für die alpine Geierpopulation zeigt, wie groß der Aufwand und wie beeindruckend die Vernetzung im europäischen Bartgeier-Zuchtnetzwerk der Vulture Conservation Foundation ist“, sagt der LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider. Der zweite Bartgeier stammt aus dem Richard-Faust-Zentrum im österreichischen Haringsee, in dem auch schon der 2023 ausgewilderte „Nepomuk“ geschlüpft ist. Ende Mai wird das gemeinsame Projekt-Team die beiden Jungvögel in die bewährte Felsnische im Nationalpark Berchtesgaden setzen.
Das Küken des nördlichsten Bartgeierzuchtpaars Europas ist am 2. März zur Welt gekommen. „Wir kennen das Schlupfgewicht und das Geschlecht des Kükens bisher noch nicht. Da es in Helsinki meist sehr kalt ist, wollten die dortigen Experten den Jungvogel nicht aus dem warmen Nest der Eltern nehmen, um ihn zu untersuchen und eine Blutprobe zur Geschlechtsbestimmung zu entnehmen“, berichtet Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Der kleine Partakorppikotka, wie die finnische Bezeichnung für Bartgeier lautet, wird erst im Alter von etwa 90 Tagen genau in Augenschein genommen. Dann wird er für den Transport nach Berchtesgaden aus der elterlichen Voliere geholt und per Frachtflug von Helsinki nach Wien gebracht. Seine älteren Geschwister aus den Vorjahren wurden in Andalusien und auf Korsika ausgewildert.

Das am 3. März im Richard-Faust-Zentrum in Haringsee, der ältesten Bartgeierzuchtstation der Welt, geschlüpfte Küken, ist mit beeindruckenden 178 Gramm bisher der schwerste Jungvogel im bayerischen Wiederansiedlungsprojekt. „Eine frisch geschlüpfte Amsel wiegt gerade einmal sechs Gramm. Dieser Vergleich macht die gewaltigen Dimensionen eines Bartgeiers – sogar schon als Küken – deutlich“, staunt Toni Wegscheider. Der österreichische Junggeier wird nicht von seinen leiblichen Eltern, sondern von einem Ammenpaar aufgezogen. Seine biologischen Eltern kümmern sich schon um ein weiteres, zuvor geschlüpftes Bartgeierküken. Da Geschwisterküken bei Bartgeiern von Natur aus sehr aggressiv gegeneinander sind und immer nur das Stärkere überlebt, wurde das zweite Küken einem Paar ohne eigenen Nachwuchs untergeschoben. „Diese Adoptionen sind im Erhaltungszuchtprogramm üblich und sehr erfolgreich. Für dieses Ammenpaar ist es allerdings das erste Küken, entsprechend aufgeregt sind sowohl die Zieheltern als auch das Pflegepersonal vor Ort“, erklärt Ulrich Brendel. Bisher verläuft die Aufzucht reibungslos, sodass erwartet wird, dass der Jungvogel erfolgreich aufwächst.

Ende Mai werden die beiden neuen jungen Bartgeier in derselben Felsnische im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert, in der bereits in den vergangenen Jahren ihre Artgenossen in die Wildnis der Ostalpen entlassen wurden. „Ab dem Sommer werden sie selbständig das Fliegen lernen und die Weiten der Alpen erobern, um dort in einigen Jahren hoffentlich zu brüten. So soll die zentraleuropäische, alpine Population dieser stark gefährdeten Vogelart gestärkt werden“, so Toni Wegscheider.

Neuer Rekord in Europa: 44 Bartgeier-Küken geschlüpft
Die ersten vier Bartgeier im Gemeinschaftsprojekt von LBV und Nationalpark Berchtesgaden stammten aus Spanien. Im Vorjahr kamen „Sisi“ und „Nepomuk“ in Österreich zur Welt. Mehr als 40 Zoos und spezialisierte Zuchtstationen haben sich der Nachzucht des früher in Europa weitestgehend ausgerotteten Bartgeiers verschrieben. Im Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wurden dieses Jahr 44 Küken ausgebrütet, ein neuer Rekord. Von diesen sind 25 für zehn verschiedene Auswilderungsplätze etwa in Spanien, Frankreich, der Schweiz und Berchtesgaden eingeplant. Die restlichen Vögel verbleiben zur weiteren Nachzucht im EEP.

Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.

 

 
 
Pressestatement des LBV-Vorsitzenden Dr. Norbert Schäffer zum Pressetermin „Tag der Streuobstwiese“ mit Ministerpräsident Dr. Söder und den Staatsministern Kaniber und Glauber
LBV: Bayerns Streuobstwiesen stark machen gegen die Folgen der Klimakrise

 

LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer:

„Mit dem Bayerischen Streuobstpakt haben wir seit Oktober 2021 beeindruckende Fortschritte erzielt. Die Fördersätze für Pflanzung und Pflege von Streuobstbäumen wurden deutlich verbessert, die bayerischen Baumschulen produzieren mehr Hochstamm-Obstbäume und es werden mehr Ausbildungsplätze für Streuobst-Baumpfleger geschaffen. Bayernweit sind 27 Streuobstmanagerinnen und -manager im Einsatz, die vor Ort Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema Streuobst sind. Der aktuelle Wetterumschwung zeigt jedoch eines der größten Probleme für die heimischen Streuobstwiesen. Spätfröste und trockene Sommer werden in der Klimakrise immer häufiger und bedrohen diesen wertvollen Lebensraum. Ebenfalls durch den Klimawandel bedingt, breitet sich die Mistel innerhalb Bayerns immer weiter Richtung Süden aus. Dadurch sterben geschwächte Bäumen ab. Der Bayerische Streuobstpakt muss für diese Probleme Lösungen finden.“

 
Presseinformation 111-24
 
Artensterben reicht bis in den Vorgarten: Igel auf der internationalen Roten Liste
Bestände gehen laut IUCN auch in Bayern zurück – LBV gibt Tipps für den eigenen Garten und bittet um Meldungen
 

 

Hilpoltstein, 29.10.2024 – Erstmals gilt der westeuropäische Igel laut der internationalen Roten Liste als "potenziell gefährdet". Das geht aus der neusten Version der Schutzliste hervor, welche die Weltnaturschutzunion IUCN gestern veröffentlicht hat. Laut Angaben der Organisation sind die Bestände in mehr als der Hälfte der Länder, in denen er lebt, zurückgegangenen – darunter auch Deutschland und insbesondere Bayern. "Die Einstufung des westeuropäischen Igels als potenziell gefährdet zeigt, dass der Rückgang der Arten nicht nur tropische Wälder und Korallenriffe betrifft, sondern auch unsere heimischen Gärten. Jeder kann einen Beitrag leisten, um den Igel und die Biodiversität vor unserer Haustür zu schützen", erklärt Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). Verschiedene Faktoren wie das Insektensterben, die Versiegelung von Grünflächen, das Sprühen von Gift oder der Einsatz von Mährobotern in der Dämmerung machen dem Igel bei uns zu schaffen. Auch die Klimakrise mit extremen Bedingungen wie anhaltender Trockenheit und starkem Regen gefährden die Art. Der LBV setzt sich im Rahmen des Projekts "Igel in Bayern" bereits seit zehn Jahren für den Schutz der kleinen Säugetiere ein und gibt Tipps, um dem Igel zu helfen.

Versteckmöglichkeiten bieten
Laub- und Reisighaufen, große Steine oder dichte Büsche sind bei den stacheligen Gartenbewohnern beliebte Unterschlupfe. Außerdem sind diese für viele andere Tiere hilfreich. Auch ein Quartier aus Steinen oder Ästen sowie ein selbstgebautes oder gekauftes Igelhaus dient als nützlicher Unterschlupf. Auf große Aufräumaktionen sollten Gartenbesitzende ab jetzt verzichten, damit die Igel nicht unnötig gestört werden, erwachen und umherirren.

Vorsicht mit Werkzeugen und Mährobotern

Noch bis in den November bereiten sich Igel auf den Winterschlaf vor. Abends und nachts sind sie in Gärten auf Nahrungssuche. Der LBV rät daher dringlich, Mähroboter nicht nach Einbruch der Dämmerung arbeiten zu lassen. Bei einer Begegnung mit dem Mähroboter ziehen sich Igel oft tödliche Verletzungen zu. Der LBV setzt sich deshalb auch für ein Nachtfahrverbot von Mährobotern ein. In der aktuellen Überarbeitung des Bundestierschutzgesetzes, die bis Ende Oktober abgeschlossen sein soll, ist ein nächtliches Fahrverbot für Mähroboter vorgesehen. Der LBV sieht jedoch Verbesserungsbedarf, da die vorgeschlagene Regelung ein potenzielles Schlupfloch für den nächtlichen Einsatz der Geräte lassen könnte.

Auf Gift im Garten verzichten
Chemische Dünger, Insektizide, Pestizide und Schneckenkorn sind im igelfreundlichen Garten tabu. Käfer, deren Larven und Schnecken sind wichtige Nahrungsquellen für den Igel. Somit kann er vermeintliche Schädlinge auf natürliche Weise in Schach halten. Der Einsatz von Giften, egal ob chemisch oder biologisch, ist ein beträchtlicher Eingriff ins empfindliche Ökosystem, das sich in einem naturnahen Garten größtenteils selbst reguliert.

Igelfreundlich pflanzen

Ein igelfreundlicher Garten ist reich an Strukturen wie Blumenwiesen, Hecken und Stauden. Ideal ist auch eine kleine wilde Ecke im Garten, in der die Natur wachsen darf und zum Beispiel ein Dickicht bilden kann. Dort findet der Igel Nahrung, Versteckmöglichkeiten und Nistmaterial.

Dem Igel Eintritt gewähren
Der beste Naturgarten nützt den Igeln und anderen Tieren nichts, wenn sie ihn nicht betreten können. Abhilfe schafft bereits ein etwa zehn mal zehn Zentimeter großer Durchgang in Bodennähe. So kann der Igel ohne Probleme den Garten betreten und wieder verlassen. Sein Revier, in dem er genug Nahrung findet, erstreckt sich nämlich oft über mehrere Gärten.

Igel für die Wissenschaft melden
Nur eine langjährige Datensammlung kann zeigen, wie Igel in unserer modernen Landschaft mit all ihren Veränderungen zurechtkommen. Der LBV ruft deshalb bereits seit zehn Jahren alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihre Igel-Beobachtungen zu melden. Jeder lebendige oder tote Igel kann online gemeldet werden unter www.igel-in-bayern.de. Seit diesem Jahr fließen die Daten auch in ein bundesweites Meldeprojekt ein in dessen Rahmen der LBV mit der Deutschen Wildtierstiftung, NABU|naturgucker und weiteren Partnern zusammenarbeitet.

 

 
Presseinformation 110-24
 
Glas als tödliche Falle: Wie wir Vögel auf ihrem Zug retten können
Erhöhtes Risiko von Kollisionen an Glasscheiben während des Vogelzugs - LBV ruft zu Schutzmaßnahmen auf
 

 

Hilpoltstein, 28.10.2024 – Jeden Herbst ziehen Millionen Vögel über Bayern auf ihrem Weg in die wärmeren Überwinterungsgebiete in Frankreich, Spanien und Afrika. Doch für viele Vögel endet diese Reise oft tragisch: Sie fliegen gegen Glasscheiben und sterben. „Von September bis Oktober steigt die Zahl der Vögel, die an Glasscheiben verunglücken, erheblich an. Während des Vogelzugs sind mehr Arten unterwegs und legen längere Strecken zurück“, erklärt LBV-Biologe Dr. Peter Stimmler. Im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ appelliert der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) an Gebäudebesitzer, ihre Glasflächen mit dezenten, aber wirksamen Musterfolien zu versehen, um den Vögeln eine bessere Orientierung zu ermöglichen und Kollisionen zu verhindern.
Jährlich sterben über 100 Millionen Vögel in Deutschland durch Kollisionen mit Glasscheiben. Nicht immer erliegen sie sofort der Wucht des Aufpralls, sondern verenden später an inneren Verletzungen. Das Risiko von Vogelschlag an Glas nimmt zu, je mehr Vögel unterwegs sind. „Regelmäßig finden sich unter den Kollisionsopfern auch seltene Vögel wie Waldschnepfe, Wiedehopf oder Wendehals, die auf ihrer Reise in den Süden durch Bayerns Städte fliegen“, sagt Dr. Peter Stimmler.

„Unsere systematischen Zählungen in Regensburg zeigen, dass die Hälfte der Kollisionen im Herbst stattfinden“, berichtet der LBV-Biologe. An einem verglasten Durchgang der Universität Regensburg dokumentierte der LBV im vergangenen Jahr zwölf Vögel, die zwischen September und November an den Glasscheiben ums Leben kamen. Dank einer Schutzmaßnahme konnte diese Gefahr mittlerweile entschärft werden. „Das Staatliche Bauamt Regensburg rüstete im April 2024 über 400 Quadratmeter Glas mit Schutzfolie nach. Seitdem ist der Vogelschlag um 90 Prozent zurückgegangen. Leider verenden an anderen Gebäuden auf dem Campus weiter Vögel, da hier noch keine Schutzmaßnahmen angeordnet wurden“, so Dr. Peter Stimmler. Großflächige Musterfolien mit dezenten Linien und kleinen Punkten machen die Glasscheiben für die Vögel sichtbar und sind die effektivste Maßnahme gegen Vogelschlag.

Naturschutz wirkt: Mit Punkten am Glas Vögel retten
Im Herbstzug verunglücken die aus dem Osten kommenden Vögel vor allem an der Ostseite der Gebäude. Auf dem Rückzug im Frühjahr sind es dagegen vermehrt die Westseiten, die zur Gefahr werden. Wer seine Glasscheiben vogelfreundlich sichern möchte, sollte jetzt schnell handeln. Sobald die Temperaturen unter 10°C sinken, lässt sich die Folie nicht mehr anbringen. Eine weitere Lösung gegen Vogelschlag im Herbst ist das Ausschalten von Lichtquellen im und am Gebäude. „Vor allem die nachts ziehenden Zugvögel werden von künstlicher Beleuchtung in unseren Städten in ihrer Orientierung verwirrt – ähnlich wie Insekten werden sie vom hellen Licht angezogen“, erklärt Dr. Peter Stimmler.

Unsichtbares sichtbar machen
Im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ bietet der LBV Bürgerinnen und Bürger Beratung zu den Ursachen von Vogelschlag und wirksamen Schutzmaßnahmen an. Ziel der Naturschützerinnen und Naturschützer ist es, gefährliche Glasfassaden in Bayern zu erfassen – dafür setzen sie auf die Mithilfe der Bevölkerung. Wer Vogelschlag an einem Bürogebäude, Bushäuschen oder Wintergarten beobachtet, kann dies online unter www.lbv.de/vogelschlag-melden dem LBV melden. Anhand dieser Daten will der LBV gezielte Schutzmaßnahmen an risikoreichen Gebäuden in Bayern fördern.
Weitere Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/vogelschlag.

Das Thema Vogeltod an Glasscheiben erhält auch international zunehmend Aufmerksamkeit. In diesem Jahr wurden Naturfotografinnen und Naturfotografen, die das Problem des Vogelschlags ihren Aufnahmen sichtbar machten, bei renommierten Wettbewerben wie unter anderem dem Bird Photographer of the Year ausgezeichnet.

 

 
Presseinformation 109-24
 
Herbstspektakel: Tausende Kraniche überqueren Bayern auf neuer Zugroute
Die laut trompetenden Zugvögel zogen am Wochenende in Rekordzahlen entlang des Alpenrands
 

 

Hilpoltstein, 22.10.2024 – Deutschland- und europaweit ist der Zug der Kraniche in vollem Gange. An vielen Orten in Bayern wurden am Wochenende große Trupps, teilweise mit mehreren tausend Individuen der ruffreudigen Zugvögel, beobachtet beziehungsweise gehört. So beispielsweise in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Mühldorf und Pfaffenhofen. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) erwartet bis Mitte November weitere ziehende Kraniche am Himmel. „Heuer erleben wir ein außergewöhnliches Herbstschauspiel über Bayern – so viele Kraniche wie nie in jüngster Zeit scheinen die erst seit rund 15 Jahren wieder etablierte Zugroute entlang des Alpennordrandes zu nutzen“, erklärt Dr. Miriam Hansbauer, LBV-Aktive und Sprecherin des Fachvorstands der Arbeitsgemeinschaft Kranichschutz Deutschland. Wer in den Genuss dieses Spektakels kommen will, dem empfehlen die Naturschützer*innen: Kopf hoch und Ohren auf. Die Großvögel ziehen mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 70 Kilometern pro Stunde und sind aufgrund ihrer V-förmigen Formation und der trompetenartigen Rufen leicht zu erkennen.
Hundertausende Kraniche machen sich derzeit auf den Weg in ihre Winterquartiere in Südwesteuropa und Nordafrika. Dabei überfliegen viele von ihnen seit wenigen Jahren auch Bayern. „Vor allem entlang der großen Flüsse, wie Isar oder Lech, stehen die Chancen für Kranichbeobachtungen in den nächsten Wochen gut“, erklärt die Expertin. Diese noch junge südliche Alpenzugroute entlang der Donau nutzen osteuropäische Kraniche, die vom größten europäischen Rastplatz im Nationalpark Hortobágy in Ungarn kommen. Heuer scheint die Strecke besonders stark frequentiert zu sein. So berichteten LBV-Aktive aus dem Landkreis Mühldorf beispielsweise von etwa 10.000 Vögeln, die das Thalhamer Moos überquerten. Auch im Landkreis Pfaffenhofen beobachteten Ehrenamtliche rund 2.500 Kraniche.

„Die Kraniche, die derzeit über Südbayern zu beobachten sind, kommen über den baltisch-ungarischen Zugweg von Ungarn über Österreich, queren Südbayern in west-südwestlicher Richtung und fliegen weiter entlang der Alpen, um schließlich in der Camargue im Süden Frankreichs zu rasten“, weiß Miriam Hansbauer. Warum sich diese neue Zugroute so etabliert hat, ist nicht eindeutig zu erklären und hängt mit vielen Faktoren zusammen. Kraniche haben keine genetisch fixierten Zugwege. Erfahrene Altvögel können Informationen über Zugrouten weitergeben und somit andere Kraniche dazu veranlassen, mit ihnen auf neuen Wegen zu ziehen. Wahrscheinlich haben die allgemeine Ausdehnung des Brutareals sowie der Klimawandel mit zu den neuen Zugrouten beigetragen.

Ebenso lassen sich auch in Nordbayern Kraniche entdecken. So erreichten den LBV auch Meldungen kleinerer Trupps über Mittel- und Unterfranken. „Über Thüringen gelangen manche Abzweiger nach Franken und ziehen dann weiter Richtung Baden-Württemberg“, so die Kranichexpertin. Traditionell verlaufen die Hauptzugrouten eigentlich quer durch Mitteldeutschland. Bei entsprechender Wetterlage driften aber immer wieder Kranichtrupps nach Süden in das nördliche Bayern ab.

Kraniche orientieren sich bei ihrem Zug an Landmarken wie Flüssen und Berggipfeln. Sie ziehen bevorzugt bei Hochdruckwetter, da sie dann von günstigen Winden mitgetragen werden und dadurch Kraft sparen. Die kräftigen und erfahrenen Tiere fliegen an der Spitze, gefolgt von Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei guten Flugbedingungen können die bis 1,30 Meter großen Tiere ohne Halt bis nach Südeuropa fliegen. „Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass dabei zwischen Mitte Oktober und Mitte November die meisten Kraniche durch Bayern ziehen. Am vergangenen Wochenende waren die Wetterbedingungen besonders günstig für die Vögel“, sagt die Ornithologin.

Dass es wieder Kraniche über Bayern zu sehen gibt, ist jahrzehntelangen Schutzbemühungen zu verdanken, durch die sich die Bestände in ganz Europa erholt haben. So ist der in vielen Ländern als „Glücksvogel“ verehrte Vogel heute auch in Bayern wieder mit gut 50 Revierpaaren vertreten, die meisten davon in der Oberpfalz. Um den Kranich auch langfristig zu unterstützen, ist der Schutz von Feuchtgebieten essenziell.

 

Über den LBV
1909 gegründet ist der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. - der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell 117.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.
 
 
 
Presseinformation 106-24
 
Bayern im Schmetterlingsfieber: Tausende Meldungen bei LBV-Aktion „Falter im Fokus“
Taubenschwänzchen, Admiral und Schwalbenschwanz erholen sich von feuchtem Frühsommer
 

 

Hilpoltstein, 16.10.2024 – Im März dieses Jahres startete der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) sein neues Mitmachprojekt „Falter im Fokus“. In drei verschiedenen Monaten stand jeweils ein heimischer Schmetterling im Mittelpunkt der Aktion. Im März bat der LBV besonders um Meldungen des Admirals, im Juli sollten die Bürgerinnen und Bürger auf den Schwalbenschwanz achten und im September auf das auffällige Taubenschwänzchen. Mehr als 3.200 Menschen beteiligten sich an der Aktion und meldeten über 8.600 Falter. „Dank der großen Beteiligung konnten wir wichtige Daten zur Ausbreitung der drei Falterarten in Bayern sammeln – gerade auch im Hinblick auf den Klimawandel“, erklärt die LBV-Schmetterlingsexpertin Elisa Treffehn. „Die Ergebnisse zeigen uns unter anderem, dass sich die drei Arten von den schlechten Witterungsbedingungen im Frühjahr erholen konnten.“Im März, dem Fokusmonat des Admirals, wurden über 120 Individuen der Art gemeldet. „Die erste Meldeperiode war ein gelungener Auftakt für unsere Aktion. Sie zeigt, dass viele Admirale die milder werdenden Winter erfolgreich in Bayern verbringen“, sagt Elisa Treffehn. Traditionell ist der Admiral ein Wanderfalter, der die kalten Monate in wärmeren Gefilden verbringt. Von dort kehren die Falter ab April nach Bayern zurück. Wer den Edelfalter bereits im März sichtete, hatte es wahrscheinlich mit einem überwinternden Exemplar zu tun.

Auch außerhalb des Monats März erreichten den LBV zahlreiche Meldungen von Admiralen. Über das Jahr gingen so insgesamt Meldungen von über 2.300 Individuen ein. „Im September wurden teilweise bis zu 50 oder 60 Admirale gleichzeitig beobachtet. Die Falter sammeln sich im Herbst an den wenigen verbleibenden Nahrungsquellen, zum Beispiel auf Streuobstwiesen oder in naturnahen Gärten, da sie für ihre Wanderung durchgehend Energie zu sich nehmen müssen“, so die LBV-Schmetterlingsexpertin. "Ein Teil von ihnen wird auch dieses Jahr versuchen in Bayern zu überwintern.”

Schwalbenschwanz vor allen Dingen in Alpen und Alpenvorland

Insgesamt gingen im Fokusmonat Juli über 245 Meldungen des Schwalbenschwanzes ein. Auch er wurde außerdem im September zahlreich gemeldet. Insgesamt registrierte der LBV so seit Projektbeginn 770 gemeldete Individuen. Auffällig dabei: Die Sichtungen häuften sich in den Alpen und im Alpenvorland. „Auf den artenreichen Almen und in den wenig genutzten Naturräumen mit mageren Böden finden sie noch mehr Lebensraum als in anderen Regionen, wo es aufgrund von Überdüngung häufig an einem vielfältigen Blütenangebot fehlt “, erklärt Elisa Treffehn.

Taubenschwänzchen am häufigsten gemeldet
Die meisten Meldungen gingen mit über 5.500 Individuen vom Taubenschwänzchen ein, das aufgrund seines schnellen schwirrenden Flugs oft für einen Kolibri gehalten wird. Allein am 1. September wurden über 500 Exemplare gemeldet. „Im Laufe des Monats nahm die Zahl der gemeldeten Individuen kontinuierlich ab. Das könnte ein Hinweis auf den Wegzug des Taubenschwänzchens sein, das ebenfalls ein Wanderfalter ist“, sagt die Schmetterlingsexpertin. Um genaue Aussagen über den Falter und mögliche Verhaltensänderungen durch die Klimakrise treffen zu können, müssen in den kommenden Jahren weitere Daten gesammelt werden.

Fokusarten konnten sich vom feuchten Frühjahr erholen
Die zahlreichen Beobachtungen im September deuten darauf hin, dass sich Admiral, Schwalbenschwanz und Taubenschwänzchen von den schlechten Witterungsbedingungen der ersten Jahreshälfte erholt haben. „Dennoch haben die starken Regenfälle und kalten Temperaturen im Mai und Juni den ohnehin schon geschwächten Populationen unserer Tagfalter zugesetzt. Selbst häufige Arten wie der Kleine Fuchs oder der Hauhechel-Bläuling konnten dieses Jahr viel seltener beobachtet werden“, sagt Elisa Treffehn. Neben solchen extremen Wetterbedingungen leiden Schmetterlinge vor allem unter dem Verlust von Lebensräumen und dem übermäßigen Eintrag von Stickstoff aus der Landwirtschaft und dem Straßenverkehr.

Falterfreundliche Gartengestaltung: Auf Schmetterlingsflieder verzichten
Jetzt im Herbst helfen Gartenbesitzende den Schmetterlingen, indem sie Laubhaufen und Totholz liegen und verblühte Stauden stehen lassen. Außerdem ist es wichtig auf heimische Blühpflanzen wie Wilde Karde, Gewöhnlichen Hornklee oder Wiesen-Witwenblume zu setzen. „Viele Teilnehmende gaben an, dass sie die gemeldeten Falter an Schmetterlingsflieder beobachteten. Der stark duftende Strauch lockt die Tiere zwar an, wir raten aber davon ab, ihn zu pflanzen“, sagt die LBV-Biologin. Der Schmetterlingsflieder ist eine invasive Art, die ursprünglich aus China stammt und wichtige heimische Arten verdrängen kann. Für die Falter ist der Sommerflieder nur auf den ersten Blick nützlich: Er bietet zwar viel Nektar, kann aber keine Raupen ernähren, was essenziell ist, um den Rückgang der Schmetterlinge zu stoppen.

Wer Schmetterlinge sichtet kann diese bis Ende des Jahres auch außerhalb der Fokusmonate noch melden unter www.lbv.de/falter-im-fokus

Zum Projekt
Der LBV wertet die im Projekt gesammelten Daten aus und veröffentlicht sie zeitnah. Wer möchte kann seine Sichtungen aller heimischen Falter auch außerhalb der Zählzeiträume über das Online-Formular unter www.lbv.de/falter-im-fokus an den LBV übermitteln. Alle Schmetterlingsdaten werden anschließen an „Schmetterlinge in Bayern“ der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen e.V. (ABE) weitergeleitet, um sie bestehenden Daten zuzuführen und eine weitere Verwendung zu gewährleisten. Mehr Infos unter www.schmetterlingebayern.de .
Presseinformation 104-24
 
Gärtnern im Herbst: Warum Rechen und Säge jetzt ruhen sollten
Mit einfachen Schritten die Artenvielfalt fördern – Laubhaufen, Totholz und Hecken mit Beeren helfen Vögeln, Insekten und Co.
 

 

Hilpoltstein, 15.10.2024 – Mit den ersten bunten Blättern ist die ideale Zeit gekommen, um den Garten winterfest zu machen. Dabei können Gartenbesitzende einiges für die Artenvielfalt tun: eine wilde Ecke, einen Totholzstapel oder einen Laubhaufen anlegen und abgestorbene Pflanzen einfach liegen lassen. Das alles bietet Vögeln, Insekten und Säugetieren Nahrung sowie Schutz vor Frost. „Ein naturnaher Garten mit vielen Strukturen nützt nichts, wenn er im Herbst komplett aufgeräumt wird. Rechen, Säge und Spaten auch mal liegen zu lassen, ist ein wertvoller Beitrag für den Naturschutz vor der eigenen Haustür“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „Ein vielfältiger Garten hilft nicht nur Vögeln und andere Tieren. Das bunte Treiben zu beobachten, tut auch uns Menschen gut – gerade jetzt, wenn die Tage wieder kürzer und grauer werden.“ Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt deshalb Tipps, um im Herbst etwas für die Artenvielfalt im Garten zu tun.
1. Laub liegen lassen
Das farbenfroh herabregnende Laub gehört in den Garten und nicht in den Abfallsack. Verteilt im Hochbeet oder als Frostschutz unter der Hecke nutzt es vielen Gartenbewohnern. „Igel brauchen als Winterquartier einen großen Laubhaufen, der mit Ästen vor Wind geschützt ist,“ erklärt Angelika Nelson. Auch Amsel und Kohlmeise drehen emsig die Blätter um und suchen darunter nach Schnecken und Asseln.

2. Gartenabfälle recyceln
Wer Material von Ast- und Heckenschnitten oder andere Gartenabfälle hat, sollte diese nicht häckseln oder auf dem Wertstoffhof entsorgen. Besser ist es, sie zu einem Totholzhaufen aufzuschichten, den Käfer gerne bewohnen. Auch der Igel fühlt sich dort während der kalten Jahreszeit wohl.

3. Stauden erst im Frühling schneiden
Stauden treiben jedes Jahr wieder aus und erfordern nach dem Einpflanzen weniger Arbeit. Viele heimische Pflanzen, wie Mädesüß, Blutweiderich oder Tauben-Skabiose, dienen als Nahrung für Schmetterlingsraupen, die wiederum im Frühjahr von Vögeln für die Aufzucht ihrer Jungen dringend benötigt werden. Je nach Boden, Beschattung und Bodenfeuchte wachsen unterschiedliche Pflanzen. „Abgeblühte Stauden schneidet man am besten erst im Frühjahr zurück, weil sich in den Stängeln von Brombeere, Sonnenblume oder Goldrute oft Insekten einnisten, um zu überwintern“, so die LBV-Biologin.

4. Gehölze und Blumenzwiebeln pflanzen
Auch neue Gehölze können jetzt im Herbst gepflanzt werden. Besonders empfehlenswert für den Naturgarten sind Frühblüher wie Weide und Kornelkirsche. Sie bieten Insekten im Frühjahr eine erste Nahrungsquelle. Die Insekten wiederum sind dringend benötigte Leckerbissen für rückkehrende Zugvögel. Eine dichte, undurchdringliche Hecke aus heimischen Gehölzen ist auch ein sicherer Unterschlupf für Igel und eine gute Nistmöglichkeit für Singvögel. Jetzt vor den ersten frostigen Nächten ist auch die ideale Zeit, um Zwiebelpflanzen zu stecken. Frühblüher wie Schneeglöckchen, Märzenbecher und Krokusse verwandeln den Garten gleich zu Beginn des Frühlings in ein Blütenmeer und versorgen die ersten aktiven Insekten mit Nahrung.

5. Nistkästen reinigen
Die Brutsaison der Singvögel ist nun abgeschlossen und viele sind schon in den Süden gezogen. Damit sie im nächsten Frühjahr wieder saubere Nistmöglichkeiten in Bayern vorfinden, kann man jetzt mit einer Bürste das alte Nistmaterial mitsamt den möglicherweise eingenisteten Parasiten aus dem Nistkasten entfernen. So bietet man auch den in Bayern gebliebenen Singvögeln einen Unterschlupf für kalte Nächte. Auch Siebenschläfer oder Haselmaus nutzen Nistkästen gerne als sicheren Ort für ihren Winterschlaf.

Presseinformation 103-24
 
Der Hausrotschwanz ist Vogel des Jahres 2025
Über 23.000 Menschen aus Bayern haben bei der öffentlichen Wahl mitgemacht
 

 

Hilpoltstein, 10.10.2024 – Klein, flink und ein gern gesehener Gast in Bayerns Gärten: Der Hausrotschwanz hat es an die Spitze geschafft und ist Vogel des Jahres 2025. Ab Januar löst er den Kiebitz als Jahresvogel ab. Bei der fünften öffentlichen Wahl des bayerischen Naturschutzverbandes LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und seinem bundesweiten Partner NABU haben insgesamt 143.390 Menschen mitgemacht, über 23.000 davon aus Bayern. 43.235 (30,2 Prozent) Stimmen entfielen dabei auf den Hausrotschwanz, 40.455 (28,2 Prozent) auf die Waldohreule, 22.656 (15,8 Prozent) auf den Schwarzspecht, 20.839 (14,5 Prozent) auf den Schwarzstorch und 16.205 (11,3 Prozent) auf den Kranich. "Als Insektenfresser ist der Hausrotschwanz vom Insektenrückgang in naturfernen Gärten und durch intensive Landwirtschaft betroffen", erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. "Außerdem gehört er zur Gruppe der Gebäudebrüter, die es an unseren modernen Gebäuden immer schwerer hat, Nistmöglichkeiten zu finden."
Mit dem Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) gehört die Krone der Vogelwelt und somit die naturschutzfachliche Aufmerksamkeit im kommenden Jahr einem Vogel, den viele Menschen aus dem Siedlungsraum kennen. Er ist ein lebhafter Singvogel, der häufig in Gärten, Hinterhöfen und Parks unterwegs ist, weil er dort gute Bedingungen zum Brüten findet. Zu erkennen ist er an seinem namensgebenden rostroten Schwanz, das restliche Gefieder ist eher dunkel. Meist noch bevor man ihn sieht, macht der männliche Hausrotschwanz mit seinem rauen Gesang auf sich aufmerksam. "Er ist ein echter Early Bird – schon ein bis zwei Stunden vor Sonnenaufgang ist er aktiv und lässt seine unverwechselbare Gesangsstrophe lautstark erklingen. Damit ist er eine der ersten Stimmen im morgendlichen Vogelkonzert", weiß Angelika Nelson.

Hausrotschwänze wirken oft nervös und agil: Sie sitzen selten still, sondern flitzen umher, knicksen mit den Beinen und zittern mit dem Schwanz. Den Winter verbringt der Hausrotschwanz traditionell in Nordafrika oder dem Nahen Osten. "Immer öfter bleiben aber einige Vögel den Winter über im Freistaat. Als Kurzstreckenzieher nutzen sie die milderen Winter in Bayern", so die LBV-Biologin. Als Jahresvogel steht der Hausrotschwanz für naturnahe und artenreiche Gärten, in denen er genug Insektennahrung findet. Er vertritt außerdem die Gruppe der Gebäudebrüter, zu der auch Haussperling und Schwalben zählen. Zur Wahl angetreten war der Vogel des Jahres 2025 mit dem Slogan "Mut zur Lücke", weil er sein Nest gerne in Maueröffnungen, auf Balken oder unter Vordächern an Gebäudestrukturen baut, die aber durch Sanierungen immer seltener werden.

Wer etwas für den Hausrotschwanz tun möchte, sollte darauf achten, den eigenen Garten oder Balkon möglichst naturnah und strukturreich zu gestalten. Mit einem Nistbrettchen unterm Dach oder Halbhöhlen als Nistkasten kann man ihm den Nestbau erleichtern. In offenen Mauernischen sucht er nach Spinnen und Insekten als Nahrung. Tipps zur naturnahen Gartengestaltung unter www.lbv.de/garten.

Kostenlose Pressematerialien: www.lbv.de/vdj-presse

Portrait Hausrotschwanz: www.lbv.de/hausrotschwanz
Presseinformation 93-24
 
Igel zählen für die Wissenschaft
Vom 20. bis 30. September Tier des Jahres 2024 melden – LBV-Projekt „Igel in Bayern“ ist Teil einer deutschlandweiten Initiative
 

 

Hilpoltstein, 16.09.2024 – Noch bevor sich die Blätter rot, orange und gelb färben, bereitet sich der Igel in Bayern auf die kalte Jahreszeit vor. Das stachelige Heckenschwein frisst sich jetzt Fettreserven an, um gut durch den Winter zu kommen. Deshalb ist im Moment die ideale Zeit, um Igel im eigenen Garten oder im Park zu beobachten. Doch der Igel hat es nicht leicht. „Das Insektensterben, die Versiegelung von Grünflächen, das Sprühen von Gift oder die Mähroboter in der Dämmerung machen ihm zu schaffen. Auch die Klimakrise mit extremen Bedingungen wie anhaltender Trockenheit und starkem Regen gefährdet den Igel. Derzeit steht er sowohl in Bayern als auch bundesweit auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Säugetiere“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Um mehr über das Tier des Jahres 2024 zu erfahren, ruft der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gemeinsam mit der Deutschen Wildtierstiftung, NABU|naturgucker und weiteren Partnern vom 20. bis 30. September bundesweit auf, Igel zu melden. Bayerische Bürgerinnen und Bürger können lebende oder tote Igel online eintragen unter www.igel-in-bayern.de.
Die Chancen, das Tier des Jahres in der Dämmerung zu entdecken, stehen momentan sehr gut. „Bis Ende Oktober heißt es für die Igel: Futtern, was das Zeug hält. Sie müssen sich Speck anfressen, um mit genügend Fettreserven in den Winterschlaf zu gehen und die lange kalte Jahreszeit ohne Insektennahrung zu überstehen. Daher sind sie viel unterwegs“, so Angelika Nelson. Außerdem sind im August die meisten Jungtiere zur Welt gekommen. Viele Igelweibchen sind daher noch mit ihrem Nachwuchs in Gärten und Parks unterwegs. Gesunde Igel brauchen keine Zufütterung durch den Menschen. Wer das Heckenschwein unterstützen möchte, sollte seinen Garten möglichst naturnah gestalten, mit wilden Ecken sowie Laub- und Reisighaufen. Dann finden die Igel auf eigene Faust nahrhafte Würmer, Insektenlarven, Käfer und Raupen.

Das LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ sammelt seit 10 Jahren Meldungen des stachligen Gartenbewohners und informiert, was jede und jeder Einzelne zum Schutz dieser Art tun kann. Denn nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland scheint die Anzahl der Igel abzunehmen. Deshalb haben sich der LBV, die Deutsche Wildtierstiftung, NABU|naturgucker und weitere Partner bereits im Frühjahr zu einer deutschlandweiten Melde-Aktion zusammengeschlossen. Bisher wurden bundesweit über 16.600 Igel gemeldet, davon knapp 2.300 in Bayern. „Die Sichtungen sollen dabei helfen, ein genaueres Bild über Vorkommen und Verbreitung des Säugetiers zu erhalten. Denn bisher sind die Daten dazu noch lückenhaft“, sagt die LBV-Biologin.

Neben dem Igel möchten die Organisationen auch mehr über den Maulwurf erfahren. Denn auch dieser Insektenfresser kommt häufig in Gärten und Parks vor. Im Rahmen der bundesweiten Aktion „Deutschland sucht Igel und Maulwurf“ wurden bisher 3.200 Maulwurfshügel gesichtet. Während der Igel Winterschlaf hält, ist der Maulwurf das ganze Jahr über aktiv. Solange der Boden nicht gefroren ist, graben sie ihre Tunnel und Höhlen zehn bis 20 Zentimeter tief ins Erdreich.

Über das Gemeinschaftsprojekt
„Deutschland sucht Igel und Maulwurf“ ist ein gemeinsames Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung, der NABU|naturgucker, dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V., dem NABU Bundesverband und dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV). Ziel ist, ein langfristiges Monitoring zu Verbreitung und Vorkommen von Igel und Maulwurf in Deutschland zu etablieren. Sichtungen von Igeln in Bayern werden dem LBV gemeldet, die des Maulwurfs an NABU|naturgucker. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse erlauben zukünftig eine Bewertung der Bestandssituation von Igel und Maulwurf. Darauf aufbauend können gezielte Artenschutzmaßnahmen initiiert werden.
 
Presseinformation 89-24
 
Lichtschalter aus, Artenvielfalt an
LBV unterstützt die Earth Night am 6. September – Lichtverschmutzung schadet Insekten, Vögel und Pflanzen
 

 

Hilpoltstein, 03.09.2024 – Straßenbeleuchtung, Gebäudestrahler und Werbetafeln: Weltweit werden die Nächte immer heller. Die viel zu intensive Nachtbeleuchtung hat bedrohliche Folgen für Insekten, Vögel und andere Arten. Um auf das Thema Lichtverschmutzung aufmerksam zu machen, unterstützt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) die Aktion Earth Night der „Paten der Nacht“. Der Zusammenschluss von ehrenamtlich Aktiven zur Eindämmung der Lichtverschmutzung ruft am 6. September ab 22 Uhr bundesweit dazu auf, nächtliches Kunstlicht zu reduzieren. „Wir müssen uns bewusst machen, dass wir mit künstlicher Beleuchtung den Lebensrhythmus von Tieren und Pflanzen stören und Lebensräume entwerten. Das gilt besonders für nachtaktive Insekten aber, gerade jetzt im Herbst, auch für Zugvögel. Dabei ist Lichtverschmutzung ganz einfach zu beseitigen. Es reicht buchstäblich, den Schalter umzulegen“, betont Tom Aumer, LBV-Referatsleiter Artenschutz. Ziel der Earth Night ist es, langfristig einen naturverträglichen Umgang mit der Ressource Licht und ein generelles Umdenken zu fördern.
Die Gefahr für Tier- und Pflanzenwelt durch viel zu intensive Nachtbeleuchtung ist wissenschaftlich belegt. Nachtaktive Insekten werden von künstlichem Licht angezogen und schwirren so lange um die Lichtquelle herum, bis sie vor Erschöpfung sterben oder ihren Fressfeinden zum Opfer fallen. Diesen sogenannten Staubsaugereffekt an Straßenlaternen hat wohl jeder und jede schon einmal beobachtet. „Insekten sind als Nahrungsquelle für unzählige Tiere die Grundlage unserer Artenvielfalt. Außerdem erbringen sie wichtige Bestäubungsleistungen, die unsere Lebensmittel sichern. Wer etwas gegen Lichtverschmutzung tut, schützt die Insektenwelt“, so Tom Aumer. Die negativen Auswirkungen der künstlichen Beleuchtung gehen jedoch weit über die besonders betroffenen Fluginsekten hinaus. Vögel können durch künstliches Licht in der Nacht irritiert werden und sich durch Kollisionen verletzen. Und auch Bäume werfen im Herbst ihre Blätter nicht ab, wenn sie neben Straßenlaternen stehen.

Mitmachen bei der Earth Night 2024
Um das Problem der übermäßigen künstlichen Beleuchtung in den Griff zu bekommen, kann jede und jeder etwas tun. Während Privatpersonen bereits durch das Ausschalten der Außenbeleuchtung am Haus und das Schließen der Jalousien oder Vorhänge viel bewirken können, sind insbesondere Gewerbetreibende dazu aufgerufen, nachts die Werbebeleuchtung abzuschalten. Auch ganze Gemeinden können mitmachen. „Die Earth Night leistet einen wichtigen Beitrag, um die Wohltat einer natürlichen, dunklen Nacht für Mensch und Natur erlebbar zu machen. Denn wenn wir das künstliches Licht reduzieren, können wir nämlich auch den faszinierenden Sternenhimmel besser genießen“, sagt Tom Aumer.
Presseinformation 88-24
 

Wer wird Vogel des Jahres 2025?
Der Natur eine Stimme geben: Jetzt Hausrotschwanz, Kranich, Schwarzspecht, Schwarzstorch oder Waldohreule wählen
 

 

Hilpoltstein, 02.09.2024 – Am 3. September starten der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und sein bundesweiter Partner NABU die fünfte öffentliche Wahl zum Vogel des Jahres – alle können mitmachen und entscheiden, wer der nächste Jahresvogel wird und dem Kiebitz nachfolgen soll. „Mit Hausrotschwanz, Kranich, Schwarzspecht, Schwarzstorch und Waldohreule stellen sich fünf spannende Kandidaten zur Wahl“, sagt LBV-Vogelexpertin Dr. Angelika Nelson. „Jeder von ihnen steht für ein wichtiges Naturschutzthema und repräsentiert einen gefährdeten Lebensraum, für dessen Bewahrung er im Amtsjahr stehen wird. Wer an der Wahl teilnimmt, hilft uns, der Natur auch 2025 eine Stimme zu geben und einen starken Botschafter für ihren Erhalt zu finden.“

Der Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) ist ein früher Vogel – schon im ersten Morgengrauen ertönt sein melodischer, lautstarker Gesang. Den Winter verbringt der zierliche Singvogel traditionell in Nordafrika, bleibt aber immer öfter auch in Bayern. Als Insektenfresser ist er vom Rückgang der Insekten durch die intensive Landwirtschaft und naturferne Gärten stark betroffen. Außerdem vertritt er die Gruppe der Gebäudebrüter, die es durch Sanierungen immer schwerer hat, Nistmöglichkeiten in Nischen und unter Giebeln zu finden. Sein Wahlslogan lautet daher: „Mut zur Lücke!“

Mit seinem typischen Trompeten stellt sich der Kranich (Grus grus) zur Wahl. Der Zugvogel ist in vielerlei Hinsicht ein spektakulärer Kandidat. Mit bis zu 116 cm Körperhöhe ist er größer als ein Weißstorch. Seine eleganten Balztänze im Frühjahr und sein Zug in großen Keilformationen im Herbst sind Naturschauspiele, die jedes Jahr viele Menschen anlocken und faszinieren. Ein neuer Zugweg von Ungarn über Österreich führt immer mehr der vielerorts als Glücksvögel bekannten Kraniche auch über Bayern. Weil er Feuchtgebiete zur Rast und Brut braucht, lautet sein Slogan: „Nasse Füße fürs Klima!“

Der etwa krähengroße Schwarzspecht (Dryocopus martius) bewohnt am liebsten Mischwälder mit altem Baumbestand. Im Freistaat liegen seine Verbreitungsschwerpunkt in Mittel- und Unterfranken. Der Vogelkandidat ist leicht zu erkennen: Er ist der größte heimische Specht und sein Gefieder ist bis auf einen tiefroten Mittelscheitel komplett schwarz. Er frisst baumbewohnende Insekten und deren Larven. Seine Bruthöhle mit ovalem Loch hämmert er mit spitzem Schnabel bevorzugt in den Stamm alter Buchen. Er ist der Zimmermann des Waldes, denn seine Höhlen werden von über 60 verschiedenen „Nachmietern“ genutzt, unter anderem von Siebenschläfer, Fledermaus und Hohltaube. „Trommeln für Vielfalt!“ ist darum sein Wahlslogan.

Kandidat Nummer vier ist viel scheuer und daher seltener zu sehen als sein weißer Namensvetter: Der Schwarzstorch (Ciconia nigra). Auch er hat lange rote Beine und einen langen Schnabel. Doch sein Gefieder ist überwiegend schwarz mit grünlich violettem Metallglanz. Er lebt zurückgezogen in Auwäldern sowie feuchten Laub- und Mischwäldern der Mittelgebirge Bayerns. Im Gegensatz zum Weißstorch meidet er die Kulturlandschaft. Zur Nahrungssuche begibt er sich häufig an Gewässer, wo er unter anderem Frösche und Fische fängt. Daher sein Wahlspruch: „Freiheit für Flüsse!“

Die Waldohreule (Asio otus) ist nach dem Waldkauz die zweithäufigste Eule in Bayern. Optisch ähnelt sie dem Uhu, ist aber kleiner und schlanker. Ihre „Ohren“ sind keine, sondern Federpuschel, die nicht zum Hören dienen. Die Waldohreule lebt in Wäldern mit offenen Flächen in der Nähe, wo sie Mäuse jagt. Sie nistet gern in alten Krähennestern. Im Winter ruhen mehrere Vögel an einem Gemeinschaftsschlafplatz im dichten Geäst, oft auch im Siedlungsgebiet. Wie alle Eulen kann sie völlig geräuschlos fliegen. Bei der nächtlichen Jagd ortet sie ihre Beute akustisch. Ihr Wahlslogan: „Ohren auf: Natur an!“

Am 3. September um 9 Uhr wird das virtuelle Wahllokal unter www.vogeldesjahres.de freigeschaltet. Bis zum 10. Oktober, 11 Uhr, kann abgestimmt werden. Noch am selben Tag wird der Sieger bekanntgegeben. Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt.

Hier geht’s zur Abstimmung: www.vogeldesjahres.de (ab 03.09.2024)

Kostenlose Pressematerialien: www.lbv.de/vdj-presse
Presseinformation 87-24
 
Usutu-Virus: Bayern bislang kein Hotspot
Beobachtungen dem LBV melden - Offizielle Stellen untersuchen tote Amseln
 

 

Hilpoltstein, 27.08.2024 – 2024 gibt es in der Vogelwelt bundesweit deutlich mehr Fälle des Usutu-Virus als im Vorjahr. Der von Stechmücken übertragene Erreger führt bei Vögeln, vorwiegend Amseln, zu einer meist tödlich verlaufenden Erkrankung. Auch im Freistaat erreichen den bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) aktuell vermehrt Anfragen von Menschen, die sich um offensichtlich kranke Amseln sorgen. Bislang ist der Süden jedoch weniger stark betroffen als die weiter nördlich gelegenen Bundesländer. „Die meisten Fälle werden derzeit in Niedersachsen verzeichnet“, berichtet LBV-Biologe Torben Langer. „Zuletzt haben die hochsommerlichen Temperaturen die Vermehrung der Stechmücken, die das Virus übertragen, begünstigt.“ Mit heißen Sommern durch die Klimakrise könnten Usutu-Infektionen zunehmen.
Seit 2010 gibt es das Usutu-Virus in Deutschland. „Betroffene Vögel – meist Amseln – sind augenscheinlich krank, haben zerzaustes Gefieder, flüchten nicht mehr und wirken apathisch. Erkrankte Vögel sterben meist innerhalb weniger Tage“, erklärt Langer. Behandlungsmöglichkeiten, Medikamente oder eine Impfung gibt es nicht. Erstmals wurde das Virus in Südafrika nachgewiesen. Seit 1996 tritt es auch in Europa auf und führt zu regionalen und zeitlich begrenzten Vogelsterben. Seitdem tritt das Virus jedes Jahr in unterschiedlicher Intensität auf. Hitze und Feuchtigkeit begünstigen die Verbreitung.

Um die Ausbreitung des Virus beobachten, dokumentieren und wissenschaftlich auswerten zu können, bittet der LBV um Mithilfe. Bürger und Bürgerinnen können kranke oder tote Vögel in Bayern dem LBV online melden unter www.lbv.de/usutu-melden. Tote Tiere können zur Untersuchung an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg oder nach Rücksprache auch an Veterinäruntersuchungsämter gesendet werden. „LBV-Einrichtungen haben keine Möglichkeit, die Vögel zu untersuchen. Deshalb ist es wichtig, dass sie direkt ans BNITM oder an die Ämter gehen. Wer tote Tiere einschickt, sollte Handschuhe tragen, die danach Hände waschen und desinfizieren sowie für den Versand Kühl-Akkus beilegen“, informiert der LBV-Biologe. Ausführliche Informationen sowie die Postanschrift des BNITM finden sich unter www.lbv.de/usutu.

Das Risiko für Menschen, sich mit dem Usutu-Virus anzustecken, ist gering. Es kann jedoch durch Stechmücken auf den Menschen übertragen werden und zu Fieber und in seltenen Fällen zu schwereren Komplikationen wie einer Gehirnentzündungen führen. Bisher sind weltweit nur ein Dutzend Fälle bekannt, in denen Menschen tatsächlich am Usutu-Virus erkrankt sind. Einige davon waren nachweislich Risikopatienten mit geschwächtem Immunsystem. Für eine Erkrankung von Haustieren wie Hunden oder Katzen gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand keine Anhaltspunkte.

Naturnahe Gärten helfen der Vogelwelt
Es gibt keine Möglichkeit, infizierten Vögeln zu helfen. „Indirekt können wir die Vogelwelt unterstützen, indem wir Gärten naturnah gestalten und so Vogelarten wie der Amsel, die im Siedlungsbereich vorkommen, bessere Lebensbedingungen bieten“, so Torben Langer. „Das ist eine zentrale Voraussetzung für möglichst hohen Bruterfolg. Und der wiederum ist wichtig, um Bestandseinbrüche, wie sie etwa das Usutu-Virus verursacht, in den Folgejahren zu kompensieren.“

Im Spätsommer weniger Vögel zu sehen
Wenn man im August und September keine oder nur wenige Amseln beobachtet, kann das ein ganz normales Phänomen der Jahreszeit sein, ergänzt der LBV-Experte: „Im Spätsommer ist die Brutzeit mit Gesang, Balz und Jungvogelversorgung vorüber, die Vögel ziehen sich zum Mausern zurück. An heißen Tagen weichen sie an Bäche und Waldränder aus. In den Gärten nimmt das Nahrungsangebot ab, es gibt weniger Beeren, bei Trockenheit sind Regenwürmer kaum erreichbar.“
Presseinformation 85-24
 
Fledermaus im Haus: Was tun, wenn sie sich auf Wohnungssuche verirrt?
LBV gibt Tipps bei Fledermauseinflügen in Wohnungen und Büros – Internationale Batnight am 24. und 25. August
 

 

Hilpoltstein, 22.08.2024 – Ungewöhnlicher Besuch schaut vorbei: Durch offene Fenster können Fledermäuse aktuell in Wohnungen oder Büroraume gelangen und kreisen dort unter der Zimmerdecke. Das ist aber kein Grund zur Panik: „Derzeit sind viele Jungtiere unterwegs, die Anfang August flügge geworden sind und sich auf ihren Erkundungsflügen versehentlich in menschliche Behausungen verirrt haben. In der Abenddämmerung fliegen die nachtaktiven Säuger in der Regel von allein wieder hinaus“, erklärt LBV-Biologin Nicole Meier. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt Tipps, wie man sich richtig verhält, wenn Fledermäuse zu Besuch in den eigenen vier Wänden sind.
In Häuser verirren sich vor allem Zwergfledermäuse, die im Sommer enge Ritzen oder Nischen unter Hausdächern oder an Gebäuden bewohnen. Da die Jungtiere im Auskundschaften optimaler Schlafquartiere noch unerfahren sind, probieren sie verschiedene Hohlräume und Spalten aus. Ein gekipptes Fenster könnte ein geeignetes Quartier versprechen. „Durch einen Fensterspalt einzufliegen, gelingt den Fledermäusen oft problemlos, wieder herauszufinden, ist aber oft schwieriger. Da bieten sich dann Gardinenfalten an, um sich erst einmal auszuruhen, bevor der nächste Ausflugversuch unternommen wird“, so Meier.

Wer verirrte Fledermäuse in der Wohnung findet, sollte sich erst einmal ruhig verhalten. „Die Flugweise von Fledermäusen wirkt auf viele Menschen etwas befremdlich, da sie auch dicht an uns heranfliegen. Das sind aber Orientierungsflüge und keine Angriffe“, beruhigt die LBV-Biologin. Fliegt eine Fledermaus abends im Raum umher, sollte man das Licht ausschalten, die Zimmertür schließen und alle Fenster weit öffnen. Die meisten Fledermäuse finden dann von selbst wieder hinaus.

Wer tagsüber eine Fledermaus findet, sollte das Tier vorsichtig greifen und in einen kleinen Karton setzen. „Dabei ist es wichtig, die Fledermaus nur mit einem dicken Handschuh oder einem festen Handtuch anzufassen. Für das Tier ist das eine Stresssituation, in der es sich eventuell mit Bissen wehrt“, erklärt Meier. Der Karton sollte dann gut verschlossen und in der späten Dämmerung nach draußen gebracht werden. Anschließend kann man ihn öffnen und die Fledermaus behutsam an einen Baumstamm oder an eine Hauswand setzen. Keinesfalls dürfen die flatternden Besucher getötet werden, da sie laut Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschützte Tierart gelten.

Wenn die Fledermäuse erst nach einem oder mehreren Tagen in den Räumen entdeckt werden, zum Beispiel am Montagmorgen im Büro, sollte professionelle Hilfe hinzugezogen werden. „Die kleinen Tiere dehydrieren schnell und brauchen unter Umständen ein wenig Starthilfe, bevor es wieder in die Freiheit gehen kann“, sagt Nicole Meier. In solchen Fällen sollte man sich an die untere Naturschutzbehörde wenden, die den Kontakt zu Fledermausberatern und -beraterinnen aus der Umgebung herstellen kann, um die Situation vor Ort einzuschätzen.

Fledermäuse bei der Batnight am 24. und 25. August 2024 erleben
Zur Internationalen Batnight am kommenden Wochenende können Naturbegeisterte die Tiere bei vielen regionalen LBV-Veranstaltungen erleben und ihre faszinierenden Flugkünste in der Dämmerung beobachten. So zum Beispiel beim familienfreundlichen Fledermausfest im Englischen Garten in München, einer nächtlichen Schifffahrt am Altmühlsee oder bei einer Fledermausführung in der Fasanerie in Aschaffenburg.

Alle bayernweiten Fledermausveranstaltungen unter www.lbv.de/batnight.

LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen
Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter.
Presseinformation 82-24
 
LBV warnt: Darum sollten Mähroboter während dem Urlaub ausgeschaltet bleiben
Vermeintliche Helfer sind unbeaufsichtigt eine tödliche Gefahr für Igel und andere Tiere
 

 

Hilpoltstein, 13.08.2024 – Für den auch in Bayern immer seltener werdenden Igel, sind Gärten und Parks im Siedlungsraum ein wichtiger Lebensraum. Doch genau dort droht dem Stachelritter häufig eine tödliche Gefahr. Durch den zunehmenden Einsatz von Mährobotern werden die nachtaktiven Säugetiere oft schwer verletzt oder verenden qualvoll. "Unser dringender Appell: Wer jetzt in den Urlaub fährt, sollte seinen Mähroboter in dieser Zeit auf keinen Fall unbeaufsichtigt laufen lassen und vor der Reise abschalten. Igel und auch Amphibien werden von den Geräten oft nicht als Hindernis wahrgenommen. Wenn sie dann einfach über die Tiere hinwegfahren, fügen sie ihnen grausame Verletzungen zu", so die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson.
Da Igel bei Gefahr nicht davonlaufen, sondern sich zu einer Stachelkugel zusammenrollen, sind sie den Maschinen schutzlos ausgeliefert. Vielen Mähroboterbesitzerinnen und -besitzern ist nicht bewusst, welchen Schaden diese Geräte an der Natur im eigenen Garten anrichten. "Bei Zusammenstößen mit Mährobotern erleiden die Igel oft Wunden, die sich leicht infizieren können. Regelmäßig werden Tiere von den vermeintlich hilfreichen Gartenmaschinen verstümmelt oder getötet. Das Ausmaß dieser Gefahr ist schwer abzuschätzen, da viele Roboter-Opfer einfach in der Mülltonne entsorgt oder gar nicht erst gefunden werden. Wir müssen daher, von einer hohen Dunkelziffer ausgehen", erklärt Nelson (Pressefotos auf Anfrage).

Einige der Hersteller weisen sogar darauf hin, dass ihre Mähroboter nicht unbeaufsichtigt laufen sollen. "Leider ist aber genau das oft einer der Hauptgründe für die Anschaffung eines Mähroboters – er arbeitet ganz allein, man muss nicht danebenstehen und wenn man aus dem Urlaub nach Hause kommt, wartete keine lästige Gartenarbeit", so die Biologin. Deshalb halten sich viele Roboterbesitzer nicht an die Vorgabe und lassen den automatischen Helfer auch während ihrer Abwesenheit laufen. Die meisten Roboter sind darauf programmiert nachts zu fahren. Gerade dann sind aber die vielen nachtaktiven Wildtiere gefährdet. Der LBV spricht sich deshalb für ein Nachfahrverbot von Mährobotern im Tierschutzgesetz aus.

Auch tagsüber in Verstecken nicht mehr sicher
Besondere Vorsicht sollten Gartenbesitzer auch walten lassen, wenn sie nach dem Urlaub mit elektrischen oder anderen motorbetriebenen Gartengeräten Bereiche freischneiden, die der Mähroboter nicht erreicht hat, zum Beispiel unter Hecken oder in Strauchecken. Denn dorthin ziehen sich Igel besonders gerne zum Schlafen zurück. Jetzt im August besteht zudem die Gefahr, beim unachtsamen Umgang mit Fadenmäher oder Freischneider das Nest eines Igelweibchens mit Jungen aufzuspüren.  "Diese Geräte sind stark genug, um kleine Bäume zu durchtrennen. Man kann sich vorstellen, was sie mit den kleinen Igeln machen. Am besten ist es deshalb, auf solche Geräte zu verzichten und Mut zum Wildwuchs im Garten zu zeigen", empfiehlt die LBV-Biologin. Wer das nicht will, sollte die Flächen vor dem Einsatz der Geräte gründlich nach Tieren absuchen.

Mähroboter gefährden die Artenvielfalt
Der Einsatz von Mährobotern verhindert zudem, dass sich im Garten ein vielfältiger Lebensraum entwickeln kann. Auf täglich gemähten und damit sterilen Rasenflächen finden Igel keine Nahrung. "Wo regelmäßig Mähroboter fahren, wächst keine Blüte mehr. Damit bleiben auch die Insekten aus, die für den Igel und andere Wildtiere ein wichtiger Bestandteil der Nahrung sind. Und die wenigen Insekten, die sich doch auf den Rasen verirren, werden vom Mähroboter eingesaugt und zerhäckselt. Deshalb sind Mähroboter eine große Gefahr für die gesamte Artenvielfalt", sagt Angelika Nelson.
Presseinformation 46-24
 
Frühlingserwachen: Igel sind wieder in Bayerns Gärten unterwegs
Durchgänge in Zäunen ermöglichen Wanderschaft der „Heckenschweine“ – Naturnahe Gärten sind der beste Igelschutz
 
 

Hilpoltstein, 17.04.2024 – Bei frühlingshaften Temperaturen über 10 Grad Celsius sind die ersten Igel in Bayern aus ihrem fast sechsmonatigen Winterschlaf erwacht. Auch wenn es aktuell wieder kühler und regnerischer im Freistaat ist, durchstreifen die Igel trotzdem nachts die Gärten und Parks auf der Suche nach Nahrung und einer Partnerin. „Im Garten sind Igel ein wichtiger Teil des Ökosystems und auch bei vielen Gärtnerinnen und Gärtnern sind sie gerne gesehen. Sie vertilgen nämlich unter anderem Schnecken und verschiedene Insekten und unterstützen so beim Anbau von Obst und Gemüse“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Doch der Igel findet im Siedlungsraum nicht immer geeignete Lebensbedingungen: Pestizide verringern seine Nahrungsquellen, es mangelt an Hecken oder Sträuchern zum Verstecken und vollständig eingezäunte Gärten verhindern das Wandern durch die Nachbarschaft. „Naturnahe Gärten sind der beste Igelschutz. Wer auf Vielfalt und Unordnung im eigenen Garten setzt, unterstützt den Igel und hat vielleicht sogar das Glück das nachtaktive Säugetier in der Dämmerung beobachten zu können“, so Nelson. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt Tipps, wie jede und jeder den eigenen Garten besonders igelfreundlich gestalten kann.

Dem LBV wurden im März bereits knapp 200 Igel über das LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ gemeldet. Das entspricht der Aktivität der Vorjahre. Die Männchen wachen im Frühling meist vor den Weibchen auf, denn sie gehen im Herbst auch früher in den Winterschlaf. „Gleich nach der Paarungszeit ab September können sich die Männchen die erforderlichen Fettreserven für den Winter anfressen. Die Weibchen benötigen dagegen etwas länger, um nach Geburt und Aufzucht der Jungen das nötige Gewicht zu erreichen“, sagt Angelika Nelson.

Wer etwas für den Igel im eigenen Garten tun möchte, sollte Naturelemente wie Hecke, Teich, Obstbaum, Steinmauer oder Wiese schaffen. So findet der Igel auch mehr Nahrung wie Käfer, Raupen von Nachtfaltern und Larven anderer Insekten, Regenwürmer, Ohrwürmer sowie Spinnen. Auf Mineraldünger und chemische Bekämpfungsmittel sollte unbedingt verzichtet werden, weil sie die Artenvielfalt reduzieren und damit wichtige Akteure im ökologischen Kreislauf entfernen. „Wer den Rasen nicht regelmäßig mäht und düngt, die Hecke nur selten schneidet, nicht jedes Kräutlein jätet und jedes Laubblatt absaugt, kann sich an einer bunten Vielfalt im Garten erfreuen“, empfiehlt die LBV-Biologin. Alternativ kommen ökologische Methoden der Bodenbearbeitung, Düngung und Kompostierung zum Einsatz. So stellt sich ein natürliches Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ein. In Reisig- und Laubhaufen, Unterschlüpfen unter Gartenhäuschen und Baumwurzeln in ungestörten Gartenecken findet der Igel ein gutes Zuhause. Sein englischer Name „Hedgehog“, das Heckenschwein, ist bezeichnend für seinen Lebensraum: Hecken bieten ihm Nistplatz und Versteck zugleich.

Im Frühjahr sind Igelmännchen viel unterwegs auf der Suche nach einer Partnerin. Dabei durchstreifen sie oft große Gebiete von bis zu 400 Hektar, das entspricht 500 Fußballfeldern. Jede und jeder kann mithelfen, damit der Igel die Grenzen zwischen mehreren Gärten in Stadt und Dorf gut überwinden kann. „Gartenbesitzerinnen und -besitzer können ein ‚Igel-Tor‘ in ihren Zaun

einbauen oder etwas Abstand zum Boden lassen. Damit ein ausgewachsener Igel gefahrlos hindurchschlüpfen kann, sollte das Loch mindestens 10 Zentimeter hoch und breit sein. Bei schmaleren Lücken bleibt ein ausgewachsener Igel sonst mit seinem Stachelkleid stecken“, erklärt die Biologin.

Einfach spitze: Stacheln schützen Igel vor Feinden

Schon kleine Igel werden mit weißen, weichen Stacheln geboren. Sie haben aber nur einen Bruchteil der Anzahl an Stacheln, die erwachsene Tiere mit bis zu 8.000 hohlen Stacheln tragen. Jeder Stachel kann mit Hilfe eines eigenen kleinen Muskels bewegt werden. So rollt sich der Igel bei Gefahr zu einer Kugel zusammen, in der alle Weichteile des Tieres vor natürlichen Fressfeinden geschützt sind. Nur Uhu und Dachs schaffen es diese Abwehr des Igels zu überwinden.

LBV-Projekt „Igel in Bayern“

Mit dem LBV-Bürgerforschungsprojekt „Igel in Bayern“ möchten die Naturschützerinnen und Naturschützer noch mehr über den heimischen Gartenbewohner erfahren und Wissen über diese Tierart vermitteln. „Jedes Jahr erhalten wir bayernweit über 12.000 Beobachtungen von lebenden und leider auch toten Igeln. Wir freuen uns, dass die Menschen auf die Wildtiere achten und dabei auch etwas über ihre Lebensweise erfahren“, sagt die LBV-Igelexpertin Dr. Angelika Nelson. Obwohl der Igel flexibel, anpassungsfähig und ein echter Überlebenskünstler ist, steht er mittlerweile auf der Vorwarnliste gefährdeter Säugetiere in Bayern. Mitmachen ist ganz einfach: Jeden lebenden oder toten Igel melden unter www.igel-in-bayern.de.

LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen

Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.

 

Presseinformation 45-24

 

Im Namen des Kiebitzes: LBV zeichnet landwirtschaftliche Betriebe aus

Bayerischer Naturschutzverband würdigt Engagement für den Vogel des Jahres 2024 

Bewerbungen ab sofort möglich

 

Hilpoltstein, 11.04.2024 – Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024 und in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Regionen Bayerns selten geworden. Die intensive Grünlandbewirtschaftung macht ihm zu schaffen, weshalb er vielerorts auf Äcker ausweicht. Doch auch dort kann sich der Kiebitz nur halten, wenn Landwirtinnen und Landwirte Rücksicht auf den Bodenbrüter nehmen, seine Gelege bei der Bewirtschaftung aussparen und im Idealfall den Lebensraum für ihn mitgestalten. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) möchte deshalb landwirtschaftliche Betriebe auszeichnen, die sich bereits für den Kiebitz engagieren. „Wir wollen den Landwirtinnen und Landwirten danken, die sich für bedrohte Arten wie den Kiebitz einsetzen und zeigen, dass die Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft gelingen kann“, erklärt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Alle bayerischen Betriebe können sich ab sofort bis zum 16. Juni online bewerben.

Wer sich bewerben will, muss lediglich einige Fragen zu durchgeführten Maßnahmen in einem Onlineformular beantworten: Werden beispielsweise Gelege geschützt oder der Mais später ausgesät? Oder wurden bereits feuchte Stellen für Kiebitzküken angelegt? „Außerdem werten wir es positiv, wenn landwirtschaftliche Betriebe mit dem Naturschutz zusammenarbeiten – sei es mit Behörden, Verbänden oder ehrenamtlichen Wiesenbrüterberatern und -beraterinnen. Auch wenn jemand Öffentlichkeitsarbeit zu den eigenen Maßnahmen betreibt, fließt das positiv ein“, erklärt LBV-Landwirtschaftsreferent Matthias Luy.

Jeder teilnehmende Betrieb erhält als Dankeschön eine Plakette mit einem Kiebitz-Motiv und der Anerkennung des LBV, die am Hofeingang oder an Betriebsgebäuden angebracht werden kann, um auf das Engagement für den Artenschutz aufmerksam zu machen. Einige Landwirtinnen und Landwirte, die sich besonders für den Vogel des Jahres 2024 einsetzen, werden zudem im September bei einem Festakt geehrt. „Diese engagierten Betriebe sind für den Erhalt der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft unverzichtbar“, macht Matthias Luy klar. Unterstützt wird die Initiative von der Post Code Lotterie.

Landwirtschaftliche Betriebe könne sich bis zum 16. Juni 2024 online bewerben unter lbv.de/auszeichnung-feldvoegel. Bei Rückfragen können sich interessierte Betriebe an den LBV-Landwirtschaftsreferenten Matthias Luy per E-Mail an matthias.luy@lbv.de wenden.

Kiebitz: Vogel des Jahres 2024

Der „Vogel des Jahres“ wird vom LBV und seinem bundesweiten Partner NABU seit 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Im Jahr 2024 trägt der Kiebitz den Titel. Mit 27,8 Prozent der Stimmen hat er sich gegen vier andere Kandidaten durchgesetzt. Nach 1996 ist der Kiebitz bereits zum zweiten Mal der Vogel des Jahres und steht als solcher für die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Sein Bestand hat in Bayern und ganz Deutschland in den letzten Jahrzehnten katastrophal abgenommen, 90 Prozent der Brutpaare gingen verloren. Vor allem die Entwässerung und der Verlust von Feuchtwiesen machen ihm schwer zu schaffen. Darum war der Kiebitz bei der Vogelwahl mit dem Slogan „Wasser marsch!“ angetreten.

Presseinformation 43-24
 
Weniger Vogelschlag in Bayern: LBV vergibt neue Plakette „Vogelfreundliche Glasfläche“
Naturschutzverband zeichnet Gebäude aus, die wirksame Schutzmaßnahmen umsetzen – Greifvogelsilhouetten helfen nicht
 

 

Hilpoltstein, 08.04.2024 – Über 100 Millionen Vögel in Deutschland kollidieren jedes Jahr tödlich mit Glasfassaden. Nicht immer sterben die Vögel sofort daran, sondern verenden erst später an inneren Verletzungen. Damit ist Vogelschlag nach dem Verlust natürlicher Lebensräume die zweithäufigste Todesursache in der heimischen Vogelwelt. Deshalb klärt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ Bauherren, Behörden und Architekten aktiv über die Problematik auf. „Wenn mehr als vier Vögel pro Jahr auf 100 Meter Fassade an Glaskollisionen verenden, sind die Gebäudeeigentümer laut einem Beschluss des Bayerischen Landesamts für Umwelt in der Pflicht, mit wirksamen Schutzmaßnahmen nachzurüsten. Folien und Aufkleber mit Mustern, die als ‚hochwirksam‘ getestet wurden, reduzieren das Risiko von Vogelschlag um 90 Prozent“, sagt der LBV-Projektmanager Peter Stimmler. Der LBV zeichnet nun Vorzeigeprojekte in Bayern mit der Plakette „Vogelfreundliche Glasfläche“ aus, die ihre Gebäude vogelsicher machen und damit einen wichtigen Beitrag für den Naturschutz leisten.

Seit Jahren kleben Greifvogelsilhouetten an vielen Fenstern. Doch die schwarzen Aufkleber haben sich als nahezu wirkungslos erwiesen. Die Silhouetten werden von den Vögeln nicht als potenzielle Feinde wahrgenommen, sondern bestenfalls als punktuelle Hindernisse, denen die Vögel nur kleinräumig ausweichen. Dies zeigen Aufprallspuren direkt neben den Aufklebern. Auch die beliebten, unauffälligen UV-Markierungen können Vogelschlag nicht effektiv verhindern, weil viele Vögel kein UV-Licht sehen können. „Um Glasflächen dauerhaft und wirksam für Vögel sichtbar zu machen, sollten Gebäudebesitzer Fensterfronten über die gesamte Fläche mit Mustern aus Linien oder Punkten markieren. Hierbei gilt die Faustregel, dass unmarkierte Glasflächen nicht größer als eine Handfläche sein sollten“, so Peter Stimmler. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl dekorativer, aber auch dezenter Musterfolien, die von Vögeln sehr gut wahrgenommen werden.

Die Auszeichnung des LBV richtet sich an öffentliche und private Einrichtungen, die ihre Glasfassaden großflächig mit wirksamen Mustern vor Vogelschlag schützen. Mögliche Empfänger sind Städte und Kommunen, Hochschulen und Schulen, Unternehmen sowie öffentliche Verkehrsbetriebe. „Privatpersonen sind von der Verleihung ausgeschlossen, da nachweislich zwei Drittel der Vogelschläge in Deutschland an großen Gebäuden wie Sporthallen, Bürogebäuden oder Lärmschutzwänden passieren“, erklärt der LBV-Ökologe. Gebäudeeigentümer und Mieter können sich online um die Plakette bewerben oder von Dritten vorgeschlagen werden unter www.lbv.de/vogelschlag-plakette. Dazu müssen Kontaktdaten sowie Fotos und eine Beschreibung der Schutzmaßnahmen beim LBV eingereicht werden. „Anhand eines Kriterienkatalogs wird beurteilt, ob die Glasfläche für eine Auszeichnung in Frage kommt. Voraussetzung ist, dass nur wirksame Schutzmaßnahmen eingesetzt werden“, sagt Peter Stimmler. Die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen wird von der biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf geprüft.

Bereits ausgezeichnet: Sicher für Vögel
Erste Auszeichnungen hat der LBV bereits vergeben. So erhielten die Gemeinde Bischofsgrün und die Stadt Altdorf die Plakette für die Nachrüstung von Buswartehäuschen mit individuell gestalteten Musterfolien. Die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg wurde für die Installation von bedruckten Scheiben in einem verglasten Durchgang ausgezeichnet. Auch der LBV hat eigene Gebäuden nachgerüstet und unter anderem an der Umweltstation Rothsee hochwirksame Musterfolien installiert.

Wirksamer Vogelschutz an Glasflächen für Privatpersonen
Egal ob Wintergarten oder deckenhohe Fenster: Wer Vogelschlag bei sich zuhause reduzieren möchte, findet wirksame Produkte im LBV-Naturshop. Um Vögel besser zu schützen, hat das Schweizer Unternehmen SEEN AG gemeinsam mit dem LBV, der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und BirdLife Schweiz eine innovative und kostengünstige Lösung zur nachträglichen Markierung von Glasflächen entwickelt. Die Vogelschutzmarkierung SEEN Elements macht Glas für Vögel hochwirksam sichtbar und bedeckt dabei weniger als 1 Prozent der Scheibenoberfläche. Die Aluminium-Punkte auf Bandrolle sind für private Glasflächen geeignet und einfach anzubringen. Die Markierungen können erworben werden unter www.lbv-shop.de/vogelschutz.

Gute Bruterfolge

 

Ein Bericht von Herbert Klein

 

Mit den Bruterfolgen einiger Greifvögel- und Eulenarten, die es 2023 im Landkreis gab, ist Herbert Klein aus Uffenheim im Großen und Ganzen zufrieden. Nur beim Steinkauz könnte es laut dem langjährigen Vorsitzenden und dem jetzigen Ehrenvorsitzenden des Landesbund für Vogel- und Naturschutz LBV mehr Nachkommen sein.

 

Hier unsere Beobachtungen:

Rotmilan                      11 Paare           16 ausgeflogene Jungtiere

Schwarzmilan               5 Paare             7 Jungtiere

Wiesenweihe               18 Paare          43 ausgeflogene Jungtiere

Uhu                                                       25 besetzte Reviere

Uhu                               6 Paare             7 Jungtiere

Schleiereule                23 Paare         166 Jungtiere

Schleiereule                  6 Paare           36 Jungtiere bei der zweiten Brut

Steinkauz                      3 Paare             2 Jungtiere

 

Für das Jahr 2024 wünscht sich Herbert Klein, dass sich mehr Interessierte finden, die sich aktiv am Vogelschutz beteiligen. Es mache Arbeit, die Brutstätten abzufahren und zu dokumentieren, aber die Freude an den wunderschönen Tieren und an ihrem interessanten Verhalten überwältigt einen.

Auszüge aus der FLZ vom 12.01.2024

 

Presseinformation 42-24
 
Rote Linie überschritten: LBV kritisiert Pläne zum Nationalpark Bayerischer Wald
Flächen aus der streng geschützten Kernzone des Nationalparks zu entnehmen ist ein Tabubruch im bayerischen Naturschutz
 

 

Hilpoltstein, 03.04.2024 – Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) ist entsetzt über die Ankündigung der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, zum Schutz vor dem Borkenkäfer Flächen aus der Kernzone des Nationalparks zu nehmen und in die Managementzone zu verschieben. „Diese Pläne sind ein Tabubruch und führen den Zweck eines Schutzgebietes ad absurdum. Wenn man Flächen aus dem Schutz herausnimmt, weil es einem gerade nicht mehr passt, braucht man sie gar nicht erst unter Schutz zu stellen“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Die Kernzone des Nationalparks kommt ohne menschliche Eingriffe aus und schützt die Biodiversität vor Ort. Darüber hinaus sind diese Gebiete wichtige Referenzflächen, um zu erforschen, wie sich der Wald im Klimawandel ohne menschliche Eingriffe natürlich entwickelt. Sie sind deshalb auch für Fragen des Waldumbaus außerhalb von Schutzgebieten von Bedeutung.
Der stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat kürzlich den Nationalpark Bayerischer Wald besucht und medienwirksam die Bekämpfung des Borkenkäfers gefordert. Die Nationalparkverwaltung identifizierte daraufhin im Falkensteingebiet zwei Flächen mit Fichten, die potenziell vom Borkenkäfer befallen werden können, und will dort nun entsprechende Anpassungen des Schutzstatus vornehmen. Die Flächen waren erst 2020 zum 50-jährigen Jubiläum des Nationalparks feierlich in die Kernzone aufgenommen worden. Mit der geplanten Maßnahme will der Nationalpark der auch von Politikern geschürten Sorge von Anliegern begegnen, der Borkenkäfer könne sich vom Nationalpark aus in die umliegenden Privatwälder ausbreiten. „Die nächstgelegenen Privatwälder liegen gar nicht in Reichweite des Borkenkäfers, wenn dieser die jetzt diskutierten Flächen befallen würde. Die Maßnahme ist aus fachlicher Sicht überhaupt nicht erforderlich“, betont Norbert Schäffer. „Es ist erschreckend, wie schnell man offenbar bereit ist, die Kronjuwelen des Naturschutzes in Bayern zur Debatte zu stellen“, so Schäffer weiter.

Gerade weil es sich um vergleichsweise kleine und für die Borkenkäferproblematik im gesamten Bayerischen Wald unbedeutende Flächen handelt, zeigt die Diskussion, dass es nicht um sachorientierte Lösungen vor Ort geht. Der LBV befürchtet, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen wird, Naturzonen in einem Nationalpark beliebig zu verändern. „Es ist äußerst bedauerlich, dass im Bayerischen Wald nun alte Debatten gezielt angeheizt werden, die letztlich den Sinn des Nationalparks in Frage stellen“, sagt der LBV-Vorsitzende.

Hintergrundinformation
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist der älteste Nationalpark Deutschlands und das größte Waldnaturschutzgebiet der Bundesrepublik. In ihm soll sich die Natur ungestört entwickeln können. Ein Befall durch den Borkenkäfer ist für den Menschen ein schwieriger, aber letztlich natürlicher Prozess, der im größten Teil des Nationalparks längst stattgefunden hat. Die Natur hat darauf hervorragend reagiert: Überall wächst junger, vitaler Wald nach. Von diesen Erkenntnissen profitiert auch die Forstwirtschaft.
Presseinformation 41-24
 
Hör mal, wer da ruft: Jetzt wieder den ersten Kuckuck des Jahres melden
LBV will wissen, wo der bekannte Frühlingsbote zu hören ist – Klimawandel könnte Bruterfolg des Kuckucks beeinflussen
 

 

Hilpoltstein, 03.04.2024 – Wenn der markante Ruf des Kuckucks erklingt, ist der Frühling in Bayern in vollem Gange. Die ersten sind bereits jetzt wieder im Freistaat zu hören. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) fordert auch in diesem Jahr alle Naturbegeisterten auf, ihren ersten gehörten Kuckucks-Ruf zu melden. „Die gesammelten Daten sollen uns helfen herauszufinden, ob der Kuckuck, wie manche anderen Vogelarten, aufgrund des Klimawandels seine Ankunftszeit aus dem Winterquartier vorverlegt. Denn seine Eiablage muss er mit der der Wirtsvögel genau abstimmen“, erklärt Biologin Dr. Angelika Nelson. Durch die Mitmach-Aktion will der LBV außerdem erfahren, wo der bekannte Frühlingsbote überhaupt noch ruft. Meldungen sind möglich unter www.lbv.de/kuckuck. Auf der Live-Karte des LBV können Interessierte außerdem die Ankunft des Kuckucks in Bayern mitverfolgen.
Sobald der Kuckuck aus seinem Winterquartier in Afrika zurückkehrt, markiert das Männchen mit einem weit hörbarem „ku kuu“ sein Revier. Von einem hohen Punkt aus versucht es damit auch Kuckucks-Weibchen anzulocken. Üblicherweise ertönt der bekannte Ruf im Freistaat zwischen April und Juli. „Besonders an sonnigen, windstillen Tagen sind Kuckucke aktiv. Dann sind ihre Rufe weithin zu hören“, erklärt Angelika Nelson.

Obwohl der Ruf des Kuckucks so charakteristisch scheint, ist vor der Meldung genaues Hinhören gefragt: „Der kurze, prägnante Reviergesang des Kuckucks kann manchmal mit dem ähnlich klingenden, langgezogenen Balzruf der Türkentaube verwechselt werden“, erklärt die Vogelexpertin. Wer sich nicht sicher ist, ob der gehörte Ruf von einem Kuckuck oder einer Taube stammt, dem hilft der LBV-Ruf-Check mit Hörbeispielen unter www.lbv.de/kuckuck.

Gefährdung des Kuckucks
Der Bestand des Kuckucks geht deutschlandweit zurück. Die Ursachen dafür sind komplex. „Verschiedene Faktoren im Brutgebiet, während dem Vogelzug sowie in den Rast- und Überwinterungsgebieten sind dafür verantwortlich, dass es auch in Bayern immer weniger Kuckucke gibt“, sagt Nelson. Neue wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass Singvögel, die kürzere Strecken als der Kuckuck ziehen, aufgrund Klimaveränderungen früher in ihre Brutgebiete zurückkehren und daher auch früher mit der Eiablage beginnen als in den letzten Jahrzehnten. „Der Kuckuck legt sein Ei bekanntermaßen ins gemachte Nest anderer Vogelarten. Das muss jedoch zeitlich genau abgestimmt sein, damit sich der Kuckuck gleich schnell oder sogar etwas schneller als die Jungen der Wirtsvögel entwickelt. Kommt der Kuckuck zu spät aus seinem Winterquartier in Afrika zurück, und kann sein Ei nicht mehr rechtzeitig unterschieben, ist seine Fortpflanzung gefährdet“, erklärt die Ornithologin. Mit den langjährigen Daten der Bürgerinnen und Bürger zur Ankunftszeit des Kuckucks möchte der bayerische Naturschutzverband herausfinden, ob sich der Kuckuck anpassen kann.

Vogelkonzert genießen und aufnehmen: Dawn Chorus

Kuckuck gehört? Jetzt aufnehmen und Teil des Projektes Dawn Chorus werden! Im Rahmen der Aktion ruft der LBV als Projektpartner von Naturkundemuseum Bayern/BIOTOPIA Lab Menschen auch dieses Jahr weltweit dazu auf, mit der kostenlosen Dawn Chorus App den morgendlichen Vogelgesang vor ihrer Haustür aufzunehmen. Hauptsammelzeitraum ist vom 1. bis zum 31. Mai, Aufnahmen sind aber auch jetzt schon möglich. Das Citizen Science und Kunst-Projekt soll regionale Unterschiede des Morgenkonzertes dokumentieren und so einen wichtigen Beitrag für die Biodiversitätsforschung leisten. Seit 2020 wurden bereits mehr als 39.000 Vogelstimmen aus über 90 Ländern über das Portal www.dawn-chorus.org hochgeladen.

LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen

Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.

Presseinformation 40-24

 

Wiesenvogel-Knigge:

 

Die richtigen Umgangsformen in der bayerischen Natur

 

Rücksicht auf Kiebitz, Uferschnepfe und Brachvogel nehmen:

 

Beim Osterspaziergang auf Wegen bleiben und Hunde anleinen

 

Hilpoltstein, 28.03.2024 – Das kommende Osterwochenende ist ideal für einen ausgedehnten Spaziergang in der Natur. Dort lässt sich aktuell viel Spannendes beobachten: Viele Vögel bescheren Bayern jetzt täglich ein kostenloses Live-Konzert und einige haben bereits die ersten Eier gelegt. Auch der amtierende Vogel des Jahres, der Kiebitz, hat wegen des warmen Frühlings schon mit der Brut begonnen. Gerade jetzt ist von den Menschen besondere Rücksicht gefragt. „Wir freuen uns sehr, dass viele die Natur bei uns in Bayern genießen wollen. Doch unser Outdoor ist das Zuhause von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten, in das der Mensch bei seinen Urlaubs- und Freizeitaktivitäten eindringt. Gerade in der startenden Brutsaison sind viele unserer bayerischen Vögel besonders empfindlich gegenüber Störungen“, sagt Lisa Schenk, die LBV-Regionalkoordinatorin für den Kiebitz im Knoblauchsland. Damit der tierische Nachwuchs möglichst sicher durch die erste Zeit kommt, appelliert der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) an Spazierende, Freizeitsportlerinnen und Hundehalter, von März bis Ende Juli für Brutvögel und andere Wildtiere auf Wegen zu bleiben und Hunde anzuleinen.

Viele Naturbegeisterte zieht es über die Osterferien raus ins Grüne. An schönen Tagen sind die Wege an Wiesen und Feldern gut besucht. Besondere Rücksicht ist bei Feld- und Wiesenvögeln geboten, die ihre Eier auf dem Boden ausbrüten. Da Nester und Küken oft gut getarnt sind, ist den meisten Spaziergängern nicht bewusst, dass Ihre Störungen eine Gefahr für die Vögel sind. „Kiebitz, Uferschnepfe und Brachvogel ziehen auf den Feldern ihre Jungen groß. Freilaufende Hunde mit ihren feinen Spürnasen sind für Vogeleltern bereits stressig, wenn sie nur zufällig nahe am oder übers Nest laufen. Wiederholte Störungen können dazu führen, dass die Elternvögel die Nester aufgeben oder Jungvögel weniger Zeit für die Nahrungssuche haben und dadurch verhungern“, sagt die LBV-Biologin.

In Naturschutzgebieten ist es in den meisten Fällen verboten, querfeldein zu spazieren oder Hunde frei umher laufen zu lassen. „Eine intakte Natur ist für uns Menschen besonders wertvoll. Nur wenn wir rücksichtsvoll damit umgehen, können wir auch in Zukunft diese besonderen Orte erleben und genießen“, so Lisa Schenk. Zu einem respektvollen Umgang mit der Natur zählt auch, keinen Abfall zu hinterlassen und nicht zu zündeln. Rauchen, Grillen und offenes Feuer können sonst schnell zu einer großen Gefahr werden.

„Sollten Sie in der Brutsaison jemanden mit freilaufendem Hund begegnen, weisen Sie ihn freundlich auf die brütenden Vögel in den umliegenden Wiesen und Feldern hin. Viele Hundehalter*innen wissen davon gar nichts und ihnen ist deshalb die Gefahr nicht bewusst“, sagt die LBV-Biologin. Der LBV empfiehlt beim Ansprechen von unbedarften Verhaltensweisen in der Natur, Person von Sache stets zu trennen. „Unterstellungen lösen oft nur Widerstand und Ärger aus und bewirken zumeist das Gegenteil. Ein wertschätzender Umgang mit der Natur geht mit einem wertschätzenden Umgang mit den Menschen einher“, betont Schenk.

Weitere Informationen sowie ein kostenloses Faltblatt mit Tipps für den Spaziergang mit Hund finden sich unter: www.lbv.de/hunde

Kiebitz: Vogel des Jahres 2024

Der „Vogel des Jahres“ wird vom LBV und seinem bundesweiten Partner NABU seit 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Im Jahr 2024 trägt der Kiebitz den Titel. Mit 27,8 Prozent der Stimmen hat er sich gegen vier andere Kandidaten durchgesetzt. Nach 1996 ist der Kiebitz bereits zum zweiten Mal der Vogel des Jahres und steht als solcher für die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Sein Bestand hat in Bayern und ganz Deutschland in den letzten Jahrzehnten katastrophal abgenommen, 90 Prozent der Brutpaare gingen verloren. Vor allem die Entwässerung und der Verlust von Feuchtwiesen machen ihm schwer zu schaffen. Darum war der Kiebitz bei der Vogelwahl mit dem Slogan „Wasser marsch!“ angetreten.

Presseinformation 39-24

 

Bunter Vogel auf Reise:

 

Wiedehopfe legen Zwischenstopp in Bayern ein 

Vogel-Punk rastet womöglich auch in Gärten

 

Sichtungen an den LBV melden

 

Hilpoltstein, 27.03.2024 – Aus den Landkreisen Deggendorf, Landsberg am lach und Ansbach hat der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) kürzlich die in diesem Jahr ersten Meldungen von Wiedehopfen im Freistaat erhalten. Die etwa spechtgroßen, orange-schwarzen Vögel mit ihrer markanten Federhaube und dem langen Schnabel sind in Bayern sehr selten und vom Aussterben bedroht. Auf der Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten in Afrika nach Mitteleuropa sind durchziehende Wiedehopfe ab jetzt bis in den Mai aber auch im Freistaat immer wieder zu beobachten. „Auf ihrem Zug durch Bayern in ihre Brutgebiete, die zum Beispiel in Sachsen-Anhalt oder Brandenburg liegen, ist alles möglich. Der Wiedehopf kann derzeit auch völlig unerwartet eine kurze Pause in unseren Hausgärten einlegen“, sagt LBV-Biologe Torben Langer. Wer in den kommenden Wochen einen der auffälligen Vögel sieht, den bittet der LBV seine Beobachtung zu melden unter www.lbv.de/wiedehopf-melden.

Bei einer Meldung interessieren die Vogelschützerinnen und Vogelschützer des LBV vor allem die Antworten auf die fünf „W-Fragen“: Wer hat wie viele Wiedehopfe wann und wo beobachtet und was haben die Vögel gemacht? „Für uns ist es außerdem wichtig zu wissen, ob der Wiedehopf ruft und sich länger als einen Tag am selben Ort aufhält. Ertönt der unverkennbar dumpfe ‚hup-hup-hup‘-Ruf des Männchens, mit dem er versucht ein Weibchen anzulocken, ist das ein Zeichen dafür, dass sich der Wiedehopf in einem Lebensraum wohlfühlt“, erklärt Torben Langer.

Im vergangenen Jahr wurden dem LBV rund 250 Sichtungen gemeldet. Ein Großteil der beobachteten Vögel wird in Bayern allerdings nur eine kurze Rast einlegen und dann weiter in die Brutgebiete, die zum Beispiel in Sachsen-Anhalt und Brandenburg liegen, ziehen. „Wir hoffen aber, dass einzelne Wiedehopfe in Bayern bleiben und versuchen, bei uns zu brüten. Wenn sie hier einmal Nachwuchs bekommen haben, stehen die Chancen sehr gut, dass sie auch im Folgejahr wiederkommen“, erklärt Torben Langer. Momentan gibt es in Bayern nur relativ wenige Bruten.

Um die Brutchancen zu erhöhen und einige der Vögel zum Bleiben zu überreden, führt der LBV seit mehreren Jahren ein Schutzprojekt für den Wiedehopf durch. Für gewöhnlich nistet der scheue Vogel gerne in großen Baumhöhlen. Weil diese selten geworden sind, haben LBV-Kreisgruppen mittlerweile mehrere hundert Nistkästen gebaut und aufgehängt. Außerdem treffen den Wiedehopf die Auswirkungen des Insektensterbens schwer. Er findet nicht mehr genug Großinsekten, von denen er sich hauptsächlich ernährt. „Indem wir intakte Lebensräume wie Streuobstwiesen schaffen und erhalten, können wir dem Wiedehopf helfen, genug Nahrung und Nistmöglichkeiten zu finden“, so der LBV-Biologe Torben Langer.

LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen

Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.

Presseinformation 38-24

 

Ostern in der Vogelwelt: Gesprenkelt, gut angepasst oder ganz in Blau

 

LBV wirft einen Blick in die Nester von Bayerns Vögel – Besondere Farben und Muster bei Goldammer, Kuckuck und Star

 

Hilpoltstein, 25.03.2024 – Ostern steht vor der Tür: Die Deko-Hasen sitzen bereits auf den Fensterbänken und die Brunnen in Bayern sind bunt dekoriert. An den Festtagen darf natürlich das Suchen und Bemalen von Ostereiern nicht fehlen. Auch in der heimischen Vogelwelt finden sich bunt gemusterte Eier wieder. „Die Eierschalen von Vögeln bestehen aus mehreren Kalkschichten, damit das Innere gut geschützt ist. Das für die Eierschale wichtige Kalzium nehmen Vögel über die Nahrung auf. So verschlucken Singvögel im Frühling häufig kleine Schnecken oder leere Gehäuse, um zusätzlich Kalk aufzunehmen“, erklärt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) stellt zu Ostern drei heimische Vogelarten vor, die ihr Gelege ganz besonders „bemalen“.

Das Ei war schon in früheren Kulturen wie in der römischen und griechischen Antike sowie im alten Ägypten ein wichtiges Symbol für Fruchtbarkeit, neues Leben und Wiedergeburt. Auch im Christentum findet sich diese symbolische Bedeutung wieder. Das Küken schlüpft aus dem Ei und steht für die Auferstehung von Jesus. Das farbige Ei wurde erst im Mittelalter modern. Die damals ausschließlich rote Färbung sollte an das vergossene Blut von Jesus erinnern.

Auch in der Vogelwelt sind bunte Eier beliebt. Viele Vogelarten färben ihre Gelege mit farbgebenden Pigmenten, damit die Eier nicht auffallen und vor Fressfeinden gut getarnt sind. „Dafür verwenden sie vor allem zwei Farbstoffe: einen grünlichen bis blauen und einen rötlichen bis braunen oder schwarzen. So erhalten die Eier entweder eine blaue bis türkise oder eine gelbe bis rostbraune Grundfärbung. Die Pigmente zaubern auch verschiedene Muster, die sogenannte Schalenzeichnung, auf die Eier einiger Vogelarten,“ sagt die LBV-Vogelexpertin.

Wie mit feinen Pinselstrichen angemalt, so sieht das Gelege der Goldammer aus. Das Weibchen, welches im Gegensatz zu ihrem gelbgefiederten Partner etwas blasser gefärbt ist, legt für gewöhnlich drei bis fünf Eier. Die Farbe variiert zwischen bläulich, grau oder braun. „Das Besondere ist die Verzierung der Eier: Mal sieht es aus wie kunstvolles Gekritzel, mal sind es einfach Flecken. Das ist eine einzigartige Musterung in der Vogelwelt“, beschreibt Angelika Nelson.

Der Kuckuck ist ein echter Anpassungskünstler. Seine Eier sehen optisch genauso aus, wie die von der Vogelart, in deren Nester er seine Eier legt. „Für den Brutparasiten eine clevere Strategie, um seine Eier erfolgreich unterzuschieben. Der Kuckuck kümmert sich nämlich nicht selbst um sein Gelege, sondern legt seine Eier in fremde Nester und lässt sie von den Wirtsvögeln wie Teichrohrsänger oder Hausrotschwanz ausbrüten“, erklärt die Ornithologin. Das erwachsene Kuckucksweibchen wählt die Wirtsvogelart danach aus, von welcher Vogelart sie selbst großgezogen wurde. Die Färbung und Zeichnung ihrer Eier ist genetisch festgelegt und an die des Wirtsvogels angepasst.

Der Star fällt nicht nur durch sein weiß gesprenkeltes und metallisch schimmerndes Gefieder auf, er legt auch auffallend farbige Eier. „Die Stareneier sind einheitlich hellblau-grün gefärbt. Somit sehen sie fast schon wie von Menschen bemalte Ostereier aus“, so Angelika Nelson. Der Vogel legt vier bis fünf Eier in eine Nesthöhle, gepolstert mit Blättern, Halmen, Federn oder Tierhaaren. Das Besondere an der Brutstätte: Oftmals webt der Star Kräuter in sein Nest mit ein, da die ätherischen Öle als natürliche Abwehr gegen Parasiten helfen.

Presseinformation 37-24

 

So wichtig ist die EU für den Naturschutz in Bayern

 

Europäische Schutzgebiete sind Motor für den Artenschutz

 

Europawahl entscheidet über Zukunft von Auerhahn und Co.

 

Hilpoltstein, 25.03.2024 – Richtlinien der EU zum Naturschutz haben maßgeblich dazu beigetragen, wertvolle Lebensräume auch in Bayern zu erhalten. Aus diesem Grund möchte der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund- für Vogel- und Naturschutz) vor der diesjährigen Europawahl auf diese Bedeutung hinweisen. Auch wenn das Handeln der EU oft als etwas Abstraktes wahrgenommen wird, zeigt gerade das Beispiel Naturschutz, dass dem nicht so ist. „So hat die EU mit Natura 2000 das größte Schutzgebietssystem der Erde geschaffen und somit auch in Bayern wichtige Lebensräume erhalten. Ohne die EU wäre das Gesicht Bayerns heute ein anderes und wir hätten viele wertvolle Gebiete und auch Arten wohl verloren. Da die EU also mitentscheidend für die Zukunft von Auerhahn, Flussperlmuschel und Co. im Freistaat ist, muss sie auch weiterhin Antreiber für mehr Naturschutz bleiben“, so Dr. Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde in der Europäischen Union ein einzigartiges System an Schutzgebieten geschaffen, das den Naturschutz in den Mitgliedsstaaten erheblich vorangebracht hat. Die EU-Vogelschutzrichtlinie von 1979 und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) von 1992 bilden zusammen die Grundlage für das Schutzgebietsnetz Natura 2000. Es umfasst in Deutschland 15 Prozent der Landesfläche. Hier kommen bedrohte Arten und Lebensräume zu ihrem Recht. Bei der Auswahl der Natura 2000-Gebiete in Bayern hatte der LBV einen maßgeblichen Anteil. „Schutzgebiete sind bis heute ein wichtiges Instrument im Naturschutz. Wir brauchen diese Gebiete, in denen die Natur Vorrang hat, um das Überleben von Arten zu sichern“, so LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer.

Schutzgebiete mit europäischem Rang in Bayern

Im Freistaat gibt es insgesamt über 740 FFH-Gebiete. Diese reichen von der fränkischen Saale ganz im Norden, wo ein Bachsystem und Auen eines Zuflusses geschützt werden, bis hin zum Vogelschutzgebiet (SPA) Allgäuer Hochalpen ganz im Süden Bayerns. Studien belegen, dass sich die Situation zahlreicher Arten der Rote Liste durch die Ausweisung von Vogelschutzgebieten verbessert oder zumindest stabilisiert hat. So sind insbesondere großflächige Vogelschutzgebiete in Wäldern wie Spessart, Steigerwald und Nürnberger Reichswald von großer Bedeutung für zum Beispiel Mittel- und Grauspecht. Auch der hohe Anteil von 40 Prozent als Natura 2000 ausgezeichneten Gebieten in den bayerischen Alpen zeigt die besondere Verantwortung des Freistaats für die Biodiversität.

Auswirkungen zukünftiger EU-Politik auf Bayern

Auf EU-Ebene werden die zentralen Leitplanken für den Natur- und Artenschutz gelegt – auch für Bayern. „Die EU hat in der Vergangenheit oft als Antreiber für besseren Naturschutz gedient, weshalb der Ausgang der diesjährigen EU-Wahl am 9. Juni auch über die Richtung entscheidet, die die EU im Natur- und Umweltschutz zukünftig einschlägt“, so Norbert Schäffer. Und er ergänzt: „Die zunehmend heftigen und häufig populistisch geführten Diskussionen in der jüngsten Vergangenheit zum Beispiel zum Restaurationsgesetz und die schon wieder ausgesetzten Regelungen zu Brachflächen in der Landwirtschaft zeigen, dass der Naturschutz auch auf EU-Ebene zunehmend unter Druck gerät. Es ist daher wichtiger denn je, dass der Naturschutz nicht unter die Räder gerät und die EU ihre Erfolgsgeschichte im Naturschutz fortschreibt.“

Aktueller Nachholbedarf in Deutschland

Die Umsetzung der EU-Vorgaben ist Sache der Mitgliedsstaaten. In der Vergangenheit hat die EU über den Europäischen Gerichtshof schon mehrfach Verurteilungen bezüglich einer fehlenden Umsetzung der Maßnahmen ausgesprochen. So konnten etwa in Italien, Spanien oder Malta Verbesserungen für den Zugvogelschutz erreicht werden. Vor kurzem ist Deutschland von der EU wegen einer unzureichenden Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie gerügt worden und es wurde ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Die EU bemängelt, wie zuvor schon für FFH-Gebiete, dabei vor allem ein unzureichendes Management der Schutzgebiete. Viele Gebiete, auch in Bayern, haben immer noch keinen Managementplan. „Natur- und gerade auch Zugvogelschutz kann man nur über Ländergrenzen hinausdenken. Deswegen ist es so wichtig, den Vogelschutz als Gemeinschaftsaufgabe zu verfolgen, bei der jeder Mitgliedsstaat seinen Beitrag leisten muss. Deutschland muss hier schnell nachbessern“, sagt Schäffer.

Presseinformation 35-24

 

Immer weniger Spatzen pfeifen von Bayerns Dächern

 

Am 20. März ist Weltspatzentag

LBV-Gebäudebrüter-Projekt in Oberbayern setzt sich für Haussperling, Mauersegler und Schwalben ein

 

Hilpoltstein/München, 19.03.2024 - Am 20. März ist nicht nur Frühlingsanfang, sondern auch internationaler Weltspatzentag. Doch obwohl der kleine Singvogel in Bayerns Städten und Dörfern regelmäßig zu beobachten ist, steht es schlecht um seine Bestandszahlen. Eine 2021 veröffentlichte britische Langzeitstudie zum Vogelschwund in Europa dokumentierte, dass „Allerweltsvögel“ wie der Haussperling in den letzten 40 Jahren die größten Bestandseinbrüche hinnehmen mussten. „Mit 250 Millionen verlorenen Individuen belegt der Haussperling den traurigen ersten Platz in der Liste der größten Verlierer. Das ist ein gigantischer Rückgang, den die meisten Menschen gar nicht bemerken. Viele glauben immer noch der Spatz sei ein häufig vorkommender und unbedrohter Vogel“, sagt Stefanie Gansbühler, LBV-Expertin für Gebäudebrüter in Oberbayern.

Haussperlinge kommen meist in großen Schaaren vor und ihr munteres Schwätzen begleitet die Menschen das ganze Jahr über. „Seine Gegenwart ist für uns selbstverständlich und erweckt nicht den Eindruck, dass der Spatz ein bedrohter Brutvogel ist. Wenn wir das laute, gesellige Zwitschern aus einer Hecke voller Spatzen hören, können wir leider nicht unterscheiden, ob dort 20 oder nur fünf Spatzen sitzen“, erklärt die LBV-Gebäudebrüter-Expertin. Doch Studien und Monitorings belegen, dass der Bestand immer weiter zurückgeht. Seit mittlerweile acht Jahren steht der Spatz in Bayern auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten und steht somit unter strengem Schutz.

Der Spatz zeigt gut, dass es für stabile Vogelbestände wichtig ist, ihre Lebensräume mit allen benötigten Elementen zu erhalten. „Auch wenn wir Spatzen oft in Hecken und Sträuchern beobachten, befinden sich ihre Nistplätze an unseren Häusern. Als Gebäudebrüter ist der Haussperling darauf angewiesen, dass die bestehenden Brutplätze an Häusern erhalten bleiben und zusätzlich neue Brutmöglichkeiten geschaffen werden“, so Stefanie Gansbühler. Durch energetische Sanierungen und klimaschonende Neubauten verschwinden seine Brutplätze allerdings und alternative Nistmöglichkeiten werden gar nicht mehr geschaffen. „Die Spatzen leidet unter Wohnungsnot. Und das trotz Häusermeer in den bayerischen Städten“, ergänzt die LBV-Expertin.

Erwachsene Spatzen ernähren sich von Sämereien der Wildgräser und -kräuter. Für die Aufzucht der Jungen sind Spatzeneltern allerdings auf Insekten angewiesen. Sämereien und Insekten finden die Sperlinge hauptsächlich auf Wildblumenwiesen mit überwiegend einheimischen Pflanzen. Gerne angenommen werden auch offene Bodenstellen als Staubbadeplätze, in denen die Spatzen ihr Gefieder pflegen können. „Der gesellige kleine Vogel braucht all diese Lebensraumelemente, wie geeignete Brutplätze, ausreichend Nahrung und Versteckmöglichkeiten in Büschen oder Hecken, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Fehlt nur eines oder gar mehrere dieser Elemente, oder ist der räumliche Abstand dazwischen zu groß, so verschwinden die Spatzen“, sagt Stefanie Gansbühler.

LBV-Projekt „Gebäudebrüter in Oberbayern“

Um Klimaschutz und den Erhalt von Gebäudebrütern, wie Spatz, Mauersegler und Schwalben in Einklang zu bringen, setzt sich der LBV München seit 2005 für diese gefährdeten Vogelarten ein. Da Oberbayern zu einer der am stärksten wachsenden Regionen zählt, hat der LBV München vor einem Jahr das Projekt „Gebäudebrüter in Oberbayern“ ins Leben gerufen. Dank der Förderung der Rosner & Seidl Stiftung wird sich der LBV für die nächsten drei Jahre dem Schutz und dem Aufbau der Gebäudebrüterbestände in oberbayerischen Städten und Gemeinden widmen. „Unser großes Ziel ist es, Schutz durch Wissen zu schaffen. Leider passiert es immer noch häufig, dass durch Unwissenheit Brutplätze verschwinden und somit Gebäudebrüter heimatlos werden. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass die Brutplätze ganzjährig unter Schutz stehen“, sagt Stefanie Gansbühler. Der LBV München berät Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer in Oberbayern individuell zu Baumaßnahmen und zum Schutz von Gebäudebrütern. Um einen Überblick über die Quartiere der Vögel zu erhalten, können Brutplätze dem LBV online gemeldet werden unter www.botschafter-spatz.de/gebaeudebreuter-melden/

Weitere Informationen finden sich unter: www.botschafter-spatz.de

Bartgeier im Flug   © Richard Straub    Siegfried Klafschinski
Bartgeier im Flug © Richard Straub

Raus aus dem Ei:

 

Europas Bartgeier-Küken schlüpfen

 

LBV und Nationalpark Berchtesgaden erwarten die nächsten Jungvögel für die diesjährige Auswilderung – Küken in Zoos und Zuchtzentren zur Welt gekommen

 

Berchtesgaden/Hilpoltstein, 13.03.2024 – In diesem Frühjahr werden der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und der Nationalpark Berchtesgaden zum vierten Mal zwei junge Bartgeier auswildern. Die Küken stammen aus dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP), in dem sich über 40 Zoos und Zuchtstationen für diese gefährdete Vogelart zusammengeschlossen haben. Dort sind in den vergangenen Wochen mehrere kleine Geier geschlüpft, die auch für das bayerische Projekt in Frage kommen und Nepomuk, Sisi und den anderen in Deutschland ausgewilderten Bartgeiern nachfolgen. In wenigen Wochen weist das EEP die Küken endgültig den jeweiligen Freilassungsregionen zu, so auch die Tiere für die diesjährige Auswilderung in Berchtesgaden. Währenddessen schlüpfen auch in freier Wildbahn im Alpenraum die ersten Jungvögel der Brutpaare aus früheren Auswilderungen anderer Länder.

Für die meisten Vogelarten ist der Frühling die ideale Zeit, um Eier zu legen und zu brüten. Nicht so für den Bartgeier, die seltenste Geierart Europas. Er beginnt bereits im Hochwinter mit der Brut. In ihrem alpinen Lebensraum halten auch Minustemperaturen, tagelanger Schneefall und Lawinenabgänge die Bartgeierpaare nicht davon ab, ihre Eier zu legen und sie 52 Tage lang auszubrüten. „Im Gegensatz zu den Altvögeln können die Küken noch keine Knochen verdauen. Deshalb hat sich diese Vogelart so entwickelt, dass die kleinen Bartgeier bereits gegen Ende des Winters schlüpfen, wenn ein reichhaltiges Angebot an in Lawinen verunglückten Wildtieren wie Gämsen und Steinböcken zu finden ist“, sagt der LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider. Dank der Anpassung der Schlupfzeit an die Schneeschmelze ist sichergestellt, dass genügend Aas vorhanden sind, mit dem die Eltern ihre Jungen füttern können.

Obwohl die Bartgeier in Zoos und Zuchtstationen weniger rauen Wetterbedingungen ausgesetzt sind als ihre Artgenossen in den Alpen, läuft auch bei diesen Vögeln das über Jahrtausende entwickelte Verhalten gleich ab. Bereits Anfang Dezember legte ein Weibchen im österreichischen Richard-Faust-Zentrum das erste Ei der aktuellen Brutsaison. Die erfahrenen Paare wechseln sich beim Ausbrüten der mehr als faustgroßen Eier routiniert ab. Vor allem gegen Ende der Brutzeit sind die Expertinnen und Experten in den verschiedenen Einrichtungen besonders wachsam. „Schlüpfen zwei Jungvögel in einem gemeinsamen Nest, müssen sie sofort getrennt werden, da sie von Natur aus sehr aggressiv gegeneinander sind und immer nur das stärkere Küken überlebt. Das ist auch verständlich, denn bei insgesamt fast vier Monaten Nestlingszeit in der Natur und den Unmengen an Futter, die ein heranwachsender Geier fressen muss, könnten die Eltern niemals zwei Junge gleichzeitig aufziehen“, sagt Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.

Im Zuchtprogramm ist es dank eingespielter Expertenteams möglich, das jeweils schwächere Küken einem anderen, kinderlosen Bartgeier-Ammenpaar zu übergeben und von diesem ohne menschlichen Kontakt aufziehen zu lassen. „Im Idealfall verdoppelt sich so der Bruterfolg jedes Paares. Die Küken werden dann an eines der europäischen Auswilderungsprojekte – etwa nach Berchtesgaden – abgegeben oder sichern innerhalb des EEP den Fortbestand der Art“, so Ulrich Brendel. Die kleinen Bartgeier, die jetzt aus den Eiern schlüpfen, werden wahrscheinlich sehr verschiedene Lebenswege einschlagen. Aber jeder auf seine Weise kann einen wichtigen Beitrag für die Zukunft dieser beeindruckenden Art leisten.

Küken aus freier Wildbahn

Da Bartgeier im gesamten Alpenraum seit 1986 ausgewildert werden, kommt es jedes Jahr zu einigen Dutzend erfolgreichen Bruten im Freiland. Vor allem in den Westalpen, wie in Frankreich und der Schweiz, aber auch vereinzelt in Österreich schlüpfen in diesen Tagen die Jungen. „Die bisher in Berchtesgaden ausgewilderten Geier werden sich hoffentlich in einigen Jahren, wenn sie geschlechtsreif sind, ebenfalls mit Artgenossen verpaaren und den noch recht geringen Bestand dieser faszinierenden Vogelart in den Ostalpen stärken“, sagt Toni Wegscheider.

Alpine Entdeckungstour der bereits ausgewilderte Bartgeier

Die 2021 ausgewilderte Bavaria ist bereits im Salzburger Tennengebirge sesshaft geworden, direkt östlich des Nationalparks Berchtesgaden. In zwei Jahren könnte sie dort mit einem Partner einen ersten Brutversuch starten. Die noch jüngeren Bartgeier Recka, Dagmar, Sisi und Nepomuk folgen dagegen noch ihrem Entdeckungsdrang. Sie erkunden die Alpen auf der Suche nach wilden Artgenossen und verendeten Huftieren als Nahrung und legen dabei manchmal Hunderte von Kilometern pro Tag zurück. Einige dieser Vögel werden schließlich auch in die Umgebung des Nationalparks zurückkehren und sich in einer geeigneten Gebirgsregion der bayerischen oder österreichischen Berge niederlassen. Bis der Bartgeier endgültig wieder in Bayern heimisch geworden ist, werden noch einige Jahre vergehen. Der bisherige Projektverlauf stimmt die Beteiligten des LBV und des Nationalparks Berchtesgaden jedenfalls zuversichtlich, dass dieses Ziel in nicht allzu ferner Zukunft liegt.

Zum Projekt:

Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.

Presseinformation 28-24

 

Ausbau der Windkraft nicht nur im Wald

 

Dringend erforderliche Energiewende nicht zu Lasten von Wäldern und Naturschutz

 

Hilpoltstein, 04.03.2023

Der Ausbau der Windenergie ist aus Sicht des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) eine unverzichtbare und tragende Säule der Energiewende. In ihrem Koalitionsvertrag hatten CSU und Freie Wähler angekündigt, 1.000 Windräder in Bayern bis zum Jahr 2030 errichten zu lassen. "Derzeit zeichnet sich ab, dass die Mehrzahl der Standorte in Wäldern geplant werden. Dadurch sind vielerorts wertvolle Lebensräume und windkraftsensible Arten betroffen. Der LBV wird Windkraftvorhaben an solchen Standorten sorgfältig prüfen und darauf achten, dass aus naturschutzfachlicher Sicht keine Roten Linien überschritten werden", stellt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer fest. Darüber hinaus bringen Militär und Denkmalschutz oft große Einschränkungen bei der Windkraftplanung mit sich. Der LBV fordert, dass der Bereich Naturschutz in der Abwägung genauso stark gewichtet wird, wie diese beiden Belange.

Um die Ziele der Bundesregierung und der EU zum Umbau der Energieversorgung zu erreichen, werden derzeit im Freistaat in allen bestehenden Planungsregionen sogenannte Vorrangflächen für Windkraftanlagen gesucht. Für den Ausbau der Windkraft setzt die Bayerische Staatsregierung vorrangig auf Flächen, die von den Staatsforsten bewirtschaftet werden. Doch wird der Staatswald allein nicht ausreichen, um die staatlich vorgegebenen Ausbauziele für Windkraft in Bayern zu erreichen. Dabei beunruhigt den LBV, dass Vorranggebiete für Windkraftanlagen auch in wertvolle Misch- und Laubwälder geplant werden. "Wenn Waldgebiete für Windkraftanlagen in Betracht gezogen werden, sollten dafür nur intensiv genutzte Fichten- und Kiefern-Monokulturen ausgewählt werden. Diese weisen in Bezug auf den Artenschutz ein deutlich geringeres Konfliktpotenzial auf", fordert Norbert Schäffer.

Die Ergebnisse einer neuen Studie einer Arbeitsgemeinschaft verschiedener Fachinstitute, darunter das Leibnitz-Institut, stützen diese Forderung des LBV. Diese zeigt, dass Windkraftanalgen in Wirtschaftswäldern zum Rückgang von Vogelarten beitragen.

Auswirkungen von Windkraft im Wald

Durch den Bau von Windkraftanlagen und der damit einhergehenden Infrastruktur wie Zufahrten, Parkplätze und Stromtrassen gehen Lebensräume im Wald verloren. Die Anlagen verursachen Störungen durch Bau- und Betriebslärm, Folgenutzungen und Wartungszyklen. Dies betrifft nicht nur dort brütende Vogelarten, sondern vor allem auch Fledermäuse, da die meisten Arten den Wald als Jagdhabitat und Fortpflanzungs- und Ruhestätte nutzen.

Weitere einschränkende Faktoren

"Als LBV bereitet uns Sorge, dass die aktuellen Bestimmungen, die die Genehmigung zur Ausweisung von Windkraftgebieten vereinfachen und beschleunigen sollen, überwiegend zu Lasten des Naturschutzes gehen", stellt der LBV-Vorsitzende fest. Der berechtigte Mindestabstand von 800 Metern zur Wohnbebauung sowie weiträumige Einschränkungen durch Militär oder Denkmalschutz führen oft dazu, dass Lebensräume von windkraftsensiblen Tierarten beplant werden. "Wir werden diese ungleiche Bewertung nicht zulassen. Die Energiewende erfordert Kompromisse von allen Nutzungsformen in unserer Landschaft. Sie dürften nicht nur einseitig vom Naturschutz erbracht werden", so Norbert Schäffer weiter.

Über den LBV:

1909 gegründet ist der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. - der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell über 115.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.

LBV-Pressestelle:

Markus Erlwein | Stefanie Bernhardt | Franziska Back, E-Mail: presse@lbv.de, Tel.: 09174/4775-7180 | -7184 | -7187. Mobil: 0172-6873773.

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Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) e. V.

Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein (Deutschland)

1. Vorsitzender: Dr. Norbert Schäffer

CEO: Alf Pille/Helmut Beran

 

Presseinformation 11-24

 
 
Schaurige Rufe und spektakuläre Flüge:
      
Eulen und Greifvögel sind im Liebesrausch
Frühlingsgefühle trotz winterlicher Temperaturen bei Waldkauz, Mäusebussard und Falken – Balz in Bayern hören und erleben
 

 

Hilpoltstein, 30.01.2024 – Jetzt Gruselstimmung unter Bayerns Bäumen erleben: Während eines Abendspaziergangs bei Einbruch der Dämmerung kann jede und jeder mit etwas Glück die Balzrufe der heimischen Eulen hören, die schon manchem Krimi das schaurig-schöne Flair verliehen haben. „Trotz des Winters ist die Balz, also das Liebeswerben der Eulen, bereits in vollem Gang. Derzeit sind der Waldkauz und der Uhu, die größte Eule der Welt, in Bayern besonders aktiv“, sagt der LBV-Biologe Torben Langer. Die länger werdenden Tage bringen aber auch andere Vögel in Balzstimmung. „Während die Eulen mit ihren Rufen nachts beeindrucken, versuchen Greifvögel am Tag mit akrobatischen Balzflügen zu imponieren“, erklärt Langer weiter. In den kommenden Wochen kann jede und jeder mit etwas Glück das Naturschauspiel Balz miterleben. Am besten gelingt das bei Spaziergängen in Parks und Wäldern mit alten Baumbeständen.

„hUUUUuh … hu, hu‘hu‘huhUUUUuh“ schallt es jetzt während der Dämmerung wieder durch die Parks, Wälder und Friedhöfe Bayerns. Urheber dieser Rufe ist Europas häufigste Eulenart, der Waldkauz. „Bereits im Herbst haben sich junge Paare zusammengefunden und bleiben nun ihr Leben lang beieinander. Sie suchen sich ein Revier in alten Wäldern oder baumreichen Parks mit möglichst vielen Mäusen" erklärt der LBV-Biologe. Der Waldkauz ist einer der ersten, der Ende Januar mit der Frühjahrsbalz beginnt. Aber auch einige andere bayerische Eulen, wie der Uhu und der kleinere Raufußkauz, sind bereits aktiv. Bald werden auch weitere Arten, wie Waldohreule, Sperlingskauz und Schleiereule nach und nach mit ihrer Balz starten und so das Eulenkonzert vervollständigen. „Früher als viele andere Vogelarten beginnen die Eulen dann meist im März mit der Brut, Uhu und Waldkauz gelegentlich schon im Februar. Sie gewinnen damit wertvolle Zeit für die Jungenaufzucht, denn die strenge Witterung des ausgehenden Winters kann ihnen nur wenig anhaben und ausreichend Nahrung ist bereits verfügbar“, so Torben Langer.

Im Gegensatz zu der gut hörbaren Eulenbalz, ist die Balz der Greifvögel tagsüber vor allem sichtbar. „Mit akrobatischen Balzflügen will das Männchen dem Weibchen imponieren, aber auch gemeinsame Flugmanöver gehören zur Balz. Besonders spektakulär sind diese beispielsweise beim Seeadler“, sagt Torben Langer. Der häufigere Mäusebussard beginnt im März mit seinen sogenannten Girlandenflügen, die der Revierabgrenzung dienen. Auch die Übergabe von Nistmaterial, der gemeinsame Horstbau oder die Renovierung eines bestehenden Horsts gehören zur Balz.

Besonders rasant sind die Balzflüge der Falken, wenn sie sich in raschem Gleitflug nach unten stürzen. Zur Balz zählen auch Futtergeschenke, um die Beziehung zu festigen. So übergeben Wander- und Turmfalke zunächst in Horstnähe und später auch direkt am Horst Beute. „Falkenmännchen wollen mit dem Beweis ihres Jagdgeschicks ihre Artgenossinnen von sich überzeugen, indem sie zeigen, dass sie Weibchen und Junge während der Brutphase gut mit Futter versorgen können“, sagt der Biologe.

Über die zahlreichen LBV-Webcams unter www.lbv.de/webcams lassen sich mit etwas Glück auch Teile der Greifvogelbalz beobachten.

LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen
Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 11 sowie von 14 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.

Presseinformation 09-24

 

Ergebnis der "Stunde der Wintervögel":

 

Unerwartete Gäste in Bayerns Gärten

 

Zugvögel im winterlichen Bayern – Nordische Gäste von Bergfink bis Seidenschwanz

 

Hilpoltstein, 25.01.2024 – Bayern hat einen Vogel. Um genau zu sein sogar viele: Über 600.000 gefiederte Gäste in knapp 20.000 Gärten zählten die mehr als 26.500 Teilnehmenden am Wochenende vom 5. bis 7 Januar im Rahmen der "Stunde der Wintervögel" 2024. Jetzt liegen die finalen Ergebnisse der bürgerwissenschaftlichen Aktion vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und seinem bundesweiten Partner NABU vor und geben spannende Einblicke in die Vogelwelt im Siedlungsraum. "Am Zählwochenende gab es einiges zu beobachten: Daheimgebliebene Zugvögel, nordische Gäste und andere unerwartete Vögel, viele belegt mit einmaligen Fotos. Beobachtungen von Waldohreulen bis hin zu Seidenschwänzen meldeten uns die Bürgerinnen und Bürger aus den Gärten, Parks und von den Balkonen des Freistaats", so die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson.

Nach einigen Monaten mit zum Teil sehr starken Temperaturschwankungen im Freistaat hatte der LBV das Zählwochenende der 19. "Stunde der Wintervögel" mit Spannung erwartet. "Die nun vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass einige Kurzstreckenzieher wie Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, oder Hausrotschwanz den Wetterkapriolen getrotzt haben und in ähnlicher Anzahl wie in den Vorjahren in den Gärten des Freistaats anzutreffen sind", so Angelika Nelson. Überrascht waren Vogelbeobachter und Vogelbeobachterinnen aus den Landkreisen Rosenheim, Neu-Ulm und München, als sie je ein Sommergoldhähnchen im Garten entdeckten. "Genaue Beschreibungen und Fotos, bestätigten, dass es sich um Sommergoldhähnchen und nicht um die im Aussehen sehr ähnlichen Wintergoldhähnchen handelte", so Nelson. Während das Wintergoldhähnchen die kalten Monate über in Bayern bleibt, fliegt das Sommergoldhähnchen üblicherweise in den westlichen Mittelmeerraum ab. "Beobachtungen von Kurzstreckenziehern sind schon länger kein Einzelfall mehr. Diese Entwicklung werden wir auch in den kommenden Jahren im Zusammenhang mit dem Klimawandel im Auge behalten", erklärt Nelson.

Und es gab noch mehr unerwartete Gäste: Eine Teilnehmerin im Landkreis Würzburg entdeckte vom Balkon aus, am gegenüberliegenden Baum mehrere Waldohreulen. Besonders in strengen Wintern suchen sich bis zu einem Dutzend Waldohreulen einen gemeinsamen Schlafbaum im geschützten Siedlungsraum. "Es freut uns, wenn Leute durch die Teilnahme an der Stunde der Wintervögel neue Vogelarten in der unmittelbaren Umgebung für sich entdecken. Dadurch erhöht die Aktion auch die Artenkenntnis in der Bevölkerung," so die LBV-Biologin.

Nordische Gäste in Bayern

Aufgrund eisiger Temperaturen und Schnee in Skandinavien flogen am Zählwochenende auch zahlreiche nordische Gäste an die Futterstellen in Bayern. Gimpel, Bergfinken, Kernbeißer oder Schwanzmeisen waren zum Teil in großen Trupps zu sehen und bescherten einigen Teilnehmenden ein unvergessliches Erlebnis. Wer Glück hatte, konnte sogar einen Seidenschwanz entdecken. "Sein Zugverhalten unterliegt starken Schwankungen. In manchen Wintern taucht der Seidenschwanz in großer Zahl invasionsartig in Mitteleuropa auf, in anderen Jahren bekommt man ihn hier kaum zu Gesicht", so Angelika Nelson.

Reges Treiben an den Futterstellen

Im Vergleich zum Vorjahr herrschte zur diesjährigen "Stunde der Wintervögel" ein reges Treiben in den bayerischen Gärten: Durchschnittlich konnten Vogelfreund*innen knapp über 32 Vögel (Vorjahr: 30) pro Garten zählen. "Jährliche Schwankungen in der Anzahl der Vögel sind zu erwarten. Wichtig ist aber, den langfristigen Trend im Vogelbestand im Auge zu behalten, ", sagt die LBV-Vogelexpertin. Dieser sieht leider nicht so positiv aus: Seit Beginn der Aktion nimmt die Anzahl der gemeldeten Vögel pro Garten stetig ab. Das bunte Vogel-Treiben an diesem Zählwochenende ist wohl auch auf die zahlreichen Futterstellen in den Gärten und auf den Balkonen zurückzuführen. 93 Prozent der Teilnehmenden gaben an, Vögel zu füttern. Am Futterhäuschen lassen sich Vögel besonders gut beobachten und zählen.

Regionale Unterschiede

Die meisten gefiederten Gäste zählten mit durchschnittlich 38 Vögeln pro Garten die Teilnehmenden in Niederbayern. Das liegt vermutlich daran, dass jeder sechste Teilnehmende dort an einem sehr großen Zählort mitgemacht hat. In Oberbayern hingegen ist nur ein Drittel der Zählorte sehr groß – dort wurden mit knapp unter 30 Vögeln pro Garten die wenigsten gefiederten Gäste gezählt. Schwaben, Oberpfalz und Oberfranken liegen mit 35 und 33 Vögeln pro Garten leicht über dem bayernweiten Durchschnitt. Unter- und Mittelfranken liegen mit knapp unter 32 Vögeln pro Garten etwas darunter. Weitere landkreisgenaue Ergebnisse können eingesehen werden unter www.stunde-der-wintervoegel.de.

Gesamtergebnis Bayern

An die Spitze flattert in diesem Jahr trotz seiner Abnahme in einigen Großstädten einmal mehr der Haussperling. Kohlmeise und Feldsperling folgen ihm aufs Siegertreppchen. Platz 4 holt sich die Blaumeise, noch vor der Amsel. "Die Top 5 bleibt damit unverändert zum letzten Jahr", sagt Angelika Nelson. Der Buchfink landet auf Rang 6. Die Plätze 7 und 8 belegen Grünfink und Elster. Der Erlenzeisig, der die Top 10 im vergangenen Jahr knapp verfehlt hatte, schafft es diesmal auf Rang 9. Das Rotkehlchen macht die Liste der 10 am häufigsten beobachteten Wintervögel in Bayerns Gärten komplett.

"Schulstunde der Wintervögel"

Im Rahmen der "Schulstunde der Wintervögel" zählten dieses Jahr Kinder aus 75 Schulen in 47 Gemeinden die Vögel rund um ihre Schule. "Die ,Schulstunde der Wintervögel‘ ist eine großartige Möglichkeit, um Kindern die heimischen Vogelarten näher zu bringen, und sie so zukünftig auch für ihren Schutz zu sensibilisieren", erklärt Angelika Nelson.

Die nächste Vogelzählung findet vom 9. bis 12. Mai 2024 statt. Dann rufen der LBV und sein bundesweiter Partner NABU die Menschen auf, bei der "Stunde der Gartenvögel" die Brutvögel in den Gärten und Parks zu erfassen. Auch Schule sind dann wieder eingeladen mitzuzählen.

Infos zur Aktion unter www.stunde-der-wintervoegel.de

Pressebilder unter: www.lbv.de/sdw-presse

 

Presseinformation 07-24

 

LBV: Bayern braucht dringend besseren Hochwasserschutz

 

Konsequentes Umdenken überfällig: Wasser nicht ableiten, sondern in der Fläche halten – Bayerns Bäche renaturieren

 

Hilpoltstein, 22.01.2024 – Das Winterhochwasser in weiten Teilen Deutschlands hat erneut gezeigt, welche dramatische Folgen Starkwetterereignisse haben. Da in der Klimakrise über Tage andauernde Regenfälle immer häufiger auftreten werden, muss sich auch Bayern gegen Hochwasser wappnen. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) fordert deshalb von der bayerischen Staatsregierung ein bewusstes Umdenken, um mehr Wasser in den Flächen zu halten. „Die Hochwasserproblematik in Bayern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verschärft. Doch der Freistaat setzt vorrangig auf technische Lösungen, wie den Bau von Poldern. Natürlicher Hochwasserschutz wird dagegen viel zu wenig in Betracht gezogen“, kritisiert der LBV-Geschäftsführer Helmut Beran. „Schon seit langem fordert der LBV, mindestens 10.000 Kilometer der bayerischen Bäche bis 2028 zu renaturieren. Das ist nicht nur aktive Hochwasservorsorge, sondern fördert die biologische Vielfalt und ist eine effektive Maßnahme gegen die zunehmende Trockenheit.“

Die Hochwasser-Problemlage aus Sicht des LBV: Der massive Ausbau und die umfassenden Begradigungen von Flüssen und Bächen lässt das Wasser zu schnell abfließen. Feuchtwiesen, Auen und Moore als natürliche Wasserspeicher wurden großflächig entwässert. Und die ungebremste Versiegelung von Flächen im Straßenbau und in neuen Bau- und Gewerbegebieten verhindert, dass Regenwasser im Boden versickern kann. Die aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen eine deutliche Zunahme des Flächenverbrauchs.

„Wirkungsvollste Maßnahmen im Hochwasserschutz sind die Wiedervernässung von trockengelegten Feuchtwiesen und Mooren. Diese sind unterschätze Klimaschützer, weil sie im natürlichen Zustand große Mengen an Kohlenstoff speichern“, so Beran. Gleichzeitig leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Gefährdete Arten wie Bekassine, Sonnentau und Torfmoose kommen nur intakten Mooren vor. „Wenn Bayern das Klima und somit unsere Zukunft ernsthaft schützen will, kann es nicht sein, dass im Rahmen landwirtschaftlicher Intensivierung immer noch Moore trockengelegt und Feuchtwiesen mit Drainagen entwässert werden“, betont Helmut Beran.

Natürliche Bäche: Politik muss Kommunen besser unterstützen

In Zeiten von zunehmender Trockenheit und Wasserknappheit muss Bayern aus Sicht des LBV auf natürliche Bäche setzen. „Dynamische Flüsse mit angrenzenden Auen als natürliche Überflutungsgebiete bewahren das Wasser viel länger in der Fläche als begradigte Bäche“, so Beran. Für Bayerns Bäche sind die Kommunen verantwortlich, die sich dabei aus Erfahrung des LBV oft allein gelassen fühlen. „Um die dringend notwendige Aufklärungsarbeit und die Beratung der Kommunen sicherzustellen, wird mehr Personal in den zuständigen Behörden benötigt. Auch muss die Beantragung von Fördermitteln für die Umsetzung der Maßnahmen vereinfacht werden“, fordert der LBV-Geschäftsführer.

Bayern verfehlt EU-Richtlinie

Stand jetzt wird Bayern seine gesetzlichen Verpflichtungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie deutlich verfehlen. Der Freistaat muss daher ohnehin seine Anstrengungen für die Qualität der Gewässer deutlich erhöhen. „Die Bayerischen Bäche endlich großflächig zu renaturieren und damit Klima-, Hochwasser- und Artenschutz gleichzeitig zu sichern, sollte für die Staatsregierung ein absolutes Selbstverständnis sein“, so Helmut Beran.

Kuscheltier   Mietze Katze
Foto © Marcus Bosch

Thema Artenschutz:

Soll der Wolf weiter streng geschützt werden?

Ausschnitt vom Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 8. Januar 2024, 17:15 Uhr

Die EU erwägt, den Schutzstatus für Wölfe zu senken: Wölfe könnten dann schneller abgeschossen werden. Aber ob das helfen würde, ist fraglich. Von Tina Baier Siebzehn Mal hat die Wölfin mit dem Kürzel GW3092f in Hessen zugeschlagen und vor allem Schafe und Ziegen gerissen. Ihr Partner, GW3222m, ist in Hessen dreimal als Angreifer von Nutztieren registriert. Dafür waren seine Attacken umso heftiger. Der Rüde fiel jedes Mal gleich mehrere Schafe an, manchmal bis zu zwölf an einem Tag. Das problematische Paar sprang dabei über elektrische Schutzzäune, die eigentlich als wolfssicher galten. Für Norbert Schäffer, den Vorsitzenden des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV), ist genau das der entscheidende Punkt: "Es ist für uns nachvollziehbar und akzeptabel, dass Wölfe, die mehrmals Schutzzäune überwinden und Nutztiere reißen, entnommen werden", sagt er. "Entnehmen" bedeutet in der Regel: erschießen. Der zunächst genehmigte Abschuss der beiden Wölfe in Hessen wurde aufgrund von Eilanträgen zweier Umweltverbände vorläufig gestoppt. Zur Begründung hieß es, Wölfe seien streng geschützt und dürften deshalb grundsätzlich nicht getötet werden. Norbert Schäffer weiß, dass er sich mit seiner Haltung bei vielen anderen Natur- und Tierschützern unbeliebt macht. Schäffer nimmt aber auch die Sorgen von Landwirten ernst, die wie Rhönschäfer Julian Schulz ihre Herden vorschriftsmäßig mit Abwehrzäunen schützen und trotzdem zusehen müssen, wie ihre Tiere gerissen werden. "Wir wollen einen pragmatischen und sachlichen Umgang mit dem Wolf", sagt er. Vom Vorschlag der Europäischen Kommission, die europaweit strengen Schutzregeln für Wölfe zu lockern und den Status des Wolfs von "streng geschützt" auf "geschützt" abzusenken, hält Schäffer allerdings nichts. Eine solche Änderung, die die Kommission kurz vor Weihnachten vorgeschlagen hat, würde es nämlich ermöglichen, auch Wölfe zu jagen, die noch nie in ihrem Leben ein Schaf gerissen oder auch nur eine Weide betreten haben.

Fortsetzung hier!

 
 
Ernährungssicherheit gibt es nur mit Natur- und Klimaschutz
Umweltleistungen von Landwirten müssen in Zukunft besser honoriert werden
 

 

Hilpoltstein, 12.01.2024 – Im Zusammenhang mit den anhaltenden Bauernprotesten, bei denen der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) Verständnis für die Sorgen der Bäuerinnen und Bauern hat, möchten die Artenschützer den Fokus der aktuellen Diskussionen auf die Zukunftsperspektiven der Landwirtinnen und Landwirte lenken. „In den nun dringend erforderlichen Dialogen und Programmen muss es darum gehen, dass Landwirtinnen und Landwirte in Zukunft natur- und klimaverträglich wirtschaften können. Schließlich sind sie selbst durch Überflutungen, Dürren, Erosion und Ertragsminderungen aus Mangel an Blütenbestäubern und Artenvielfalt vom Klimawandel und geschädigten Lebensräumen stark betroffen“, erklärt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Er ergänzt: „Sinnvoller als Steuerbefreiungen für Agrardiesel und Traktoren ist es, dass die Agrarpolitik Leistungen von Landwirten für den Schutz von Boden, Wasser, Artenvielfalt und Klima angemessen honoriert.“ Für eine bessere Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Betriebe steht aus Sicht des LBV der Handel in der Pflicht, höhere Preise an die Erzeuger zu bezahlen. „Bereits wenige Cent mehr pro Liter Milch würden deutlich mehr Einkommen generieren als die von der Bundesregierung geplanten Streichungen ausmachen“, so Schäffer.

Der LBV hat Verständnis für den Unmut von Bäuerinnen und Bauern wegen überbordender Bürokratie. So würde die Vereinfachung und Flexibilisierung zahlreicher Regeln auch die Motivation für freiwillige und dringend notwendige Umweltmaßnahmen erhöhen. „Deshalb setzen wir uns schon länger beim bayerischen Landwirtschaftsministerium und der Europäischen Kommission für bürokratische Vereinfachungen ein“, sagt LBV-Landwirtschaftsreferent Matthias Luy.

Im Zuge der derzeitigen Bauernproteste weist der LBV darauf hin, dass die Zukunftskommission Landwirtschaft den vom Deutschen Bauernverband mitgetragenen Weg bereits aufgezeigt hat, wie das Landwirtschafts- und Ernährungssystem in den nächsten Jahren umgebaut werden muss, um die Herausforderungen Klima- und Biodiversitätskrise, Tierwohl und Ernährungssicherheit zu bewältigen. „Als dialogorientierter Umweltverband appellieren wir deshalb an Bauernverbände und Politikerinnen und Politiker, die langfristigen Herausforderungen gemeinsam mit Umweltverbänden anzugehen“, so Norbert Schäffer.

Äußerst irritiert zeigt sich der LBV von der Aussage von Landesbäuerin Christine Singer, die beim Dreikönigstreffen der Freien Wähler sagte, dass die Lebensmittelsicherheit über Klimaschutz und Artenvielfalt stehe. Dabei sind sichere Erträge in der Landwirtschaft langfristig ohnehin nur möglich sind, wenn Wasser, Bodenleben und Insektenvielfalt in gutem ökologischem Zustand sind und das Klima weitgehend stabil bleibt. „Der Erhalt der natürlichen Produktionsgrundlagen ist die Voraussetzung für Ernährungssicherheit“, sagt Matthias Luy.
LBV

Klimaschutztipp: Klimaschutz im Auto

 

Klimaschutz im Auto scheint paradox, aber auch im Auto lässt sich der Energieverbrauch und damit der Verbrauch von Sprit (bzw. Strom im Stromer) senken. Der ADAC rät „Schalten Sie elektrische Verbraucher nur dann ein, wenn sie unbedingt benötigt werden, und schalten Sie sie aus, sobald sie ihre Schuldigkeit getan haben. Wer also die Heckscheibenheizung ausschaltet, sobald die Scheibe frei ist, oder die Sitzheizung nicht während der ganzen Fahrt laufen lässt, schont Tankinhalt und Geldbeutel.“ Da man in der kalten Jahreszeit im Auto meist warm gekleidet sitzt, lohnt es sich auch, die Innenraumheizung allenfalls auf niedriger Stufe laufen zu lassen. Aus Sicherheitsgründen keinesfalls mit Strom geizen sollte man hingegen bei jenen elektrischen Verbrauchern, die die eigene Sicherheit betreffen, etwa bei der Beleuchtung. Details dazu findet Ihr hier.

Warum ist dieser Tipp sinnvoll? Freilich ist es besser, das Fahrrad oder Öffis zu nehmen. Viele von Euch haben wie ich aus Überzeugung kein Auto und in der Stadt lebt es sich erfahrungsgemäß ohne Auto deutlich besser als viele denken. In der Stadt ist das Auto für die meisten unnötig, aber das ist nur eine Seite der Medaille. Als auf dem Land Aufgewachsener weiß ich, dass dort ein eigenes Auto bislang für viele unverzichtbar ist, In meinem Heimatdorf gibt es weder Einkaufsmöglichkeiten noch Ämter und auch kaum Arbeitsplätze. Solange es kaum Öffis-Verbindungen gibt, ist für solche Betroffene der Rat, auf Öffis und Fahrrad umzusteigen, nicht hilfreich. Daher, aber auch für Fälle, in denen das Auto unnötig verwendet wird, sind aus meiner Sicht Klimaschutzmaßnahmen beim Autofahrenim Sinne der Nachhaltigkeit zielführend.

 

 
 
Bayern hat keine Lösung für den Flächenfraß
Trotz Gerichtsurteil will der Freistaat im Bundesrat eine Verlängerung des Beschleunigungsparagrafen 13b erreichen
 

 

Hilpoltstein, 22.11.2023 – Obwohl im Sommer ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ein Gesetz der Bundesregierung zum beschleunigten Bauen als nicht mit EU-Recht vereinbar sah, will Bayern mit einem Antrag im Bundesrat erreichen, dass bis Ende 2028 in großem Umfang auf der grünen Wiese gebaut werden kann. "Mit diesem Antrag lässt Bayern jegliche ernsthaften Bemühungen zum Flächensparen vermissen. Der Flächenfraß im Freistaat ist seit Jahren konstant hoch und mit dieser Initiative wird er weiter angeheizt", kritisiert LBV-Geschäftsführer Helmut Beran die Pläne der Staatsregierung. Das Gerichtsurteil hatte die fehlende Umweltprüfung bemängelt und hatte damit erhebliche Auswirkungen für die Kommunen in Bayern. Denn Bebauungspläne, die nach dem "Beschleunigunsgparagrafen" 13b des Baugesetzbuches innerhalb des letzten Jahres beschlossen wurden, sind unwirksam. Laufende Vorhaben müssen in ein Regelverfahren geändert werden.

Bisher ist der Paragraf 13b befristet und würde Ende 2024 auslaufen. Sollte der Antrag der Staatsregierung von Bundesrat und Bundestag beschlossen werden, könnten Neubaugebiete am Ortsrand mindestens noch fünf weitere Jahre bis 31. Dezember 2028 beschleunigt ausgewiesen werden. "Mit diesem Bundesrats-Antrag zeigt die Staatsregierung, dass sie kein ernsthaftes Interesse hat, aktiv gegen den Flächenfraß vorzugehen. Stattdessen greift die Staatsregierung im Koalitionsvertrag zu Rechentricks, um den wirklichen Flächenverbrauch zukünftig kleinzurechnen," kritisiert Helmut Beran.

Der LBV sieht den Paragrafen 13b des Baugesetzbuches äußerst umstritten. Denn neben der fehlenden Umweltprüfung entfällt bei diesen Verfahren insbesondere die Verpflichtung zu einem naturschutzfachlichen Ausgleich des Eingriffs. "Geht es nach dem Willen der Bayerischen Staatsregierung soll weiterhin die gesetzliche Eingriffsregelung außer Kraft gesetzt bleiben und die Öffentlichkeit nur noch einmal im Verfahren beteiligt werden", so der LBV-Geschäftsführer. Die Umweltprüfung hingegen muss aufgrund des Gerichtsurteils nun nach einem Regelverfahren erfolgen.

Gegen den Antrag der Bayerischen Staatsregierung spricht außerdem eine Studie des Umweltbundesamtes von 2020, die belegt, dass der "Beschleunigungsparagraf" das Ziel der Schaffung von Wohnraum klar verfehlt hat. Die Studienergebnisse zeigen, dass Ballungsräume durch den Paragrafen 13b nicht entlastet wurden, dafür aber vor allem in ländlichen Gemeinden unter 5.000 Einwohnern in großem Umfang von der Beschleunigung Gebrauch gemacht wurde. Die Folge: flächenintensive Einfamiliensiedlungen auf der grünen Wiese. "Dieses Gesetz ist nachweislich ein Flächenfraß-Booster, der Natur und Landschaft zerstört und keinen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot liefert", sagt Beran.

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