Hilpoltstein/München 31.10.2024 – Weiterhin sterben in Bayern regelmäßig streng geschützte Vogelarten an den Folgen von Vergiftungen. Das
bestätigen jüngst die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung von drei Tieren. Bei einem Rotmilan im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und einem Mäusebussard aus dem Landkreis Pfaffenhof wurde das seit 2007 in der EU
verbotene Insektizid Carbofuran nachgewiesen. „Wir gehen in solchen Fällen davon aus, dass die Täter vorsätzlich handeln und weisen einmal mehr
darauf hin: Das illegale Töten geschützter Tierarten ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine ernstzunehmende Straftat, die nicht folgenlos bleiben
darf. Wir bringen jeden dieser Fälle zur Anzeige“, erklärt Dr. Andreas von Lindeiner, Landesfachbeauftragter für Naturschutz beim bayerischen
Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). In einem weiteren Fall aus dem Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim konnte bei
einem Weißstorch nachgewiesen werden, dass er an dem Wirkstoff Ibuprofen starb. Wahrscheinlich hatte er das Medikament auf einer Mülldeponie
gefressen.
Bereits im Mai wurde ein Rotmilan in der Nähe von Lipprichhausen im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim tot aufgefunden. Dieser Vogel gehörte
zum EU-LIFE-Projekt EUROKITE, das dem Schutz des Rotmilans dient. Im Rahmen dieses Projekts wurden Rotmilane mit GPS-Sendern ausgestattet, um durch
ein lückenloses Monitoring Aufschluss über die häufigsten Todesursachen dieser geschützten Art zu gewinnen. Als der Sender des Vogels über längere
Zeit keine Bewegung mehr meldete, wurde eine Projektmitarbeiterin zur Fundstelle geschickt. Vor Ort entdeckte sie den Rotmilan tot, mit
Fleischresten im Schnabel. Die anschließenden Untersuchungen ergaben: Der Rotmilan war mit Carbofuran vergiftet worden, einem hochtoxischen, in der
EU seit Jahren verbotenen Kontaktgift, das sowohl für Vögel als auch für Menschen gefährlich ist. „Besonders alarmierend ist, dass der Landkreis
Neustadt/Aisch-Bad Windsheim seit mehreren Jahren als Brennpunkt für derartige Straftaten bekannt ist. So wurde erst im Sommer 2023 ein Uhu in der
Nähe von Schauerheim vergiftet aufgefunden“, erklärt
Andreas von Lindeiner.
Doch das Problem greift auch in anderen Teilen Bayerns um sich: Im August wurde in Oberbayern bei Baar-Ebenhausen im Landkreis Pfaffenhofen an der
Ilm ein weiterer toter Greifvogel, diesmal ein Mäusebussard, entdeckt. Auch bei diesem Tier konnte eine Vergiftung mit Carbofuran zweifelsfrei
nachgewiesen werden. In der Nähe des Bussards fand man zudem drei tote Haustauben, die offenbar als Köder ausgelegt worden waren.
Die Aufklärung solcher illegaler Wildtiertötungen ist schwierig, deshalb hoffen der LBV und die GLUS auf Hinweise aus der Bevölkerung. „Wer draußen
unterwegs ist und einen toten Wildvogel oder Köder findet, sollte unbedingt die zuständige Polizeiinspektion informieren und uns
über
www.tatort-natur.de Hinweise geben“, sagt
Franziska Baur, GLUS-Fachreferentin
für Naturschutz.
In einigen Fällen, wie etwa einem weiteren aktuellen Fall im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, gehen der LBV und die Gregor Louisoder
Umweltstiftung (GLUS) nicht von vorsätzlichem Handeln aus. So wurde bei einem dort tot aufgefundenen Weißstorch nachgewiesen, dass er an dem
Wirkstoff Ibuprofen verendete, der wohl ein Nierenversagen verursachte. Vermutlich hatte das Tier Medikamentenreste auf eine Mülldeponie in der
Nähe gefressen. „Viele Menschen entsorgen ihre Medikamente vorschriftsgemäß im Hausmüll und folgen damit den Empfehlungen ihrer Kommunen. Umso
tragischer ist es, wenn durch dieses vermeintlich korrekte Verhalten Wildtiere sterben“, so
Andreas von Lindeiner vom LBV.